Fiona - Leben. Zsolt Majsai
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„Du willst ihn liquidieren? Warum?“
„Wie, warum? Sein Penthouse wird von einem Dingsbumskampfdämon bewacht.“
„Krumana-Dämon. Diese Tatsache allein stellt ja wohl kaum eine Störung des Gleichgewichts dar.“
„Aber die Idee dahinter mit hoher Wahrscheinlichkeit.“
„Mehr als eine Vermutung ist das aber nicht. Reicht dir das wirklich für eine solche Entscheidung?“
„Ich weiß es nicht.“ Elaine bringt uns die Getränke. Ich nehme mein Glas und spiele damit herum. Sie bleibt bei uns stehen. „Ihr wollt zu mir?“
„Überrascht dich das?“, erkundigt sich Katharina.
Elaine zuckt die Achseln. „So oft schaust du hier ja nicht vorbei.“
„Alle 10 Jahre, das ist nicht selten!“
Jetzt lacht sie, die Schwester. „Also gut, kommt, setzen wir uns da rüber, da haben wir etwas mehr Ruhe.“
Ich nehme mein Glas und folge den Schwestern in eine halbwegs stille Ecke mit Eckbank. Katharina setzt sich genau in die Ecke und schaut mich provozierend an. Ich beschließe, dass sie sich noch an alles erinnert und setze mich neben sie.
Elaine mustert mich neugierig. „Was läuft da zwischen euch?“
„Nichts. Wir sind befreundet, jagen böse Vampire, Werwölfe und Außerirdische gemeinsam und jetzt einen Dingsbumsdämon.“
„Krumana-Dämon“, sagt Katharina hilfsbereit.
„Meinetwegen. Das ist alles. Oder, Katharina?“
Ich halte den Atem an. Es ist, als hätte plötzlich jemand die Zeit angehalten. Langsam wende ich den Kopf Katharina zu, die meinen Blick düster erwidert. Dann nickt sie langsam. „Ja, das ist alles.“
„Zumindest beim Lügen seid ihr ein Team“, stellt Elaine grinsend fest. „Cheers!“
Ich nippe an meinem Martini. Hoffentlich ist sie einfach nur als Katharinas Schwester so mit deren Mimik vertraut, dass sie die Lüge sofort durchschaut. Ich möchte nicht, dass alle uns das sofort ansehen.
„Du könntest jeden Lügen-Detektor ersetzen, nicht wahr?“, bemerkt Katharina lächelnd. „Doch wir sind wegen einer anderen Fähigkeit von dir hier.“
„Ich habe keine Fähigkeiten“, erwidert Elaine.
„Nicht? Schwesterherz, ich liebe dich auch.“
„Ach, ist das so?“ Elaine beugt sich vor. „Katharina, ich betreibe hier eine Bar, weil ich meine Ruhe haben will.“
„Ach, ist das so? Ich kann mich noch erinnern, was du getan hast, als du wirklich deine Ruhe haben wolltest.“
Elaine kaut auf ihrer Unterlippe herum. „Also schön, vielleicht erfahre ich Manches. Aber ich halte mich aus allem raus. Ich habe viel zu viele sterben sehen.“
„Das geht nicht nur dir so. Fiona ist eine Kriegerin.“
„Ja, das spüre ich.“
„Und sie ist die mächtigste Kriegerin, der ich je begegnet bin.“
Elaine mustert mich nachdenklich. „Ja, das kann sein.“
„Vielleicht werden wir ihre Fähigkeiten brauchen, damit wir nicht noch viel mehr Wesen sterben sehen als jemals zuvor.“
Elaine und ich starren sie an. „Gibt es etwas, was ich wissen sollte?“, erkundige ich mich.
„Nichts Konkretes. Nennt es Intuition. So vieles, was sich verändert hat. Der Krumana-Dämon ist nur eine Sache von vielen. Er dürfte nicht hier sein. Elaine, wenn du etwas weißt, solltest du es uns sagen.“
Elaine lehnt sich zurück. Ihre Hand spielt mit ihrem Glas. Dann schüttelt sie den Kopf. „Nein, mir ist nichts bekannt. Aber ich gebe dir recht, etwas liegt möglicherweise in der Luft. Und das Auftauchen eines Krumana-Dämons ist definitiv ein schlechtes Zeichen. Alles, was in letzter Zeit ungewöhnlich war, ist eine Werwolf-Gruppe, die immer stärker wird.“
„Werwolf-Gruppe?“, wiederhole ich.
Elaine lächelt. „Nazis.“
„Oh. Die sind fast so schlimm wie echte Werwölfe.“
„Schlimmer. Werwölfe handeln intuitiv, fast instinktiv. Nazis sind einfach nur böse.“
„Böse? Ein Dämon sagt, Nazis sind böse? Entschuldige, ich will nicht darauf anspielen, dass du ein Dämon bist, das weiß ich besser. Aber hast du nicht ganz andere Dinge gesehen als Nazis, die man böse nennen könnte? Falls es so was wie Gut und Böse gäbe?“
„Wenig von dem, was ich gesehen habe, kann es mit den Nazis aufnehmen“, erwidert Elaine. „Ich habe die gesamte Nazizeit erlebt, ich ging nach dem Ersten Weltkrieg nach Deutschland, der Liebe wegen. Ich habe erlebt, wie eine Familie an dieser Last kaputtging. Und ich habe gesehen, wie Geschwister sich gegenseitig töteten, indem sie sich verrieten. Natürlich sind nicht die Nazis selbst böse, es sind Menschen wie wir alle. Ihre Gefühle werden dunkel und lassen sie Dinge machen, die böse sind. Sehr böse. Und ja, ich weiß, es gibt keinen Gott und der Teufel ist nur ein armer Irrer, der glaubt, den Statthalter ärgern zu müssen. Aber auch diese Scheißwelt, in der wir verkörperlicht leben, ist ein Teil der Welt, mit allem, was dazu gehört. Und glaub mir, Moral ist keine Erfindung der Gefrorenen Welt. Ganz im Gegenteil.“
„Wow“, sagt Katharina nur.
„Ich weiß von alldem noch nicht wirklich viel“, sage ich langsam. „Und Moral ist mir sogar sehr wichtig …“
„Wie wahr“, stellt Katharina fest.
„… aber glaubst du wirklich, die Nazis haben noch die Macht, die Welt erneut in Dunkelheit zu stürzen?“
„Oh ja“, erwidert Elaine düster. „Doch du hast wohl recht, das ist nichts, was eine Kriegerin richten muss.“
„Kommt darauf an.“ Ich lehne mich gegen die Wand hinter mir und trinke mein Glas leer. „Doch im Moment interessiert mich tatsächlich ein Dingsbumsdämon mehr. Ja, ich weiß, Krumana-Dämon.“
Katharina applaudiert.
„Das verstehe ich.“ Elaine nickt. „Aber da kann ich euch nicht helfen.“
„Schade. Sagst du uns Bescheid, wenn du was hörst?“
„Klar.“
„Gut. Ich könnte Ben wegen der Werwölfe ansprechen. Er ist Lieutenant bei der Polizei. Ich vertraue ihm.“
„Eine gute Idee. Wenn du willst, kannst du ihn zu mir schicken. Allein. Ich habe mich daran gewöhnt, nicht auf der Flucht zu sein.“
„Sicher. Er weiß übrigens, was ich bin. Wir … wir hatten einige gemeinsame Erlebnisse.“
„Ach?“