Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman. Christine von Bergen

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Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel

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sie ihn ansah, malte sich auf dem Gesicht, dass sie so liebte, eine solche Seelenlosigkeit ab, dass ihr Herz zu zerbrechen drohte.

      Sie wusste: Es war vorbei.

      Wie eine Marionette ging sie zu seinem Kofferraum, entnahm ihm ihre Reisetasche. Langsam. Sie wollte die Sekunden strecken, die Zeit anhalten. Vielleicht würde er ihr ja doch ein versöhnendes Wort schenken. Jetzt lag alles nur in seinen Händen. Sie war bis an ihre Grenzen gegangen. Weiter konnte und wollte sie ihm nicht entgegenkommen.

      Sie wunderte sich darüber, dass sie sich noch bewegen konnte, als sie zu ihrem Wagen ging. Aber es war Zeit. Sie konnte nicht länger bleiben.

      *

      Christian sah, wie Angela vor ihrem Auto stand. Er ließ sie gehen und hatte das Gefühl zu sterben. Das Blut rauschte in seinem Kopf, ließ ihn schwindeln.

      Sie hatte keine Angst gehabt, ihm ihre Gefühle zu zeigen, ihre Aufrichtigkeit und Verletzlichkeit. Aber eine stählerne Falle hatte sich um ihn geschlossen. Er wusste nur eines: Er würde ihre in seinen Augen völlig übertriebene Fürsorglichkeit gegenüber ihrer Familie genauso wenig jemals akzeptieren können wie deren Machtanspruch auf die geliebte Frau. Angela musste zu einem normalen Verhältnis ihren Eltern gegenüber finden, sonst würden sie keine gemeinsame Zukunft haben können.

      Sie schien noch ein paar Augenblicke abzuwarten, da er jedoch nur schwieg, wandte sie sich schließlich ab, stieg ein und fuhr los. Ohne einen Gruß. Er blieb allein mit seinem Schatten zurück und hätte im Nachhinein nicht sagen können, wie lange er noch dort vor seinem Haus gestanden hatte, mit einem winzigen Funken Hoffnung im Herzen, dass ihr ihre Liebe zu ihm letztendlich die Kraft geben würde, ihre häusliche Situation zu ändern.

      *

      Seit dem Morgen hatte Angela keine Kopfschmerzen mehr gehabt. Jetzt jedoch machte sich wieder dieser dröhnende Schmerz hinter ihrer Stirn bemerkbar, der sich tiefer und tiefer bohrte. Nur mit Mühe konnte sie die Tränen zurückhalten. Selten hatte sie sich so einsam und verlassen gefühlt wie an diesem Nachmittag, als sie nach Ruhweiler zurückfuhr.

      Ausflugsverkehr war unterwegs. In den Straußenwirtschaften saßen die Leute, tranken Wein, erfreuten sich des Lebens, und von einem wolkenlosen Himmel strahlte die Sonne hinunter auf das Ruhweiler Tal. Angela kam es so vor, als würde dieser goldene Planet über sie lachen.

      Christian, schrie ihr Herz voller Sehnsucht.

      Christian hat recht, sagte ihr ihr Verstand.

      Sie unterdrückte ein Aufschluchzen und presste die Finger gegen die Schläfe. Das erste Mal in ihrem Leben wusste sie nicht mehr, was richtig und was falsch war.

      Da sah sie schon ihr Elternhaus und die Tankstelle in der Ferne. Sie atmete einmal tief durch, parkte vor der Haustür, schloss auf.

      *

      »Ich bin zurück!«, rief Angela in den langen Flur.

      Da sie keine Antwort erhielt, lief sie die Treppe hinauf ins Obergeschoss. Sie nahm an, ihre Mutter und ihren Vater im Schlafzimmer vorzufinden. Dieses war jedoch leer.

      Ein Schock durchfuhr sie.

      Sie waren bestimmt inzwischen im Krankenhaus. Immerhin lagen zwischen dem Hilferuf ihres Vaters und jetzt doch mehrere Stunden. Dann ging es ihrer Mutter tatsächlich so schlecht, wie ihr Vater behauptet hatte.

      Fast spürte sie eine gewisse Erleichterung. Denn sie wusste, dass Christian sie im Nachhinein dann doch verstehen würde.

      Plötzlich hörte sie Stimmen. Jennys Stimme.

      Sie eilte die Treppe hinunter, durch den Flur, durchs Wohnzimmer und trat auf die Terrasse hinaus.

      Da saßen sie alle. Ihre Schwester, ihr Vater und ihre Mutter. Sie spielten Karten. Auf dem Tisch standen eine Kaffeekanne, Tassen, Teller mit Kuchen.

      Angela blinzelte, wollte dieses Bild einer fröhlichen Kaffeerunde, das sich ihr bot, nicht zulassen. Das durfte es nicht geben. Auch nicht, dass ihre Mutter jetzt aufstand, glücklich, ja, erleichtert lächelnd, mit ausgebreiteten Armen auf sie zukam und sagte: »Liebes, du bist zurück. Und ich hatte schon gedacht, ich wäre dir gleichgültig.«

      Das konnte doch alles nicht wahr sein. Das war unnormal. Das war krank.

      »Hey, Schwester, spielst du mit?«, hörte sie Jenny fragen. »Finde ich toll, dass du wieder da bist.«

      Nur ihr Vater sah sie verlegen an. »Tut mir leid, mein Kind, aber deiner Mutter ging es tatsächlich wieder schlecht. Wir sind alle froh, dass dies nur ein kurzer Anfall war. Du doch auch, gelt?«

      Angela sagt nichts, gar nichts. Ihr war schwindelig, ihr Kopf dröhnte, ihre Knie zitterten. Empörung, Wut, Unverständnis, Enttäuschung und noch viele andere Gefühle gärten in ihr, nahmen ihr die letzte Kraft. Sie musste jetzt allein sein. Sie wollte von ihrer Familie niemanden mehr sehen oder hören.

      »Lasst mich in Ruhe«, brachte sie nach einer Weile, in der die drei mit besorgten Gesichtern auf sie einredeten, über die Lippen.

      Danach drehte sie sich um und ging hinüber in ihr Apartment, dessen Tür sie abschloss.

      Christian hatte also recht gehabt. Und sie hatte ihre Eltern noch gegen ihn verteidigt. Ihr nächster Gedanke war, zu ihm zu fahren, ihn um Verzeihung zu bitten. Doch würde er sie überhaupt wiederhaben wollen? Holte sie sich vielleicht eine Abfuhr ein? Sollte sie ihn eher anrufen?

      Sie kochte Kaffee, trank ihn in langsamen Schlucken und zermarterte sich dabei den Kopf. Was sollte sie tun? Claudia bitten, zwischen ihr und dem Vetter zu vermitteln? Nein, das wollte sie nicht. Hatte sie nicht heute noch darauf bestanden, dass ihre Beziehung eine Sache zwischen Christian und ihr war? Sie musste den Mut aufbringen, sich dem geliebten Mann zu stellen. Natürlich hatte sie jetzt begriffen, dass sie auf den Anruf ihres Vaters völlig übertrieben reagiert hatte. Selbst Dr. Brunner sagte, dass sie sich nicht mehr als Arbeitstier für ihre Familie einspannen lassen durfte.

      Angela überlegte, ging in ihrem Wohnzimmer auf und ab, nahm das homöopathische Medikament des Landarztes zur Nervenstärkung ein. Dann wählte sie Christians Telefonnummer. Als er sich auf dem Festnetzanschluss nicht meldete, versuchte sie es auf seinem Handy. Zwei Stunden lang immer wieder. Sie war sich fast sicher, dass er nicht mit ihr reden wollte.

      In ihrer kleinen Wohnung glaubte sie, keine Luft mehr zu bekommen. Draußen herrschte frühabendliche Stimmung. Ruhe ging durch das Tal. Die Vögel stimmten ihr Konzert an, während die Sonne in einem flammenden Feuermeer im Westen versank. Die schwarzen Tannenwipfel auf den Hügeln zackten in das langsam verblassende orangefarbene Abendrot, das einen weiteren schönen Sonnentag versprach.

      Angela wurde der Hals eng. Sie musste an die frische Luft, allein sein mit sich inmitten der Natur, die sie schon zu trösten vermocht hatte, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war. Dort draußen musste sie überlegen, wie es weitergehen sollte. Auf diese Art wollte sie jedenfalls nicht mehr weiterleben.

      *

      Es hatte Christian eine fast unmenschliche Kraft gekostet, Angelas Anrufe zu ignorieren, sie ins Leere wählen zu lassen. Doch seine Stimmung hatte sich nicht sehr viel verbessert. Vor Enttäuschung hätte er kaum so schnell zu dem zärtlichen Ton zurückfinden können, den sie von ihm kannte. Und wahrscheinlich rief sie auch nur an, um ihm zu sagen, dass ihre Mutter jetzt krank in der Klinik lag. Dann musste

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