Authentisch sein!. Osho
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In dieser inneren Stille wirst du eine neue Lebensdimension finden. In dieser Dimension existiert keine Habgier, existiert kein Sex, existiert keine Wut, keine Gewalt. Aber das ist nicht euer eigenes Verdienst. Das ist die neue Dimension jenseits des Verstandes, wo Liebe waltet, rein, durch keinerlei biologische Triebe getrübt. Wo Mitgefühl herrscht – ohne jeden Grund, nicht um des himmlischen Lohns willen, denn Mitgefühl ist sich selbst Belohnung.
Da ist das tiefe Verlangen, all diese Schätze, die du in dir entdeckt hast, mit anderen zu teilen, und allen Menschen von den Hausdächern zuzurufen: „Ihr seid nicht arm! Das Paradies ist in euch! Ihr braucht keine Bettler zu sein, ihr seid geborene Kaiser!“ Ihr braucht nur euer Reich zu entdecken, und euer Kaiserreich gehört nicht der Außenwelt an; euer Kaiserreich liegt in eurem eigenen Innern. Ihr tragt es in euch. Und dort ist es von jeher gewesen – nur darauf wartend, dass ihr nach Hause kommt.
Die Liebe wird kommen, sie wird im Überfluss kommen – in solcher Fülle, dass du sie nicht bei dir behalten kannst. Du wirst sehen, dass sie überfließt, in alle Richtungen überfließt. Entdecke einfach deinen inneren Glanz. Das Leben kann ein Lied sein, ein Gesang der Freude. Das Leben kann einfach ein Tanz sein – ein Fest, ein nicht enden wollendes Fest. Alles, was du dafür lernen musst, ist Lebensbejahung.
Ich nenne nur denjenigen Menschen religiös, der lebensbejahend ist. Mögen all diese Lebensverneiner sich für religiös halten – sie sind es nicht. Ihre Traurigkeit beweist, dass sie es nicht sind. Ihre Ernsthaftigkeit beweist, dass sie es nicht sind.
Ein authentisch religiöser Mensch hat Sinn für Humor. Dies Universum ist unser, wir sind hier zuhause. Wir sind keine Waisen. Diese Erde ist unsere Mutter. Dieser Himmel ist unser Vater. Dieses ganze riesige All existiert um unsertwillen, und wir existieren um seinetwillen. Tatsächlich gibt es keine Trennung zwischen uns und dem All. Wir sind mit ihm organisch verbunden. Wir sind Mitspieler in einem einzigen Orchester.
Diese Musik der Schöpfung zu empfinden – das ist die einzige Religion, die ich als authentisch, als gültig akzeptieren kann. Sie kennt keine heiligen Schriften, sie braucht auch keine. Sie braucht keine Gottesstatuen, weil sie nicht an Hypothesen glaubt. Sie braucht nichts anzubeten, sie braucht nur still zu sein, und aus dieser Stille steigt Dankbarkeit, Andacht auf, und die ganze Schöpfung wird zu etwas Göttlichem.
Es gibt keinen Gott als Person.
Gott ist in allem … in den Bäumen, in den Vögeln, in den Tieren, im Menschen – in den Weisen wie in den weniger Weisen.
Alles, was lebt, ist nichts als Göttlichkeit, die ihre Flügel ausbreiten möchte, in die Freiheit fliegen möchte – die höchste Freiheit des Bewusstseins. Ja, du wirst dich selbst lieben – und du wirst auch die ganze Schöpfung lieben.
Ich habe mich verliebt und viel gelitten; aber ich möchte den Traum nicht aufgeben, dass meine Liebesbeziehung irgendwann Erfüllung bringen wird. Wie gelange ich über mein Festhalten hinaus, das so erfüllend und doch so schmerzhaft ist?
Liebe ist beides. Sie ist sowohl reich als auch schmerzhaft; sie ist Seelenqual und sie ist Ekstase – denn die Liebe ist eine Begegnung zwischen der Erde und dem Himmel, dem Bekannten und dem Unbekannten, dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren.
Liebe ist die Grenze zwischen der Materie und dem Bewusstsein, die Grenze zwischen dem Niederen und dem Höheren. Die Liebe hat ihre Wurzeln im Erdreich – das ist ihr Schmerz, ihre Qual. Und die Liebe reicht mit ihren Ästen in den Himmel – das ist ihre Ekstase.
Die Liebe ist nicht nur einseitig, sie hat zwei Seiten. Sie ist ein zwischen zwei Polen gespanntes Seil. Du wirst diese beiden Pole verstehen müssen: Der eine ist der Sex, der andere ist die Andacht. Die Liebe ist das Seil, das zwischen Sex und Andacht gespannt ist. Ihre eine Seite ist Sex, ihre andere Seite ist Andacht.
Ihre sexuelle Seite bringt zwangsläufig viel Unglück mit sich, und die Seite der Andacht bringt viele Freuden mit sich. Darum ist es so schwer, der Liebe zu entsagen, denn wer ihr entsagt, verzichtet auch auf die Freuden, die sie bringt. Das macht das Unglück des Liebenden aus: Wer liebt, lebt in einer Spannung, wird auseinandergerissen.
Ich kann dein Problem verstehen. Dies ist das Grundproblem aller Liebenden, denn die Liebe bringt beides – viele Dornen und viele Rosen und zwar beides zusammen. Die Liebe ist ein Rosenstrauch. Man will keine Dornen haben, man möchte, dass der Rosenstrauch nur aus Rosen ohne Dornen besteht; aber sie gehören zusammen, sie sind zwei verschiedene Seiten ein und derselben Energie.
Aber ich rate dir nicht, dich von der Liebe abzuwenden. Ich rate dir nicht, gleichgültig zu werden. Ich sage nur: Lass sie immer andächtiger werden. Mein ganzes Anliegen ist Transformation, nicht Entsagung. Du darfst mich also nicht missverstehen. Ich bin nicht gegen Sex, ich möchte, dass Sex etwas Andächtiges wird. Das Höchste kann vom Niedersten Besitz ergreifen – dann hört es auf, schmerzhaft zu sein.
Was ist an der Sexualität so schmerzhaft? Dass sie euch an eure Tierhaftigkeit erinnert – da sitzt der Schmerz. Sie erinnert euch an die Vergangenheit, sie erinnert euch an eure biologische Versklavung, sie erinnert euch daran, dass ihr nicht frei seid, dass ihr euren Instinkten unterworfen seid; dass ihr nicht von der Natur unabhängig seid, dass die Natur euch am Gängelband hat, dass ihr nur eine Marionette seid in den Händen unbekannter, unbewusster Mächte.
Der Sex wird als Demütigung empfunden. Im Sex hast du das Gefühl, deine Würde zu verlieren – daher der Schmerz. Und die Erfüllung ist so flüchtig. Früher oder später begreift jeder intelligente Mensch, wie schnell die Befriedigung abklingt – gefolgt von langen Nächten des Schmerzes. Die Ekstase ist wie eine Brise, sie kommt und geht und lässt dich am Boden zerstört zurück – absolut frustriert, enttäuscht. Du hattest dir mehr erhofft; vieles hatte dein Instinkt dir verheißen, und nichts davon ist eingetroffen.
Im Grunde ist Sex nur eine List der Natur, um sich fortzupflanzen. Er ist ein Mechanismus, der euch antreibt, euch zu vermehren, weil es sonst keine Menschen mehr geben würde. Stellt euch nur einmal eine Menschheit vor, für die Sex kein Instinkt mehr wäre und ihr die Freiheit hättet, euch nach eigenem Wunsch auf Sex einzulassen. Dann würde das Ganze dermaßen absurd … ich glaube nicht, dass sich dann noch jemand auf Sex einlassen würde. Niemand tut es freiwillig … man lässt sich immer nur zögernd darauf ein, widerstrebend.
Wenn der Sex euch überlassen bliebe, glaube ich nicht, dass die Leute sich dafür interessieren würden. Nicht ohne Grund liebt man sich im Verborgenen, außer Sichtweite – weil es so lächerlich wirkt. Würde man sich öffentlich lieben, dann wüsste man, die anderen sehen das Lächerliche daran; ihr wisst ja selbst, wie lächerlich es ist. Man hat das Gefühl, unter das menschliche Niveau abzugleiten; es ist sehr schmerzvoll, dorthin zurückgezerrt zu werden.
Aber Sex bringt auch ein paar Augenblicke der äußersten Reinheit und Freude und Unschuld. Er bringt Augenblicke der Zeitlosigkeit, denn plötzlich steht die Zeit still. Er bringt Augenblicke der Egolosigkeit, wenn du, tief vom Orgasmus geschüttelt, dein Ego vergisst. Für ein paar Augenblicke siehst du das Göttliche aufblitzen … deshalb kannst du dem Sex auch nicht entsagen. Immer wieder haben Menschen versucht, dem Sex zu entsagen. Seit Menschengedenken haben die Mönche ihm entsagt – einfach, weil er so erniedrigend ist, so sehr die Menschenwürde verletzt. Dich von irgendeinem unbewussten Instinkt überwältigen zu lassen ist menschenunwürdig, demoralisierend. Die Mönche haben ihm entsagt, sich von der Welt abgekehrt, aber damit ist auch alle Freude aus ihrem Leben