Nur den Tapferen. Морган Райс
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Читать онлайн книгу Nur den Tapferen - Морган Райс страница 4
„Nein“, sagte der Hirte. Er blickte zu Royce. „Warum jagen sie dich denn?“
Royce vermutete, dass dem Hirten die Wahrheit zu viel sein könnte. Doch was sollte er tun? Er konnte ja nicht so tun als wäre er ein Wilderer.
„Ich bin... ich habe den Herzog getötet“, sagte Royce, denn er wusste nicht, was er sonst hätte sagen sollen. Er würde nicht um das bitten können, was er wollte, wenn er dem Jungen nicht erst die Wahrheit sagte. „Seine Männer jagen mich, und wenn sie mich kriegen, dann werden sie mich töten.“
„Also wirst du sie zu meinen Schweinen führen?“ fragte der Schweinehirte. „Und was passiert mit mir, wenn ich noch hier bin, wenn sie kommen?“
„Ich habe eine Idee“, sagte Royce. Er sprang von seinem Pferd und reichte dem Jungen seine Zügel. „Nimm mein Pferd. Reite weg von hier. Einen besseren Ausweg für uns zwei gibt es nicht.“
„Du willst, dass ich so tue als wäre ich du?“ fragte der Schweinehirte. „Nach dem was du getan hast? Das halbe Königreich würde nach mir suchen.“
Royce nickte. Die beiden sahen einander kaum ähnlich; Royce war viel größer und hatte eine stärker ausgeprägte Muskulatur, und selbst wenn sie beide blondes Haar hatten, das ihnen bis zur Schulter reichte, sah es sich keineswegs zum Verwechseln ähnlich. Auch ihre Gesichtszüge unterschieden sich: wo der Schweinehirte rund und unscheinbar war, hatte die erlebte Gewalt Royces Züge geprägt und kantig gemacht.
„Nicht lange. Du kannst reiten, oder?“
„Ja, mein Vater hat darauf bestanden, dass ich es lerne. Ich habe den Pferdewagen immer über das Feld gekantert.“
„Dieses Pferd ist weitaus schneller als ein Kanter“, versprach Royce, der ihm immer noch die Zügel entgegenstreckte. „Nimm das Pferd und reite eine Weile vor ihnen her. Steig irgendwann ab, wenn sie dich nicht sehen können. Sie werden niemals vermuten, dass du es warst, der auf dem Pferd saß, und sie werden weiter nach mir Ausschau halten.“
Royce war sich sicher, dass sein Plan aufgehen würde. Wenn der Schweinehirte es schaffte, sich nicht von den Feinden einholen zu lassen, dann wäre er in Sicherheit sobald er aus ihrem Blickfeld entschwunden wäre.
„Und mehr müsste ich nicht tun?“ fragte der Schweinehirte. Royce konnte sehen, dass er es sich tatsächlich überlegte.
„Halte sie nur von den Dörfern fern“, sagte er. „Ich muss in meines zurückkehren, und du kannst in deines zurücklaufen sobald du sie abgehängt hast.“
„Du suchst also nach einem Weg, um mit einem Mord davonzukommen?“ fragte der Junge.
Royce wusste, was er damit meinte. Der Schweinehirte wollte sich nicht zum Komplizen einer solch kaltblütigen Straftat machen. Doch das war nur ein Teil der Geschichte. Das war es schon in dem Moment gewesen als er den Speer geworfen hatte.
„Sie unterdrücken uns, wo sie nur können“, sagte Royce. „Sie nehmen und nehmen, und sie geben uns im Gegenzug nie etwas zurück. Der Herzog hat mir die Frau, die ich liebte, genommen und sie seinem Sohn gegeben. Er hat mich auf eine Insel verschleppt, wo ich mitansehen musste, wie Jungen in meinem Alter abgeschlachtet wurden. Ich musste im Graben um mein Leben kämpfen. Es ist Zeit, dass wir etwas daran ändern. Es ist Zeit, dass sich die Dinge zum Guten verändern.“
Er konnte sehen, dass der Junge mit der Entscheidung rang.
„Wenn ich es nicht in mein Dorf zurückschaffe, werden viele Menschen sterben“, sagte Royce. „Doch wenn ich es schaffe und sie mir folgen, dann wird daraus eine Bewegung. Ich brauche dazu deine Hilfe.“
Der Schweinehirte tat einen Schritt auf ihn zu. „Werde ich dafür bezahlt?“
Royce breitete seine Arme aus. Er trug nichts bei sich. „Wenn ich dich später wiederfinden kann, dann werde ich einen Weg finden, dir etwas zurückzuzahlen. Wie kann ich dich finden?“
„Ich bin Berwick aus Upper Lesham.“
Royce nickte, und das war dem Schweinehirten offenbar Versicherung genug. Er nahm Royces Pferd, stieg auf, gab ihm die Sporen und verschwand zwischen den Bäumen in eine Richtung, in der keines der Dörfer lag, die Royce kannte. Royce atmete erleichtert auf.
Doch die Erleichterung währte nicht lange. Er musste schließlich immer noch ein Versteck finden. Er zog sich in das Dickicht zurück und fand im Schatten eines Stammes eine Stelle im Laub, wo Farne wuchsen, die ihn verstecken würden.
Unbewegt hockte er dort und wartete. Er wagte kaum zu atmen. Die Schweine um ihn setzten weiter ihre Futtersuche fort, und eines von ihnen trappelte in seine Nähe und schnüffelte an dem Laub, in dem er saß.
„Weg mit dir“, flüsterte Royce, denn er wollte, dass das Tier weiterzog. Er schwieg als er das Geräusch herannahender Hufe vernahm.
Männer tauchten auf. Sie alle trugen Rüstung und Waffen und sahen nun noch wütender aus als im ersten Teil ihrer Verfolgungsjagd. Royce hoffte aufrichtig, dass er den Schweinehirten in keine allzu große Gefahr gebracht hatte, indem er ihn zum Komplizen seiner Flucht gemacht hatte.
Das Schwein hatte sich nicht beirren lassen und schnüffelte immer noch vor seiner Nase herum. Royce glaubte, dass er sehen konnte, wie einer der Männer zu ihm blickte, und er erstarrte, sodass er nicht einmal mehr zu blinzeln wagte. Wenn das Schwein auf seine Gegenwart in irgendeiner Weise reagierte, dann würden die Männer über ihn herfallen und ihn töten, da war er sich sicher.
Dann wandte der Mann seinen Blick ab, und die Soldaten setzten ihre Verfolgung fort.
„Schnell jetzt!“ rief einer von ihnen. „Er kann nicht weit gekommen sein!“
Die Soldaten donnerten davon in Richtung des Weges, den der Schweinehirte eingeschlagen hatte und dessen Spuren sie vermutlich jetzt folgten. Auch nachdem sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren, blieb Royce still in seinem Versteck sitzen und umklammerte den Griff seines Schwerts, denn er wollte sicher sein, dass es sich nicht um eine Falle handelte, die ihn aus seinem Versteck locken sollte.
Schließlich traute er sich hinaus und trat auf die Lichtung. Er schob die Schweine beiseite und nahm sich einen Augenblick Zeit, um sich umzublicken. Er versuchte, herauszufinden, in welcher Richtung sein Dorf lag. Sein Täuschungsversuch hatte ihm einige Zeit gekauft und dennoch musste er jetzt schnell handeln.
Er musste es in sein Dorf schaffen bevor die Männer des Herzogs alle Bauern dort töteten.
KAPITEL ZWEI
Genoveva blieb nichts anderes übrig, als im großen Saal des Schlosses den Wutausbruch ihres Mannes still mitanzusehen. In den Momenten, in denen er nicht wütend war, war Altfor mit seinen längeren, gewellten braunen Haaren, den dinarischen Zügen und tiefdunklen Augen eigentlich ein gutaussehender Mann. Doch für Genoveva blieb er der rotgesichtige und tobende Mann, als hätte er keine andere Seite als diese.
Sie wagte es nicht, sich zu rühren oder seinen Zorn auf sich zu ziehen,