Authentisch sein!. Osho
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Es ist ein schwieriges Problem – wie soll man es lösen? Die Mönche haben es nicht zu lösen vermocht. Im Gegenteil, ihnen verdankt die Menschheit so manche Perversion. All die Perversionen, die von euren so genannten Heiligen verdammt werden, wurden von ihnen selbstgeschaffen. Homosexualität ist eine Erfindung der Klöster, wo die Männer isoliert und fernab von Frauen lebten, genauso, wie auch die Frauen isoliert und fernab von Männern lebten. Es gibt katholische Klöster, die seit tausend Jahren nicht eine Frau betreten hat. Nicht einmal ein sechs Monate alter Säugling wurde eingelassen! Eine geradezu grausige Vorstellung … was für Monster müssen diese Mönche sein, nicht einmal ein halbjähriges Mädchen darf in das Kloster rein. Was zeigt das? Wovor diese Angst? Woher diese Paranoia? Natürlich finden sich da die Mönche zusammen, und ihre Instinkte fangen an, neue Bahnen zu suchen, auf Perversionen zu kommen … sie werden homosexuell. Homosexuell sein ist wahrhaft religiös, ist eine Begleiterscheinung von Religion. Die Welt verdankt der Religion viele Dinge – nicht zuletzt die Homosexualität. Alle möglichen Perversionen …
Heute ist keine Rede mehr davon, dass Frauen Geschlechtsverkehr mit dem Teufel haben. Hat der Teufel etwa plötzlich sein Interesse an Frauen verloren? Es gibt keinen Teufel. Aber wenn den Frauen jegliche Möglichkeit vorenthalten wird, sich zu verlieben, einen Mann zu lieben, dann wird ihr Verstand angeregt, sich eigene Projektionen auszumalen. Und das werden natürlich schrille Projektionen sein. Diese Projektionen sind vorprogrammiert, sind unvermeidlich.
Die Mönche und Nonnen haben das Problem also nicht lösen können, sondern haben die ganze Sache nur noch vertrackter gemacht. Und der weltliche Mensch, der sinnliche, ungehemmte Mensch, hat es genauso wenig lösen können. Er hat elend gelitten; sein Leben ist ein einziges Leiden. Er hofft immerzu weiter, hangelt sich von einer Hoffnung zur andern … und jede neue Hoffnung lässt ihn immer wieder im Stich, und nach und nach macht sich in ihm eine große Hoffnungslosigkeit breit.
Mir geht es weder um das Weltliche noch das Jenseitige. Mir geht es nicht darum, irgendetwas zu verwerfen, sondern es zu nutzen. So, wie ich es verstehe, ist alles, was uns mitgegeben wird, kostbar. Du magst seinen Wert kennen, du magst ihn nicht kennen, aber es ist kostbar. Sonst hätte es dir die Existenz nicht gegeben. Du musst also Wege finden, es zu transformieren. Du musst deine Liebe andächtiger machen. Du musst den Sex liebevoller machen. Nach und nach muss Sex zu einem heiligen Akt transformiert werden, muss er veredelt werden. Statt euch vom Sex nach unten ziehen zu lassen, in den Morast des Tierischen, könnt ihr den Sex nach oben ziehen.
Dieselbe Energie, die euch nach unten zieht, vermag euch auch nach oben zu ziehen. Und dieselbe Energie kann euch Flügel verleihen. Sie hat ungeheure Kraft; es gibt gewiss nichts Kraftvolleres auf der Welt, denn aus ihr entspringt alles Leben. Wenn sie Kinder gebären und neues Leben schenken kann, wenn sie ein neues Leben in die Welt setzen kann, könnt ihr ermessen, wie groß ihr Potenzial ist. Sie kann dir ein neues Leben bringen. Genauso, wie sie ein neues Kind zur Welt bringen kann, kann sie auch dir zu einer Neugeburt verhelfen.
Und genau das meint auch Jesus, wenn er zu Nikodemus sagt: „Nur wenn du wiedergeboren wirst, kannst du in das Reich Gottes eingehen“. Nur wenn du wiedergeboren wirst, nur wenn du es schaffst, dich selbst zu gebären … dir selbst zu einer neuen Sicht, einer neuen Energiequalität, einer Neueinstimmung deines Instruments zu verhelfen. Dein Instrument birgt große Musik, doch du musst lernen, auf ihm zu spielen.
Sex muss zu einer großen meditativen Kunst werden. Das ist der Beitrag, den Tantra zur Welt geleistet hat – der wichtigste Beitrag. Er gibt dir den Schlüssel dazu, das Niederste zum Höchsten zu transformieren. Es gibt dir den Schlüssel dazu, Schlamm in Lotusblüten zu verwandeln. Tantra ist eine der bedeutendsten Wissenschaften überhaupt – aber die Moralisten und die Puritaner und die so genannten religiösen Leute haben verhindert, dass Tantra den Menschen hilft. Sie haben die tantrischen Schriften verbrannt und tausende tantrische Meister umgebracht, bei lebendigem Leibe verbrannt. So wurden fast all diese Überlieferungen zerstört, und die Leute, die sich darin auskannten, in den Untergrund gedrängt. Aber die bornierten Politiker und Priester haben von jeher unter einer Decke gesteckt. Sie wollen nicht, dass sich die Menschen transformieren, weil transformierte Menschen sich nicht mehr von ihnen beherrschen lassen. Transformierte Menschen werden unabhängig und frei; transformierte Menschen werden wach und intelligent genug, um all die Spiele der Politiker und Priester zu durchschauen. Dann brauchen sie niemandem mehr hinterher zu laufen. Dann fangen sie an, ein vollkommen neuartiges Leben zu führen – nicht mehr das Leben in der Herde, sondern das eines Individuums. Sie werden zu Löwen; sie sind keine Schafe mehr.
Aber die Politiker und die Priester haben ein Interesse daran, dass jeder Mensch ein Schaf bleibt. Nur dann können sie sich als ihre Hirten, als Führer, große Führer aufspielen. Sie sind zwar mittelmäßige und dumme Leute, aber stellen sich als große Führer hin. Doch das schaffen sie nur so lange, wie sie die ganze Menschheit auf dem niedrigsten Intelligenzniveau halten und sie unterdrücken können.
Bis heute haben wir nur zwei Experimente kennen gelernt: Einerseits das uneingeschränkte Genießen – das gescheitert ist, das der Westen zwar jetzt noch einmal durchspielt, was aber auch wieder scheitern wird, kläglich scheitern wird. Und andererseits das Experiment der Entsagung – das der Osten durchgespielt hat, und im Westen auch das Christentum. Aber auch das ist gescheitert, kläglich gescheitert. Wir brauchen jetzt dringend ein neues Experiment. Der Mensch ist in einem großen Umbruch begriffen, in äußerster Verwirrung. Wohin soll die Reise gehen? Was soll er mit sich selbstanfangen? Ich sage nicht: Entsagt dem Sex; ich sage: Transformiert ihn. Er braucht nicht rein biologisch zu bleiben, bringt Spiritualität hinein. Wenn ihr euch liebt, dann meditiert auch. Wenn ihr euch liebt, dann seid andachtsvoll. Eure Liebe darf nicht nur ein körperlicher Akt sein; lasst eure Seele mit einfließen.
Dann wird nach und nach der Schmerz verschwinden. Und dann wird die Energie, die in dem Schmerz steckt, freigesetzt und wird mehr und mehr zu einer Wohltat. Dann wird deine Qual in Ekstase verwandelt.
Du sagst: Ich habe mich verliebt und viel gelitten. Du bist gesegnet. All die Leute, die sich noch nie verliebt und die nie gelitten haben, sind wirklich arm dran. Sie haben noch nicht gelebt. Sich zu verlieben und an seiner Verliebtheit zu leiden, ist gut. Da geht man durchs Feuer; das läutert und schenkt Einsichten, macht wacher. Dieser Herausforderung muss man sich stellen. Wer sich dieser Herausforderung entzieht, bekommt kein Rückgrat.
Du sagst: Ich habe mich verliebt und viel gelitten; aber ich möchte den Traum nicht aufgeben, dass meine Liebesbeziehung irgendwann Erfüllung bringen wird. Ich sage nicht, dass du auf deine Liebe verzichten sollst. Ich stelle nur die Tatsache fest, dass sie dich nicht zur letzten und höchsten Zufriedenheit führen kann. Es ist nicht in meiner Hand, den Lauf der Dinge zu ändern. Ich halte nur eine Tatsache fest. Wenn ich es in der Hand hätte, würde ich es dir gönnen, in der Liebe die letztmögliche Zufriedenheit zu finden. Aber das ist ausgeschlossen. Was können wir tun? Zwei plus zwei macht vier.
Es ist ein fundamentales Gesetz des Lebens, dass die Liebe dich immer tiefer in Unzufriedenheit stürzt. Letztendlich macht dich die Liebe so unzufrieden, dass du anfängst, dich nach dem höchsten Geliebten zu sehnen – nach Gott – und dich auf die Suche machst nach der höchsten Liebe.
Sannyas ist die höchste Liebesaffäre: die Suche nach dem Göttlichen, die Suche nach der Wahrheit. Aber die wird erst möglich, wenn du viele Male gescheitert bist, geliebt und gelitten hast, und jedes Leiden dir mehr und mehr Bewusstsein, mehr und mehr Erkenntnis gebracht hat. Eines Tages geht dir ein Licht auf: Die Liebe kann dir immer nur ein paar flüchtige Einblicke gewähren. Und diese Einblicke sind gut, diese Einblicke sind Einblicke ins Göttliche – aber sie können nur flüchtig sein; mehr ist nicht möglich. Doch das allein ist mehr als genug, denn ohne diese flüchtigen Einblicke würdet ihr nie zur Suche nach dem Ewigen aufbrechen.
Wer nie geliebt und gelitten hat, wird