Karin Bucha Classic 43 – Liebesroman. Karin Bucha
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»Madame, würden Sie mir eine kurze Unterhaltung gewähren?«
Überrascht sieht sie ihn an, steht aber widerspruchslos auf und geht mit ihm. »Hier, Madame!« Er öffnet die Tür zum Salon, der völlig verlassen ist und läßt sie eintreten.
Beherrscht steht er vor ihr, mit äußerer Gelassenheit. Innerlich ist er längst nicht so ruhig. Er hat die zierliche Französin, die sich in der Stadt durch ihr Wirken einen guten Namen gemacht hat, schon immer gut leiden können.
Germaine beginnt die Stille peinlich zu werden.
»Durchlaucht wollten mich sprechen?« wagt sie ihn zu erinnern.
»Verzeihung, Madame. Sie sollen nicht länger im unklaren sein. Da ich Ihre Tochter Beatrix liebe, bitte ich Sie hiermit um ihre Hand.«
Germaines Züge entspannen sich und verwandeln sich zu völliger Verstörtheit. »Durchlaucht – das ist doch wohl nicht möglich«, stößt sie atemlos hervor.
»Das Wort ›unmöglich‹ existiert für mich nicht, Madame.«
»Denken Durchlaucht nicht daran, daß Sie eine standesgemäße Frau heimführen müssen?«
Er lächelt amüsiert. Nun, daß sie besonders erfreut über seinen Antrag ist, kann er nicht gerade feststellen.
»Denken Durchlaucht nicht an die Gesetze des Hauses Thorsten-Thorn?« bringt sie sich wieder in Erinnerung.
»Was wissen Sie von den Hausgesetzen unserer Familie?«
Germaines Gesicht ist wie in dunkle Glut getaucht.
»Das – was fast jeder in Ihrem Lande weiß, Durchlaucht, eben, daß vor allem die zukünftige Landesmutter von hoher Geburt zu sein hat.«
»Das war einmal, Madame. Diese Gesetze sind grundlegend geändert worden. Auch ein Mann von fürstlicher Geburt darf nach seinem Herzen wählen.«
»Da Durchlaucht so ehrlich zu mir sind, muß ich es auch sein. Beatrix ist nicht meine leibliche Tochter. Sie ist meine Adoptiv-Tochter. Das müssen Sie unbedingt wissen.«
Betroffen schweigt der Fürst. Liegt hier der Schlüssel zu Madame Chapus Zurückhaltung? Aus rein familiären Gründen hält Madame Chapu ihre Tochter aus der Öffentlichkeit heraus?
»Kennen Sie Beatrix’ Eltern?«
»Ich habe sie sehr gut gekannt. Sie sind tot. Beatrix weiß nicht, daß ich sie adoptiert habe. Sie hält mich für ihre richtige Mutter. Sie soll es an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag erfahren. Es liegt ein Testament bei einem Notar, das ihr an diesem Tage zugeleitet werden wird. So –«, endet sie mit einem tiefen Aufatmen. »Das mußte ich Ihnen unbedingt sagen, Durchlaucht. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.«
Fürst Alexander geht einige Male vor Germaine auf und ab. Er hört seine Großmutter sagen: »Sie muß nur eine tadellose Vergangenheit haben.«
Ruckartig verhält er vor Germaine den Schritt. »Das ändert nichts an meinem Entschluß, Madame. Nur eine Frage wollen Sie mir bitte noch beantworten. Können Sie mit gutem Gewissen behaupten, daß Beatrix’ wirkliche Eltern ehrenwert waren?«
»Das kann ich sogar beeiden«, kommt ohne Überlegung Germaine Chapus Antwort.
»Danke, Madame, das genügt mir schon.«
»Sie sagten, Sie lieben meine Tochter, Durchlaucht. Aber Sie kennen sie doch erst seit wenigen Stunden.«
Mit einem charmanten Lächeln sagt er: »Muß man einen Menschen erst Jahre kennen, um ihn zu lieben? Gibt es keine Liebe auf den ersten Blick mehr?«
»Doch, Durchlaucht«, erwidert Germaine mit gesenktem Kopf leise. »Die hat es jedenfalls gegeben, aber in einer romantischeren Zeit als heute. Beatrix’ Eltern hat auch diese Liebe auf den ersten Blick zusammengeführt.«
»Aha! Und war die Ehe glücklich, Madame?« forscht er, mit Spannung auf ihre Antwort wartend.
»Sie war außerordentlich glücklich. Trotzdem möchte ich Durchlaucht bitten, vorläufig meiner Tochter nicht mit Liebesanträgen zu kommen. Sie ist noch viel zu jung, um zu wissen, was die richtige Liebe ist.«
»Sie wollen damit sagen, Madame, daß sie meinen Antrag – ablehnen könnte?«
Germaine legt den Kopf in den Nakken. »Ja, Durchlaucht«, erwidert sie kühl und entschlossen.
»Und was müßte ich Ihrer Meinung nach tun, um an mein Ziel zu gelangen?«
»Durchlaucht müßten warten, bis
Beatrix das einundzwanzigste Jahr erreicht hat.«
»Wann würde das sein?«
»Beatrix wird in zwei Monaten achtzehn Jahre alt. Sie können es sich ausrechnen, Durchlaucht.«
»Danke, Madame, für Ihre Offenheit. Genau das wird ein Fürst Alexander von Thorsten-Thorn nicht tun, wenn er sich einmal entschlossen hat. Sie wissen, was Sie wollen, Madame – mein Kopf ist aber noch ein bißchen härter. Darf ich Sie an Ihren Tisch zurückbegleiten, Madame?«
Wie betäubt nimmt sie seinen Arm. »Aber, Durchlaucht, was werden Sie tun? Sie wissen doch gar nicht, ob Beatrix Sie ebenfalls liebt.«
»Es genügt, wenn ich sie liebe, Ma-dame. Es wird mir gelingen, ihr Herz zu erobern, dessen bin ich sicher.«
Germaine sagt kein Wort mehr. In ihrem Herzen sieht es trostlos aus. Mit bleichem Gesicht nimmt sie an ihrem Tisch ihren Platz wieder ein.
Beatrix tanzt an dem Tisch vorbei und wirft eine verstohlene Kußhand zu ihrer Mutter hin, was diese aber nicht sieht. Ihr Auge sucht Fürst Alexander. Sie kann jedoch weder ihn noch die Fürstin-Mutter im Saal entdecken.
*
»So ist das also«, sagt die Für-stin-Mutter. Sie sitzt genau in dem Sessel, in dem kurz vor ihr Germaine Chapu gesessen hat. Fürst Alexander hat ihr den Verlauf der Unterredung mit Germaine wortgetreu wiedergegeben. »Und was soll ich dabei tun? Man kann doch Madame nicht zwingen, dir ihre Tochter zu geben.«
Fürst Alexander hat einen Entschluß gefaßt. »Nein, zwingen kann man sie nicht, aber einfach überrumpeln.«
»Und wenn die schöne Beatrix dieselbe Einstellung wie ihre Mutter hat, was dann?«
Fürst Alexander schüttelt den Kopf. »Das glaube ich nicht, Großmama.«
Die Fürstin-Mutter versinkt in Nachdenken, aus dem sie plötzlich aufschreckt.
»Tu mir den einzigen Gefallen und kehr zu den Gästen zurück und tanze. Zumindest mußt du die Pflichttänze hinter dich bringen. Sorge dafür, daß Baron von Horby in genau einer halben Stunde Madame Chapu und ihre Tochter ganz in meine Nähe bringt, damit ich beide mit einer Handbewegung zu mir rufen kann. Alles andere überlaß mir. Nun geh schon«, winkt sie mit beiden Händen ab. »Du machst mich auf meine alten Tage noch zur Kupplerin.«
Lachend