Karin Bucha Classic 43 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Classic 43 – Liebesroman - Karin Bucha Karin Bucha Classic

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Gerücht macht so schnell die Runde, als wenn man es jemand unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut.

      »Wissen Sie schon, der Fürst wird sich heute verloben!«

      »Endlich. Wer ist denn unsere zu-künftige Landesmutter?«

      »Keine Ahnung.«

      So ist noch keine halbe Stunde vergangen, als jeder im Saal von dieser Neuigkeit unterrichtet ist.

      Auch Beatrix und ihre Mutter erfahren es. Germaine atmet tief auf. Gottlob! Der Fürst hat sich abgefunden. Also muß sie ihn überzeugt haben, daß es keinen Zweck hat, auf Beatrix zu warten.

      Die ahnungslose Beatrix empfängt diese Nachricht wie einen Schlag aufs Herz.

      »Mutti, bitte, laß uns das Palais verlassen«, raunt sie mit bebenden Lippen Germaine zu.

      Aufmerksam betrachtet Germaine ihre Tochter und erschrickt.

      »Wie sieht du denn aus, Kind?«

      »Mir ist nicht wohl, Mutti. Bitte, komm«, drängt sie. Um nichts möchte sie erleben, die Auserwählte des Fürsten zu sehen, ihr vielleicht gar noch gratulieren zu müssen.

      »Sicher gehen wir. Du siehst ja direkt elend aus. Laß uns heimlich verschwinden«, stimmt Germaine ihr zu und sieht sich um. Geradewegs steuert Baron von Horby, der auch Germaine kein Unbekannter ist, auf sie zu. Nun ist es zu spät, davonzulaufen.

      »Madame, würden Sie die Güte haben, mich Ihrer Tochter vorzustellen?« beginnt er das Gespräch, und Germaine bleibt nichts anderes übrig.

      Sie setzt hinzu: »Baron von Horby ist der Freund und Vertraute des Fürsten Alexander.«

      Beatrix zwingt sich zu einem höflichen Lächeln.

      »Madame, die Fürstin-Mutter bittet Sie und Ihre Tochter zu sich. Darf ich Sie führen?«

      Ein Entrinnen ist jetzt unmöglich, denkt Germaine. Wenn die Fürstin- Mutter bittet, so ist das so gut wie ein Befehl. Ergeben geht Beatrix hinter der Mutter her. Sie preßt die Abendtasche an das wild klopfende Herz.

      Der Tanz ist beendet, und die Paare kehren an ihre Plätze zurück. Die Fürstin-Mutter winkt Beatrix Chapu zu sich und streckt ihr die Hand entgegen, die Beatrix zaghaft erfaßt. Sie ist so unglücklich, daß sie kaum merkt, wie ihre Hand festgehalten wird.

      Jetzt erhebt die Fürstin-Mutter sich, mit ihr Fürst Alexander und dann alle Gäste.

      Die Musik spielt einen Tusch, und augenblicklich herrscht eine mit Spannung geladene Stille.

      Die Fürstin-Mutter lächelt über die Anwesenden hin, dann dreht sie sich halb Beatrix zu, die sie immer noch fest an der Hand hält und schiebt sie vor sich her an die Seite des Fürsten.

      Was sonst nicht am Hof üblich ist, diesmal tut es die Fürstin-Mutter. Und sie weiß genau, warum! Da Beatrix Chapu weder dem Hochadel noch der Geldaristokratie angehört, will sie besonders betonen, wie sehr sie mit dem, was da kommt, einverstanden ist.

      Mit ihrer dunklen, melodischen Stimme verkündet sie:

      »… und so kann ich Ihnen die freudige Mitteilung machen, daß sich Fürst Alexander von Thorsten-Thorn soeben mit der Tochter unserer allseits geschätzten Madame Germaine Chapu, Beatrix Chapu, verlobt hat. Unser Land wird hiermit endlich wieder eine junge Landesmutter haben. Bitte, trinken Sie mit mir auf das Glück und Weiterbestehen unseres Fürstenhauses Thorsten-

      Thorn.«

      Unauffällig haben sich eine Anzahl Diener genähert und verteilen auf Silbertabletts Sekt.

      Dadurch sind zunächst die Gäste abgelenkt, und so achtet keiner auf Beatrix, die blaß neben dem Fürsten lehnt, der seine Hand rasch unter ihren Arm schiebt.

      »Bitte kein Aufsehen, Beatrix. Hinterher will ich dir alles erklären. Ich liebe dich!«

      Eine sich schnell über ihren ganzen Körper verbreitende Schwäche wandelt sie an, gegen die sie tapfer ankämpft.

      »Haltung bitte, Beatrix«, hört sie neben sich die beschwörende Stimme des Fürsten. In ihren Ohren ist ein Sausen und Brausen, aus dem sich nur etwas in ihr festsetzt, Alexanders geflüstertes: »Ich liebe dich!«

      Voll Schreck stellt der Fürst fest, wie Beatrix langsam seine Hand von ihrem Arm schiebt, um im nächsten Augenblick zu spüren, wie sie ihren Arm dafür in den seinen schlingt. Und damit geht gleichzeitig ein Leuchten über seine Züge, was sie unwiderstehlich macht. Langsam dreht Beatrix den Kopf, sieht mitten hinein in seine strahlenden Augen und lächelt ihn bezaubernd an.

      Seine hohe Gestalt strafft sich noch etwas. Dann steht er mit unendlichem Besitzerstolz neben seiner schönen Braut, und gemeinsam nehmen sie die zahlreichen Glückwünsche der an ihnen vorbeiziehenden Gäste entgegen.

      Unbewegt lehnt Madame Germaine unweit von dem jungen Paar. Sie starrt ins Leere. Aber auch sie muß die Glückwünsche der Anwesenden über sich ergehen lassen.

      Beatrix versucht immer wieder, einen Blick aus den Augen ihrer Mutter zu erhaschen. Vergebens! Langsam kommt Unruhe über Beatrix, was der Fürstin-Mutter nicht entgeht.

      Sofort ergreift sie die Initiative. Als auch der letzte Gratulant vorübergegangen ist und die Sektkelche eingesammelt, gibt sie Alexander und Madame Germaine einen Wink.

      Die Fürstlichkeiten ziehen sich für kurze Zeit zurück. Die Zwillinge mit hektisch geröteten Wangen drängen hinterher in den Salon. Für sie, wie für alle anderen, war es eine große Überraschung.

      Sie sind die ersten, die das Paar mit einem Schwall von Worten überfallen.

      Prinzessin Fernande bekommt kaum Luft, so erregt ist sie.

      »Du bist mir ein schöner Schlingel. Hast eine Braut und läßt uns in voller Ahnungslosigkeit. Das war eine richtige Überrumpelung. Nein – ich muß schon sagen –«

      Hier holt sie tief Luft, und Fürst Alexander fällt ihr in die Rede, die keineswegs seinen Geschmack getroffen hat. Doch um die Tanten zu beruhigen, denn auch Tante Ulrike wirft ihm einen bitterbösen Blick zu, sagt er lächelnd:

      »Du hast ganz recht, Tante Fernande, aber es handelt sich dabei wirklich um eine Überraschung. Wie ich sehe, ist sie mir gelungen. Da es sich, und das hoffe ich doch stark, für euch um eine freudige Überraschung handelt, wäre die Angelegenheit wohl bestens geregelt.«

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