Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      »Passen S’ nur auf, daß Ihnen keiner schöne Augen macht, der’s net ehrlich meint«, sagte er spaßeshalber zu Sophie Tappert, als er später im Pfarrhaus vorbeischaute und von der Suchmeldung erzählte.

      Die Haushälterin sah ihn nur kopfschüttelnd an. Was der Max bloß wieder dachte! So toll konnte gar kein Mann sein, daß es ihm gelang, Sophies Herz zu erobern. Sie war mit ihrem Beruf verheiratet.

      »Wir wollen hoffen, daß der Gauner bald dingfest gemacht wird, bevor er noch mehr Menschen unglücklich macht«, sagte Sebastian Trenker.

      »Bestimmt, wenn der Kerl sich hier blicken läßt«, versprach Max grimmig.

      Er schaute noch einmal die Haushälterin an.

      »Sagen S’ doch mal, Frau Tappert, der Graf, von dem Sie erzählt haben – was ist das denn für einer?« erkundigte er sich.

      Die Perle des Pfarrhaushaltes hob die Schulter.

      »Was soll ich sagen? Ich kenn’ ihn ja net. Bloß von Herthas Erzählungen. Aber, am nächsten Sonntag soll ich ihn kennenlernen. Haben S’ den etwa in Verdacht?«

      Der Polizist schüttelte den Kopf.

      »Mir geht’s wie Ihnen – ich kenn’ ihn auch net. Aber ein bissel merkwürdig ist’s schon, daß hier so ein Graf auftaucht, wo seine Familie doch eigentlich ausgestorben ist.«

      »Vielleicht, Max, vielleicht«, wandte der Geistliche ein. »Wie gesagt – ich bin kein Historiker. Mag sein, daß ich mich täusch’, und es leben wirklich noch welche aus dieser Seitenlinie. Wir wollen ja niemanden zu Unrecht verdächtigen.«

      »Na, ich werd’ mir den Grafen jedenfalls genau anschau’n, wenn ich ihn am Sonntag treff’«, bekräftigte Sophie Tappert.

      *

      Soweit es ihr möglich war, versuchte Franziska Pachner ihrem neuen Knecht aus dem Weg zu gehen. Allerdings ließ es sich nicht vermeiden, daß sie zu den Mahlzeiten aufeinander trafen. Jedesmal beschränkte sich die junge Bäuerin darauf, nur das Notwendigste mit ihm zu reden.

      Florian Brunner schien hingegen unbekümmert. Als gäbe es überhaupt keine dunklen Wolken, die sein Gemüt jemals trüben könnten, hatte er immer ein freundliches Lächeln im Gesicht. Und mit jeder Geste, mit jedem Wort ließ er Franziska spüren, daß sie für ihn mehr, als nur die Chefin war.

      Nicht, daß er sich ihr offenbart hätte. Aber seine ganze Art sprach eine deutliche Sprache. Selbst der Dümmste hätte bemerkt, daß der Knecht bis über beide Ohren in seine Bäuerin verliebt war.

      Am Samstag saß er nach dem Abendessen noch ein Weilchen in der Küche und schaute Maria zu, die den Braten für den sonntäglichen Schmaus vorbereitete. Valentin saß auf der Eckbank, schlürfte seinen Kaffee und blätterte in der Zeitung. Franziska Pachner war gleich nach dem Essen aufgestanden und mit dem Hinweis, sie müsse sich um die Buchführung kümmern, ins Wohnzimmer gegangen.

      Florian überlegte, was er mit dem Abend anfangen sollte. Überall, wo er sonst gewesen war, ging man am Wochenende zum Tanz ins Dorf hinunter. Allerdings – die beiden Alten schienen nicht mehr so recht in der Lage, das Tanzbein zu schwingen. Und die Bäuerin? Florian wollte nicht glauben, daß die junge Frau kein Interesse an dem samstäglichen Vergnügen habe. Wenn man die ganze Woche über hart arbeitete, freute man sich doch darauf, ein wenig zu feiern und Spaß zu haben. Aber als er Franzi darauf ansprach, schaute sie ihn nur verständnislos an.

      »Für solchen Firlefanz hab’ ich keine Zeit«, antwortete sie barsch. »Und überhaupt – was geht’s dich an, wie ich mein Wochenend’ verbring’?«

      Damit hatte sie ihn stehengelassen. Wie ein begossener Pudel schaute er ihr hinterher. Doch dann nahm er’s von der leichten Seite, pfiff ein leises Liedchen und tänzelte dabei so elegant durch die Küche, daß die alte Maria sich wünschte, vierzig Jahre jünger zu sein.

      »Also, ich glaub’, ich geh’ ins Dorf«, sagte Florian und erhob sich. »Bestimmt wird’s eine Mordsgaudi, und eine gut gezapfte Maß Bier hab’ ich auch schon lang’ net mehr getrunken.«

      Als er später über den Hof ging und den Weg hinunter nach St. Johann einschlug, da stand Franziska Pachner hinter dem unbeleuchteten Wohnzimmerfenster und schaute ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war.

      Schwer seufzend riß Franzi sich vom Fenster los und machte sich wieder an ihre Arbeit. Sie haßte das langweilige Zusammenrechnen der Ausgaben und Einnahmen, das Eintragen der endlosen Zahlen. Aber in ein paar Tagen war wieder einmal der Quartalsletzte, und der Steuerberater wartete auf die Unterlagen.

      Aber so recht wollte es ihr nicht mehr gelingen, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Florians Frage, ob sie denn nicht auf den Tanzabend ginge, beschäftigte sie immer wieder. Seit jenem Abend war sie nie wieder ausgegangen, aber natürlich konnte der Knecht nichts darüber wissen, und sie war ihm deswegen auch nicht böse. Trotzdem ärgerte es sie, daß sie an dieser Stelle so leicht zu verwunden war. Sie beschloß, sich in Zukunft noch mehr abzuschirmen. Die Geschichte mit dem Tobias Anzengruber war schon eine ganze Weile her, aber Franzi merkte, daß sie es noch immer nicht verwunden hatte. Dabei war ihr nicht klar, was sie damals mehr verletzt hatte, der eigentliche Betrug, oder die kränkenden Worte, die der Anzengruber über sie gesagt hatte.

      Vielleicht, so überlegte sie, würde es ihr helfen, wenn sie sich einmal mit jemandem darüber aussprechen konnte. Nur war ihr nicht so ganz klar, wer dieser jemand sein könnte. Eine wirkliche Freundin hatte sie nicht. Zwar gab es lockere Bekanntschaften, die noch aus der Schulzeit herrührten, aber denen hätte sich die junge Frau in diesen Dingen niemals anvertraut.

      Eigentlich kam nur einer in Betracht, dachte sie schließlich – Pfarrer Trenker. Der gute Hirte von St. Johann, wie er auch genannt wurde, hatte für alles und jeden ein offenes Ohr. Er konnte geduldig zuhören und half aus jeder Lage. Vielleicht würde er auch Franziska helfen können.

      Der Gedanke, sich schon bald einmal richtig aussprechen zu können, ließ sie wie beflügelt weiterarbeiten. Und es ging ihr schneller von der Hand, als es zu Anfang ausgesehen hatte. Als Franziska nach zwei Stunden die Ordner schloß und sich aufatmend zurücklehnte, verspürte sie ein befriedigendes Gefühl.

      Sie ging zum Schrank hinüber, öffnete eine Flasche Wein und gönnte sich ein Glas. Dann setzte sie sich in den Sessel am Fenster, knipste die Stehlampe ein und blätterte in den Zeitschriften, die seit Wochen ungelesen unter dem Tischchen lagen. Als sie ein Modejournal darunter entdeckte, wußte sie plötzlich, was sie so schnell wie möglich machen wollte – in die Kreisstadt fahren und sich etwas Neues zum Anziehen kaufen. Ein schickes Kleid, ein Pullover oder eine Bluse. Sie freute sich närrisch darauf, als sie sich vorstellte, wie sie zwischen all den Kleiderständern herumwühlte.

      Bevor sie später schlafen ging, machte sie noch ein paar Schritte vor die Tür. Drüben beim Gesindehaus war bereits alles dunkel. Bestimmt war Valentin schon schlafen gegangen, schließlich stand er beim ersten Hahnenschrei wieder auf. Franziska schaltete das Hoflicht ein. Wenn Florian nach Hause käme, sollte er nicht im Dunkeln stolpern und stürzen.

      *

      Wie an jedem Wochenende ging’s im Hotel »Zum Löwen« hoch her. Das Restaurant war wie immer gut besucht, und auf dem Saal herrschte das übliche Gedränge. Kaum ein Stuhl war noch frei, auf der Tanzfläche drehten sich die Burschen und Madeln, und oben auf dem Podest spielte die Blaskapelle ein Lied nach dem anderen.

      Während die

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