Dr. Daniel Staffel 2 – Arztroman. Marie Francoise

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Dr. Daniel Staffel 2 – Arztroman - Marie Francoise Dr. Daniel Staffel

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der Fünfzehnjährigen. »Hör zu, Carmen, dein Vati hatte heute einen ganz schweren Unfall.«

      Carmen erschrak und sah den Arzt mit weit aufgerissenen Augen an. »Ist er… verletzt?« In diesem Augenblick wirkte sie wie ein kleines Kind.

      Sanft streichelte Dr. Daniel über ihr dichtes schwarzes Haar. »Es ist sehr viel schlimmer, Carmen. « Er atmete tief durch, weil es ihm so entsetzlich schwerfiel, diesem unschuldigen Kind eine so schreckliche Wahrheit zu gestehen. »Du mußt jetzt sehr tapfer sein, Carmen. Dein Vati… wird nicht mehr heimkommen.«

      Carmen zuckte wie unter einem Schlag zusammen, dann schüttelte sie den Kopf.

      »Nein! Mein Vati ist nicht tot! Das sagen Sie nur so! In einer Stunde wird mein Vati heimkommen, und alles wird wieder sein wie immer!« Ihre Stimme überschlug sich dabei fast, dann begann sie plötzlich zu weinen und zu schreien.

      Dr. Daniel wollte das Mädchen tröstend in die Arme nehmen, doch sie stieß ihn zurück. Im selben Moment öffnete sich die Tür, und Dr. Metzler trat herein.

      »Ich dachte, du könntest vielleicht meine Hilfe brauchen«, erklärte er, während er seine Bereitschaftstasche öffnete.

      »Du kommst wirklich wie gerufen«, gab Dr. Daniel zu, dann versuchte er erneut, das wild um sich schlagende Mädchen in seine Arme zu ziehen, und diesmal gelang es ihm. Carmen wehrte sich heftig, doch Dr. Daniel wußte, daß es für sie im Augenblick keine andere Möglichkeit gab, um mit diesem entsetzlichen Schmerz fertig zu werden.

      »Halt sie gut fest«, erklärte Dr. Metzler, während er mit einer vorbereiteten Injektion nähertrat.

      »Dr. Metzler wird dir jetzt eine Spritze geben«, flüsterte Dr. Daniel dem heftig schluchzenden Mädchen zu. »Danach fühlst du dich ein bißchen besser.«

      »Nicht erschrecken, Kleines, jetzt piekst es ein bißchen«, warnte Dr. Metzler, bevor er die Nadel in den Muskel stach.

      »Au!« wimmerte Carmen, obwohl sie den Einstich kaum gespürt haben konnte.

      »Ist ja schon vorbei«, erklärte Dr. Metzler beruhigend. »Du wirst wahrscheinlich gleich sehr müde werden.«

      Noch während er sprach, bemerkte Dr. Daniel, wie Carmens Widerstand erlahmte. Sie weinte nur noch leise vor sich hin und schlief schließlich in seinen Armen ein.

      »Armes Kind«, murmelte er.

      Dr. Metzler nickte. »Ich weiß, was sie jetzt durchmacht. Ich war genauso alt wie sie, als mein Vater starb, und ich hatte wenigstens noch meine Mutter und meine beiden Schwestern. Aber auf sie wartet das Waisenhaus.«

      Heftig schüttelte Dr. Daniel den Kopf. »Auf gar keinen Fall! Ich lasse nicht zu, daß Carmen in ein Heim kommt. Dazu habe ich ihren Vater zu gut gekannt.«

      »Und was willst du tun?« fragte Dr. Metzler.

      Im selben Moment faßte Dr. Daniel einen Entschluß. »Ich nehme sie zu mir.«

      *

      Dr. Daniel war kaum zu Hause, als das Telefon klingelte. Atemlos meldete er sich.

      »Thiersch!« antwortete die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Von wo habe ich Sie jetzt hergehetzt?«

      Es erstaunte Dr. Daniel, daß der Professor sich zu einer solchen Frage hinreißen ließ.

      »Es hat heute im hiesigen Chemiewerk einen tragischen Unfall gegeben«, erzählte er sofort, weil ihn die Ereignisse noch immer sehr stark beschäftigten. »Der Vater eines fünfzehnjährigen Mädchens ist tödlich verunglückt. Ich habe die Kleine gerade zu mir geholt.«

      »Schlimme Geschichte«, meinte Professor Thiersch in einem für ihn untypischen sanften Ton. Er zögerte kurz. »Wenn Sie sich jetzt nicht in der Lage fühlen, um über eine Patientin zu sprechen, rufe ich morgen noch mal an.«

      »Das ist nicht nötig, Herr Professor«, wehrte Dr. Daniel ab. »Carmen hat eine Beruhigungsspritze bekommen und schläft jetzt.« Er schwieg einen Moment. »Ich nehme an, es geht um Frau Schalk.«

      »Richtig. Bis Ende der Woche werden mir alle Untersuchungsergebnisse vorliegen. Ich will im Moment nur wissen, wie es bei der Patientin zu dieser panischen Krebs-angst kommen konnte.«

      Dr. Daniel seufzte. »Das ist leicht zu erklären, Herr Professor. Frau Schalk war bei Dr. Gerber, bevor sie zu mir kam. Und er hat nach einer Ultraschallaufnahme und einer normalen gynäkologischen Untersuchung behauptet, sie wäre unheilbar an Krebs erkrankt.«

      »Das ist unerhört!« brüllte Professor Thiersch ins Telefon. »Wann wird diesem Kurpfuscher endlich das Handwerk gelegt?«

      »Wenn man ihm endlich etwas beweisen könnte«, erklärte Dr. Daniel. »Im Fall von Frau Schalk kann er einfach alles abstreiten. Es ist also unsinnig, ihn anzuzeigen.«

      »Ich weiß«, knurrte der Professor. »Also, Daniel, ich melde mich, sobald ich die Untersuchungsergebnisse vorliegen habe.« Er zögerte. »Und unter uns gesagt – ich halte Krebs durchaus für möglich.«

      *

      Die folgenden Tage wurden zu einer wahren Zerreißprobe für Dr. Daniel. Es war nicht allein die Sorge um Cornelia Schalk, sondern vor allem auch die Angst um Carmen Brück, die ihn bewegte. Das junge Mädchen hielt sich fast ausschließlich in dem Zimmer auf, in das Dr. Daniel sie am ersten Abend gebracht hatte. Es war früher Karinas Zimmer gewesen, und Dr. Daniel hoffte, daß der Jungmädchencharakter des Raumes dafür sorgen würde, daß sich Carmen einigermaßen wohl fühlen würde.

      Nach fast einer Woche schien sich Carmen langsam zu beruhigen. Die fremde und doch sehr anheimelnde Atmosphäre in der Villa, die Ruhe und Sicherheit von Dr. Daniel und vor allem auch die mütterliche Herzlichkeit, die seine Schwester Irene ihr angedeihen ließ, taten Carmen sichtlich gut.

      Irene war noch am Abend des Unglücks von ihrem Bruder informiert worden und hatte sofort die Rückreise von Kiel nach Steinhausen angetreten.

      »Herr Dr. Daniel, haben Sie ein bißchen Zeit für mich?«

      Die Mädchenstimme riß ihn aus seinen Gedanken. Rasch stand er auf und kam Carmen entgegen. Es war das erste Mal, daß sie ihr Zimmer verlassen hatte und ins Wohnzimmer heruntergekommen war.

      Mit einer väterlichen Geste legte Dr. Daniel einen Arm um die schmalen Schultern des Mädchens und geleitete es fürsorglich zum Sofa.

      »Setz dich, Carmen«, bat er, dann nahm auch er Platz und griff nach ihrer Hand. »Was hast du auf dem Herzen, mein Kind?«

      In Carmens Gesicht zuckte es. Sie war offensichtlich schon wieder den Tränen nahe.

      »Ich… ich habe keine Eltern mehr«, brachte sie mühsam hervor. »Und ich bin noch nicht volljährig. Muß ich jetzt… ins Heim?«

      Dr. Daniel schüttelte den Kopf. »Ich weiß von deinem Vater, daß du keine Verwandtschaft hast, deshalb habe ich schon einen Antrag beim Jugendamt gestellt, damit ich das Sorgerecht für dich bekomme.«

      Ein glückliches Leuchten huschte über Carmens blasses Gesichtchen. »Heißt das… ich darf hierbleiben?«

      »Wenn meinem Antrag stattgegeben wird – ja. Und ich

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