Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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flüs­ter­te Fro­na ihm zu: »Es ist zu dumm, kei­ne drei Wor­te ha­ben wir mit­ein­an­der ge­spro­chen …«

      *

      Nicht ohne Kampf hat­te Van­ce Cor­liss sich von der Kul­tur ge­trennt, in der er auf­ge­wach­sen war, als ein eh­ren­vol­ler und glän­zend be­zahl­ter Pos­ten im wil­den Alas­ka ihn ab­rief. Jetzt fand er bei Fro­na et­was von dem Ver­lo­re­nen wie­der. Sie war eine Frau, die in sei­nen Krei­sen und mit sei­nen geis­ti­gen In­ter­es­sen ge­lebt hat­te. Zu­gleich aber spür­te er aus ih­rem We­sen einen rei­nen, schar­fen Duft wie von fri­scher Erde. Sie hat­te stu­diert, aber sie war kein Blau­strumpf ge­wor­den, son­dern noch tief ver­wach­sen mit dem Bo­den, dem sie ent­spros­sen war. Kei­ne Frau auf Er­den hät­te wie sie die Brücke sein kön­nen, die Cor­liss mit die­ser Frem­de ver­band; kei­ne an­de­re hät­te es ver­mocht, ihm die Tage in die­ser Ver­ban­nung voll und schön zu ma­chen. Wie in ih­rer per­sön­li­chen At­mo­sphä­re, so fand er auch in ih­rem Haus al­les, wo­nach er sich in sei­ner kah­len Zel­le sehn­te. Er reis­te gern – denn er war jung und aben­teu­er­froh – mit dem Hun­de­ge­spann und dem bra­ven Bur­schen Bi­shop, den er in sei­nen Dienst ge­nom­men hat­te, tief in das Land hin­ein, kam­pier­te, wie nur ir­gend­ein Gold­grä­ber, im Zelt, am La­ger­feu­er, aß sei­nen ge­bra­te­nen Speck drei­mal am Tag und schütz­te sich die Haut mit Fisch­tran ge­gen Glet­scher­brand. Aber es war herr­lich, in sol­chen Näch­ten, wenn die gro­ben, oft zo­ti­gen Gold­grä­ber­wit­ze, im­mer die­sel­ben, er­zählt wur­den, wenn man sei­nen Whis­ky­tee aus Blech­scha­len trank und tage- oder wo­chen­lang kei­nen Trop­fen Was­ser an den Kör­per be­kam, still von ei­nem Zim­mer zu träu­men wie Fro­nas Empfangs­raum. Von den wei­chen Tep­pi­chen, den herr­li­chen Bil­dern, dem Flü­gel und ei­ner jun­gen Dame, de­ren kul­ti­vier­te Per­sön­lich­keit die­sen gan­zen Raum durch­drang.

      Fro­nas ein­zi­ger Feh­ler war in Van­ces Au­gen ihr bur­schi­ko­ses We­sen. Aber wenn sie dann lach­te und sich an sei­ner Be­schä­mung wei­de­te, emp­fand er, dass dies al­les eine Art Ver­klei­dung war, die sie ge­wählt hat­te, um zu füh­len, wie sehr er sie ver­ehr­te. Prü­de war sie nicht, aber was er weib­li­ches Scham­ge­fühl nann­te und nicht miss­en konn­te, be­saß sie, wie sei­ne Mut­ter es be­ses­sen hat­te, und auch in der ste­ten Um­ge­bung der raues­ten Män­ner wür­de sie es nie ver­lie­ren.

      Er lieb­te das Flam­men ih­res Haa­res in der Son­ne, sein gol­de­nes Fun­keln am Ka­min­feu­er. Er lieb­te ih­ren Mund und ihre Wan­gen. Er lieb­te ihre zier­li­che Ge­stalt mit den fe­dern­den Mus­keln und war glück­lich, wenn er ne­ben ihr ge­hen durf­te, wenn sie ihre Schrit­te den sei­nen an­pass­te. Al­les an ihr lieb­te er.

      *

      In der Bar, wo es hoch her­ging, saß Van­ce Cor­liss mit Oberst Tretha­way zu­sam­men, und mit­ten im To­hu­wa­bo­hu trin­ken­der, spie­len­der, sin­gen­der Män­ner führ­ten sie ein erns­tes Ge­spräch über wich­ti­ge Fra­gen ih­res Be­rufs. Der Oberst sah mit sech­zig Jah­ren und schloh­weißem Haar noch wie ein jun­ger Mann aus. Sei­ne Au­gen strahl­ten im klars­ten Blau, sei­ne Be­we­gun­gen wa­ren voll von ju­gend­li­chem Tem­pe­ra­ment, und sein Geist ar­bei­te­te ex­akt, stets be­dient von ei­nem un­fehl­ba­ren Ge­dächt­nis. Tretha­way war ein al­ter Mi­ne­n­in­ge­nieur und ver­trat in Alas­ka eben­so große ame­ri­ka­ni­sche In­ter­es­sen wie Cor­liss eng­li­sche. Die bei­den Män­ner wa­ren ein­an­der in Freund­schaft zu­ge­tan, und das kam auch ih­ren Ge­schäf­ten zu­gu­te.

      Die Män­ner rings­her­um, es wa­ren wohl hun­dert, tru­gen Pel­ze und Woll­zeug. Sie blie­sen so viel schwe­ren Ta­bak in die Luft, dass der Schein von Pe­tro­le­um­lam­pen und Talg­lich­tern die Wol­ken kaum durch­drang. Aus mäch­ti­gen Öfen pras­sel­te rote und wei­ße Glut; es war ein rich­ti­ges Gold­grä­ber-El­do­ra­do.

      Was es an Weib­lich­keit in die­sem El­do­ra­do gab, Tin­gel­tan­gels­ter­ne und Ar­tis­tin­nen, wie Van­ce sie nann­te, war stark ge­fragt. Ras­ten durf­te kei­nes von den ar­men Mäd­chen; aus ei­nem Arm in den an­de­ren ge­ris­sen, tanz­ten sie vie­le, vie­le Stun­den lang auf dem höl­zer­nen Po­di­um, und der Kla­vier­spie­ler trom­mel­te sich fast den Atem aus den Lun­gen. Beim Tanz flat­ter­ten den Män­nern Ohren­klap­pen mit bun­ten Quas­ten von den Wolfs- und Bi­ber­fell­müt­zen um die Köp­fe. Sie gin­gen in wei­chen Mo­kass­ins, aber die Mäd­chen tru­gen dün­ne Ball­schu­he aus At­las oder Sei­de, und man­che hat­ten Abend­klei­der an, wie man sie auch in je­dem Ball­saal der zi­vi­li­sier­tes­ten Welt zei­gen konn­te.

      Im Haup­traum der Bar wur­de nur Whis­ky und Bier ge­trun­ken, aber aus ei­nem Nach­bar­zim­mer hör­te man das Knal­len von Sekt­pfrop­fen und das Klir­ren zar­ter Kel­che, zu­gleich das Geras­sel von bei­ner­nen Spiel­mar­ken, das Schnur­ren der Rou­let­te. An man­chen Aben­den wur­den vie­le Zehn­tau­sen­de Dol­lars in Gold­staub dort um­ge­setzt, denn ein Mann, der vie­le har­te Mo­na­te im ver­krus­te­ten Schlamm ge­wühlt und einen gu­ten Fund ge­macht hat, tobt sich gern bei Spiel, Cham­pa­gner und Mä­dels aus.

      Als Oberst Tretha­way und Van­ce an den Bar­tisch tra­ten, um sich die Glä­ser wie­der fül­len zu las­sen, tra­fen sie dort auf ein neu­es Ge­sicht, das nicht zu über­se­hen war. Es war ein un­ge­wöhn­lich statt­li­cher und in­tel­li­gent aus­se­hen­der Bur­sche mit ei­ner Wolfs­fell­müt­ze. Frau­en hät­ten ihn min­des­tens hübsch ge­nannt. Auf sei­nen Wan­gen glüh­te eine sym­pa­thi­sche Wär­me, und aus sei­nen Au­gen strahl­te eine schö­ne, sanf­te Glut. Der Mann war so auf­ge­räumt, wie man zur gu­ten Stun­de bei gu­ten, star­ken Ge­trän­ken nur wer­den kann. Er führ­te das große Wort; sei­ne Stim­me war ein we­nig laut, aber sie klang an­ge­nehm. Sei­ne Rede war voll Le­ben und Witz.

      Als er sein Glas hob, pas­sier­te es, dass sein Nach­bar ihn stieß. Er tat es un­ab­sicht­lich, aber so kräf­tig, dass dem Frem­den das Glas ent­fiel und in Scher­ben ging. Wäh­rend er sich den Wein vom Hemd wisch­te, brumm­te er ein gro­bes Wort, das ge­wiss so we­nig böse ge­meint war wie zu­vor der Stoß, der es her­vor­ge­ru­fen hat­te. Aber die Ge­mü­ter wa­ren ein­mal er­hitzt, ein »Chechaquo!« fiel nach dem an­de­ren, und als das Schimp­fen kei­nen Spaß mehr mach­te, be­kam der Frem­de einen Schlag ans Kinn Er tau­mel­te ge­gen Van­ce; der An­grei­fer stell­te sich mit ge­ball­ten Fäus­ten vor ihn, um den Rauf­han­del fort­zu­set­zen, und im Au­gen­blick stand bei je­dem der Män­ner ein Se­kun­dant.

      Die Mäd­chen zo­gen sich zu­rück; die Gold­grä­ber hat­ten im Handum­dre­hen einen wei­ten Kreis ge­schlos­sen. Oberst Tretha­way er­nann­te sich mit dem An­spruch sei­ner wei­ßen Haa­re selbst zum Schieds­rich­ter, und nun soll­te nach al­len Ge­set­zen der ed­len Kunst ein Box­kampf vor sich ge­hen, mehr Sport als Feind­schaft.

      »Los, gib ihm ein blau­es Auge!« wur­den die Kämp­fer er­mu­tigt, aber der hüb­sche Bur­sche in der Wolfs­fell­müt­ze und mit den tap­fe­ren blau­en Au­gen bot plötz­lich ein Bild, das Mit­leid er­re­gen konn­te. Statt zu kämp­fen – und auch ein schlech­ter Kampf mit faie­ren Mit­teln wäre ihm nicht übel­ge­nom­men wor­den –, duck­te er sich, deck­te das Ge­sicht mit bei­den Hän­den, und es war un­ver­kenn­bar, dass sei­ne Knie beb­ten.

      »So

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