Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman - Patricia Vandenberg Im Sonnenwinkel Staffel

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sie nette Nachbarn hatten. Wer erlaubte Kindern denn heutzutage schon, von einem Privatapparat ein Ferngespräch zu führen?

      Da habe ich nun zwei prächtige Söhne, dachte er weiter, und eine Schwiegermutter, wie sie wahrhaftig nicht jedem Mann beschert wird. Nur meine Frau will nichts mehr von mir wissen. Ob Georgia denn nicht mal darüber nachdachte, wie weh sie ihm damit tat?

      Er konnte eben seine Gefühle nicht so zeigen, und er konnte auch nicht so um sie herumscharwenzeln wie dieser Frank Hessler. Seit der in Erscheinung getreten war, hatte alles überhaupt erst angefangen. Diese ständige Hetzerei von Oper zu Oper, von Konzert zu Konzert, als ob Georgia das nötig hatte. Sie sollte zu ihrem Vergnügen singen, soviel sie wollte. Er liebte ihre Stimme, aber schließlich hatte sie auch einen Mann und zwei Kinder, die sie brauchten. Und ein wunderschönes Haus hatte er ihr bauen lassen. Nun war es öde und erdrückend still, und er kam sich entsetzlich einsam darin vor.

      Kurz entschlossen nahm er den Hörer wieder auf, um eine Nummer zu wählen. »Hören Sie, Becker«, sagte er, als der Teilnehmer sich meldete, »disponieren Sie so, dass ich nächste Woche für einige Zeit verreisen kann. Für wie lange? Ich weiß es noch nicht. Nein, sonst nichts.«

      Diesmal fiel der Hörer hart auf die Gabel. Arnold Ullrich sprang auf und lief mit großen Schritten durch das Zimmer. Laut führte er ein Selbstgespräch.

      »Auf meine Söhne werde ich nicht verzichten, Georgia«, sagte er grimmig. »Ich werde es dir schon klarmachen. Entweder – oder. Meine Schuld ist es nicht, wenn unsere Ehe in die Brüche geht.«

      Aber dann sank er wieder in seinen Sessel zurück, und sein Kopf fiel auf seine Hände. Ein schmerzliches Stöhnen kam über seine Lippen.

      »Herrgott, ich liebe dich doch! Wie kannst du das nur vergessen?« Blicklos starrte er das Bild seiner schönen Frau an, deren betörende Augen zu leben schienen.

      *

      Von diesen Augen wurde sogar Werner Auerbach beeindruckt, und zwar in Natur, als er seinen abendlichen Spaziergang durch den Garten machte.

      Hier werden wir Heckenrosen pflanzen, hatte er gerade überlegt, als er Georgia Minetti bemerkte.

      Natürlich hatte er ihren Namen und auch ihre Stimme auf Schallplatten und im Radio schon gehört. Gesehen hatte er sie noch nie, und so hatte er sich die berühmte »Carmen« auch nicht vorgestellt, sofern er überhaupt eine Vorstellung hatte.

      Schlank und von exotischer Schönheit stand sie plötzlich vor ihm und war ebenso erschrocken wie er. Ihre langen Wimpern senkten sich, dann legte sich ein flüchtiges Lächeln um ihren schöngeschnittenen vollen Mund.

      Er machte eine leichte Verbeugung und murmelte seinen Namen.

      Wie ein nüchterner Wissenschaftler sieht er bei Gott nicht aus, dachte Georgia. Und wie der Vater von vier Kindern schon gar nicht. Dass die Auerbachs vier Kinder hatten, hatte sie inzwischen von den Zwillingen erfahren, die ihn aber selbst noch nicht zu Gesicht bekommen hatten und nur zu berichten wussten, dass es einen wunderbaren Kuchen bei Frau Auerbach gegeben hätte.

      »Ich bin Georgia Minetti – oder Ullrich, wie Sie wollen«, sagte sie leicht verlegen, und eingedenk des Versprechens, das sie Dirk und Claas nach dem Abendessen gegeben hatte. Sie genierten sich eben, wenn sie sich Minetti nannte.

      »Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen, gnädige Frau«, sagte Werner Auerbach stockend. »Oh, da kommt auch meine Frau.«

      Er schien sichtlich erleichtert, und Georgia fragte sich, ob dies wohl eine eifersüchtige Frau sei. Aber dann war sie von Inge Auerbachs ungezwungener Natürlichkeit sehr angetan.

      Sich angeregt unterhaltend, gingen sie, durch den Zaun getrennt, zum See hinunter. An diesem konnte man ohne künstliche Hindernisse entlangwandern.

      »Hoffentlich bietet Ihr köstlicher Kuchen meinen Söhnen nicht den Anreiz, Ihnen nun ständig das Haus einzurennen, Frau Auerbach«, bemerkte Georgia lächelnd.

      »Sie sind uns immer willkommen«, erwiderte Inge. »Hannes ist rein närrisch, dass er nun endlich gleichaltrige Spielkameraden hat. Es trifft sich ja auch glücklich, dass sie in eine Klasse kommen werden. Hoffentlich ist das für unseren faulen Sohn ein Ansporn.«

      »Da werden Sie wohl enttäuscht werden«, lächelte ­Georgia. »Ehrgeizig sind die Zwillinge auch nicht. Der Schulweg ist ja ein bisschen umständlich. Vielleicht können wir sie umschichtig hinfahren und abholen.«

      »Unsere Ricky fährt ja ohnehin«, meinte Werner Auerbach zuvorkommend. »Wenn sie eng zusammenrücken, haben die Jungen schon Platz in ihrem Wagen. Kritisch wird es erst, wenn Ricky mit der Schule fertig ist. Aber bis dahin hat es ja noch Zeit.«

      Wie redselig Werner plötzlich sein kann, dachte Inge belustigt. Und als sie sich dann eine halbe Stunde später trennten, blickte er Georgia Minetti sogar nach.

      »Na, du bist ja mächtig beeindruckt«, scherzte sie. »Hoffentlich gerätst du nicht auf Abwege.«

      »Was du gleich denkst«, brummte er. »Sie ist eine charmante Frau ohne Allüren. Ich habe mir Sängerinnen immer viel exzentrischer vorgestellt.«

      Vielleicht hat sie sich von ihrer besten Seite gezeigt, ging es Inge durch den Sinn, und eine leise Eifersucht keimte in ihr empor.

      Immerhin konnte Werner sich noch immer sehen lassen. Ja, ausnehmend gut sah er eigentlich aus, stellte sie plötzlich fest. Und in einem gefährlichen Alter war er außerdem.

      »Warum bist du nur so schweigsam?«, fragte er, seine Hand unter ihren Arm schiebend.

      »Ich überlege, wieso du so redselig warst«, gab sie schlagfertig zurück.

      Er sah sie konsterniert an und lachte. »Jetzt fehlt nur noch, dass du eifersüchtig wirst, Ingelein«, scherzte er.

      »Und wenn ich es wäre?«, gab sie rasch zurück.

      »Da kann ich wirklich nur lachen. Als hättest du jemals Grund dazu gehabt.«

      »In der Vergangenheit nicht – aber in der Zukunft? Weiß man es?«

      Er legte den Arm um ihre Schultern und ließ seine Finger durch ihr Haar gleiten.

      »Mussten wir uns dazu am Ende der Welt ansiedeln?«, fragte er leise.

      »Im Paradies hat es die erste Schlange gegeben«, entfuhr es ihr.

      »Nun mach aber ’nen Punkt! Was sollte ich denn mit so einer Frau anfangen, mein Schatz? Aber ernsthaft, Inge, ihr Mann ist bestimmt nicht zu beneiden. Eine Frau, der alle Männer zu Füßen liegen, ist kein Idealfall.«

      »Woher willst du das wissen, dass ihr alle zu Füßen liegen? Und schließt du dich auch ein?«, fragte sie heftig.

      Er seufzte tief. »Heute sage ich aber auch alles verkehrt. Genügt es dir, wenn ich dir versichere, dass du die schönste und begehrenswerteste Frau der Welt für mich bist?«

      »Ich komme mir ganz hausbacken neben ihr vor«, bekannte sie kleinlaut.

      »Nur, weil sie die Minetti ist? Hättest du dir über eine schlichte Frau Ullrich auch solche Gedanken gemacht?«

      Sie überlegte ein paar Minuten. »Nehmen wir mal an, ich wäre

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