Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman - Patricia Vandenberg Im Sonnenwinkel Staffel

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dich doch.«

      »Ulla ist fort – und mein Wagen auch«, erwiderte Ricky stockend. »Träume ich, Fabian?«

      »Jedenfalls bist du hier«, flüsterte er. »Und wenn du wieder klar denken kannst, werden wir auch vernünftig miteinander sprechen können.«

      »Daheim werden sie auf mich warten«, schluchzte sie. »Oh, Fabian, ich mache dir nichts als Scherereien, aber ich wusste einfach nicht, was ich zuerst tun sollte.«

      »Du hast genau das Richtige getan, mein kleines Mädchen«, sagte er zärtlich, und dann küsste er sie, wie er sie noch nie geküsst hatte. Sie gehörten zusammen, und sie wussten es beide in diesem Augenblick.

      Ein Hauch von Glück mischte sich in den Schmerz, der sie bewegte, und sie fühlte, dass ihr ganzes Herz ihm gehörte.

      »Na, dann«, sagte drinnen Notar Dr. Rückert, »was uns auch noch bevorstehen wird, unsere Schwiegertochter kennen wir nun ja. Daran gibt’s nichts mehr zu rütteln.«

      »Wer würde das wollen«, meinte seine Frau.

      »Ich bestimmt nicht«, sagte Stella und zerdrückte ein paar Tränen. »Ach, so was möchte ich auch mal erleben.«

      »Lass dir Zeit, mein Herzblatt«, sagte ihr Vater. »Drück die Schulbank nur noch recht lange, damit du uns wenigstens erhalten bleibst.«

      »Dann bist du mir auch nicht böse, dass ich in Latein wieder eine Fünf geschrieben habe?«, nutzte sie seine rührselige Stimmung aus.

      »Hauptsache, du bist gesund«, brummte er.

      Ein Gutes hatte dieser dramatische Zwischenfall also. Stella küsste ihren Paps stürmisch, und ihre Mama bekam auch noch etwas davon ab.

      Und dann, wieder einigermaßen ruhig geworden, erzählte Ricky.

      Eines stand schließlich fest. Conny von Rosch hatte Henrikes Autoschlüssel einfach an sich genommen und war mit dem Wagen weggefahren. Es erschien wie eine bodenlose Frechheit, aber es steckte noch mehr dahinter. Er rechnete sich aus, dass Henrike nichts gegen ihn unternehmen würde, um Fabian Rückert aus dem Spiel zu lassen. Es war seine Art der Rache, weil sie ihn links liegen ließ. Skrupel kannte er nicht. Solche Entgleisungen der Brüder von Rosch waren schließlich immer als Dummejungenstreiche vertuscht worden. Er hatte ja auch nicht die Absicht, den Wagen zu stehlen, er wollte Henrike nur ärgern und erschrecken, und er wollte auch Fabian Rückert herausfordern.

      Doch es sollte anders kommen. Zwei Stunden später erfuhren sie, dass Conny von Rosch mit Henrikes Wagen einen schweren Autounfall verursacht hatte, bei dem der entgegenkommende Wagen schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde und der Fahrer schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden musste. Conny von Rosch war tot und Henrikes Wagen schrottreif.

      Fabian hatte es im Polizeirevier erfahren, wo er den Vorfall gemeldet hatte. Werner Auerbach kam zum zweiten Mal in die Stadt, diesmal um seine völlig aufgelöste Tochter heimzuholen. Es war wohl der kummervollste Tag in ihrem jungen Leben, denn auch Ulla war noch nicht wieder aufgetaucht.

      Ein Unglück kommt selten allein, wie wahr erwies sich diese Volksweisheit. Henrike fieberte, als sie daheim anlangte. Inge steckte sie gleich ins Bett. Hannes und Bambi schlichen betrübt durch das Haus, und auch nebenan bei den Ullrichs herrschte eine deprimierte Stimmung.

      In der Stadt gab es kein anderes Gesprächsthema. Man war von den Roschs zwar allerlei gewohnt im Laufe der Jahre, aber das setzte doch allem die Krone auf. Diesmal konnte sich Conny von Rosch nicht damit rechtfertigen, dass es ein Lausbubenstreich gewesen war. Er war tot, und im Krankenhaus kämpften die Ärzte um das Leben eines anderen jungen Mannes, der völlig schuldlos an diesem Unfall gewesen war. Dieser junge Mann war noch dazu der Cousin von Felix Münster, der eine Stellung in der Maschinenfabrik antreten sollte, die Münster den Roschs abgekauft hatte.

      Harald Herwig war erst vor wenigen Tagen aus Südafrika zurückgekommen, wo er sehr erfolgreiche Abschlüsse für den Konzern getätigt hatte. Felix Münster war restlos erschüttert, als er im Herrenhaus mit dieser Schreckensnachricht empfangen wurde, die das ersehnte Wiedersehen mit Sandra überschattete.

      Auch Manuel war tieftraurig. Er hatte sich so sehr auf diesen Tag gefreut, und nun hatte niemand Zeit, sich um ihn zu kümmern. Sandra war auf der Suche nach Ulla. Sein Papi war sofort ins Krankenhaus gefahren.

      »Warum gibt es nur so viele böse Menschen, Teta?«, fragte er niedergeschlagen.

      Ja, warum? Teta wusste darauf auch keine Antwort. Dieser himmlische Frieden war gestört. Sie hatte gemeint, dass vor diesem Stück Erde alles Ungute haltmachen müsse.

      Der Gedanke an Ulla herrschte vor. Wo war sie? Wo konnte man sie suchen? Warum hatte sie nicht hier Zuflucht gesucht? Marianne von Rieding hatte das ganze Haus abgesucht und auch die Felsenburg, aber Ulla war nirgendwo zu finden.

      Am Abend kehrte Sandra erschöpft zurück, den Tränen nahe. Kurz nach ihr kam auch Felix Münster. Stumm reichten sie sich die Hände, beide von quälenden Sorgen bewegt, die alle anderen Gefühle zum Schweigen brachten. Die Dunkelheit sank herab. Eine lange Nacht lag vor ihnen, in der sie wohl kaum Ruhe finden würden.

      *

      »Nun ist Rickys Wagen hin. Wie sollen wir jetzt in die Schule kommen?«, fragte Hannes.

      »Wenn das deine einzige Sorge ist«, murmelte seine Mutter. »Wichtiger wäre es, wenn wir wüssten, wo Ulla steckt.«

      »Ich würde auch ausreißen, wenn ich solche Eltern hätte«, brummte er. »Aber Gott sei Dank haben wir ja liebe. Ihr habt nicht mal geschimpft wegen des Wagens.«

      Dazu gäbe es auch keinen Grund, meinte Inge Auerbach. Wer hätte mit so etwas rechnen können.

      Bambi, die Rickys Schlaf bewacht hatte, kam aus deren Zimmer geschlichen. »Ricky weint immer im Schlaf«, flüsterte sie. »Sie ruft immer nach Ulla und Fabian.«

      Wenn sie nur nicht auch noch krank wird, dachte Inge und brachte die Kleine zu Bett, die auch am ganzen Körper zitterte. Hannes bot sich an, Bambi Geschichten vorzulesen, damit die Mami sich um Ricky kümmern könnte.

      Wenn sie nun einen Arzt brauchten, wen sollten sie dann holen? Das war jetzt ihr Problem. Sie war froh, als Fabian Rückert kam, um sich nach Henrikes Befinden zu erkundigen. Er sah sehr angegriffen aus, und der Collie Charly, den er mitgebracht hatte, war auch unruhig und jaulte leise.

      »Ich weiß nicht, was mit ihm los ist«, sagte Fabian. »Er benimmt sich ganz merkwürdig.«

      »Er will raus«, ließ Hannes sich vernehmen, der Bambi zum Einschlafen gebracht hatte.

      Charly raste gleich hinaus in die Nacht, als ihm die Tür geöffnet wurde. Fabian konnte ihm kaum folgen, und Charly hörte diesmal auch nicht auf seinen Pfiff, der ihn zurückrief. Mit großen Sprüngen hetzte er zum See. Fa­bian ihm nach. Er war nun auch beunruhigt, denn so eigenartig hatte sich Charly noch nie benommen.

      Dann vernahm Fabian ein seltsames Geräusch. Es kam vom See her. Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Charly heulte laut auf. Es klang gespenstisch in der Stille, und dann stürzte er sich in das kalte Wasser hinein. Augenblicklich war Fabian wie erstarrt, dann sah er einen Punkt, auf den der Hund zuschwamm. Er streifte seine Jacke ab, schleuderte die Schuhe von den Füßen und warf sich ebenfalls in das Wasser. Die Kälte raubte ihm fast den Atem, doch dann reagierte er schnell, als er bemerkte, dass Charly

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