Nur den Tapferen. Морган Райс

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Nur den Tapferen - Морган Райс страница 8

Nur den Tapferen - Морган Райс

Скачать книгу

Er war sich ziemlich sicher, dass er sich in der Nähe eines Jagdreviers befand, das ihn an der Hütte eines Köhlers vorbei zu einem kleinen Fluss und schließlich zu seinem Dorf führen würde.

      Royce schlug diese Route durch das Unterholz ein und wurde durch ein entferntes Geräusch aus seinen Gedanken gerissen. Es war nicht laut, aber es war da: das Geräusch von Füßen, die sich mühelos über den unebenen Boden bewegten. Ihm wäre das gar nicht aufgefallen, wenn er nicht mit seinen Brüdern so viel Zeit in diesen Wäldern verbracht hätte oder auf der Roten Insel gelernt hätte, dass überall Gefahren lauern konnten.

      „Warte ich hier oder soll ich mich verstecken?“ fragte er sich selbst. Er konnte nur eine einzige Person hören, und diese klang nicht einmal wie ein Soldat. Die Schritte eines Soldaten wurden vom Klacken ihrer Stiefel begleitet, dem Klappern der Rüstung und dem Schaben von Speergriffen über den Boden. Diese Schritte waren jedoch ganz anders. Wahrscheinlich war es nur ein Bauer oder Weidmann.

      Dennoch verließ Royce den Pfad und hockte sich in den Schatten eines Baumes, dorthin, wo Wurzeln eine Art natürlichen Schild bildeten, der wahrscheinlich Tieren beim Einbruch der Nacht Schutz bot. Einige der Äste hingen so tief, dass Royce sie zu sich herabziehen konnte, um so die Sicht auf ihn zu blockieren während er selbst den Weg im Auge behalten konnte. Er ging in die Hocke und stellte sich mucksmäuschenstill ohne dabei seine Hand zu weit vom Griff seines Schwertes zu entfernen.

      Als Royce die Person erblickte, die sich ihm über den Pfad näherte, wäre er beinahe aus seinem Versteck getreten. Der Mann schien weder bewaffnet zu sein noch eine Rüstung zu tragen. Die dunkelgraue Seide, in die er gehüllt war, verschleierte jegliche Körperkontur. Auch seine Füße steckten in grauen Sandalen, deren Schnüre ihm bis über die Knöchel reichten. Doch etwas hielt ihn zurück, und als der Mann noch näher kam, konnte Royce sehen, dass seine von violetten und roten Kreisen und Symbolen überzogene tätowierte Haut ebenso grau war, so als hätte jemand keine andere Unterlage zur Verfügung gehabt, einen verrückten Text niederzuschreiben.

      Royce hatte keine Ahnung, was all diese Zeichen zu bedeuten hatten, doch etwas an diesem Mann erschien ihm auf eine nicht zu bestimmende Art gefährlich. Plötzlich war er froh, dass er sein Versteck nicht verlassen hatte. Er hatte das Gefühl, dass, wenn er auf dem Pfad geblieben wäre, ein Konflikt nicht ausgeblieben wäre.

      Er spürte, wie seine Hand den Griff des Schwertes fester umfasste, der Drang zurück auf den Pfad zu springen war ungebrochen. Royce zwang sich, seine Hand locker zu lassen und erinnerte sich an die tödlichen Fallen auf der Roten Insel. Diejenigen Jungen, die gedankenlos losgerannt waren, hatten ihr Leben verloren, noch bevor Royce hatte versuchen können, sie in Sicherheit zu bringen. Das hier fühlte sich genauso an. Er hatte keine Angst, doch gleichzeitig konnte er spüren, dass dieser Mann alles andere als harmlos war.

      Das Klügste, was er jetzt tun konnte, war, weiter still im Dickicht sitzen zu bleiben und die Luft anzuhalten.

      Doch da blieb der Mann stehen und legte den Kopf schief, als hätte er etwas gehört. Royce sah, wie der Fremde sich hinkniete und die Stirn runzelte nachdem er mehrere Gegenstände aus seiner Tasche gezogen und sie auf den Boden geworfen hatte.

      „Du hast Glück gehabt“, sagte der Fremde ohne dabei aufzusehen. „Ich töte nur jene, die das Schicksal mir aufträgt, zu töten, und die Runen sagen mir, dass die Zeit für unseren Kampf jetzt noch nicht gekommen ist, Fremder.“

      Royce schwieg weiterhin während der Fremde seine Steine wieder einsammelte.

      „Es gibt einen Jungen, der sterben muss, weil das Schicksal es verfügt hat“, sagte der Mann. „Dennoch sollst du meinen Namen erfahren und wissen, dass uns das Schicksal letzten Endes alle holt. Ich bin Dust, ein Angarthim von den Todesorten. Du solltest jetzt gehen. Die Runen sagen, dass viel Tod deinen Weg begleiten wird. Oh, und lauf nicht auf diesem Wege zum Dorf“, fügte er wie einen nachträglichen Gedanken hinzu. „Ein großer Trupp Soldaten war gerade auf dem Weg dorthin als ich aufbrach.“

      Er stand auf, klopfte sich ab und ließ Royce, der noch immer in seinem Versteck hockte, zurück. Royce atmete schwer, auch wenn er nichts weiter getan hatte, als sich zu verstecken. Diese Fremde hatte etwas an sich, das ihm über die Haut zu kriechen schien, etwas stimmte mit ihm nicht, doch war Royce nicht im Stande zu sagen, was genau.

      Wenn er mehr Zeit gehabt hätte, hätte Royce wohl noch länger dort gehockt, um sicherzugehen, dass von dem Mann keine weitere Gefahr ausging. Doch in dieser Situation hatten die Worte des Fremden mehr Gewicht. Wenn Soldaten auf dem Weg zu seinem Dorf waren, dann konnte das nur eines bedeuten...

      Er rannte wieder los, schneller als je zuvor. Zu seiner Rechten tauchte nun die Hütte des Köhlers auf. Rauch stieg hinter der Hütte auf, sodass davon auszugehen war, dass er bei der Arbeit war. Ein Pferd, das so aussah als wäre es gewohnt, einen Karren zu ziehen und nicht geritten zu werden, stand an einem kleinen Pfahl angebunden vor dem Haus. Im Haus war es still, und an jedem anderen Tag hätte Royce sich vielleicht darüber gewundert oder hätte nach dem Köhler gerufen, um ihn zu überzeugen, ihm sein Pferd zu leihen.

      Doch heute hatte er dafür keine Zeit. Er durchschnitt den Strick, sprang auf und gab dem Pferd die Sporen. Es kam ihm beinahe wie ein Wunder vor, dass das Tier wusste, was von ihm erwartet wurde. Es galoppierte los während Royce sich an seinen Hals klammerte und hoffte, dass es noch nicht zu spät sei.

      ***

      Die Sonne war schon fast untergegangen als Royce den Waldesrand erreichte. Die Abendröte des Himmels schien wie mit einer blutigen Hand nach der Welt greifen zu wollen. Einen Moment lang blendete das Rot der untergehenden Sonne Royce so sehr, dass es so aussah als würde der Boden vor ihm in Flammen stehen.

      Dann erkannte er, dass das Flammenrot kein Streich der Sonne war. Sein Dorf brannte.

      Teile des Dorfes brannten lichterloh, Strohdächer wurden von den Flammen verschlungen, sodass der gesamte Horizont zu brennen schien. Der Rest des Dorfes war bereits ausgebrannt und qualmte. Die verkohlten Holzbalken sahen aus als wären sie die traurigen Skelette verlorener Gebäude. Eines begann vor Royces Augen zu wanken, zu ächzen und schließlich geräuschvoll in sich zusammen zu fallen.

      „Nein“, murmelte er. Er stieg ab und führte das gestohlene Pferd weiter durch das Dorf. „Nein, ich darf nicht zu spät gekommen sein.“

      Doch das war er. Die Feuer dort mussten schon eine ganze Weile brennen, denn nur die größten Gebäude, wo die Flammen am längsten wütend konnten, hatten sie jetzt noch in ihrem Griff. Der Rest des Dorfes lag in Schutt und Asche, sodass klar war, dass der Zeitpunkt, an dem Royce noch etwas gegen die Flammen hätte ausrichten können, viel zu weit in der Vergangenheit lag als dass er bereits hätte hier sein können. Der Mann im Wald hatte gesagt, dass die Soldaten gekommen waren als er sich gerade auf den Weg gemacht hat, doch hatte Royce nicht bedacht, wie große die Entfernung war, die der Mann bereits zurückgelegt haben musste und wie viel Zeit seit seinem Aufbruch aus dem Dorf vergangen war.

      Schließlich konnte er das Unausweichliche nicht länger vermeiden und blickte auf den Boden zu den Leichen. Dort lagen so viele von ihnen: Männer und Frauen, jung und alt, getötet ohne Gnade und ohne Rücksicht auf ihr Geschlecht. Einige Körper lagen in den Ruinen und waren genauso schwarz, wie das Holz, das sie umgab; andere lagen mit klaffenden Wunden, die davon zeugten, wie sie gestorben waren, in den Straßen. Royce sah, wie einige von ihnen von vorne angegriffen worden waren als sie zu kämpfen versucht hatten, andere hatte man von hinter erschlagen als sie davonlaufen wollten. Er sah, wie mehrere ermordete junge Frauen auf der einen Seite lagen. Hatten sie bis zu dem Moment, in dem jemand ihnen die Hälse durchgeschnitten hatte, geglaubt, dass dies nur ein weiterer Raubzug des Adels war, der sich holte, was immer er wollte?

Скачать книгу