Spieglein, Spieglein in der Hand. Thomas Röper
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Vom 13. Februar 2019
Wer die Medienberichte der letzten Wochen zu Venezuela verfolgt, muss feststellen, dass unsere deutschen, freien, objektiven und kritischen Medien Kriegspropaganda betreiben. Es gibt die berühmten 10 Regeln der Kriegspropaganda, an denen man es leicht überprüfen kann.
Die 10 Regeln der Kriegspropaganda wurden von der Historikerin Anne Morelli in ihrem Buch „Die Prinzipien der Kriegspropaganda“ aufgelistet. Wir sehen uns diese Regeln nun einmal an. Dabei werden wir sehen, dass unsere Mainstream-Medien sie beim Thema Venezuela exakt befolgen.
Schön zu sehen ist das in einem Video von CNN, das der Spiegel heute veröffentlicht hat.1 Das Video hat CNN angeblich heimlich in einem Kinderkrankenhaus in Venezuela gedreht. Wer sich das Video ansieht, versteht schnell, dass da nichts heimlich gefilmt wurde. Die qualitativ hochwertigen Bilder zeigen Interviews mit Menschen – sogar einen Amerikaner, wie er dort die Situation laut und deutlich kommentiert. Wenn Filmen dort verboten wäre, wären dann Amerikaner mit Kamera im Krankenhaus nicht ziemlich auffällig gewesen? Aber so funktionieren solche angeblich heimlich gefilmten Videos sehr oft und kaum jemand denkt darüber nach.
Gerne werden bei Propaganda Einzelschicksale dargestellt, mit denen sich der Empfänger der Propaganda, also der Leser bzw. Zuschauer, identifizieren kann. Es geht ja darum, die Emotionen anzusprechen. Im Falle von Venezuela ist dieses Vorgehen besonders zynisch, weil die Menschen in diesem Land vor allem deshalb leiden, weil die US-Sanktionen das Land wirtschaftlich erdrosseln und britische Banken nicht einmal venezolanisches Gold im Wert von über einer Milliarde Dollar herausgeben.
Videos und Fotos werden bei Propaganda am liebsten genutzt, denn diese sprechen Emotionen weit besser an als Texte. Ein Bild sagt bekanntlich mehr als tausend Worte.
Zu den 10 Regeln der Kriegspropaganda:
Regel 1: Wir wollen den Krieg nicht
Die USA wollen natürlich keinen Krieg mit Venezuela, sie sind aber möglicherweise zu einer „Intervention“ gezwungen, weil der böse Präsident Maduro sein Volk hungern und keine US-Hilfe ins Land lässt. So verkaufen es uns die Medien. Auch in dem Video wird ausführlich das Leiden von Kindern geschildert, denn leidende Kinder sprechen unsere Emotionen besonders wirkungsvoll an. Und natürlich wird nach der Darstellung des Leides darauf hingewiesen, dass das „Maduro-Regime“ Hilfe nicht ins Land lässt. Und wenn man Maduro nicht schnell loswerden kann, so die nicht ausgesprochene Botschaft, braucht es eine militärische Intervention der USA, um den armen Kindern zu helfen.
Regel 2: Das gegnerische Lager ist der alleinige Verantwortliche des Krieges
Siehe Punkt eins. Natürlich wollen weder die USA noch ihre Unterstützer einen Krieg, aber wenn Maduro ihnen keine andere Wahl lässt…? Was sollen die bedauernswerten USA dann anderes tun, als einzugreifen? Das ist die Logik, die hinter der aktuellen „Berichterstattung“ und hinter diesem Video zu Venezuela steckt.
Regel 3: Der Führer des gegnerischen Lagers hat das Angesicht des Teufels
Wieder Maduro. Er lässt sein Volk hungern, wegen ihm leiden Kinder, er lässt keine Medikamente ins Land und so weiter und so fort. Aber nicht ein Wort davon, dass diese Situation gar nicht entstanden wäre, wenn die US-Sanktionen nicht wären. Nach Expertenberechnungen haben die Sanktionen Venezuela seit 2013 350 Milliarden Dollar gekostet. Kein Wunder, dass das Land am Boden liegt. Aber: Kein Wort davon in den Medien, dort ist der „Teufel“ Maduro an allem schuld.
Regel 4: Wir verteidigen eine gute Sache und keine Sonderinteressen
Wieder die humanitäre Situation: Es geht natürlich nur um hungernde Menschen und kranke Kinder, nicht um Venezuelas Ölreichtum und Goldvorräte. Davon kein Wort in den Artikeln der deutschen Medien oder dem Video bei Spiegel-Online heute, die das Leid der Menschen thematisieren. Die USA haben, wenn man die deutschen Medien liest, keine wirtschaftlichen Interessen in Venezuela, es geht ihnen nur um „das Gute“.
Regel 5: Der Feind begeht wissentlich Gräueltaten; wenn wir hingegen Grenzen überschreiten, geschieht dies unabsichtlich
Wieder Maduro: Natürlich lässt er sein Volk kaltblütig leiden. Wenn die USA dann Venezuela angreifen, wird man möglichst wenig von „Kollateralschäden“, also zivilen Todesopfern der US-Invasion, hören. Und wenn doch, dann wird man noch Maduro beschuldigen, weil das Ganze ja nur wegen ihm „notwendig“ geworden ist. Dieses Messen mit zweierlei Maß haben wir zur Genüge zum Beispiel in Syrien gesehen: Wenn bei russischen Luftangriffen Menschen zu Schaden kommen, dann sind die Russen kaltblütige Mörder, wenn aber bei US-Luftangriffen Krankenhäuser zerbombt werden, dann war es ein Versehen. Das Gleiche werden wir wieder in Venezuela sehen, falls es zum Krieg kommt.
Regel 6: Der Feind benutzt unzulässige Waffen
Das wird in Venezuela auch kommen. Da in Venezuela noch kein Krieg ist, nehmen wir hier wieder Syrien als Beispiel: Chemiewaffen hat gemäß unseren Medien immer Assad eingesetzt, doch dass Untersuchungen dafür keine Beweise gefunden haben, wird möglichst verschwiegen. Erst recht wird verschwiegen, dass aber die vom Westen unterstützte „gemäßigte Opposition“ nachweislich mehrmals Giftgas eingesetzt hat.
Regel 7: Wir erleiden nur geringe Verluste; die Verluste des Feindes sind riesig
Das werden wir erst beim Krieg selbst sehen, wenn es tatsächlich so weit kommt. Aber es stimmt natürlich, was die modernen Kriege der letzten Jahre angeht. Die technische und militärische Überlegenheit der westlichen Armeen gegenüber ihren Gegnern macht es möglich. Dafür wird allerdings fast nie berichtet, dass bei den Kriegen des Westens im Irak, in Afghanistan, Libyen, Syrien, Jemen usw. 90 % der Opfer Zivilisten sind. Im Ersten Weltkrieg waren es noch 5 %. Berechnungen zufolge ist in heutigen Kriegen die Gefahr für Zivilisten, getötet zu werden, neunmal so hoch wie für Soldaten. Aber der Westen führt gemäß unseren Medien Krieg, um den Menschen zu helfen und sie zu „befreien“. Weshalb der Tod eine Befreiung sein soll, erschließt sich nicht. Aber da die Medien über diese Zahlen nicht berichten, stellt auch niemand diese lästigen Fragen.
Regel 8: Die Künstler und Intellektuellen unterstützen unsere Sache
Achten Sie einmal darauf, wie oft in den Medien Prominente zu Wort kommen, die die westlichen Kriege aus moralischen Gründen gut finden. Sie haben sich in den letzten Jahren gegen Assad, Gaddafi oder Hussein ausgesprochen. Besonders deutlich wird dies in amerikanischen Medien. Sollte es zu einem längeren Krieg in Venezuela kommen, werden wir auch im deutschen Fernsehen in Talkshows wieder Prominente sehen, die diesen „gerechten und humanitären“ Einsatz der USA unterstützen.
Am Tag, nachdem ich diesen Artikel geschrieben habe, wurde gemeldet, dass ausgerechnet in der kolumbianischen Grenzstadt Cucuta ein prominent besetztes „Benefizkonzert“ für Venezuela stattfinden soll. Dort haben die USA ihren Militärstab für Venezuela eingerichtet, und von dort soll die sogenannte „humanitäre Hilfe“ der USA nach Venezuela transportiert werden.
Regel 9: Unser Anliegen ist etwas Heiliges
Natürlich, schließlich geht es ja angeblich um die „heiligen“ Werte des Westens, also um Demokratie und Menschenrechte. Dafür darf man auch Menschen töten. Dass es nebenbei um Öl geht, wird nicht berichtet. Und wie im Irak werden US-Firmen die venezolanischen Ölquellen schnell und geräuschlos übernehmen.
Regel 10: Wer unsere Propaganda in Frage stellt, ist ein Verräter
Heute ist das Wort „Verräter“ nicht mehr aktuell. Man sagt heute wahlweise „Putin-Versteher“, „Kreml-Troll“, „Verschwörungstheoretiker“, „Anti-Amerikanismus“ und