Sprachwitze. Robert Sedlaczek

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Sprachwitze - Robert Sedlaczek

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der Esel des Hungers stirbt, sagt der Scholastikos: „Wie schade! Als er gelernt hatte, nicht zu fressen, da ist er gestorben.“ (Nr. 9)

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      Ein Scholastikos hat geträumt, er sei in einen Nagel getreten. Er verbindet sich deshalb den Fuß. Ein anderer Scholastikos fragt ihn, warum er das getan habe, und als er den Grund erfährt, sagt er: „Mit Recht werden wir für dumm gehalten. Warum gehst du auch ohne Schuhe ins Bett?“ (Nr. 15)

      In diesem Witz wird die Dummheit des einen durch die Dummheit des anderen überboten. Wir werden auf diese Technik später zurückkommen (S. 79 ff.).

      Ein Scholastikos hat eine Sklavin geschwängert. Nach der Geburt rät ihm sein Vater, er solle das Kind töten. Darauf der Scholastikos: „Begrab du erst deine Kinder, und dann rate mir, meines umzubringen!“ (Nr. 57)

      Manchmal entpuppt sich der dumme Scholastikus als der Gescheite. Väter hatten das Recht, ihre Kinder zu töten. Der Scholastikos rebelliert gegen dieses Prinzip und gleichzeitig gegen seinen Vater.

      Unfähige Wahrsager haben große Probleme, die Zukunft vorherzusagen. Aber sie können sich auf eine neue Sachlage prompt einstellen. Dadurch nehmen Witze eine überraschende Wendung.

      Ein unfähiger Wahrsager stellt ein Horoskop für einen kleinen Buben auf. „Der wird einmal ein Rechtsanwalt“, sagt er, „dann Präfekt, dann Statthalter.“ Als das Kind wenig später stirbt, beschwert sich die Mutter beim Astrologen: „Er ist tot! Dabei sollte er doch Rechtsanwalt, Präfekt und Statthalter werden!“ – „Ich schwöre es bei seinem Andenken“, antwortet der Wahrsager, „wäre er am Leben geblieben, wäre alles genau so eingetreten!” (Nr. 202)

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      Ein Mann kommt von einer langen Auslandsreise heim und fragt einen unfähigen Wahrsager, wie es seiner Familie geht. Da antwortet der Wahrsager: „Allen geht es gut, nur deinem Vater nicht.“ – „Aber mein Vater ist doch vor zehn Jahren verstorben!“ – Darauf der Wahrsager: „Du kannst doch gar nicht wissen, wer dein Vater ist.“ (Nr. 201)

      Im Mittelpunkt des folgenden Selbstmörderwitzes steht wieder einmal ein Abderit und sein unlogisches Handeln:

      Ein Abderit will sich erhängen, aber der Strick reißt und er schlägt sich ein Loch in den Kopf. Da lässt er sich ein Pflaster geben und legt es auf die Wunde. Dann geht er wieder hin und erhängt sich.

      Ich habe den Philogelos nach Sprachwitzen durchsucht und einige gefunden. Meist basieren sie auf dem Doppelsinn eines Wortes oder einer Wendung.

      Ein Abderit hat gehört, dass Zwiebeln und Bohnen Winde machen. Als auf einer Seefahrt eine Flaute eintritt, hängt er einen Sack mit Zwiebeln und Bohnen am Hinterteil des Schiffes auf. (Nr. 73)

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      Ein Witzbold wird von einem geschwätzigen Friseur gefragt: „Wie darf ich die Haare schneiden?“ Darauf der Witzbold: „Schweigend!“ (Nr. 148)

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      Kommt ein Mann zu einem schlecht gelaunten Arzt: „Herr Doktor, ich kann weder liegen noch stehen und auch nicht sitzen.“ Darauf der Arzt: „Dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig: Hängen Sie sich auf!“ (Nr. 183)

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      Ein Witzbold trifft einen Zuhälter, der eine schwarze Prostituierte anbietet, und fragt ihn: „Was kostet die Nacht?“ (Nr. 151)

      Hier wird der Gedanke „schwarz wie die Nacht“ weitergesponnen, wodurch ein Doppelsinn entsteht: Gemeint ist einerseits die Frau, andererseits die Dauer des Liebesdienstes.

      Ein Mann mit stinkendem Atem fragt seine Frau: „Herrin, warum hasst du mich?“ Sie antwortet: „Weil du mich liebst.“ (Nr. 234)

      Das in der Pointe auftauchende Verb hat neben „lieben“ noch einen zweiten Sinn: „küssen“.

      Ein Abderit ist einem Mann einen Esel schuldig. Da er keinen hat, bittet er, stattdessen zwei Halbesel geben zu dürfen. (Nr. 127)

      Der Maulesel ist das Kreuzungsprodukt eines Pferdehengstes und einer Eselsstute. Daher lag es nahe, einen Maulesel als „Halbesel“ zu bezeichnen und die einfache Gleichung aufzustellen: 2 Maulesel = 1 Esel.

      Ein Witzbold besucht ein Badehaus, da wollen sich zwei Männer von ihm den bronzenen Schaber leihen, der zum Entfernen des Öls vom Körper dient. Den einen kennt er nicht, den anderen kennt er als Dieb. Da sagt er: „Dir leihe ich ihn nicht, weil ich dich nicht kenne, und dir leihe ich ihn nicht, weil ich dich kenne.“ (Nr. 150)

      In diesem Fall wird in der Pointe eine Wendung wiederholt und modifiziert.

      Eine spezielle Kategorie sind Witze über Männer mit Mundgeruch. Einen davon haben Sie bereits gelesen, andere haben einen fäkalen Hintergrund.

      Ein Mann mit stinkendem Atem begegnete einem Tauben und sagt: „Guten Tag!“ Der darauf: „Pfui!“ Da sagt der erste: „Was habe ich denn gesagt?“ Der Taube: „Du hast gepfurzt!“ (Nr. 233)

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      Ein Mann mit stinkendem Atem kommt zu einem Arzt und sagt: „Sieh, Herr! Mein Zäpfchen hat sich gesenkt!“ Dabei macht er den Mund weit auf. Der Arzt wendet sich ab und sagt: „Nicht dein Zäpfchen hat sich gesenkt, dein Arschloch hat sich gehoben.“ (Nr. 235)

      Derartige Ekelwitze sind Tabubrüche: Über Fäkales redet man nicht gern. Das muss auch damals so gewesen sein, sonst wären diese Dialoge keine Witze. Nach Freud besteht in der frühkindlichen Entwicklung eine Lust an den Vorgängen der Verdauung. Die normale Reaktion von Erwachsenen gegenüber den Exkrementen ist hingegen die des Ekels.

      Womit ich das Buch Philogelos zumache und das Thema abschließe. Einige Witze erinnern mich an die Geschichten aus Schilda, also an die Schildbürgerstreiche, oder an die jüdischen Witze über die Einwohner von Chelm. Manche sind eher schwach, andere wirken modern und zeitlos, haben sogar ein Pendant in der Gegenwart.

      Hirsch wird erzählt, dass seine Frau ihn mit seinem Teilhaber betrügt. Er will es nicht glauben. Dann beschließt er aber, eines Tages unerwartet heimzukommen – und findet tatsächlich seinen Kompagnon bei seiner Frau. Ungläubig schüttelt er den Kopf und sagt schließlich: „Ich muss – aber du?“ (Goldscheider, S. 28)

      Ich habe aus dem Philogelos die besten Witze ausgesucht, das mag ein verzerrtes Bild bei der Beurteilung ihrer Qualität ergeben. Viele sind äußerst kurz, so kurz wie die heutigen Flachwitze. Die meisten Witze sind Dialoge „und die Pointe besteht (meist) in einem Ausspruch, viel weniger oft in einem Tun“, konstatiert der Altphilologe Andreas Thierfelder, der die Witze des Philogelos übersetzt und kommentiert hat (Thierfelder, S. 22). Gemeint ist: Situationswitze kommen im Philogelos nicht vor.

      Zwar keine Sprachwitze, aber interessante Wortspiele sind in der Bibel zu finden, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. Hier ein oft zitiertes Beispiel aus Matthäus 16,18:

      Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.

      Dass ein Wortspiel vorliegt, zeigt nicht nur der griechische Urtext, sondern auch der lateinische: „tu es Petrus, et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam …“ Petrus hieß mit einem Übernamen Kephas, und daraus wurde, ins Lateinische übersetzt, Petrus, was auf petra (= Felsen) deutet. (Gauger, 2006, S. 26–27)

      In diesem Buch über Sprachwitze

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