Karin Bucha Classic 43 – Liebesroman. Karin Bucha
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Nanu? Was ist plötzlich mit Alexander los? Wie hat sich sein Aussehen von einer Minute zur anderen gewandelt? Ist er so tief beeindruckt von der kleinen Chapu?
Beider Blicke begegnen sich. Fürst Alexander strahlt sie an, und die Fürstin-Mutter neigt sich etwas zu dem Enkel.
»Das ist meine Überraschung, Alexander. Meine Entdeckung. Gefällt dir die Kleine?«
Wie aus einem Traum erwachend nickt der Fürst.
»Aber du sollst sie erst singen hören. Psst! Es geht los«, setzt sie leise hinzu, als der Fürst ihr anworten will. Er läßt sich zurückgleiten und schließt die Augen.
Es ist ein anspruchsvolles Programm, was die junge Sängerin zum Vortrag bringen wird. Auf dem Podium setzt eine Stimme ein, die ihn geradezu erschauern läßt. Ihm ist, als würden seine Augen gewaltsam aufgerissen. Das kann doch nicht möglich sein, daß dieses junge, wunderschöne Geschöpf, mit so viel Liebreiz und Schönheit ausgestattet, auch noch über eine geradezu phänomenale Stimme verfügt?
Aber es ist kein Traum. Dort steht seine schöne Unbekannte in gänzlich unbefangener Haltung und singt mit einer glockenreinen Innigkeit, die einen zu Tränen rühren könnte.
Als der letzte Ton der ersten Arie verklungen ist, lagert atemloses Schweigen über dem Konzertsaal. Doch dann brandet der Beifall los.
Erregt neigt Fürst Alexander sich zur Fürstin-Mutter.
»Großmama, das ist keine Überraschung, das ist ein unfaßbares Wunder. Wer ist die Sängerin?«
Während die Fürstin-Mutter immer noch applaudiert, erklärt sie ihm leise: »Die Tochter Madame Chapus.«
Der Fürst schüttelt den Kopf. »In der Tat, kaum zu fassen. Werden wir sie nun öfter sehen und hören? Und wird sie zum Essen und am Tanz teilnehmen?«
»Viele Fragen auf einmal, Junge. Jedenfalls hoffe ich stark, daß Madame Chapu uns mit ihrer Tochter die Ehre geben wird.«
»Du vermutest, sie könnten uns beide davonlaufen?« fragt er düster.
»So ganz unwahrscheinlich wäre es nicht. Madame Chapu hat eine sonderbare Vorstellung davon, was ein junges Mädchen mitunter dringend nötig hat, nämlich sich unter die Jugend zu mischen und fröhlich zu sein.«
Außer dem Programm muß Beatrix Chapu noch drei Zugaben singen. Sie tut es gern, obgleich ihre Mutter ihr heimlich ein Zeichen gibt, Schluß zu machen.
Das Konzert ist beendet, und nun setzt das Rätselraten ein. Renata Orgon hat heimlich das Palais verlassen, nachdem sie Zeuge des triumphalen Auftrittes Beatrix’ geworden ist.
Die Fürstin-Mutter hat sich erhoben und mit ihr der Hof und die Gäste. Die Türen zum großen Empfangssaal sind weit geöffnet. Man steht in zwanglosen Gruppen zusammen und wartet auf die Fürstin-Mutter und den Fürst.
Diese haben soeben das Künstlerzimmer betreten. Sie finden die junge soeben noch begeistert gefeierte Künstlerin weinend vor.
»Nanu, Kindchen!« Die Fürstin-Mutter geht betroffen auf das Häufchen Elend zu, das zusammengekauert in einem der tiefen Sessel lehnt und bitterlich schluchzt? »Tränen? Und das am heutigen Tag?« Von der hilflos weinenden Beatrix hinweg, über deren Kopf sie streichelt, schaut sie auf die erblaßte Germaine Chapu. »Wer hat denn unseren Star so sehr gekränkt?«
Germaines Augen wandern von der Fürstin-Mutter hinweg zu der hohen Gestalt des Fürsten hinüber, der wie angewurzelt neben der Tür stehen geblieben ist. Ihre ganze Haltung drückt Ratlosigkeit aus.
»Bitte, Großmama, stellt mich doch der jungen Dame vor«, läßt der Fürst seine sonore Stimme ertönen. Von ihrem Klang wird Beatrix förmlich herumgerissen.
Mit einem belustigten Lächeln, Madame Germaines Ratlosigkeit ignorierend, übernimmt die Fürstin-Mutter die Vorstellung, und die beiden Menschen, die sich zum ersten Male sehen, begrüßen sich höflich und ohne ein Zeichen des Wiedererkennens.
»Auf Wiedersehen, in zehn Minuten«, erklärt die Fürstin-Mutter, nimmt den Arm des Fürsten und verläßt mit ihm das Künstlerzimmer.
Schicksal, denkt Germaine verzweifelt, nimm deinen Lauf. Ich kann nichts mehr daran ändern. Nachdem sie das gedacht hat, fordert sie Beatrix auf, sich herzurichten, damit die Fürstin-Mutter nicht zu warten brauche.
Germaine Chapu hat bis jetzt immer nur als Künstlerin geholfen, das Fest zu verschönern. Heute ist sie aber als gleichwertiges Mitglied der Gesellschaft zum Essen und anschließenden Ball eingeladen. Sie ist sehr glücklich darüber, auch auf ihre Tochter ist sie stolz. Und doch zittert sie innerlich, und das überschattet ihre Freude.
Ein paar Stunden dauert das Essen, unterbrochen von Ansprachen, die gehalten werden und in denen auch von der jungen, vielversprechenden Künstlerin Beatrix Chapu die Rede ist.
Beatrix wagt kaum die Augen zu heben. Die dichten Wimpern liegen wie ein Schleier über den schönen tiefblauen Augen. Wenn sie sie hebt, trifft ihr Blick jedesmal mit dem des Fürsten zusammen. Sie spürt jedesmal ihr Herz heftig hämmern.
Endlich ist auch die lange Tafel überstanden. Die nächsten Flügeltüren öffnen sich, und eine gute Kapelle spielt zum Tanz auf.
Noch immer hat der Fürst mit einer Tochter aus erster Familie den Reigen eröffnet, und jedesmal hoffte man, es sei die Auserwählte des Fürsten. Doch genauso oft wurde man enttäuscht.
Fürst Alexander steuert direkt auf Beatrix Chapu zu. Heute kümmert er sich überhaupt nicht um Tradition. Heute will er nichts als ein glücklicher Mensch sein.
Und zum Erstaunen aller, außer der Fürstin-Mutter, eröffnet er die diesjährige Ball-Saison mit der jungen, liebreizenden Beatrix Chapu. Aus respektvoller Entfernung sieht man den ersten Runden des Wiener Walzers zu, den das schöne Paar zusammen tanzt. Erst auf einen Wink des Haushofmeisters reihen sich die anderen Paare ein.
Stumm, aber beglückt, schwebt der Fürst mit seiner anmutigen Tänzerin über das Parkett.
Lange hält der Fürst das Schweigen nicht aus.
»Kennen Sie ein junges Mädchen, das ein edles Pferd mit einer ›alten Mähre‹ verglichen hat?«
Ohne den Blick zu heben, haucht
Beatrix:
»Ja, Durchlaucht!«
»Demnach dürfte Ihnen ein rollerwütiges Mädchen auch nicht unbekannt sein.«
»Ja, Durchlaucht!«
Er zieht sie mit einer heftigen Gebärde enger an sich heran.
»Gedenken Sie mich den ganzen Abend mit der geistreichen Rede ›ja, Durchlaucht‹ zu unterhalten?«
Die dunklen Wimpern flattern. Ihr Mund bleib todernst.
»Nein, Durchlaucht, damit würde ich eine Todsünde begehen.«
»Eine