Szenen aus dem Landleben. Оноре де Бальзак

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Szenen aus dem Landleben - Оноре де Бальзак

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indem er keine Veränderung, nichts Neues, nichts Größeres in der Ausübung seiner physischen Fähigkeiten entdeckt. Gehörte ihnen auch die Welt, so sind die Könige doch dazu verdammt wie die übrigen Menschen in einem kleinen Kreise zu leben, dessen Gesetzen sie unterworfen sind, und ihr Glück hängt von persönlichen Eindrücken ab, die sie dort haben. Benassis aber stieß überall im Bezirke nur auf Gehorsam und Freundschaft.

      Der Napoleon des Volkes

      Kommen Sie denn endlich, Monsieur!« sagte Jacquotte. »Die Herren erwarten Sie schon hübsch lange. 's ist immer das gleiche. Immer, wenn's gut werden soll, sorgen Sie dafür, dass mein Essen missrät. Jetzt ist alles zu Mus verkocht ...«

      »Nun, wir sind ja da,« antwortete Benassis lächelnd.

      Die beiden Reiter stiegen vom Pferde und wandten sich nach dem Salon, wo sich die vom Doktor eingeladenen Personen aufhielten.

      »Meine Herren,« sagte er, Genestas bei der Hand nehmend, »ich habe die Ehre, Ihnen Monsieur Bluteau, Rittmeister des in Grenoble garnisonierenden Kavallerieregimentes, vorzustellen, einen alten Soldaten, der mir versprochen hat, einige Zeit unter uns zu verweilen.«

      Sich dann an Genestas wendend, zeigte er ihm einen großen, hageren, grauhaarigen Mann in schwarzem Anzug.

      »Dieser Herr«, sagte er zu ihm, »ist Monsieur Dufau, der Friedensrichter, von dem ich Ihnen bereits erzählt habe, und der so wacker am Gedeihen der Gemeinde mitgeholfen hat. Und dies,« fuhr er fort, ihm einen mageren, blassen, gleichfalls schwarzgekleideten jungen Mann von mittlerer Figur vorstellend, der eine Brille trug, »ist Monsieur Tonnelet, Monsieur Graviers Schwiegersohn, der erste Notar, der sich im Flecken niedergelassen hat.«

      Sich dann zu einem großen, halb bäurisch, halb bürgerlichen Manne mit plumpem, finnigem aber recht gutmütigem Gesichte wendend, sagte er fortfahrend:

      »Der Herr ist mein würdiger Beigeordneter, Monsieur Cambon, der Holzhändler, dem ich das wohlwollende Vertrauen verdanke, das mir die Einwohner entgegenbringen. Er ist einer der Schöpfer der von Ihnen bewunderten Fahrstraße. – Ich hab' nicht nötig,« fuhr Benassis, auf den Pfarrer zeigend, fort, »Ihnen zu sagen, welchen Beruf der Herr ausübt, Sie sehen in ihm einen Mann, den zu lieben niemand umhin kann.«

      Des Priesters Gesicht nahm die Aufmerksamkeit des Offiziers durch den Ausdruck einer moralischen Schönheit in Anspruch, deren Zauber unwiderstehlich war. Auf den ersten Blick konnte Monsieur Janviers Antlitz unangenehm erscheinen, so viele strenge und schroffe Linie waren daraufgeschrieben. Seine kleine Figur, seine Magerkeit, seine Haltung kündigten eine große physische Schwäche an; seine immer ruhige Physiognomie aber bezeugte den tiefen inneren Frieden des Christen und die Kraft, welche Seelenkeuschheit erzeugt. Seine Augen, die den Himmel zurückzustrahlen schienen, verrieten die unerschöpfliche Glut der Nächstenliebe, die sein Herz verzehrte. Seine wenigen und natürlichen Gebärden waren die eines bescheidenen Mannes; seine Bewegungen hatten die schamhafte Einfachheit der Bewegungen junger Mädchen. Sein Blick flößte Achtung und den unbestimmten Wunsch ein, vertraut mit ihm zu werden. »Ach! Herr Bürgermeister,« sagte er, sich verneigend, wie wenn er dem Lobe, das Benassis ihm spendete, entgehen wollte.

      Der Ton seiner Stimme ging dem Major zu Herzen, und er wurde durch die beiden nichtssagenden Worte, die der unbekannte Priester äußerte, in eine beinahe religiöse Träumerei versenkt.

      »Meine Herren,« rief Jacquotte, die bis in die Salonmitte trat und dort, die Faust auf der Hüfte, stehenblieb, »Ihre Suppe steht auf dem Tische.«

      Auf Benassis' Aufforderung hin, der einen nach dem andern aufforderte, um die Vortrittshöflichkeiten zu vermeiden, gingen die fünf Gäste des Arztes in das Speisezimmer hinüber und setzten sich dort, nachdem sie das Benedicite, das der Pfarrer ohne Emphase mit heller Stimme betete, angehört hatten, zu Tisch. Der Tisch war mit einem Tuche aus jenem Damastleinen bedeckt, das unter Heinrich IV. von den Brüdern Graindorge erfunden worden war, geschickten Fabrikanten, die den in Haushaltungen so bekannten dichten Geweben ihren Namen gegeben haben. Das Tischtuch strahlte von Weiße und roch nach dem Thymian, den Jacquotte in die Lauge zu tun pflegte. Das Tafelgeschirr bestand aus völlig unversehrtem blaurandigen weißen Steingut. Die Karaffen hatten jene alte achteckige Form, welche nur die Provinz bis auf unsere Tage beibehalten hat. Die aus Horn gearbeiteten Messerstiele zeigten seltsame Figuren. Wenn man diese Gegenstände eines verjährten Luxus, die nichtsdestoweniger fast neu waren, betrachtete, fand sie jeder im Einklang mit der Gutmütigkeit und dem Freimut des Hausherrn. Genestas' Aufmerksamkeit verweilte einen Augenblick beim Deckel der Suppenschüssel, den sehr schön kolorierte Gemüse in erhabener Arbeit in der Art des Bernard Palissy, eines berühmten Künstlers des XVI. Jahrhunderts, krönten. Die Versammlung entbehrte nicht der Originalität. Benassis' und Genestas' kraftvolle Köpfe bildeten einen wunderbaren Kontrast zu Monsieur Janviers Apostelkopfe; desgleichen hoben die welken Physiognomien des Friedensrichters und des Beigeordneten des Notars junges Gesicht hervor. Durch diese verschiedenen Gesichter, auf denen sich gleicherweise Zufriedenheit mit sich, mit der Gegenwart und der Glaube an die Zukunft abmalten, schien die Gesellschaft repräsentiert zu werden. Nur Monsieur Tonnelet und Monsieur Janvier, die auf der Lebensbahn noch wenig vorgerückt waren, liebten es, über die Ereignisse der Zukunft, von denen sie fühlten, dass sie ihnen gehörte, Erwägungen anzustellen, während die anderen Gäste der Unterhaltung über die Vergangenheit den Vorzug geben mussten; alle aber fassten die menschlichen Dinge ernst ins Auge, und ihre Meinungen reflektierten eine Melancholie von doppelter Färbung: die eine besaß die Blässe der Abenddämmerung, die beinahe erloschene Erinnerung an Freuden, die nicht wiederkehren sollten, die andere erweckte Hoffnung wie die Morgenröte auf einen schönen Tag.

      »Sie müssen heute tüchtig zu tun gehabt haben, Herr Pfarrer,« sagte Monsieur Cambon.

      »Freilich,« antwortete Monsieur Janvier; »die Beerdigung des armen Kretinen und die des Vaters Pelletier haben zu verschiedenen Stunden stattgefunden.«

      »Wir können jetzt die Hütten des alten Dorfs niederreißen,« sagte Benassis zu seinem Beigeordneten. Durch das Abtragen der Häuser bekommen wir wenigstens einen Arpent Wiesen; und die Gemeinde wird überdies die hundert Franken gewinnen, die uns der Unterhalt des Kretinen Chautard kostete.«

      »Diese hundert Franken sollten wir drei Jahre lang für den Bau einer einbogigen Brücke auf der unteren Fahrstraße bei dem großen Bache bewilligen,« sagte Monsieur Cambon. »Die Leute des Fleckens und des Tales haben sich angewöhnt, über Jean-François Pastoureaus Grundstück zu gehen und werden es schließlich so zertreten, dass der arme Biedermann großen Schaden erleidet.«

      »Dieses Geld könnte wahrlich nicht besser angewendet werden,« sagte der Friedensrichter. »Meiner Meinung nach ist der Missbrauch von Abkürzern eine der großen Wunden des platten Landes. Jeder zehnte Prozess, der vor die Friedensgerichte kommt, dreht sich um ungerechte Servitute. In einer Menge von Gemeinden frevelt man so, fast ohne nachteilige Folgen, am Eigentumsrecht. Der Respekt vor dem Eigentumsrecht des Grundbesitzers und die Achtung vor dem Gesetze sind in Frankreich zwei nur allzuoft verleugnete Gefühle, und es tut recht Not, sie zu vertiefen. Vielen Leuten scheint es entehrend, den Gesetzen Beistand zu leihen und das: ›Lass dich anderswo aufhängen‹ – eine sprichwörtliche Wendung, die von einem Gefühle löblichen Edelmutes diktiert zu sein scheint – ist im Grunde nur eine scheinheilige Formel, die dazu dient, unseren Egoismus zu verschleiern. Gestehen wir uns nur, es fehlt uns an Patriotismus! Der wirkliche Patriot ist der Bürger, der von der Wichtigkeit der Gesetze hinlänglich durchdrungen ist, um sie, selbst auf seine Rechnung und Gefahr, zur Ausführung zu bringen. Heißt einen Missetäter laufen lassen, nicht, sich seiner künftigen Verbrechen schuldig machen?«

      »Alles hat seinen Grund,« sagte Benassis. »Wenn die Bürgermeister ihre Wege ordentlich unterhielten, würde es nicht

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