Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman. Christine von Bergen
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Christian wechselte einen tiefen Blick mit seiner zukünftigen Frau, legte den Arm und ihre Taille und zog sie fest an sich.
Durch eine Seitentür betrat der Pfarrer mit seinen Ministranten das Kirchenschiff. Der Organist begann zu spielen. Es folgte eine berührende Ansprache, die mit den Worten endete: »… verbunden, bis der Tod euch scheidet.« Das beseelt klingende Ja der Brautleute war bis in die hinterste Bank zu hören. Während Christian seine frisch angetraute Frau zärtlich küsste, brauste die Orgel auf, und von der Empore erklang, von einem Mitglied des Kirchenchors gesungen, das Ave Maria. Die glockenhelle Stimme der Sängerin bescherte allen eine Gänsehaut. Nachdem das Lied zu Ende war, hätte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können. Die Frauen wischten sich die Tränen ab. Die Männer betrachteten mit gesenkten Köpfen angelegentlich ihre Hüte im Schoß. Dann schritt die schöne Braut am Arm ihres Mannes durch den Mittelgang.
»Ich bin so glücklich. So glücklich, dass mir fast schwindelig wird«, flüsterte sie Christian ins Ohr, woraufhin dieser sie noch fester umfasste und leise erwiderte: »Ich halte dich fest, mein ganzes Leben lang.«
Nach einer langen Odyssee waren die beiden endlich im Bund der Ehe vereint.
*
Vor der Kirche wartete bereits das halbe Dorf darauf, den Frischvermählten seine Glück- und Segenswünsche auszusprechen. Das Paar musste immer wieder Hände schütteln und in Kameras lächeln. Unter den Gratulanten befanden sich natürlich auch Dr. Matthias Brunner und seine Frau Ulrike. Sie kannten den holprigen Weg, den das Brautpaar hatte gehen müssen bis zu dem heutigen Tag.
»Schön, dass Sie gekommen sind«, bedankte sich Monika Häferle bei dem Arztehepaar. Sie tupfte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, schniefte leise und sagte mit schiefem Lächeln: »Mein Mann, Jenny und ich haben viel gutzumachen an unserer Ältesten. Leider ist es so, dass manche Menschen erst einen Tritt in die Kehrseite brauchen, damit sie mit der Nase dorthin fallen, wo sie hingehören. Diesen Tritt brauchten wir alle drei. Dummerweise hat uns diesen das Schicksal viel zu spät versetzt, aber es ist ja noch einmal alles gut gegangen«, fügte die Brautmutter mit erleichterter Miene hinzu.
»Wie haben Sie jetzt Ihr Leben geregelt, nachdem Angela in Freiburg lebt?«, erkundigte sich der Landarzt interessiert. »Ich meine, wer wird die Tankstelle führen? Und wer Ihren Haushalt?«
»Der Neffe meines Mannes beendet in einem Monat seine Kfz-Lehre und wird unsere Tankstelle übernehmen. Mein Mann will ihm jedoch in den ersten Jahren noch tatkräftig zur Seite stehen. Und ich …« Monika lachte ihn und seine Frau an. »Tja, und ich habe eingesehen, dass ich noch zu jung bin, um den ganzen Tag im Sessel zu sitzen und Fernsehsendungen zu sehen. Wie haben Sie gesagt, Herr Doktor? Durch Bewegung kann ich meiner Arthrose im Knie entgegenwirken. Wo habe ich diese Bewegungsmöglichkeit besser als bei der Hausarbeit? Und unsere Jenny kann ich dabei auch gleich anlernen. Das schadet der kleinen Göre nicht. Im Gegenteil.«
»Das hört sich ja alles bestens an«, sagte Ulrike Brunner erfreut.
*
Die Hochzeitsfeier fand unter strahlend blauem Himmel statt. Angelas Eltern hatten sich nicht lumpen lassen. Die Tische bogen sich unter dem Büffet. Eine Kapelle spielte zum Tanz auf, und jeder Gast vergnügte sich.
»Darf ich Ihnen meine beste Freundin Claudia Koch vorstellen?«, sagte Angela während des Nachmittags zu dem Arztehepaar.
Dr. Brunner und seine Frau hatten die große schlanke Frau mit dem pfiffigen Kurzhaarschnitt bereits während der Trauungszeremonie gesehen.
»Claudia ist Christians Cousine und seit Jahren meine Freundin«, fuhr die frisch vermählte Braut fort. »Wir haben in Freiburg in der gleichen Apotheke gearbeitet. Jetzt will Claudia sich hier in Ruhweiler oder in der Umgebung als Kräuterpädagogin niederlassen.«
»Als Kräuterpädagogin?«, fragte Ulrike Brunner mit hochgezogenen Brauen sofort interessiert. »Gehört habe ich schon einmal davon, aber Genaues …«
»Kräuterpädagogen widmen sich der Tradition der Herstellung von Heilmitteln, Gesundheitspräparaten und auch Kosmetika aus Pflanzen, Kräutern und Bäumen«, erklärte die junge Frau ihr mit angenehm melodischer Stimme und unternehmungslustig blitzenden schwarzen Augen.
»Nachdem sich Claudia in unsere Gegend verliebt hat, möchte sie hier ein kleines Haus mieten«, fuhr Angela fort.
»Vielleicht ein Haus, das mitten im Grünen liegt«, verdeutlichte Claudia Koch ihre Vorstellungen. »Das würde passen.«
»Meine Eltern und ich haben uns schon umgehört, aber bis jetzt noch nichts entdeckt«, sagte die Braut in bedauerndem Ton.
»Ich werde meine Ohren offen halten«, versprach Matthias Brunner ihrer Freundin. »Vielleicht höre ich diesbezüglich etwas von meinen Patienten.«
»Ich bewundere Ihren Mut«, führte Ulrike mit anerkennender Miene die Unterhaltung fort. »Habe ich das richtig verstanden, dass Sie bisher als Apothekenhelferin gearbeitet haben?«
»Ja. Ende nächster Woche ist mein letzter Arbeitstag.« Claudia hustete ein paar Mal, dann fuhr sie sichtlich erfreut über das Interesse des Arztehepaars fort: »Verzeihung. Also, mein Chef ist plötzlich verstorben, und die Apotheke wird verkauft, was ich als Wink des Schicksals angesehen habe. Schon seit Langem stehe ich den chemisch hergestellten Arzneimitteln skeptisch gegenüber. Deshalb hat mir mein Beruf auch keinen Spaß mehr gemacht. Ich habe den Kunden die Medizin mit immer größerem schlechten Gewissen verkauft.«
»Claudia ist eine leidenschaftliche Verfechterin der Homöopathie und Naturheilkunde«, klärte Angela die Brunners mit schelmischem Zwinkern auf.
Ihre Freundin lachte vergnügt. »Ich weiß, dass Sie als Mediziner meine Meinung nicht teilen können«, sagte sie zu dem Landarzt.
»Lassen Sie mich Ihre Ansicht ein klein wenig zu meinen Gunsten korrigieren«, berichtigte Matthias sie lächelnd. »Sowohl die Naturmedizin wie auch die sprichwörtlichen chemischen Keulen haben ihre Berechtigung. Und ihre Zeit. Bei einfachen Erkältungen rate ich zum Beispiel meinen Patienten auch, es mit Tees oder Aufgüssen zu versuchen. Ich halte viel von den Selbstheilkräften des Körpers. Es gibt jedoch Krankheiten …« Er verstummte, als er den Ausdruck von Unwillen in den großen schwarzen Augen sah.
Vielleicht ging Claudia Koch mit ein wenig zu viel Leidenschaft an die Verwirklichung ihres Traums?, fragte er sich im Stillen. Ein zu enger Blick auf die Dinge konnte womöglich ihre Chancen auf Erfolg mindern.
»Ich empfinde große Achtung vor jungen Menschen, die einen Traum haben und für seine Verwirklichung kämpfen«, sagte er zu ihr. »Obwohl ich natürlich ein paar Hürden bei der Verwirklichung Ihres Projektes sehe. Darf ich das so sagen?«, fragte er mit väterlichem Lächeln.
Da seufzte Claudia laut auf. Sie musste husten, bevor sie antwortete: »Ich leider auch. Aber trotzdem…« Sie straffte sich. »Zumindest bin ich schon einmal davon überzeugt, dass ich mir den richtigen Ort zur Verwirklichung meiner Pläne ausgesucht habe. Das Ruhweiler Tal und seine Umgebung sind ein wahres Kräuterparadies, was die vielen Wanderer, die hier durch die Natur streifen, gar nicht wissen. Also habe ich hier die Bestandteile meiner Produkte geradewegs vor der Haustür. Wissen Sie, ich habe ganz genaue Vorstellungen. Das Haus, das ich suche, soll mir die Möglichkeit geben, dort wohnen zu können. Weiterhin muss es über Räumlichkeiten verfügen, wo ich meine Produkte herstellen wie auch verkaufen kann. So spare ich Kosten.«
Matthias