Fiona - Gefühle. Zsolt Majsai
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Leuchtend blaue Augen mustern mich neugierig, Zähne, die selbst einem weißen Hai zur Ehre gereichen würden, blitzen hinter den sich öffnenden Lippen auf, als das Etwas zu mir spricht: „Du wirst Nasnat rausrufen.“
„Warum klopfst du nicht bei ihm an, wie es sich gehört?“, erkundige ich mich.
Er schlägt meinen Kopf mit einer lässigen Bewegung gegen die äußerst harte Hauswand. „Dein Humor ist berüchtigt. Man sagt, dass man dir die Augen rausreißen kann und du machst noch Witze über innere Welten.“
„Anscheinend habe ich mir einen guten Ruf erarbeitet ...“ Das zweite Mal, als mein Kopf gegen die Hauswand klopft, tut es schon richtig weh. Wahrscheinlich habe ich eine Platzwunde. Die Situation wird ungemütlich.
„Was hältst du davon, wenn du mich loslässt, bevor wir uns weiter unterhalten?“
„Nichts. Du bist eine Kriegerin. Mit Kriegern mache ich für gewöhnlich kurzen Prozess. Dass du noch am Leben bist, hat einzig damit zu tun, dass ich dich brauche.“
„Um bei Nasnat reinzukommen, ja, das habe ich verstanden.“
„Du bist ja intelligent“, grinst das dunkle Wesen. Dunkel, weil es vollständig in Schwarz gekleidet ist wie ein Nachtmahr. „Du hast also die Wahl ...“
Mir gefällt diese Fortsetzung nicht. Ich packe seine Pranken, um mir mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Er merkt, dass wir kräftemäßig ausgeglichen sind, denn plötzlich schleudert er mich herum und lässt mich los, sodass ich gegen ein Auto fliege und dessen Dach halb eindrücke, bevor ich ziemlich unsanft auf der Straße lande. Die Begegnung mit der Dachkante, die meinen Unterleib etwas in Mitleidenschaft zieht, raubt mir vorübergehend den Atem, sodass ich noch auf der Straße liege, als mein neuer Feind in meinem Blickfeld auftaucht.
„Wie stehst du jetzt zu meinem Vorschlag?“, erkundigt er sich.
Statt einer Antwort rolle ich mich von ihm weg, in der Hoffnung, schnell genug aufstehen zu können, aber das ist in meinem Zustand illusorisch. Die Pranken haben mich wieder, heben mich hoch und ich trete meinen nächsten Flug an. Er endet in Glasscherben, und ich finde mich zwischen Büchern wieder. Mir fehlt allerdings die Zeit herauszufinden, in welchem Genre ich gelandet bin. Einerseits merke ich, dass ich diverse Glassplitter in mir habe und teilweise kräftig blute, andererseits sehe ich auch meinen neuen Feind auf den Buchladen zukommen.
Während er in das Schaufenster einsteigt, drehe ich mich auf den Bauch und packe das dickste Buch in meiner Reichweite. Und als das dunkle Wesen neben mir stehen bleibt, um sein sadistisches Spiel fortzusetzen, richte ich mich halb auf und schlage mit der offenen Seite des Hardcoverbuchs in sein Gesicht. Das tut weh, selbst einem Dämon, denn das Buch ist wirklich dick und hart. Ich werfe einen Blick auf den Titel: die Bibel. Wie praktisch.
Er taumelt zurück, ich richte mich ganz auf. Mich auf Lorbeeren auszuruhen wäre jetzt fatal. Ich versetze ihm einen linken Haken gegen die Wange, die ich soeben noch mit dem Buch malträtiert hatte. Er taumelt noch weiter zurück, aus dem Schaufenster ins Ladengeschäft, wo er das ein oder andere dekorative Element seines Daseinszwecks beraubt. Ich taumele hinterher, denn anders kann man das vermutlich nicht bezeichnen, was ich vollführe. Zumindest bin ich schneller beim Taumeln als der Dämon, denn er fängt sich von mir den nächsten Treffer ein. Und gleich noch einen. Langsam laufe ich mich warm und erinnere mich wieder, was ich so alles gelernt habe. Mehrere Beinkombinationen später liegt er auf dem Boden, und ich, wohlwissend, dass er ein Dämon ist und nicht verhätschelt werden will, springe beidbeinig auf seinen Kopf. Das sorgt erst einmal für Ruhe.
Ich bin sauer. Zu den Tomatensaftflecken kommen auch noch Blutflecken. Und nicht nur auf den Jeans. Mein Gesicht fühlt sich an wie ein Schnitzel nach dem Flachklopfen. Als ich es berühre, sind hinterher meine Hände rot, soweit ich es im schummrigen Alarmlicht beurteilen kann.
Die Polizei dürfte auch bald da sein.
Und das gefällt mir im Moment nicht wirklich. Wie erkläre ich denen, dass ich mich mit einem Dämon geprügelt habe und ihn dann mit der Bibel ruhigstellte? Wobei, es passt schon, irgendwie.
Der Dämon bewegt seinen Kopf. Sicherheitshalber springe ich auf seinen Bauch, damit er auf keine dummen Ideen kommt. Es wirkt.
„Was willst du eigentlich von mir?“, erkundige ich mich.
„Von dir nichts ...“, erwidert er stöhnend. „Ich will Nasnat.“
„Warum?“
„Das geht dich nichts an.“
Ich entdecke meine sadistische Ader, er einen weiteren Schmerzpunkt in der Gegend seines Bauchs. Aber seine Meinung ändert sich dadurch nicht. Ich beschließe angesichts des Zeitmangels, dass ich damit leben kann.
„Die Polizei ist gleich da ...“, erzählt er mir dann, leicht gepresst.
„Ich weiß.“
„Was willst du denen sagen? Und willst du riskieren, dass ich einige von deinen Freunden töte?“
„Du weißt verdächtig viel über mich“, knurre ich.
„Du bist berühmt.“
„Ach?“
„Das war dir nicht bewusst?“ Er lacht leise. „Du bist naiv, Fiona. Sehr naiv. Liebenswert naiv. Und du solltest mich gehen lassen, das wäre die beste Lösung für uns.“
Soll ich wirklich zugeben, dass ich das auch so sehe? Einerseits bin ich sauer auf ihn, andererseits habe ich es ihm mit Zinseszins heimgezahlt. Und das Blaulicht kann man schon sehen. Schlechtgelaunt trete ich zur Seite und beobachte ihn dabei, wie er leicht gekrümmt, aber dennoch flink durch das Schaufenster den Buchladen verlässt und dann die Hauswand hochklettert. Ach ja, da ist eine Feuerleiter.
Ich warte kurz, dann folge ich ihm.
Weit komme ich nicht. Unter mir hält ein Wagen, Türen klappen und ein Lichtkegel erfasst mich.
„Halt! Kommen Sie runter! Wir schießen sonst!“
Ich tue so, als würde ich vor Schreck erstarren.
„Los, runterkommen!“
Ich setze mich langsam abwärts in Bewegung. Noch bevor ich unten ankomme, werde ich von Händen gepackt, runtergerissen und gegen die Wand gedrückt. Zwei Hände tasten mich flink ab, dann werden meine Arme nach hinten gedreht und die Hände auf dem Rücken gefesselt. Meine erste Verhaftung, na toll.
Wenn ich gehofft habe, ich würde erkannt werden, so wird diese Hoffnung enttäuscht. Selbst als ich mich umdrehe und sie mir ins Gesicht leuchten, merken sie nicht, wer ich bin. Ich beschließe, dass es vielleicht gar nicht so schlecht ist, wenn ich hier erst einmal wegkomme, daher lasse ich mich widerstandslos in den Streifenwagen bugsieren, nachdem mir meine Rechte vorgelesen wurden. Kaum sitze ich, kommen schon die nächsten Streifenwagen und ein Sonderkommando. Der Leiter des SEK kann allerdings nur noch feststellen, dass es nichts zu tun gibt. Er leuchtet mich kurz an, dann fahren wir los.
Ich lehne den Kopf zurück und schließe die