Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Florian stellte sich vor und fragte nach Arbeit. Maria Ohlanger strahlte. Ganz insgeheim hatte sie gebetet, der Herrgott möge ein Einsehen haben und jemanden schicken. Valentin konnte unmöglich die ganze Arbeit allein schaffen.
»Ich glaub’ schon, daß wir noch jemanden brauchen«, nickte sie. »Aber das letzte Wort hat natürlich die Bäuerin.«
»Und? Ist sie zu sprechen?«
»Im Moment net«, bedauerte die Magd. »Sie ist am Mittag ins Dorf hinuntergefahren. Aber eigentlich müßt’ sie bald zurückkommen. Wenn du solang’ warten willst.«
»Freilich«, antwortete Florian.
»Na, dann komm halt herein«, lud Maria ihn ein. »Magst einen Kaffee mittrinken?«
»Da sag’ ich gewiß net nein.«
Der junge Bursche hob schnuppernd die Nase, denn der Duft des frisch gebrühten Kaffees durchzog die Küche. Er setzte sich auf die Eckbank und griff dankbar zu, als die Magd einen großen Teller mit Kuchen auf den Tisch stellte. Florian biß herzhaft in ein Stück hinein und nickte vor sich hin. Hier würde er es aushalten können, da war er sicher. Wenn der Kuchen schon so gut schmeckte – wie würde da erst das andere Essen munden!
Maria Ohlanger setzte sich zu ihm und fragte, woher er käme. Bereitwillig gab er Auskunft und erzählte von seiner Wanderschaft und den Höfen, auf denen er gearbeitet hatte. Schließlich hatte er nichts zu verbergen.
»Und jetzt hat’s mich hierher verschlagen«, meinte er und erwähnte den Knecht, der ihm vom Pachnerhof berichtet hatte.
»Ja, es ist schon ein Kreuz«, sagte Maria mit kummervoller Miene. »Erst haben zwei Knechte gekündigt, und dann ist der dritte krank geworden. Es ist schon ein Segen, daß der Herrgott dir den Weg hierher gewiesen hat.«
Das Geräusch eines Autos, das auf den Hof fuhr, unterbrach die Unterhaltung. Maria hob den Kopf und schaute aus dem Fenster.
»Die Bäuerin ist zurück«, sagte sie. »Da kannst gleich selber mit ihr sprechen und alles ausmachen.«
Wenig später betrat Franziska Pachner die Küche.
»Maria, ich bin zurück«, sagte sie, als sie durch die Tür kam.
Als sie den Besucher wahrnahm, verstummte sie. Florian war aufgesprungen. Er deutete eine knappe Verbeugung an.
»Grüß Gott, Bäuerin, ich bin der Florian Brunner. Ich wollt’ fragen, ob ich eine Weile auf deinem Hof bleiben kann. Hab’ schon gehört, daß da ein Mangel an Arbeitskräften herrscht.«
Dabei setzte er sein charmantestes Lächeln auf.
Franziska indes mußte unwillkürlich schmunzeln. Sie konnte sich nicht erinnern, daß ein Mann sie jemals mit einer Verbeugung begrüßt hatte. Allerdings fiel ihr auch ein Stein vom Herzen. Dieser Bursche kam wie gerufen.
»Freilich kannst bleiben«, sagte sie und reichte ihm die Hand. »Wenn du mit den Bedingungen einverstanden bist.«
Florian Brunner lachte.
»Da werden wir uns bestimmt einig.«
»Magst auch einen Kaffee?« erkundigte sich Maria bei der Bäuerin.
Franzi nickte und setzte sich zu Florian an den Tisch. Dabei nahm sie wahr, wie intensiv er sie musterte, und sie ärgerte sich darüber, daß sie ein wenig rot und verlegen wurde unter diesem Blick. Unwillkürlich klopfte auch ihr Herz schneller. Florian schien etwa in ihrem Alter zu sein, vielleicht ein, zwei Jahre älter, und er sah unverschämt gut aus.
Und das wußte er auch. Denn so unverhohlen, wie er sie musterte, tat es nur jemand, der sehr selbstsicher und von sich überzeugt war. Franziska Pachner fuhr sich verlegen durch das Haar. Um von ihrer Verlegenheit abzulenken, erkundigte sie sich, wo Florian bisher gearbeitet habe. Wie auch schon der Magd gegenüber, so gab er auch jetzt bereitwillig Auskunft. Die Bäuerin hörte zu, nickte ab und an und nannte schließlich den Lohn, den sie zu zahlen bereit war. Er lag deutlich über dem, was sonst üblich war. Denn Franzi hatte Angst, ihr Gegenüber könne doch noch im letzten Moment abspringen.
Florian allerdings dachte gar nicht daran. Es gefiel ihm viel zu gut auf dem Pachnerhof… und noch besser gefiel ihm die Bäuerin.
*
Hertha Breitlanger schwebte seit Tagen im siebten Himmel. Genauer gesagt, seit jenem Tag, an dem sie Graf Friedrich von und zu Herdingen kennengelernt hatte. Jetzt saß sie am Fenster ihrer Dreizimmerwohnung in St. Johann und wartete sehnsüchtig auf das Erscheinen des Edelmannes. In der Kaffeemaschine blubberte der Kaffee vor sich hin, und auf dem liebevoll gedeckten Tisch stand ein prächtiger Pfirsichkuchen. Während die Mitsechzigerin auf ihren Besuch wartete, rief sie sich den Tag in Erinnerung, an dem diese schicksalhafte Begegnung stattgefunden hatte. Im Nachhinein war Hertha der Vorsehung dankbar, die damals das Fönwetter geschickt und so verhindert hatte, daß ihre beste Freundin an der Kaffeefahrt teilnehmen konnte. Wer weiß, zu welchen Komplikationen es unter Umständen gekommen wäre, wenn der gutaussehende Graf beiden Damen den Hof gemacht hätte. Aber dazu war es ja gottlob nicht gekommen.
In dem Lokal, das der Busfahrer mit seinen erwartungsvollen Fahrgästen angesteuert hatte, war im großen Saal alles für die Veranstaltung vorbereitet. Dreihundert Leute paßten hinein, und die Tische waren gut besetzt. Schon beim Eintreten war Hertha der große, schlanke Mann mit dem silbergrauen Haar aufgefallen, der im Moment noch alleine an einem der Tische saß. Insbesondere das aristokratische Kinn, das er energisch nach vorne schob, zog sie in ihren Bann. Wie unter Hypnose ging sie auf den Tisch zu. Der Mann, natürlich im dunklen Anzug mit Weste und Krawatte, erhob sich, als Hertha Platz nahm. Er eilte um den Tisch herum und rückte ihr den Stuhl zurecht. Dann stellte er sich neben sie und verbeugte sich.
»Gestatten – Graf Friedrich von Herdingen«, sagte er knapp und deutete dabei ein schmales Lächeln an.
Hertha Breitlanger fühlte, wie ihr Puls schneller schlug. Sie lächelte ihm zu, als er sich setzte, und nannte ebenfalls ihren Namen. Und seit diesem Moment war sie rettungslos verliebt.
Der Nachmittag sollte zu einem unvergeßlichen Erlebnis werden. Was machte es schon, daß der Veranstalter lautstark versuchte, den Leuten seine überteuerten Waren anzudrehen, und daß die angekündigten Volksmusikstars eher zweitklassige Musikanten waren. Hertha hatte ihr Glück gefunden, denn Graf Friedrich schien nur noch Augen für sie zu haben.
Beinahe hätte sie ihren Bus verpaßt, so sehr waren sie und der Graf in ihre Unterhaltung vertieft. Erst ein ungeduldiges Hupen des Fahrers riß die beiden auseinander.
»Werden wir uns wiedersehen?« fragte Graf Friedrich hoffnungsvoll.
Herthas Stimme bebte, als sie huldvoll ihren Kopf neigte und ihm antwortete: »Ich würde mich sehr freuen.«
Sie gab ihm noch schnell ihre Telefonnummer, dann wurde es höchste Zeit einzusteigen. Hertha beobachtete, wie Graf Friedrich gemessenen Schrittes über den Parkplatz ging. Leider konnte sie nicht mehr sehen, in welche Luxuslimousine ihr neuer Bekannter einstieg, weil der Busfahrer schnell anfuhr. Doch sie war sicher, daß es mindestens ein Mercedes sein müsse.
Schon tags darauf trafen sie sich am Achsteinsee zu einem ausgedehnten Spaziergang, und am Ende sprach Hertha die Einladung für das heutige Kaffeetrinken aus.
*