Krieg und Frieden. Лев Толстой

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Krieg und Frieden - Лев Толстой Große verfilmte Geschichten

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hatten. Der Vorhut wurde der Dank des Kaisers ausgesprochen, es wurden ihr Belohnungen in Aussicht gestellt, und an die Mannschaften wurden doppelte Rationen Branntwein verteilt. Noch lustiger als in der vorhergehenden Nacht knisterten die Biwakfeuer und tönten die Lieder der Soldaten. Denisow feierte in dieser Nacht seine Beförderung zum Major, und gegen Ende des Gelages brachte Rostow, der schon ziemlich viel getrunken hatte, einen Toast auf den Kaiser aus, aber »nicht auf Seine Majestät, unsern Allergnädigsten Kaiser und Herrn, wie es bei offiziellen Diners heißt«, sagte er, »sondern auf die Gesundheit unseres lieben, guten Kaisers, des bezaubernden, herrlichen Menschen; trinken wir auf seine Gesundheit und auf den sicheren Sieg über die Franzosen!«

      »Wenn wir uns schon früher brav geschlagen haben«, sagte er, »und, wie bei Schöngrabern, uns von den Franzosen nichts haben gefallen lassen, wie wird es nun erst jetzt gehen, wo er an unserer Spitze ist? Wir alle werden gern für ihn sterben, werden mit Wonne für ihn sterben. Nicht wahr, meine Herren? Vielleicht treffe ich nicht die richtigen Ausdrücke; ich habe viel getrunken; aber das ist meine Empfindung, und gewiß auch die Ihrige. Auf die Gesundheit Alexanders des Ersten! Hurra!«

      »Hurra!« riefen die Offiziere in hoher Begeisterung.

      Auch der alte Rittmeister Kirsten schrie begeistert mit und nicht minder herzlich als der zwanzigjährige Rostow.

      Als die Offiziere ausgetrunken und ihre Gläser zerschlagen hatten, goß Kirsten andere Gläser voll und ging, nur in Hemd und Hose, mit einem Glas in der Hand, zu den Biwakfeuern der Mannschaften hin. In imponierender Haltung, den rechten Arm hoch erhoben, mit seinem langen, grauen Schnurrbart und der behaarten Brust, die unter dem offenstehenden Hemd sichtbar wurde, blieb er im Schein eines Feuers stehen.

      »Kinder, auf die Gesundheit Seiner Majestät des Kaisers und auf den Sieg über die Feinde, Hurra!« rief er mit seiner, trotz des Alters immer noch frisch und jugendlich klingenden Husarenstimme, einem hübschen Bariton.

      Die Husaren drängten sich um ihn und antworteten alle zugleich mit lautem Geschrei.

      Als spät in der Nacht alle Teilnehmer des Zechgelages sich entfernt hatten, klopfte Denisow mit seiner kurzfingerigen Hand seinem Liebling Rostow auf die Schulter.

      »Nun sehe mal einer diesen Burschen an! Weil er in dem Feldzug niemand hat, in den er sich verlieben könnte, hat er sich in den Zaren verliebt«, sagte er.

      »Denisow, darüber darfst du nicht spotten!« rief Rostow. »Das ist ein so hohes, so schönes Gefühl, ein so ...«

      »Ich glaube es, ich glaube es, Freundchen, und ich teile dieses Gefühl und billige es durchaus ...«

      »Nein, du hast kein Verständnis dafür!«

      Rostow stand auf und schlenderte zwischen den Lagerfeuern umher und erging sich in Träumereien darüber, welch ein Glück es wäre zu sterben, nicht als Lebensretter des Kaisers (davon wagte er gar nicht zu träumen), sondern einfach nur vor den Augen des Kaisers. Er war tatsächlich in den Kaiser verliebt und in den Ruhm der russischen Waffen und in die Hoffnung auf den bevorstehenden Sieg und Triumph. Und er war nicht der einzige, den dieses Gefühl in jenen denkwürdigen Tagen erfüllte, die der Schlacht bei Austerlitz vorhergingen; neun Zehntel der russischen Armee waren damals, wenn auch weniger enthusiastisch als er, in ihren Zaren und in den Ruhm der russischen Waffen verliebt.

      XI

      Am folgenden Tag blieb der Kaiser in Wischau. Sein Leibarzt Villiers wurde mehrere Male zu ihm gerufen. Im Hauptquartier und bei den in der Nähe lagernden Truppenteilen war die Nachricht verbreitet, dem Kaiser sei nicht wohl. Er hatte, wie aus seiner Umgebung verlautete, nichts gegessen und die letzte Nacht schlecht geschlafen. Der Grund dieses Unwohlseins lag in dem starken Eindruck, den der Anblick der Verwundeten und Getöteten auf das weiche Herz des Kaisers gemacht hatte.

      Am frühen Morgen des 17. November wurde von den Vorposten ein französischer Offizier, der mit einer Parlamentärsflagge gekommen war und gebeten hatte, den Kaiser von Rußland sprechen zu dürfen, nach Wischau geleitet. Dieser Offizier war Savary. Der Kaiser war eben erst eingeschlafen, und daher mußte Savary warten. Um Mittag wurde er beim Kaiser vorgelassen, und eine Stunde darauf ritt er zu den Vorposten der französischen Armee zurück, begleitet von dem Fürsten Dolgorukow.

      Wie man hörte, bestand der Zweck der Sendung Savarys darin, dem Kaiser Alexander den Vorschlag zu einer Zusammenkunft mit Napoleon zu machen. Eine persönliche Zusammenkunft war von Kaiser Alexander zur großen Freude und stolzen Genugtuung des ganzen Heeres abgelehnt worden; statt dessen wurde nun Fürst Dolgorukow, der Sieger von Wischau, mit Savary zusammen abgesandt, um mit Napoleon zu verhandeln, falls dem Verlangen desselben nach Verhandlungen wider Vermuten wirklich der Wunsch, Frieden zu schließen, zugrunde liegen sollte.

      Am Abend kehrte Dolgorukow zurück, begab sich direkt zum Kaiser und blieb lange mit ihm allein unter vier Augen.

      Am 18. und 19. November rückten die russischen Truppen noch zwei weitere Tagesmärsche vor, und die feindlichen Vorposten wichen zurück, nachdem wenige Schüsse gewechselt waren. In den höheren Rängen der Armee hatte am Morgen des 19. eine lebhafte Tätigkeit und unruhige Geschäftigkeit begonnen, die sich bis zum Morgen des folgenden Tages, des 20. November, fortsetzte, an welchem die so denkwürdige Schlacht bei Austerlitz geschlagen wurde.

      Bis zum Mittag des 19. beschränkte sich diese Bewegung, die lebhaften Gespräche, das Hin- und Herlaufen, das Senden von Adjutanten, auf das Hauptquartier der Kaiser; am Nachmittag desselben Tages übertrug sich die Bewegung auf das Hauptquartier Kutusows und auf die Stäbe der Unterbefehlshaber. Am Abend wurde durch Adjutanten diese Bewegung nach allen Enden und Teilen der Armee hin verbreitet, und in der Nacht vom 19. zum 20. brach die achtzigtausendköpfige Masse des verbündeten Heeres aus ihren Quartieren auf, ein Stimmengebraus erhob sich, und wogend wie eine riesige, neun Werst lange Leinwandbahn rückte sie vorwärts.

      Die innerste Bewegung, die am Vormittag im Zentrum, dem Hauptquartier der Kaiser, begonnen und den Anstoß zu der gesamten weiteren Bewegung gegeben hatte, war der ersten Bewegung des Mittelrades einer großen Turmuhr ähnlich. Langsam hat sich das eine Rad in Bewegung gesetzt; nun dreht sich ein zweites, ein drittes, und immer schneller und schneller beginnen sich die Räder, die Rollen, die Walzen zu drehen, das Glockenspiel erklingt, die Figuren springen heraus, und gemessen rücken die Zeiger vor, die das Resultat der Bewegung anzeigen.

      Auch in dem Mechanismus des Kriegswesens setzt sich ebenso unaufhaltsam wie in dem Mechanismus einer Uhr die einmal hervorgerufene Bewegung bis zum letzten Resultat fort, und in ebenso teilnahmsloser Ruhe verharren bis unmittelbar zu dem Augenblick, wo ihnen die Bewegung mitgeteilt wird, diejenigen Teile des Mechanismus, bis zu denen die Aktion noch nicht gelangt ist. Die Räder quietschen auf ihren Achsen und greifen mit den Zähnen ineinander; es pfeifen infolge der schnellen Umdrehung die Walzen; aber das benachbarte Rad bleibt so ruhig und regungslos, als ob es vorhätte, jahrhundertelang so ohne Bewegung dazustehen; nun jedoch ist der Augenblick gekommen, ein Hebel greift ein, und dieser Einwirkung gehorchend, beginnt das Rad knarrend sich zu drehen und schließt sich der allgemeinen Tätigkeit an, deren Resultat und Ziel ihm unbekannt sind.

      Wie bei der Uhr das Resultat der komplizierten Bewegung der zahllosen verschiedenen Räder und Walzen nur die langsame, gleichmäßige Bewegung der Zeiger ist, die die Zeit angeben, ebenso war auch bei den Menschen das Resultat all der komplizierten Bewegungen dieser hundertundsechzigtausend Russen und Franzosen (das Resultat all der Leidenschaften, Wünsche, Sinnesänderungen, Demütigungen, Leiden, Äußerungen des Stolzes und der Furcht und der Begeisterung) nur der Verlust der Schlacht bei Austerlitz, der sogenannten Dreikaiserschlacht, das heißt, die langsame Fortbewegung des Zeigers der Weltgeschichte auf dem Zifferblatt der Geschichte des Menschengeschlechtes.

      Fürst

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