Slayer - Warrior Lover 13. Inka Loreen Minden
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Sie schaute auch nicht auf, als sie auf dem Podest ankam, das in der gigantischen, kuppelartigen Halle stand, die »die Arena« genannt wurde. Alle Stimmen verstummten, weil König Yorick die Hand erhoben hatte – auch das wusste sie, ohne ihn anzuschauen. Mary hatte die »Bestien-Show« ein paar Mal ansehen müssen, während sie in der Küche gearbeitet hatte. Fernseher übertrugen die Sendung live auch für die Angestellten, denen kein Sitzplatz in der Arena zustand. Denn jeder sollte wissen, was ihm blühte, wenn er ein Verbrechen beging. Und besonders oft traf es Menschen von draußen, wie sie eine war. Sie besaßen nur selten das Privileg, in den königlichen Hallen leben zu dürfen. Aber immerhin durften sie hier arbeiten, was sie dem alten König zu verdanken hatten, der nicht ganz so verrückt gewesen war wie sein Sohn Yorick. Er war noch keine zwanzig Jahre alt, also sogar ein paar Jahre jünger als Mary, und hatte erst vor zwei Jahren den Thron bestiegen, nachdem sein Vater, König Gavin, ganz plötzlich gestorben war. Dieser Junge hatte ihr Todesurteil gefällt. Dieser Junge mit der lächerlichen, viel zu großen Goldkrone auf dem Kopf hatte sie verurteilt, bloß weil sie etwas altes Brot aus der Küche mitgenommen hatte, das ohnehin im Müll gelandet wäre.
Noch immer herrschte absolute Stille in der Halle. Alle Augen waren jetzt gewiss auf König Yorick gerichtet, der sein schwarzes Haar immer mit Gel zur Seite kämmte, während die andere Hälfte seines Kopfes rasiert war. Er ließ sich von seiner persönlichen Maskenbildnerin gerne übertrieben die Augen schminken und trug knallbunte Kutten, als wäre er ein Rockstar. Genau so ließ er sich auch immer feiern. König Yorick saß in einer Art gläsernen Sänfte, die in der Mitte der Halle über dem Labyrinth schwebte, damit ihm kein noch so kleines Detail seiner Inszenierung entging. Seine Kabine konnte auf Schienen über die gesamte Arena fahren. Das Publikum saß auf Tribünen um das gläserne Labyrinth herum und wurde zusätzlich von mehreren Kameras aus allen möglichen Blickwinkeln mit Bildern versorgt, die auf Mobiltelefonen und riesigen Monitoren übertragen wurden.
»Mein Volk, meine geschätzten Untertanen«, erschallte plötzlich die junge Stimme des Königs aus allen Lautsprechern und durchschnitt die Stille. »Wir sind heute hier zusammengekommen, um diese drei Verbrecher ihrer gerechten Strafe zuzuführen.«
Mary wusste, dass nun die Kamera auf den ersten Gefesselten schwenkte und diesen in Großaufnahme zeigte.
»Gray Johnson, Butler des ehrenwerten Sir Parzival, wird durch Death zum Tode verurteilt, weil er seinen Herren ermordet hat«, erklärte der König.
»Das stimmt nicht!«, rief der Angeklagte unter Tränen. Obwohl alle Gefangenen durch die dicken transparenten Scheiben voneinander getrennt waren, verstand Mary ihn ausgezeichnet, weil jedes Wort übertragen wurde. »Er lag tot in seinem Bett! Ich habe ihn nicht umgebracht! Sir Parzival war alt und krank!«
Das Publikum buhte ihn aus, und der König las sofort das Verbrechen des nächsten Mannes vor. »Der Schneider Nick Cobblefield wird hiermit durch Xadist zum Tode verurteilt, weil er falsche Gerüchte über Lord Brixen verbreitet hat.«
»Das habe ich nicht!«, rief Nick verzweifelt. »Der Lord lügt!«
Mary kannte einen der beiden Männer, jetzt, da sie ihre Namen hörte: Nick. Er hatte früher auch draußen gelebt, in ihrem kleinen Dorf vor den Mauern des Königslandes. Schwach erinnerte sie sich daran, dass Nick in der Dorfschule zwei Klassen über ihr gewesen war. Der Kontakt war abgebrochen, als er ins Königreich zog, weil er im Palast eine Stelle gefunden hatte. Auch Mary schuftete mittlerweile schon fünf Jahre hier, wohnte jedoch weiterhin außerhalb. Das machte ihr nichts, im Gegenteil, denn sie liebte ihre einsame Waldhütte unter freiem Himmel. Dennoch war sie begeistert gewesen, den Job in der Palastküche antreten zu können. Nicht jeder hatte das Glück, im Königreich arbeiten zu dürfen.
Doch war es wirklich Glück? Eher ein Glücksspiel, denn immer wieder mussten überwiegend Leute wie sie an der »Show« teilnehmen. Niemals würde der König jemanden verheizen, den er noch brauchte.
»Mary Cooper …«
Als er ihren Namen aussprach, ging ein Beben durch ihren Körper und ihre Zähne schlugen aufeinander, so sehr zitterte ihr Unterkiefer.
»… Küchenhilfe in meinem Palast, wird durch Slayer wegen Diebstahl zum Tode verurteilt.«
Abermals buhte das Publikum, weil Mary hier die Böse war, nicht der König. Aber sie wehrte sich nicht, das wäre sinnlos. Bisher war noch nie jemand in letzter Sekunde freigesprochen worden. Was der König befahl, war Gesetz.
Nun wusste sie auch, wer ihr das Leben nehmen würde: Slayer … Ihr Henkersbiest war Slayer, und sein Name bedeutete: Killer. Der braunhaarige, muskelbepackte Hüne würde das Urteil vollstrecken.
Kapitel 3 – Marys Vollstrecker
Zitternd atmete Mary ein. Slayer war ihr von allen Untieren noch das Liebste, denn es quälte sein Opfer nicht lange, sondern tötete es schnell, während der blonde Xadist der Brutalste von den dreien war und der dunkelhäutige Death seine »Beute« besonders lange vergewaltigte, bevor er sie langsam ausbluten ließ.
Als ihr die Bilder älterer Shows vor Augen traten, musste sie sich übergeben. Doch ihr leerer Magen enthielt nichts mehr, bloß etwas bittere Galle verteilte sich in ihrem Mund. Ihre Knie gaben nach, und die Metallschellen schnitten in ihre Handgelenke.
Sie sollte nicht hier sein, das war nicht richtig!
Ich habe nur ein altes Brot für Henry mitnehmen wollen, dachte sie und schalt sich zum tausendsten Mal selbst wegen ihrer Dummheit. Sie hatte sich nichts dabei gedacht, als sie den harten Laib aus dem Müll holte. Niemand hätte ihn mehr gegessen, doch dem alten Henry Silver – dem ehemaligen Lehrer ihres Dorfes, der sich immer liebevoll um die Kinder gekümmert hatte – hätte sie davon eine Brotsuppe machen können, die ihn eine halbe Woche lang ernährt hätte.
In schnellen Bildern zog ihr kurzes, einfaches Leben an ihr vorbei. Geboren als einziges Kind von Agnes und David Cooper und in einem liebevollen Elternhaus aufgewachsen, hatte sie ihren Vater schon mit acht Jahren verloren, weil er von einem tollwütigen Wolf angegriffen worden war. Mum hatte daraufhin eine Stelle als Zimmermädchen im Palast angenommen, war aber leider auch vor fünf Jahren von ihr gegangen. Mum hatte zu viel gearbeitet und war an Erschöpfung gestorben. Aber ihren guten Kontakten hatte Mary den Job in der Küche zu verdanken. Einziger Trost war, dass sie ihre Eltern bald wieder in die Arme schließen durfte, falls es ein Leben nach dem Tod gab.
Das Weinen und Flehen der Männer neben ihr holte sie zurück in die brutale Gegenwart. Sie hätte wohl auch gefleht oder geschrien, wäre sie nicht immer noch vor Angst gelähmt gewesen. In wenigen Augenblicken würde Slayer sie durch das Labyrinth jagen, sie missbrauchen und anschließend … Wenigstens machte er es schnell.
»Und nun, meine Untergebenen«, drang erneut die übertrieben fröhliche Stimme des Königs durch die Lautsprecher, »bitte ich um einen heftigen Applaus für Slayer, Death und Xadist!«
Das Publikum tobte, pfiff und klatschte so heftig, dass Marys Ohren klingelten. Zum ersten Mal hob sie den Kopf und starrte fassungslos auf einige hundert Menschen, die lachten, Fahnen schwenkten oder die Namen ihres Lieblings-Henkers riefen. Wie konnte sich das Volk nur am Leid anderer ergötzen? Würde es auch noch die Spiele gutheißen, wenn einer von ihnen an Marys Stelle wäre?
Nur zwei Meter von ihren Füßen entfernt, öffneten sich im Podest drei weitere Löcher – und Mary raubte das Erscheinen