Karin Bucha Classic 43 – Liebesroman. Karin Bucha
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»Sie irren, gnädige Frau. Die Fürstin-
Mutter hat meine Tochter singen hören. Es ist widersinnig von Ihnen, sich gegen etwas zu sträuben, was bereits feststeht.«
»Sie – Sie sind eine unverschämte Person. Die Antwort darauf wird Ihnen der Hof geben. Ich halte es für unter meiner Würde, mich weiter mit Ihnen zu unterhalten. Selbstverständlich verzichte ich für alle Zukunft auf Ihre musikalische Unterstützung.«
Als das Unwetter an Germaine vor-übergerauscht ist, muß sie sich doch erst einmal niedersetzen. Ihr zittern die Knie. Beatrix, die die Sängerin hat abfahren sehen, kommt ins Zimmer gestürzt. Sie wird von ihrer Mutter mit den Worten empfangen:
»Die bin ich los, Kind – für immer los.«
Beatrix umarmt ihre Mutter. »Freu dich doch darüber, Muschi. Du hast lange genug unter ihren Launen gelitten. Hast du ihr schon jemals etwas recht gemacht?«
»Woher weißt du das, Beatrix? Hast du etwa gelauscht?« erkundigt Ger-
maine sich verwundert. Beatrix errötet. »Ja, Muschi, ich habe oft an der Tür ge-lauscht. Ich – ich wollte doch nur hören, wie die Orgon singt.«
»Und wie singt sie, wenn man fragen darf?« Germaine hat ihren Humor wiedergefunden. »Weißt du das etwa auch, du Guck-in-dieWelt?«
»Genau«, erwidert Beatrix heftig. »Sie singt ausgesprochen schlecht. Ihr macht das Atmen große Mühe. Sie sollte rechtzeitig abtreten. Das ist meine Meinung.«
Und das Kind hat auch noch recht – denkt Germaine – die Orgon sollte sich um einen glanzvollen Abgang bemühen.
»Du sagst doch gar nichts mehr, Mutti!« erinnert Beatrix ihre in Gedanken versunkene Mutter. Germaine lächelt.
»Nun ja, ich gebe zu, Madame Orgon hat früher besser gesungen. Jeder Künstler überschreitet einmal den Zenit. Du aber, Kleines, sollst nicht überheblich werden. Madame Orgon hat schon Erstaunliches geleistet, du aber noch nicht.«
»Aber, Mutti. Auf keinen Fall möchte ich überheblich erscheinen.«
Beatrix stürzt auf ihre Mutter zu und schließt sie impulsiv in die Arme. Ihr ist, als könne sie erst jetzt richtige Freude an der Einladung zum »Fürsten-Ball« finden.
*
Das Fürsten-Palais erstrahlt im festlichen Glanz. Die Tore sind weit geöffnet. Wagen auf Wagen rollen vor dem hellerleuchteten Portal vor. Auf der Freitreppe werden sie von uniformierten Dienern in Empfang genommen und in die Vorhalle und von da aus in die Garderobe geleitet. Dann nimmt sie der Haushofmeister in Empfang und bittet sie in den Audienzsaal, damit sie auf das Erscheinen des Hofes warten können.
Erwartungsvolle Stimmung liegt über den Anwesenden. Die ersten Familien des Landes sind mit ihren Töchtern versammelt. Roben aus glänzenden, kostbaren Stoffen werden achtlos über den flimmernden Marmorboden getragen. Brillanten funkeln in blonden, braunen und schwarzen Haaren.
Während sich der Audienzsaal immer mehr füllt, steht Baron Felix von Horby vor seinem Freund.
»Laß dich mal anschauen«, sagt er und dreht Fürst Alexander zu sich herum. Der Fürst trägt den Frack und die Schärpe der Farben des regierenden Fürstenhauses und an der linken Brust den Stern.
»Nun, was gibt es da zu sehen? Ist doch alles in Ordnung. Oder?«
Baron von Horby lacht. »Ich wollte mir nur mal ansehen, wie ein Mensch in die Welt blickt, der in wenigen Stunden Bräutigam sein wird.«
»Bist du so fest überzeugt?« gibt der Fürst kühl zurück.
»Und wie, Alex. Du hast doch dein Wort gegeben. Das gilt doch noch!«
»Ja – es gilt noch«, gibt der Fürst ernst zurück. »Wir müssen die Fürstin-
Mutter abholen. Komm, Felix!« Gemeinsam verlassen sie die Gemächer des Fürsten, überqueren einen langen Flur und suchen den linken Seitenflügel auf, wo sich die Zimmer der Fürstin-
Mutter und die der Prinzessinnen befinden. Auf dem Weg fragt der Fürst: »Nichts gehört von meiner schönen Unbekannten?«
»Leider muß ich dich enttäuschen, Alex«, antwortet der Baron, der selbst neben der imponierenden Gestalt des Fürsten eine gute Erscheinung abgibt.
Fürst Alexander vermag seine Enttäuschung nur schwer zu verbergen.
»Dann wird diese heimliche Liebe wohl ein Märchen bleiben«, sagt er verträumt. Besorgt blickt der Baron den Freund von der Seite her an.
»Die richtige Stimmung, um auf Brautwerbung zu gehen. Alexander, wach auf«, ermuntert er den Fürst.
Zehn Minuten später meldet der Haushofmeister die hohen Herrschaften den Gästen und lächelnd, die Fürstin-
Mutter am Arm, gefolgt von den Prinzessinnen und dem Hof, betritt Fürst Alexander von Thorsten-Thorn den Saal.
Und dann beginnt die Vorstellung der jungen Damen, die vor den Fürstlichkeiten ihren Hofknicks machen und langsam an ihnen vorüberschreiten.
Fürst Alexander lächelt und grüßt, grüßt und lächelt und keiner bemerkt, daß nur seine Lippen lächeln, sein Auge aber bleibt ernst, kühl, und seine Gedanken sind ganz woanders.
Nach der Vorstellung begibt man sich in den Konzertsaal, wo in jedem Jahr das Fest mit einem Konzert eingeleitet wird.
Fürst Alexander nimmt das Programm zur Hand, um es zu studieren. Er wendet sich an den neben ihm sitzenden Freund.
»Ist Renata Orgon erkrankt?« erkundigt er sich flüsternd. »Warum hat man anstatt ihres Namens drei Zeichen hingesetzt?«
»Das weißt du nicht?« gibt der Baron im gleichen Flüsterton zurück. »Die Fürstin-Mutter hat uns doch eine Überraschung versprochen. Ich vermute diese Überraschung hinter den drei Zeichen.«
»Möglich!«
Das Konzert nimmt seinen Anfang. Zunächst spielt das Sinfonieorchester der Landeshauptstadt. Anschließend stellt Madame Chapu junge Solisten vor. Meisterschüler, die sie ausgebildet hat, und die jeweils zum »Fürsten-Ball« dem Hof vorgestellt werden.
Doch die größte Überraschung kommt zum Schluß des meist nicht länger als eine Stunde dauernden Konzertes.
Schlagartig löschen die Lichter im Saal. Die Scheinwerfer sind auf die Bühne mit dem Flügel aus Elfenbein gerichtet. In ihrem Schein taucht Madame Chapu auf. An der Hand geleitet sie eine zarte lichtumflutete Mädchengestalt auf die Bühne. Ihre Robe ist von zauberhafter Wirkung. Ein Gedicht aus weißglänzender, schwerer Seide, verarbeitet mit hauchzartem Tüll, übersät mit flimmernden Steinen.
Mit einem Ruck sitzt Fürst Alexander aufrecht. Seine Hand tastet zu dem Freund und preßt den Arm Horbys so fest, daß dieser den Mund verzieht.
»Das ist sie, Felix.« Seine Stimme ist heiser vor Erregung. »Felix, das ist meine schöne Unbekannte.« Und dann sagt er kein Wort mehr. Aber sein