Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman - Patricia Vandenberg Im Sonnenwinkel Staffel

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wird er sie tröstend in die Arme nehmen«, stellte er zynisch fest.

      »Du spinnst ja – sei nicht so gemein – du hast immer Hintergedanken«, schwirrte es durch die Klasse.

      »Ihr seid ja alle blöd«, erwiderte er arrogant. »Merkt ihr denn nicht, dass zwischen den beiden etwas ist? Man müsste es mal dem Direx stecken. Der untadelige Dr. Rückert poussiert mit einer Schülerin.«

      Manfred Fiedler, der Mecki genannt wurde und sonst ein überaus gutmütiger Bursche war, sprang auf und packte ihn am Kragen.

      »Halt die Luft an!«, stieß er, hochrot vor Zorn hervor. »Ich schlage dir deine blasierte Visage zusammen!«

      »Geh heim, Henrike«, sagte draußen Fabian Rückert leise zu dem Mädchen, als der Lärm in der Klasse immer lauter wurde. Man konnte deutlich hören, was Conny von Rosch sagte und noch deutlicher, was Manfred Fiedler nun schrie.

      »Nun bereite ich dir auch noch Ärger«, flüsterte Hen­rike. »Bitte, geh.«

      »Ich werde sie schon zur Räson bringen«, brummte er. »Es geht alles vorüber, Henrike. Ich komme heute Abend hinaus.«

      Er warf ihr noch einen aufmunternden Blick zu, dann verschwand er wieder im Klassenzimmer.

      Der Streit verstummte, sie saßen alle wieder auf ihren Plätzen. »Hat jemand etwas an mir auszusetzen?«, fragte er. Es kam keine Antwort.

      »Nun, Rosch, sag’s doch noch mal!«, zischte Manfred Fiedler.

      »Zu gegebener Zeit«, sagte dieser herablassend.

      »Wir setzen nun den Unterricht fort«, erklärte Dr. Rückert ruhig.

      Mit wild klopfendem Herzen hatte Henrike die Schule verlassen.

      Warum musste sie sich auch so gehenlassen! Nun musste sie das fürchten, was sie immer hatte vermeiden wollen. Und was sollte sie jetzt mit der Zeit anfangen, bis Hannes Schulschluss hatte? Deprimiert überquerte sie die Straße, blind und taub für das, was um sie vor sich ging. ­Eine feuchte Schnauze stupste plötzlich ihre Hand.

      »Charly«, sagte sie überrascht, und da sah sie auch schon Dr. Rückerts Mutter, die eben aus einem Geschäft trat.

      »Schon fertig mit der Schule, Ricky?«, fragte diese erstaunt.

      Henrike schüttelte den Kopf. Wieder drängten sich Tränen in ihre Augen. Mütterlich nahm Rosemarie Rückert ihren Arm.

      »Was ist denn, Ricky, schütten Sie Ihr Herz aus«, sagte sie liebevoll.

      »Es ist alles so schwierig«, flüsterte Henrike.

      »Nichts ist so schwierig, dass man nicht darüber sprechen könnte«, stellte Frau Rückert fest. »Kommen Sie mit zu uns, da stört uns niemand.«

      »Ich hole meinen Wagen«, murmelte Ricky, aber dann fiel ihr plötzlich ein, dass sie ihre Sachen in der Schule gelassen hatte. Auch den Wagenschlüssel.

      »Das Stück können wir auch zu Fuß gehen. Ich bin es ja gewohnt«, lächelte Rosemarie Rückert. »Wann hat Hannes aus? Sie müssen doch sicher auf ihn warten.«

      »Es sind ja noch zwei Stunden«, erwiderte das Mädchen geistesabwesend.

      Als sie am Café Fenstergucker vorbeikamen, trat Harry von Rosch heraus, Connys älterer Bruder. Er grüßte mit einem impertinenten Lächeln.

      »Den sieht man aber auch überall und zu jeder Stunde«, flüsterte Henrike erbittert.

      »Er hat ja nichts anderes zu tun«, spottete Frau Rückert. »Jetzt müssen sie das Geld unter die Leute bringen, das Herr Münster ihnen für die Fabrik gezahlt hat. Es wird nicht lange dauern, wir können es abwarten.«

      »Sein Bruder ist auch nicht anders«, murmelte Henrike. »Ich habe solche Angst, dass Fabian Schwierigkeiten bekommt«, brach es dann aus ihr hervor.

      Es war das erste Mal, dass sie ihn in Gegenwart seiner Mutter beim Vornamen genannt hatte, und nun wurde ihre Verwirrung gleich noch größer.

      Inzwischen waren sie bei dem hübschen Einfamilienhaus der Rückerts angekommen. Frau Rückert sparte sich ihre Fragen auf, bis sie sich im Wohnzimmer gegenübersaßen.

      Henrike war noch nie hiergewesen. Obgleich sie auch mit Stella, Fabians jüngerer Schwester, befreundet war, hatte sie es vermieden, ihre Einladungen anzunehmen, um Fabian nur ja nicht dem Gerede der Nachbarn auszusetzen.

      Stockend erzählte Henrike, was vorgefallen war. Frau Rückert unterbrach sie nicht.

      »So schlimm ist das doch nun auch wieder nicht«, erklärte sie beruhigend. »Ich kenne doch meinen Jungen. Er weiß genau, was er seiner Stellung und auch Ihnen schuldig ist, Ricky. Wir brauchen gar nicht drumherum zu reden. Wichtig für mich ist eigentlich nur, dass Sie ihn so gern haben, dass er nicht umsonst wartet. Es wäre sehr hart für Fabian.«

      »Die Tage können zur Ewigkeit werden«, meinte Hen­rike bekümmert.

      »Jeder hat vierundzwanzig Stunden, und daran wird sich auch kaum etwas ändern«, meinte Frau Rückert nachsichtig.

      »Ich würde viel lieber auf eine Haushaltsschule gehen«, murmelte Henrike.

      »So kurz vor dem Ziel aufgeben? Damit tun Sie sich und auch Fabian keinen Gefallen und Ihren Eltern schon gar nicht.«

      »Dem Rosch traue ich alles zu«, stellte Henrike niedergeschlagen fest.

      »Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Es gab mal eine Zeit, wo alle vor den Roschs gedienert haben, aber die ist längst vorbei. Kopf hoch, Ricky. Warten wir erst ab, was Fabian zu berichten hat. Und machen Sie sich nicht so viel Gedanken um Ulla.«

      *

      Zu dieser Zeit hatte es noch nicht den Anschein, als ob es so wäre. Oberstudiendirektor Lamprecht hatte seine unnahbarste Miene aufgesetzt, als Alexandra von Rieding in Begleitung Professor Auerbachs erschienen war. Seine Frau schien gewohnt zu sein, zu allem, was ihr Mann anordnete, ja und amen zu sagen. Er hatte den Entschluss gefasst, Ulla in ein Internat zu geben.

      Alexandra musste ihr Temperament zügeln. Harte Worte lagen ihr auf den Lippen, aber damit würde sie Ulla eher schaden als nutzen.

      »Ihre Tochter hat sich gut eingelebt bei uns«, sagte sie leise. »Wir haben sie gern, und auch in der Schule hat sie gute Fortschritte gemacht. Sie hat endlich eine Freundin, und das ist für ein so sensibles Mädchen doch sehr wichtig.«

      »Sensibel, wenn ich das schon höre!«, brauste Herr Lamprecht auf. »Ulla war immer eigensinnig, um nicht zu sagen aggressiv. Wir haben genügend mitgemacht.«

      »Vielleicht haben Sie nicht die richtige Einstellung zu ihr gefunden«, mischte sich Werner Auerbach ein. »Wir haben sie doch als ein sehr einsichtiges Mädchen kennengelernt. Ich hoffe sehr, Sie davon überzeugen zu können, dass Ulla sich hier nicht in schlechter Gesellschaft befindet.«

      Aber so viel sie auch redeten, Oberstudiendirektor Lamprecht war nicht umzustimmen. Seine Frau holte Ulla herein, damit er ihr seinen Entschluss vor Professor Auerbach und Alexandra von Rieding eröffnen konnte.

      Mit

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