Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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Lei­er­kas­ten­man­nes. Ich hielt den Rie­men mit bei­den Hän­den, denn er hat­te mir schon tie­fe Wun­den ins Fleisch ge­schnit­ten. ›Was ist das?‹ frag­ten die Hir­schmen­schen und hiel­ten mir ein Spiel Kar­ten un­ter die Au­gen. Das muss­te auf merk­wür­di­gen We­gen von wei­ßen Leu­ten über die Meer­menschen zu den Hir­schmen­schen ge­kom­men sein, wahr­schein­lich von Wal­fisch­fän­gern. Nun hat­te ich als Schul­jun­ge zum Ver­gnü­gen mei­ner Ka­me­ra­den Kar­ten­kunst­stücke und ein biss­chen Zau­bern ge­lernt. Die al­ten Kunst­fer­tig­kei­ten fie­len mir plötz­lich wie­der ein, und ich kann sa­gen, dass kein Zau­ber­künst­ler auf Er­den je ein dank­ba­re­res Pub­li­kum ge­fun­den hat. Im Au­gen­blick wur­de ich von ei­nem Aus­s­tel­lungs­ge­gen­stand, der so we­nig galt, dass man ihn ver­hun­gern und ver­kom­men ließ, ein Mann von un­er­mess­li­cher Be­deu­tung. Grei­se und Frau­en ka­men zu mir, um sich in ih­ren Nö­ten Rat zu ho­len, dann auch die Män­ner und zu­letzt so­gar die Häupt­lin­ge. Es kam mir zu­stat­ten, dass ich von Me­di­zin und Chir­ur­gie eine Ah­nung hat­te, und so wur­de ich Wun­der­mann. Vor we­ni­gen Wo­chen noch Skla­ve, saß ich jetzt un­ter den Häupt­lin­gen im höchs­ten Rat, ich wur­de das un­wi­der­sprech­ba­re Ora­kel im Krie­ge wie im Frie­den. Dort oben wa­ren Renn­tie­re das ein­zi­ge Ver­mö­gen, ein Tausch­mit­tel wie bei uns das Gold. Mein Stamm be­schäf­tig­te sich haupt­säch­lich da­mit, Raub­zü­ge ge­gen die Nach­bar­stäm­me zu un­ter­neh­men und ih­nen die Renn­tier­her­den zu steh­len. Ich brach­te mei­nen Leu­ten neue Kampf­me­tho­den bei, lehr­te sie Kriegs­kun­de und Tak­tik und ver­half ih­ren Ope­ra­tio­nen zu ei­ner Stoß­kraft, der die Nach­bar­stäm­me nicht wi­der­ste­hen konn­ten. So war ich zwar ein Herr, fast ein Halb­gott, ge­wor­den, aber mei­ne Frei­heit ge­wann ich da­durch nicht wie­der. Es klingt lä­cher­lich: ich war zu er­folg­reich, ich hat­te mich un­ent­behr­lich ge­macht. Die Hir­schmen­schen wa­ren jetzt mei­ne Un­ter­ta­nen, aber sie be­wach­ten mich ei­fer­süch­tig. Je­der mei­ner Be­feh­le wur­de be­folgt, ich konn­te kom­men und ge­hen, wie ich woll­te. Aber wenn sich Han­dels­ka­ra­wa­nen an der Küs­te zeig­ten, mit de­nen wir Wa­ren tausch­ten, durf­te ich nicht da­bei sein. Un­ter mei­nen Häupt­lin­gen war ein ein­zi­ger, Pi-Une, der sich wei­ger­te, mir die mir zu­ste­hen­den Ehren zu er­wei­sen. Er rüt­tel­te da­mit an mei­ner All­macht, ich fühl­te den Thron un­ter mir wa­ckeln, denn tat­säch­lich be­saß ich nur so weit Macht, wie man mir Glau­ben schenk­te. Ich war, ver­ste­hen Sie das, mei­ne Da­men, der Aber­glau­be des Vol­kes. Wenn ei­ner an mir zwei­fel­te und der Blitz ihn nicht straf­te, konn­te ich plötz­lich die gan­ze Macht wie­der ver­lie­ren und da sein, wo ich an­ge­fan­gen hat­te. Um Pi-Une zu be­sänf­ti­gen, blieb mir nichts üb­rig, als sei­ne Toch­ter Ils­wun­ga zu hei­ra­ten. Da­rauf be­stand er. Ich bot ihm an, lie­ber als gleich­be­rech­tig­ter Mit­kai­ser ne­ben mir zu herr­schen. Aber da­von woll­te er nichts hö­ren. Und …«

      »Und? Ra­scher, ra­scher … so ge­spannt bin ich in mei­nem gan­zen Le­ben nicht ge­we­sen!« stieß Frau Shef­field her­vor.

      »Und so hei­ra­te­te ich Ils­wun­ga – in der Spra­che der Tschaut­schu­ins heißt das ›die Hin­din‹. Arme Ils­wun­ga! Als ich das letz­te­mal von ihr hör­te, war sie in der Mis­si­on von Ir­kutsk, leg­te Pa­ti­encen mit je­nem Kar­ten­spiel, das mich zum Kai­ser ge­macht hat­te, und wehr­te sich tap­fer da­ge­gen, je in ih­rem Le­ben ein Bad zu neh­men.«

      »Es ist wirk­lich schon zehn Uhr!« klag­te Frau Shef­field, die von ih­rem Mann den zehn­ten lei­sen Rip­pen­stoß be­kom­men hat­te. »Wie ent­setz­lich trau­rig, dass ich nicht wei­ter zu­hö­ren kann, Herr Gre­go­ry. Was dann al­les noch kam, und wie Sie ent­ron­nen sind. Aber Sie müs­sen mich be­su­chen. Ich muss das un­be­dingt zu Ende hö­ren!«

      »Und ge­ra­de Sie habe ich für einen Chechaquo ge­hal­ten«, sag­te Fro­na, als Gre­go­ry sich den Kra­gen hoch­schlug und die Ohren­klap­pen fest­band. »Mor­gen Abend müs­sen Sie wie­der zu uns kom­men! Wir be­rei­ten eine Thea­ter­vor­stel­lung für Weih­nach­ten vor. Kein Mensch kann uns da so wun­der­voll hel­fen wie Sie. Alle jun­gen Leu­te ma­chen mit, Be­am­te, Po­li­zei­of­fi­zie­re, Mi­ne­n­in­ge­nieu­re, und wir ha­ben so­gar ein paar hüb­sche Da­men.«

      Als er ge­gan­gen war, schloss sie die Au­gen und dach­te an ihn: »Was ist das für ein mu­ti­ger Mann! Was ist das für ein pracht­vol­ler Mensch!«

      Gre­go­ry St. Vin­cent wur­de rasch ein wich­ti­ger Fak­tor im ge­sell­schaft­li­chen Le­ben der Stadt Daw­son. Er war tat­säch­lich ein großer Ent­de­ckungs­rei­sen­der. Ei­gent­lich hat­te er über­all auf der Erd­ober­flä­che Le­ben und Kampf be­ob­ach­tet. Da­bei, wenn auf sei­ne Er­leb­nis­se und Kämp­fe die Rede kam – wie zu­rück­hal­tend und be­schei­den!

      Über­all traf er alte Be­kann­te, Ja­cob Wel­se war ihm im Herbst 1888 in St. Mi­cha­el be­geg­net, be­vor Gre­go­ry den Marsch über das Eis der Be­ring­stra­ße an­trat. Ei­nen Mo­nat spä­ter hat­te ihn Pa­ter Bar­num ei­ni­ge hun­dert Mei­len nörd­lich von St. Mi­cha­el ge­trof­fen, wo der Mis­sio­nar die Lei­tung des ers­ten Ho­spi­tals über­nahm. Po­li­zei­haupt­mann Alex­an­der kann­te Gre­go­ry von ei­nem Abend der Bri­ti­schen Ge­sandt­schaft in Pe­king her.

      Be­son­ders bei den Frau­en wur­de er be­liebt. Nie­mand ver­stand es wie er, das Pro­gramm für einen ver­gnüg­ten Abend zu ent­wer­fen; es gab kei­ne Ge­sell­schaft ohne ihn. Im Thea­ter hat­te er ganz selbst­ver­ständ­lich die Lei­tung über­nom­men, er wur­de Re­gis­seur und Haupt­dar­stel­ler, so­dass er Fro­nas Part­ner wer­den muss­te.

      Cor­liss kam ein­mal zu ei­ner Pro­be; er war müde von ei­ner Schlit­ten­rei­se und blieb nicht lan­ge. Vi­el­leicht är­ger­te es ihn auch, zu se­hen, wie ihre Rol­len die bei­den zwan­gen, sich im­mer wie­der zu um­ar­men. Die be­tref­fen­de Sze­ne war so schwie­rig, dass Gre­go­ry sie ein hal­b­es dut­zend­mal wie­der­ho­len ließ. Je­den­falls kam Cor­liss nie wie­der zu ei­ner Pro­be.

      Cor­liss hat­te sehr viel Ar­beit. Wenn er Ge­sel­lig­keit such­te, tat er sich jetzt mit Ja­cob Wel­se und Oberst Tretha­way zu­sam­men. Er lern­te un­un­ter­bro­chen, auf sei­nen Schlit­ten rei­send und im Ge­spräch mit den be­währ­ten Pio­nie­ren, denn er hat­te her­aus­ge­fun­den, dass sein gan­zes Wis­sen bis­her Theo­rie war. Sei­ne große Grün­dung, an der Ja­cob Wel­se sich auch mit ei­ni­gen Mil­lio­nen be­tei­lig­te, be­ding­te prak­ti­sche Grund­la­gen. Cor­liss wun­der­te sich selbst, dass es in Lon­don Leu­te gab, die ihm eine so ver­ant­wort­li­che Auf­ga­be und große Ka­pi­ta­li­en an­ver­traut hat­ten, ehe er noch eine Ah­nung ge­habt, um was es sich ei­gent­lich han­del­te.

      »Sie ha­ben Pro­tek­ti­on, mein Jun­ge!« lach­te Tretha­way. »Pro­tek­ti­on ist ganz gut für den An­fang. Aber jetzt sol­len die Kerls auch mer­ken, dass Sie wirk­lich was leis­ten.«

      Del Bi­shops Auf­ga­be be­stand dar­in, nach den An­ord­nun­gen sei­nes Chefs die ver­schie­de­nen Flüs­se zu be­rei­sen, wozu ihm die bes­te Aus­rüs­tung und ein pracht­vol­les Hun­de­ge­spann zur Ver­fü­gung stan­den. Er war ein her­vor­ra­gen­der Kund­schaf­ter, aber vor al­lem ver­gaß er über den In­ter­es­sen

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