Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman - Patricia Vandenberg Im Sonnenwinkel Staffel

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sie nun wieder zu ihren Eltern?«, fragte Hannes, ebenfalls bedrückt. Mit Ullas Elternhaus klappte es nicht so recht. Henrikes Schulfreundin tat ihm auch leid. Er mochte sie gern, und sie waren oft beisammen, seit sie von den Riedings aufgenommen worden war, als ihre Großmutter ins Krankenhaus gebracht werden musste, bei der Ulla lebte.

      »Unsere Omi stirbt aber nicht«, wisperte Bambi. Ängstlich klammerte sie sich an ihre Mami. »Nicht wahr, Mamichen, ihr geht es gut?«

      »Wir könnten ruhig öfter anrufen, wo wir das Telefon haben«, meinte Hannes.

      Obgleich sie die alte Frau Lamprecht nie kennengelernt hatten, herrschte jetzt eine trübselige Stimmung. Der Tod war etwas, an das die Kinder ungern erinnert werden wollten.

      Inge führte ein langes Telefongespräch mit ihren Eltern und erkundigte sich eingehend nach ihrem Befinden, und auch die Kinder drängten sich heute danach, mit ihnen zu sprechen.

      »Omi geht es gut, aber Opi ist erkältet«, sagte Bambi betrübt. »Aber doch nicht schlimm, Mami?«

      »Nein, nicht schlimm. Einen Schnupfen hat doch jeder mal. Außerdem kommen sie nun bald zu Besuch.«

      »Mir wär’s aber lieber, wenn sie nicht so weit weg wohnten«, flüsterte Bambi.

      Mir auch, dachte Inge. Vielleicht können sie sich doch entschließen, hierher zu ziehen, wenn die Häuser erst fertig sind. Aber sie wollte der Entscheidung ihrer Eltern nicht vorgreifen, und deshalb schnitt sie dieses Thema lieber nicht an.

      *

      »Da drüben tut sich gar nichts«, erklärte Dirk, der unverwandt, in den Nachbargarten lugte. »Man hört auch nichts. Das ist vielleicht eine triste Familie.«

      »Die haben sicher ’nen strengen Vater«, überlegte Claas. »Wenn er schon Professor ist. Die haben doch sicher alle einen Tick. Man muss auch einen haben, wenn man in solche Gegend zieht«, fügte er mürrisch hinzu.

      »Muni hat keinen Tick«, widersprach Dirk. »Sie braucht Luftveränderung, hat Nonna gesagt. Nörgeln wir lieber nicht. Früher, wenn sie dauernd unterwegs war, hat es uns auch nicht gepasst. Nun haben wir sie mal für uns.«

      »Aber Vati ist nicht da, und bestimmt kommt der Hessler auch bald wieder angerauscht. Ich kann ihn nicht leiden.«

      »Ich auch nicht und Vati auch nicht. Nun steht sein Bild übrigens wieder auf dem Flügel.« Er seufzte schwer. »Wenn wir doch wenigstens Telefon hätten, dass wir ihn mal anrufen könnten.«

      »Muni will keins. Sie will ihre Ruhe haben«, murmelte Claas in sich hinein. »Aber nebenan haben sie eins. Ob sie uns mal telefonieren lassen, Dirk?«

      »Bei Ferngesprächen weiß man ja nie, was sie kosten«, überlegte der andere. »Wir kennen die Auerbachs außerdem noch gar nicht.«

      »Wir können uns doch bekannt machen, und bezahlen können wir das Gespräch auch. Vati wird sicher wissen wollen, ob wir gut angekommen sind. Gucken wir mal, ob wir den Hannes jetzt treffen.«

      Sie hatten Glück, denn Hannes war es zu langweilig geworden. Mami und Henrike sprachen nur über Ulla und was nun mit ihr werden sollte. Richtig traurig war das, aber ändern konnte man doch nichts daran.

      In seinen Augen blitzte es auf, als er die Zwillinge gewahrte. »Da seid ihr ja«, begrüßte er sie ungeniert, dann grinste er verlegen. Ulkig war es schon, die doppelte Ausführung eines Jungen vor sich zu sehen, ohne es zu wissen, wer nun welcher war. Er war schon sehr gespannt, was die Lehrer und Klassenkameraden dazu sagen würden.

      Er überlegte, woran man sie vielleicht erkennen könnte, wenn sie ganz gleich angezogen waren wie heute. Aber es fiel ihm nicht der geringste Unterschied auf.

      »Wann kommt ihr denn zur Schule?«, erkundigte er sich.

      Sie zuckten die Schultern. Auch das sah ganz gleich aus. »Wenn wir müssen«, erwiderten sie gleichzeitig.

      Claas druckste herum. »Könnten wir bei euch mal telefonieren?«, brachte er schließlich heraus.

      »Klar könnt ihr«, versicherte Hannes.

      »Auch nach Bremen? Wir zahlen’s auch«, meinte Dirk kleinlaut.

      »Mami ist nicht so, und Papi merkt es sowieso nicht, wenn er arbeitet. Kommt nur rein.«

      So sah sich Inge Auerbach plötzlich mit dem doppelten Dirk oder dem doppelten Claas, wie man es nehmen wollte, konfrontiert und sah die beiden irritiert an.

      »Und wie hält man euch auseinander?«, scherzte sie.

      »Muni und Nonna können es. Und Vati natürlich auch. Ich verrate es Ihnen, wenn wir unseren Vati mal anrufen dürfen«, flüsterte Dirk.

      Er legte einen zerknüllten Zwan­zig­euroschein auf den Tisch. »Dafür«, brummte er.

      »Um Himmels willen, so viel wird es doch nicht kosten«, lächelte Inge. »Steck es nur wieder ein.«

      »Aber es ist nach Bremen«, kam Claas seinem Bruder zu Hilfe. »Das kostet allerhand.«

      »Nach sieben ist es billiger«, meinte Inge. »Ihr könnt ja noch mal wiederkommen.«

      Sie wurden beide rot. »Dann merkt es Muni und erlaubt es uns sicher nicht. Sie hat es nicht gern, wenn wir andere Leute belästigen. Aber wir haben kein Telefon und kriegen auch keins.«

      »Und dann kann Vati auch nicht anrufen.«

      »Dann ruft nur an«, erwiderte sie gedankenvoll und überlegte dabei, warum ihre Mutter wohl nicht wissen sollte, dass sie ihren Vater anriefen.

      Anfangs konnten sie sich nicht einig werden, wer zuerst mit ihm sprechen sollte, aber mit Rücksicht auf die freundliche Hausfrau kam es zu keiner Auseinandersetzung. Dem eine Viertelstunde älteren Dirk wurde der Vortritt gelassen.

      Inge fing ein paar Worte auf. Laut und drängend genug wurden sie ja gesagt. »Du musst aber bald kommen, Vati – ja, du musst bald kommen«, rief auch Claas ins Telefon. »Hast du denn nie mal Zeit, wenn Muni Zeit hat? – Nein, wir haben kein Telefon – wir sind bei Auerbachs. Sie sind sehr nett.«

      Dirk kam in die Küche gerannt. »Vati fragt, ob er ab und zu mal bei Ihnen anrufen darf!«, stieß er atemlos hervor.

      »Gern«, erwiderte Inge, dann hörte sie, wie sie aufgeregt die Nummer durchsagten. »Tschüs, Vati, vergiss uns nicht. Schreiben kannst du ja auch mal.« Dann war das Gespräch beendet.

      Nun bedankten sie sich höflich. »Vati bezahlt die Telefonrechnung«, murmelte Dirk.

      »Wir werden es schon noch verkraften«, lächelte Inge. »Sagt ihr mir nun auch, wie ich euch unterscheiden kann?«

      »Ich habe einen ganz kleinen Leberfleck am linken Ohr«, flüsterte Dirk. »Nochmals vielen Dank.«

      Sie fragte, ob sie nicht ein Stück Kuchen essen wollten, aber Hannes mischte sich hastig ein. »Das können wir nachher! Wir wollen jetzt erst mal zur Baustelle gehen.«

      *

      Arnold Ullrich ließ seine Hand

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