Karin Bucha Classic 43 – Liebesroman. Karin Bucha
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»Sagten Sie wirklich – anzuhimmeln?«
»Sehr richtig. Das dürfte Ihnen doch kaum entgangen sein, Durchlaucht. Sie würden also eine Todsünde begehen, wollten Sie wirklich den ganzen Abend auf mein ›geistreiches‹ Geplaudere hören.«
Er lacht herzlich auf
»Sie reden wie ein Rechtsanwalt. Wenn ich mal in der Klemme bin, komme ich zu Ihnen.«
Ihre Augen funkeln ihn erzürnt an.
»Sie machen sich nur lustig über mich, Durchlaucht.«
»Im Gegenteil, Gnädigste, ich nehme Sie sogar sehr ernst«, widerspricht er, dabei sitzt ein Lächeln in seinen Mundwinkeln. Sie ist ja noch viel anziehender, als er sie in Erinnerung hat.
»Und Sie sind nun überzeugt, daß ich Ihren weisen Rat befolgen werde und es den ganzen Abend mit diesem einen Tanz mit Ihnen bewenden lasse?«
»Überzeugt?« Sie sieht in das schmale, energische Gesicht des Fürsten, und sie weiß, daß er unter allen Umständen seinen Willen durchzusetzen verstehen wird. So gibt sie zögernd zu. »Überzeugt? – Nein! Sie werden nur einsichtsvoll sein und alles vermeiden, sich den Zorn der Fürstin-Mutter zuzuziehen –«
»– zumal man von mir verlangt, daß ich mir heute meine zukünftige Frau auswähle«, versetzt er mit einem Ernst, der sie tief erblassen läßt. Ihr Herz zieht sich schmerzvoll zusammen. Lieber Himmel! Er wird sich unter den standesgemäßen Töchtern eine passende Frau aussuchen. Er wird eine der anwesenden Damen zur glücklichsten Frau der Welt machen, und sie wird todunglücklich sein.
Er hat ihr Erblassen wohl bemerkt, weiß aber nicht, mit was er es in Verbindung bringen soll.
Seine Fürsorge erwacht, und mit warmer Stimme fragt er:
»Sie sind ganz bleich geworden. Ist Ihnen nicht wohl?«
Mit einer geistesabwesenden Geste streicht sie sich mit der Linken über die Stirn, als könne sie damit die quälenden Gedanken fortwischen.
»In der Tat«, stammelt sie. »Es ist sehr heiß hier –«
»– und der Tag ist sicher auch sehr aufregend für Sie«, vollendet er.
»Ja, Durchlaucht!«
»Nun sind wir bereits wieder bei unserer einseitigen Unterhaltung angelangt –«
»Und der Tanz wird auch gleich zu Ende sein«, erinnert sie ihn an die Wirklichkeit.
Im selben Augenblick setzt auch die Musik aus, und der Fürst gibt sie frei. Ihren Arm jedoch nicht. Er hat es auch nicht sehr eilig, sie sofort an ihren Tisch zu bringen. Er steuert auf den an-schließenden Salon zu, und ängstlich sieht Beatrix zu ihm auf.
»Es wäre besser, Durchlaucht würden mich zu meiner Mutter zurückbringen«, bittet sie ihn leise.
»Viel besser ist, wenn Sie sich in der hier weit besseren Luft etwas erholen«, schlägt er vor und zwingt sie mit sanfter Gewalt in einen zierlichen Sessel.
»Jetzt sehen Sie so ängstlich aus, als sei ich der böse Wolf und Sie hätten Angst vor mir.«
Sie schöpft tief Atem. »Angst vor Ihnen? Nein! Ich fürchte nur, man wird es mich sehr fühlen lassen, daß Sie sich mehr um mich als um die anderen bemühen. Bitte, führen Sie mich zurück!«
Er sieht ihr lange in die groß zu ihm aufgeschlagenen Augen. Sie hat richtige Märchenaugen, durchfährt es ihn, und er würde sie am liebsten in die Arme nehmen und von dem Trubel hinwegtragen.
Statt dessen verneigt er sich höflich, reicht ihr den Arm und bringt sie wortlos zu Germaine zurück.
Abermals eine Verneigung, auch zu Germaine hin, und er durchquert den Saal, taucht wenig später hinter der Fürstin-Mutter auf, die von einer Anzahl Damen und Herren umgeben ist, die sich im Halbkreis um ihren Platz gruppiert haben.
Die Fürstin-Mutter ist eine glänzende Plauderin, sie besitzt Humor und lacht gern. Ihre Augen suchen Fürst Alexander, sie kann ihn aber nirgends entdecken. Ein klein wenig fährt sie zusammen, als sie hinter sich sein leises Flüstern hört.
»Kann ich dich einen Augenblick sprechen, Großmama?«
Sie nickt, gibt den Umstehenden einen Wink, damit man sie mit dem Fürsten allein läßt, und als es geschehen ist, läßt Fürst Alexander sich neben ihr nieder.
Während die beiden den Tanzenden zuschauen, unterhalten sie sich.
»Nun, gefällt es dir, Alexander? Und warum tanzt du nicht?«
»Es ist sehr schön. Aber ich muß mit dir sprechen, Großmama.«
Freundlich lächelnd nickt die Fürstin-
Mutter einem an ihr vorübergehenden Paar zu. »Was gibt es jetzt Wichtigeres, als dich zu amüsieren? Sieh mal die blonde Gräfin Eichberg an. Ist sie nicht sehr schön?«
»Hm!« macht der Fürst und blickt
sekundenlang interesselos nach der Gräfin. »Geschmacksache, Großmama. Es gibt weitaus schönere Frauen im Saal.«
»Wie ich meinen Enkel Alexander kenne, hat er sich bereits die Schönste ausgesucht. Darf man fragen, wer es ist?«
Alexanders Augen leuchten auf, und sie suchen eine einzige, deren Tisch umlagert ist.
»Man darf«, sagt er kurz, und wie ihr scheint, etwas gepreßt. »Es ist Beatrix Chapu.«
Beängstigende Stille.
»Großmama!« Fürst Alexanders Hand tastet nach der Hand der Fürstin-Mutter. »Warum antwortest du nicht?«
»Du hast mir vor kurzem erklärt, ich wäre der erste Fürst von Thorsten-
Thorn, der nach seinem Herzen wählen dürfte. Hat das noch Gültigkeit?«
»Das hat noch Gültigkeit, Alexander.«
»Großmama, das heißt also –«
Sie nickt nur. Er drückt so heftig ihre Hand, daß sie den Mund verzieht. »Bitte, bring mich nicht gleich um, Junge.«
»Ich danke, Großmama!«
»Halt, wohin willst du?« hält sie ihn zurück, da er aufgesprungen ist. »Setz dich noch einmal.« Gehorsam nimmt er wieder Platz.
»Schwierigkeiten?« fragt er.
»Ja, Alexander, nicht von meiner Seite. Meine Befürchtungen bewegen sich nach einer anderen Richtung. Du wirst bei Madame Germaine Chapu einen schweren Stand haben. Hast du nicht gemerkt, daß sie mit ihrer Tochter nach dem Konzert das Palais verlassen wollte? Sie will unter allen Umständen vermeiden, daß Beatrix in die Gesellschaft kommt. Nun, eingeführt habe ich sie selbst. Aber so einfach bestimmen, daß sie ihre Tochter dir zur Frau gibt, das kann ich nicht.«
Fürst Alexander lacht sorglos auf. »Das werde ich