Der Landdoktor Staffel 3 – Arztroman. Christine von Bergen
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Der Ton, in dem er diese Worte aussprach, klang versonnen. Verträumt. Sie wusste genau, was er ihr sagen wollte, auch wenn er nicht weitersprach. Natürlich war es noch zu früh für sie beide, um Zukunftspläne zu schmieden, aber es machte sie glücklich, dass er sie jetzt schon in seine Zukunft einbezog.
»Eines Tages möchte ich mit dir …« Wie schön das klang!
Sie hob den Kopf, und sie sahen sich an. Ihre Blicke tauchten ineinander, wollten sich schließlich gar nicht mehr loslassen. Die Spannung zwischen ihnen steigerte sich mit jedem Atemzug. Wie von einem Magneten fühlten sie sich gegenseitig voneinander angezogen. Ein wohliger Schauer durchströmte die junge Frau, und die Sorgen, die sie so lange Zeit begleitet hatten, verschwanden hinter diesem alles einnehmenden Gefühl der Sehnsucht.
»Ach, mein Engel …«, sagte Christian leise, während sein Blick Angelas Gesicht liebkoste, seine Hand mit einer Strähne ihres Haars spielte und die andere ihr zärtlich über die Wange strich. »Meine Angela …«, fügte er mit seinem einzigartigen Lächeln flüsternd hinzu.
Angela hatte die Augen geschlossen, lauschte beinahe andächtig Christians sanfter tiefer Stimme, deren Klang sie durch ihre Gespräche am Telefon seit Tagen in sich trug. Jetzt spürte sie dazu noch die Wärme seines Körpers, die ihr die Sinne vernebelte und Gefühle in ihr weckte, die sie nicht für möglich gehalten hatte.
»Dein Kuchen …«, murmelte sie, während sie sich an ihn schmiegte.
»Der kann warten, oder?«, fragte er leise zurück.
Dabei griff seine Rechte unter ihr Haar und legte sich auf ihren Nacken, die andere Hand glitt langsam ihren Rücken hinunter. Seine Berührungen schenkten ihr ein Kribbeln in den Adern, das sich in Windeseile warm und wohlig in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Alles in ihr verlangte nach diesem einen Mann. Nachdem sie ihm in den Gesprächen innerlich nähergekommen war und ihn jetzt nach ein paar Tagen wiedergesehen hatte, wusste sie, dass die Liebe auf den ersten Blick nicht nur erfunden war. Es war ihr passiert. Ein herrliches Gefühl. Wie leicht war plötzlich alles, und in ihrem Bauch spürte sie die sprichwörtlichen Schmetterlinge.
Mit einem wohligen Seufzer, der ihr wie von selbst über die Lippen kam, drängte sie sich näher an Christian und hob ihr Gesicht zu ihm auf. Als sein Mund schließlich ihren berührte, wollte ihr Körper mit seinem verschmelzen.
Da sagte Christian nur: »Komm.«
Seine Arme hoben sie hoch und trugen sie in eine andere Welt, die für die nächsten Stunden nur ihnen allein gehörte und in der es nur Zärtlichkeiten und Liebe gab.
*
Das Fenster von Christians Schlafzimmer war weit geöffnet, und der dunkle Wald oberhalb seines Hauses war zum Greifen nah. Würzige Luft erfüllte den gemütlich eingerichteten Raum.
Arm in Arm, Herz an Herz, betrachteten Angela und Christian den goldenen Glanz der versinkenden Sonne, die noch über den Wipfeln der Tannen hing.
»Ich habe Hunger«, sagte Angela. Sie hob den Kopf, sodass sie Christian ins Gesicht schauen konnte. »Wie war das mit dem Kochen?«
Er lachte, zog sie wieder fest an sich. »Ja, ich kann’s«, bestätigte er ihr. »Und ich habe auch alle Zutaten für das Menü eingekauft, das ich für heute Abend vorgesehen hatte, aber…«
Sie hob die Brauen.
»Aber …?«, fragte sie nach.
»Was hältst du davon, wenn ich dich stattdessen doch lieber zum Essen einlade. In unser Gartenlokal, das ganz in der Nähe liegt.« Er seufzte laut auf. »Ganz ehrlich, heute möchte ich gern faul sein.«
»Faulheit akzeptiert.« Sie lachte und rieb liebevoll ihre Nasenspitze an seiner glatten gebräunten Brust.
»Das Menü mache ich morgen Mittag. Okay?«
»Absolut okay«, stimmte sie ihm zu.
Dann richtete er sich im Bett auf und sah sie auffordernd an. »Lass uns aufstehen und uns der Welt dort draußen wieder stellen, bevor du mir in den Armen verhungerst.«
*
Eine Viertelstunde später betraten die beiden das Lokal, in dem ein kleiner Tisch nur auf sie gewartet zu haben schien. Alle anderen waren besetzt. Es war ein herrlicher Sommerabend, lau und duftend die Luft. Bunte Lichterketten hingen in den alten Linden, über dem Garten lag die Atmosphäre heiterer Gelassenheit. Auf dem Weg zu dem letzten freien Tisch blieb Angela plötzlich stehen.
»Dr. Brunner!«, rief sie überrascht aus.
Sie stellte das ebenso überraschte Arztehepaar und ihren Traummann einander vor und liebte Christian gleich noch ein bisschen mehr, als dieser ganz unbefangen und unterhaltsam mit den beiden Älteren plauderte.
»Wollt ihr euch zu uns setzen?«, bot der Landdoktor ihnen an.
Daraufhin versetzte ihm seine Frau einen liebevollen Stups.
»Die beiden jungen Leute wollen bestimmt den Abend allein verbringen«, sagte sie, wobei sie ihre schönen blauen Augen voller Unverständnis über den Vorschlag ihres Ehemannes verdrehte. »Wir waren doch auch einmal jung. Schon vergessen, mein Schatz?«
Da lachte Matthias Brunner fröhlich, drückte ihre Hand und meinte: »Nur für diese eine Sekunde, aber du hast recht, Liebes.« Er wandte sich wieder Angela und Christian zu. »Nun geht schnell, sonst ist der eine Tisch auch noch besetzt und ihr müsst wirklich mit unserem vorliebnehmen. Schön, Sie kennengelernt zu haben«, sagte er zu Christian und zwinkerte Angela danach verschwörerisch zu.
Gut gemacht, las Angela in seinem Blick. Du bist auf dem richtigen Weg.
Mit der stummen Zustimmung ihres behandelnden Arztes hakte sich die junge Frau bei ihrem Traummann ein und ging umso beschwingter zum anderen Ende des Lokals.
*
Trotz des Gästeandrangs, der an dem lauschigen Sommerabend dort herrschte, wurden die beiden flugs bedient. Ausgehungert und mit großem Appetit machten sie sich über ihr Schäufele her, tranken dazu ein Glas Glottertaler und nahmen auch noch ein Dessert zu sich. Während des Essens erzählte Angela, dass sie seit Kurzem Patientin von Dr. Brunner war. Und auch, dass sie von den Häferles adoptiert worden war.
Voller Betroffenheit sah Christian sie an. »So sehr belastet dich deine häusliche Situation?«
»So sehr hat sie mich belastet«, verbesserte sie ihn lächelnd. »Heute Abend sitze ich hier bei dir. Wir verbringen das Wochenende zusammen. Das ist ein großer Fortschritt für mich.«
»Nur weil du adoptiert bist, musst du doch nicht aus Dankbarkeit dein Leben deiner Familie opfern«, wunderte er sich.
Sie lächelte schief. »Wahrscheinlich besitze ich ein völlig übertriebenes Verantwortungsgefühl«, murmelte sie vor sich hin. »Aber ich bin ja gerade dabei, dieses in gesunde Bahnen zu lenken«, fügte sie ernst hinzu.
»Verantwortungsgefühl ist eine menschliche Eigenschaft, die ich sehr schätze. Sie macht dich noch liebenswerter, aber diese Eigenschaft darf