Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman. Christine von Bergen

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Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel

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Terrasse und beobachtete, wie sich die Dämmerung über das Freiburger Land legte. Mit jedem neuen Stern, der an dem gläsernen Himmel erschien, vergrößerte sich seine Sehnsucht nach der geliebten Frau. Gleichzeitig verrauchte seine Enttäuschung über den geplatzten Urlaub immer mehr.

      Sie hatten ein ganzes Leben vor sich. Was zählte da ein Wochenende?

      So fand er im Laufe des Abends viele Argumente, die ihm schließlich klarmachten, dass er viel zu scharf reagiert hatte. Vielmehr hätte er Angela in ihrer eigenen Enttäuschung und Hilflosigkeit unterstützen müssen. Schließlich hatte auch sie sich auf die Tage im Tessin gefreut. Klar, ihre Eltern vereinnahmten sie, nutzten sie laut Claudia aus, aber eine solche Situation ließ sich schließlich nicht von heute auf morgen aus der Welt schaffen. Er hatte die geliebte Frau allein gelassen, in einer Lage, in der sie seine Liebe gebraucht hätte.

      Christian kam sich schäbig vor. Er schämte sich.

      Kurzerhand griff er zum Telefon und öffnete die Leitung zu Angela. Doch sie nahm nicht ab.

      *

      »Sie macht mir genauso wenig die Tür auf wie dir«, teilte Jenny ihrer Mutter mit.

      »Ich muss mich bei ihr entschuldigen«, sagte Monika mit blassem Gesicht. »Das war falsch. Wir hätten sie fahren lassen müssen. Wie viel tut Angela für uns. Viel zu viel. Und es stimmt. Sie sieht in der letzten Zeit sehr schlecht aus. Sie klagt zwar nie, aber vermutlich geht es ihr miserabel. Viel schlechter als mir. Dr. Brunner zeigte sich jedenfalls sehr besorgt um ihre Gesundheit.« Sie sah ihren Mann an. »Jetzt sag du doch auch mal was, Axel.«

      »Ich sage ja schon seit Längerem, dass du dich auf dem Rücken unserer Tochter ausruhst«, bekam sie zur Antwort.

      »Und du könntest unsere Tochter öfter in der Tankstelle vertreten«, schnappte sie zurück. »Und Jenny müsste sich viel mehr um den Haushalt kümmern«, wandte sie sich dann hitzig an ihre jüngere Tochter. »Als deine Schwester noch zur Schule ging, hat sie mir schon tatkräftig beim Bügeln zur Seite gestanden.«

      »Und du, Mama?« Jennys Augen blitzten ihre Mutter an. »Zwischen deinen Asthmaanfällen ruhst du dich nur auf Angelas Schultern aus. Und was dein Knie angeht … Bügeln kann man auch im Sitzen.«

      »Jetzt ist aber genug«, mischte sich nun ihr Vater lautstark ein. »So redet man nicht mit seiner Mutter.«

      »Ich sollte mich mal wieder mehr um deine Erziehung kümmern«, sagte Monika aufbrausend. »Nimm dir ein Beispiel an deiner Schwester. Sie ist immer lieb und nett zu uns.«

      »Lieber nicht. Dann bringe ich mich wahrscheinlich auch noch um«, erwiderte Jenny patzig.

      Da knallte es. Jenny hatte sich von ihrem Vater eine Ohrfeige eingehandelt. Tochter und Mutter zuckten gleichzeitig zusammen. Jenny unter dem völlig unerwarteten Schlag, Monika bei dem Gedanken, der ihr durch den Kopf schoss: Ob sich Angela vielleicht aus Verzweiflung das Leben genommen hatte? Was hatten sie dem Kind angetan? Aus Egoismus, Eifersucht und Verlustangst hatten sie ihre Tochter um ein schönes Wochenende gebracht. Und Angela, die als ihr adoptiertes Kind wiederum aus Verlustangst alles tat, um ihnen jede Sorge abzunehmen, hatte ihrem Druck nachgegeben.

      »Jenny, lauf sofort noch einmal rüber zu deiner Schwester«, forderte sie ihre Jüngste mit bebender Stimme auf. »Sie muss zu Hause sein. Ihr Auto steht doch auf dem Hof.«

      »Sie ist aber nicht da«, begehrte der Teenager bereits wieder auf.

      »Tu, was deine Mutter dir sagt«, donnerte nun der Herr des Hause Häferle los.

      »Wo soll sie denn sein?« Monika sah ihren Mann voller Angst an.

      »Vielleicht bei ihrem Freund«, vermutete Jenny nun kleinlaut.

      »Du hast doch gerade gesagt, Angelas Auto steht hier auf dem Hof.«

      »Vielleicht ist er bei ihr.«

      Monika räusperte sich energisch. »Du steigst jetzt auf ihren Balkon und schaust durchs Fenster. Wahrscheinlich ist sie nur sauer auf uns und öffnet deshalb nicht die Tür.«

      »Ich soll spannen?«, fragte Jenny ziemlich empört. »Und wenn der Typ da ist?«

      Da stand ihr Vater auf. »Noch ein Widerwort und es knallt zum zweiten Mal.«

      Da duckte sich Jenny und trollte sich.

      *

      »Sie ist nicht da. Ihr Handy liegt auf dem Tisch«, wusste die Sechzehnjährige nach wenigen Minuten zu berichten.

      Jenny wirkte nun schon wesentlich kleinlauter. Wahrscheinlich machte sie sich inzwischen auch Sorgen um ihre Schwester.

      Monika knetete die Hände im Schoß. Sie fühlte sich miserabel, seelisch wie körperlich, und ahnte, dass sie bald wieder ein Anfall einholen würde. Doch kein Wort dazu kam über ihre Lippen. Sie verspürte den Hustenreiz schon tief im Rachen. Gleichzeitig keimte Angst in ihr auf. Eine Angst, die sich ganz schnell in Panik verwandelte. Sie kannte das. So war es bei jedem ihrer Asthmaanfälle.

      Nein, sagte sie sich. Ich muss diese Angst unterdrücken. Sofort. Jetzt muss ich handlungsfähig bleiben. Es geht um das Leben meiner Tochter.

      Sie stand auf, lief in die Küche, mit fahrigen Händen suchte sie ihr Spray in der Schublade. Gott sei Dank. Sie fand es, sprühte es sich auf die Zunge und konzentrierte sich beim Atmen auf die Technik, die ihr Dr. Brunner gezeigt hatte. Tatsächlich. Nach ein paar Minuten weiteten sich die kleinen Verzweigungen der Luftwege wieder.

      »Geht es dir schlecht, Mama?«, fragte Jenny mit besorgtem blassem Gesicht, das plötzlich viel kleiner wirkte.

      »Was ist, Monika?« Auch Axel erschien jetzt in der Küchentür.

      Sie schluckte.

      »Alles gut«, beruhigte sie die beiden. »Wir müssen etwas tun. Ich werde im Telefonbuch nach der Nummer von Christian Kofler suchen. Vielleicht hat er Angela ja zu sich geholt, ohne dass wir es bemerkt haben.«

      »Das ist eine gute Idee«, stimmte ihr Mann zu.

      Die drei eilten ins Wohnzimmer.

      »Ich habe sie«, frohlockte Angelas Mutter nur wenige Sekunden später in die unheimlich wirkende Stille im Raum.

      Sie wollte das Telefon schon von der Station nehmen, als es klingelte. Ihre Hand zuckte zuerst erschrocken zurück, dann griff sie umso schneller zu.

      »Ja?« Sie horchte in die Leitung, in der Erwartung, die Stimme ihrer ältesten Tochter zu hören.

      »Guten Abend«, sagte da eine sympathisch klingende Männerstimme. »Mein Name ist Christian Kofler.«

      »Gott sei Dank.« Monika entspannte sich sofort. »Herr Kofler, gut, dass Sie anrufen«, fuhr sie dann ihrer lebhaften Art fort, die eigentlich so typisch für sie war. »Wir suchen unsere Tochter Angela und haben uns schon Sorgen gemacht. Sie müssen mir glauben, mir ging es heute wirklich nicht so gut, aber ich habe mich mal wieder hängen lassen und völlig unangemessen reagiert. Es tut mir wirklich leid, dass ich Ihnen und Angela den Urlaub vermasselt habe. Wirklich, sagen Sie Angela das bitte, wenn sie jetzt nicht mir sprechen will.«

      Sie schnappte nach Luft. Wieder drohten sich ihre

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