Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman. Christine von Bergen

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Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel

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sie sich an diesem Abend gar nicht mit diesem sie belastenden Thema auseinander setzen wollte, lächelte sie ihn an und meinte mit schelmischem Blick: »Jetzt habe ich ja dich, der mich bestimmt vor der Selbstzerstörung bewahren wird.«

      »Das werde ich. Und zwar aus ganz egoistischen Gründen«, beteuerte der geliebte Mann ihr.

      Dann machten sich die beiden satt, rund und glücklich eng umschlungen auf den Rückweg. Matthias und Ulrike Brunner waren nirgends mehr zu sehen. Sie mochten bereits auf dem Rückweg nach Ruhweiler sein.

      *

      Kaum hatte Christian die Tür aufgeschlossen, als ein schriller Klingelton die Stille des Hauses durchschnitt.

      Die beiden sahen sich erstaunt an.

      »Meins ist es nicht«, sagte Christian.

      Angela schloss zwei, drei Klingeltöne lang die Augen. Natürlich gehörte das Handy ihr, das da so fordernd rief. Und natürlich würde der Anrufer jemand aus ihrer Familie sein. Konnte sie denn nicht wenigstens einmal nur vierundzwanzig Stunden lang ihre Ruhe haben?

      Mit festen Schritten ging sie in die Stube, wo sie ihre Handtasche hingelegt hatte.

      »Ja?« Sie hörte selbst, wie ungeduldig ihre Stimme klang.

      Es war ihr Vater, der in alarmierendem Ton sagte: »Deiner Mutter geht es schlecht. Sie kann kaum mehr atmen und hat Schmerzen in der linken Brust.«

      Herzinfarkt, signalisierte ihr jäh das Gehirn.

      Sie schluckte. Eine eiskalte Faust legte sich um ihr Herz.

      »Ruf Dr. Brunner an. Er soll sofort kommen«, sagte sie mit belegter Stimme.

      Den Bruchteil einer Sekunde später jedoch fragte sie sich, ob der Landarzt, den sie erst vor kurzer Zeit im Gartenlokal getroffen hatte, überhaupt schon in Ruhweiler sein konnte.

      »Oder das Krankenhaus«, fügte sie hastig hinzu. »Das Kreiskrankenhaus soll einen Rettungswagen schicken. Sag denen, Mama würde Symptome eines Herzinfarktes zeigen.«

      »Du weißt doch, dass deine Mutter nur von Dr. Brunner behandelt werden möchte«, gab ihr Vater verzweifelt klingend zurück.

      »Papa.« Diese zwei Silben knallten wie Pistolenschüsse durch die Leitung. »Falls Dr. Brunner nicht erreichbar sein sollte, muss sie halt mit einem anderen Arzt vorliebnehmen.«

      Die Alternative wäre zu sterben, wollte sie noch hinzufügen, brachte aber diesen Satz dann doch nicht über die Lippen.

      »Ja, ja, ich rufe an«, beruhigte ihr Vater sie. »Aber sie braucht dich jetzt. Sie möchte, dass du nach Hause kommst.«

      Angela erstarrte innerlich.

      Nein, sie wollte in dieser Nacht bei Christian bleiben, wollte am nächsten Morgen in seine Armen aufwachen. An diesem Wochenende wollte sie vierundzwanzig Stunden lang endlich einmal ihr eigenes Leben leben.

      »Papa, du bist doch bei Mama«, sagte sie wenig überzeugend.

      »Ich bin doch nur eine halbe Person«, machte ihr Vater ihr wieder einmal bewusst.

      »Und was ist mit Jenny?« Sie klang jetzt richtig aggressiv.

      »Die schläft«, lautete die Antwort.

      »Dann weck sie auf. Sie soll sich an Mamas Bett setzen und sie beruhigen.«

      »Du kennst sie doch.« Ihr Vater klang lahm, geschlagen, verzweifelt.

      »Bitte, komm zurück«, bat er sie mit zittriger Stimme. »Oder willst du dir eventuell zeit deines Lebens Vorwürfe machen müssen?«

      Nein, das wollte sie natürlich nicht.

      Ihre Schultern fielen herab. Alles Blut wich aus ihren Adern. Kraftlosigkeit überfiel sie.

      »Ich komme«, sagte sie schließlich kaum vernehmbar, nach einer Ewigkeit, wie ihr vorkam.

      Dann drückte sie auf die rote Taste, die jedoch nur die Telefonverbindung zu ihrem Elternhaus unterbrach, aber nicht ihre innere Verbindung.

      *

      »Soll ich dich fahren?«, fragte Christian besorgt.

      »Nein, nein, lass mal, ich mach das allein«, wehrte Angela seinen Vorschlag fahrig ab.

      Sie griff sich an die Stirn, als könnte sie so all die unfertigen Gedanken, die ihr durch den Kopf jagten, festhalten.

      »Ich habe ein ungutes Gefühl, dich in dieser Verfassung die weite Strecke allein fahren zu lassen.«

      Dankbar lächelte sie ihn an. »Das ist lieb, aber mir geht es gut.«

      »Vielleicht hat dein Vater auch ein wenig übertrieben, und deine Mutter hat nur einen ihrer Asthmaanfälle.«

      Heftig schüttelte sie den Kopf. »Das glaube ich nicht. Er klang sehr…, sehr ernst.« Angela spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten. »Entschuldige bitte, dass ich unser erstes gemeinsames Wochenende kaputt mache, aber ich hätte jetzt keine Ruhe mehr hier. Verstehst du das?«

      Was sollte Christian darauf antworten?

      Einerseits konnte er mit dem Wissen um Angelas Lebensgeschichte Verständnis für ihre Reaktion aufbringen, andererseits jedoch roch für ihn die Situation geradezu danach, dass Angelas Eltern ihrer Tochter durch diesen Hilferuf eindeutig die Prioritäten vor Augen halten wollten: Die Familie, die Krankheit ihrer Mutter sowie die Behinderung ihres Vaters mussten an erster Stelle stehen.

      Um die geliebte Frau nicht noch zusätzlich zu belasten, nahm er sie in die Arme. Wie ein trauriges Kind wiegte er sie hin und her.

      »Okay«, sagte er leise. »Dann fahr. Sei bitte vorsichtig und ruf mich an, wenn du angekommen bist.«

      Sie nickte und löste sich von ihm.

      Er spürte, dass sie im Geiste bereits auf dem Heimweg war.

      Als Christian danach allein auf seiner Terrasse saß, sagte er sich, dass er Geduld haben musste. Sie kannten sich ja erst kurz. Er musste Angela, wie auch ihren Eltern, Zeit lassen, sich daran zu gewöhnen, dass das Leben stets Wandlungen unterlag. Nichts blieb so, wie es war. Leben hieß Bewegung, Stillstand bedeutete Tod. Das hatten ihm seine Großeltern beigebracht. Und wenn Angela ihn genauso liebte wie er sie, dann würde sich alles für sie beide zum Guten entwickeln. Darauf vertraute er ganz fest.

      *

      Matthias und Ulrike Brunner befanden sich kurz vor Ruhweiler, als das Notfalltelefon des Landarztes klingelte.

      »Hast du es mitgenommen?«, fragte Ulrike verwundert.

      »Du weißt ja …« Ihr Mann warf ihr einen beredten Blick zu.

      »Ja, ja, ich weiß. Mein Mann und seine Patienten.« Liebevoll strich sie ihm über die Wange, bevor sie ihm den Apparat reichte, der auf der Mittelkonsole lag.

      »Entschuldigen Sie bitte, Herr Doktor, aber meiner Frau

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