Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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frag­te Cor­liss spä­ter sei­nen Mann. »Es war doch al­les vor­bei; ich glau­be, Sie wa­ren ver­rückt ge­wor­den.«

      »Habe nichts zu be­dau­ern«, bock­te der Gold­grä­ber.

      *

      »Herr Har­ney? Dave Har­ney, wenn ich nicht irre?«

      Der Bo­nan­za-Kö­nig nick­te, und Herr Gre­go­ry St. Vin­cent wand­te sich an Fro­na.

      »Die Welt ist wirk­lich nicht groß, Fräu­lein Wel­se. Den­ken Sie, Herr Har­ney und ich sind alte Be­kann­te.«

      Jetzt ging dem Gold­kö­nig ein Licht auf.

      »War­ten Sie, jun­ger Mann, ich kom­me schon drauf. Da­mals wa­ren Sie glatt ra­siert. War­ten Sie – das war im Jah­re sechs­un­dacht­zig, dann – Herbst sie­ben­un­dacht­zig, Som­mer achtun­dacht­zig – ja­wohl, da­mals war es! Im Som­mer achtun­dacht­zig kam ich auf mei­nem Floß den Strom her­un­ter. Ich hat­te Elch­häu­te ge­la­den und hat­te es ei­lig. Aufs Haar wäre mir die gan­ze La­dung ver­dor­ben. Ja, und da ka­men Sie in ei­nem Ru­der­boot vom Lin­der­man­see an. Ich be­haup­te­te, es wäre Mitt­woch, mein Ka­me­rad sag­te Frei­tag, und Sie be­haup­te­ten Sonn­tag. Ja­wohl – Sonn­tag! Stimmt ab­so­lut. Vor neun Jah­ren! Dann ha­ben wir ge­tauscht, Elch­bra­ten ge­gen Mehl, Back­pul­ver und Zu­cker! Sa­kra­ment, war das eine Freu­de! Das ist schön, dass wir uns wie­der­se­hen!«

      Sie schüt­tel­ten ein­an­der die Hän­de, der Alte schlug dem Jun­gen auf die Schul­tern.

      »Ich habe eine net­te klei­ne Bude oben auf dem Hü­gel und dann noch eine am El­do­ra­do. Der Schlüs­sel hängt im­mer drau­ßen vor der Tür, Sie kom­men, wann Sie Lust ha­ben, und blei­ben, so­lan­ge es Ih­nen passt. Mei­ne ein­zi­ge Be­din­gung ist: bald! Es tut mir leid, heu­te muss ich ge­hen, ich wäre gern noch ge­blie­ben.«

      »Vor neun Jah­ren wa­ren Sie schon hier, Herr St. Vin­cent?« frag­te Fro­na er­staunt. »Er­zäh­len Sie doch, da­mals war das Land ja noch eine voll­kom­me­ne Wild­nis. Was ha­ben Sie da al­les er­lebt?«

      St. Vin­cent zuck­te die Ach­seln: »Er­lebt? Ei­nen elen­den Mis­ser­folg, das ist al­les, was ich er­lebt habe. Nichts, wor­auf man stolz sein könn­te.«

      »Ei­nen Mis­ser­folg? Dann müs­sen Sie doch et­was ver­sucht ha­ben? Was hat­ten Sie da­mals für Plä­ne?«

      St. Vin­cent be­merk­te mit Ge­nug­tu­ung, dass Fro­na sich für ihn in­ter­es­sier­te.

      »Ich hat­te da­mals die ver­rück­te Idee, mög­lichst ge­nau auf dem Po­lar­kreis rings um die Welt zu rei­sen. Im In­ter­es­se der Wis­sen­schaft … wis­sen Sie, ich bin Geo­graf. Es soll­te durch Alas­ka ge­hen, auf dem Eis über die Be­ring­stra­ße, dann durch Nord­si­bi­ri­en nach Eu­ro­pa zu­rück. Ei­gent­lich war es ein pracht­vol­les Un­ter­neh­men, zum größ­ten Teil führ­te der Weg über da­mals noch jung­fräu­li­ches Land. Aber die Sa­che ging schief. Über die Be­ring­stra­ße kam ich gut hin­über, aber in Ost­si­bi­ri­en hat­te ich Pech … al­les we­gen Ta­mer­lan, we­gen die­ses mau­se­to­ten Ta­mer­lan, das muss ich zu mei­ner Ent­schul­di­gung sa­gen.«

      »Der reins­te Odys­seus!« rief Frau Shef­field und klatsch­te in die Hän­de. »Ein mo­der­ner Odys­seus, wie ro­man­tisch!«

      »Aber gei­zig mit sei­nen Aben­teu­ern, das war Odys­seus nicht«, wi­der­sprach Fro­na. »Auf ein­mal sto­cken Sie, Herr St. Vin­cent, ge­ra­de im span­nends­ten Mo­ment. Wie­so hat Ta­mer­lan Ihre Rei­se ge­stört?«

      Er lach­te und hat­te of­fen­sicht­lich kei­ne Lust, von die­ser Ex­pe­di­ti­on zu er­zäh­len. Aber er ließ sich von den neu­gie­ri­gen Frau­en be­we­gen, ein Op­fer zu brin­gen.

      »Als Ta­mer­lan mit Feu­er und Schwert durch Ostasi­en zog«, be­rich­te­te er, »wur­den Län­der ver­wüs­tet, Städ­te zer­stört und Völ­ker wie Staub in die Win­de zer­streut. Ein großes Volk wur­de aus dem Lan­de ge­jagt; die Schwär­me von Men­schen such­ten auf ih­rer Flucht vor der sinn­lo­sen Mord­lust des Sie­gers Zuf­lucht in Si­bi­ri­en. Sie bo­gen nach Nor­den und Os­ten ab und bil­de­ten einen Saum von mon­go­li­schen Stäm­men um das Land am Po­lar­meer. – Aber jetzt mer­ken Sie, wie lang­wei­lig die Ge­schich­te ist, mei­ne Da­men?«

      »Nein! Nein!« rief Frau Shef­field. »Das ist ja so himm­lisch span­nend. Und Sie er­zäh­len so le­ben­dig! Es er­in­nert mich di­rekt an …«

      »Also, dann will ich wei­ter er­zäh­len. Also, ohne die­se Mon­go­len­stäm­me hät­te ich mei­ne Rei­se durch­ge­führt. Zwei­fel­los! Statt des­sen bin ich ge­zwun­gen wor­den, eine fet­te Prin­zes­sin zu hei­ra­ten und in Stam­mes­feh­den, beim Renn­tier­steh­len und an­de­ren Ein­ge­bo­re­nen-Sports eine Rol­le zu spie­len.«

      »Sie sind ein Held! Ist das nicht himm­lisch, Fro­na? Er­zäh­len Sie mehr vom Renn­tier­steh­len und von der fet­ten Prin­zes­sin!«

      »Die Be­völ­ke­rung der Küs­te be­stand aus Es­ki­mos, aus hei­te­ren und gut­ar­ti­gen Men­schen. Sie nen­nen sich sel­ber Uki­li­ons … das heißt: Mee­res­leu­te. Ich kauf­te ih­nen Hun­de und Pro­vi­ant ab, wir ka­men gut mit­ein­an­der aus. Aber die Uki­li­ons wa­ren ei­nem Bin­nen­land­stamm un­ter­tan, den Tschaut­schu­ins … das heißt in un­se­rer Spra­che: Hir­schmen­schen Die Tschaut­schu­ins sind ein wil­des, un­be­zwing­ba­res Volk, un­ge­zähmt und bos­haft. Kaum hat­te ich die Küs­te hin­ter mir, da über­fie­len sie mich, nah­men mein Hab und Gut und mach­ten mich zum Skla­ven.«

      »Wa­ren denn kei­ne Rus­sen da? Sol­da­ten? Po­li­zei?«

      »Rus­sen? Un­ter den Tschaut­schu­ins!?« Er lach­te. »Geo­gra­fisch ge­hör­ten sie al­ler­dings zum Rei­che des wei­ßen Za­ren, aber ich be­zweifle, dass er je von die­sen Un­ter­ta­nen ge­hört hat­te. Ver­ges­sen Sie nicht: das In­ne­re von Nord­si­bi­ri­en liegt in der Po­lar­nacht, ein un­er­forsch­tes Land. We­ni­ge Eu­ro­pä­er sind je dort hin­ge­kom­men, kaum je ei­ner ist zu­rück­ge­kehrt.«

      »Aber Sie …«

      »Ich bin zu­fäl­lig die Aus­nah­me, mit der sich die Re­gel be­stä­tigt. Wa­rum ich ver­schont wur­de, weiß ich nicht. Aber es ist eine Tat­sa­che, sonst könn­te ich Ih­nen nicht da­von er­zäh­len. An­fangs wur­de ich schreck­lich be­han­delt, von Frau­en und Kin­dern ge­schla­gen, in räu­di­ge Fel­le vol­ler Un­ge­zie­fer ge­klei­det, mit Ab­fall er­nährt. Sie hat­ten über­haupt kein Herz. Wie ich das über­stand, ist mir heu­te noch ein Rät­sel, ich hät­te tau­send­mal Selbst­mord be­gan­gen, aber es fand sich kein Weg dazu. Dann war ich, in­fol­ge von so­viel Lei­den und Miss­hand­lun­gen, ganz ver­tiert und viel zu schlaff, um mir das Le­ben zu neh­men. Halb­tot vor Hun­ger und Käl­te, ver­prü­gelt, dass ich manch­mal kaum noch den­ken konn­te … nein, da­mals war ich kein Mensch mehr, und nur der Mensch be­geht Selbst­mord. Heu­te scheint mir die­se gan­ze Zeit wie ein gräss­li­cher Traum. Vie­les ist mei­nem

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