Fiona - Spinnen. Zsolt Majsai

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Fiona - Spinnen - Zsolt Majsai Die Kristallwelten-Saga

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die Behälter und verteilt das Essen. Es gibt Fleischbällchen mit Reis. Wo der Reis wächst und was für ein Fleisch verarbeitet wurde, frage ich lieber nicht. Ich glaube, ich will es gar nicht wissen. Es gibt Dinge, die sollte ich einfach akzeptieren. Ich bin ja flexibel und in der Lage, auch unter schwierigen Umständen zu überleben. Die ersten Monate im Mittelalter haben mich abgehärtet. Und wenn ich daran denke, was ich in der Zeit alles gegessen habe … Nein, ich denke lieber nicht daran.

      „Ich mag komplizierte Geschichten“, bemerke ich, während ich das erste Fleischbällchen aufschneide. Zwar könnte ich es auch am Stück in den Mund nehmen, aber ich möchte erst sehen, wie es innen aussieht.

      Gar.

      Es schmeckt ganz annehmbar, ähnlich wie Rindfleisch. Zu blöd, dass ich nicht weiß, wie Menschenfleisch schmeckt. Ich hätte Theodor fragen sollen.

      „Mir scheint, du weißt erstaunlich wenig über Lomas“, stellt Cou fest.

      „Ich weiß vermutlich genug.“ Ich sehe ihn lächelnd an. „Mich interessiert im Moment nur dieser Bezirk. H305, wenn ich mich richtig erinnere.“

      „Das ist richtig. Der Bezirk der Energiearbeiter, wie er früher genannt wurde. Früher, als hier alles sauber und ordentlich war, wie du es aus anderen Bezirken kennst. Und als der Sicherheitsdienst noch für die Menschen da war und nicht die Menschen schikaniert hat. Sana Maruka ist ein Tyrann und sein Enkel Loiker schafft es nicht, dem etwas entgegenzusetzen.“

      Hm. Demnach galt meine Sympathie durchaus dem Richtigen. Zumindest moralisch gesehen. Darwinistisch gesehen wohl eher nicht. Aber ich war ja noch nie ein Darwin-Fan. Was erstaunlich ist, wenn ich bedenke, dass ich definitiv zu den Überlebenden, zu der Starken gehöre. Oder gerade darum? Aber ist Überlegenheit im Sinne Darwins nicht auch gekoppelt mit dem Streben, nur die Starken am Leben zu lassen? Vielleicht tue ich dem Charles unrecht. Ich sollte Katharina fragen, sobald sie sich wieder erinnert. Wie ich sie kenne, ist sie dem auch mal begegnet.

      „Aber der Sicherheitsdienst ist wohl kaum für den momentanen Zustand des Bezirks verantwortlich, oder?“

      „Nein, das haben wir ganz alleine geschafft. Die Situation wird allerdings erschwert durch die generell immer härtere Vorgehensweise des Sicherheitsdienstes, woran auch Niasman Kadula seinen Anteil hat.“

      „Wer ist das denn? Sanas Großvater?“

      „Nein“, erwidert Baro und grinst, wie die Anderen auch. „Niasman dürfte der mächtigste Mann von Lomas sein. Er ist das Oberhaupt des Diagadas-Clans, der seit 150 Generationen die Energiequelle der Station kontrolliert.“

      Okay, dann ist es klar. Wer die Energie kontrolliert, der kontrolliert alles.

      „Und wie hängt Niasman drin?“

      „Es gibt immer wieder Unruhen in einem Staat wie Lomas, das ist an sich nicht ungewöhnlich. Angeblich nehmen diese Unruhen immer mehr zu, schleichend zwar, aber doch stetig. Niasman Kadula hält sie inzwischen für eine Gefahr und möchte sie beenden, deswegen hat er Sana angewiesen, härter gegen alle vorzugehen, die sich nicht an die Regeln halten.“

      „Eine beliebte und kurzfristig durchaus bewährte Methode aller Diktatoren“, bemerke ich. Und als Baro mich irritiert ansieht, füge ich hinzu: „Machthaber. Aller Machthaber.“

      „Du verwendest manchmal seltsame Begriffe“, stellt Baro fest. „Aber du hast natürlich recht. Jedenfalls haben es Niasman und Sana ganz besonders auf einen Bezirk wie H305 abgesehen, weil es hier stärker brodelt als woanders in normalen Bezirken. Hier sind die Leute unzufrieden, mit allem, weil es an allem fehlt. Es gibt kaum Energie, wenn, dann nur aus Notstromaggregaten. Wasser muss mühsam zurückgewonnen werden. Baumaterial ist nicht verfügbar. Sex und Gewalt ist das Einzige, was es unbegrenzt gibt.“

      Das erklärt meine Wahrnehmungen, als ich durch die Kreos geführt wurde.

      „Warum?“

      „Unter uns befinden sich die Energieverteilzentren und darunter kommt schon das Spinnennetz. Im Übrigen gibt es auch Gerüchte, dass die Spinnen etwas planen, doch das konnte bislang nicht bestätigt werden. Und da es solche Gerüchte immer wieder gab, würde ich das nicht zu ernst nehmen. Wir haben auch so schon genug Probleme.“

      Ich höre zum ersten Mal von den Spinnen, auch wenn Baro anscheinend voraussetzt, dass ich die Bedeutung des Spinnennetzes kenne. Ich lasse ihn besser in dem Glauben.

      „Unser Bezirk und der Nachbarbezirk, H306, stellte die Energiearbeiter. Wir waren in einem ständigen Wettbewerb, denn es gab nicht genug Arbeit für Leute aus zwei Bezirken. Über Generationen hinweg war das aber kein Problem, denn letztlich ging es trotzdem allen gut. Der Wettbewerb war mehr eine Art Sport, es hatte keine Auswirkungen auf die Lebensqualität, mal der Zweite zu sein. Es gab sogar Sportveranstaltungen, auf denen Tätigkeiten aus der Arbeit nachgespielt wurden.“

      Arbeiterolympiade, denke ich. Ich hatte im Geschichtsunterricht davon gehört. Wenn ich mich richtig erinnere, fand sie nicht oft statt. Die größte Veranstaltung war 1931 in Wien, bereits im nahen Vorfeld der Nazischeiße. Oh, wie ich dieses widerliche Pack hasse. Wir hatten das Thema recht ausführlich im Geschichtsunterricht und sahen auch Filme aus den KZs nach der Befreiung. Ich konnte tagelang nicht richtig schlafen, weil mich der Anblick der Leichenberge und der völlig ausgemergelten Körper der Überlebenden verfolgte.

      Anscheinend ist all das dem menschlichen Charakter geschuldet. Klar, die Nazis kamen aus Deutschland, bis auf ihren Obernazi, aber die Vorgehensweise, die ideologische Verblendung, das elitäre Denken beschränkte sich ja keineswegs auf Europa. Die Briten hatten es schon früher vorgemacht, in Zusammenarbeit mit den geschäftstüchtigen Niederländern sowieso. Von den Spaniern ganz zu schweigen. Doch auch diese seltsame Verklärung der sogenannten Naturvölker, die alle ihre dämlichen und bescheuerten, menschenverachtenden Riten hatten, konnte ich nie verstehen.

      Und die hier sind wohl genauso. Wie überall. Selbst meine geliebten Marbutaner machen es nicht besser, wenn ich an ihre perversen Hinrichtungsmethoden, die auf meiner Erde im Mittelalter ja auch verbreitet gewesen waren, denke.

      Ich atme tief durch und konzentriere mich wieder auf Baro. Der mich fragend ansieht.

      „Alles in Ordnung?“

      „Ich habe nur an etwas denken müssen. Ist wieder vorbei.“

      „Scheint etwas Unangenehmes gewesen zu sein. Aber ich sehe schon, du willst nicht darüber sprechen. Gut, zurück zu den beiden Bezirken. Wie gesagt, alles lief lange gut. Bis die Zwillinge kamen. Sie wurden, wie schon ihre Väter und Großväter, Energiearbeiter. Das Besondere daran war, dass sie keine gewöhnlichen Zwillinge waren. Aus irgendeinem Grund konnten sie wie ein Mensch agieren und arbeiteten viel schneller als zwei Einzelne. Sehr viel schneller. Das führte mit der Zeit dazu, dass unser Bezirk nur noch Zweiter war. Die Zusammenarbeit, die über Generationen so gut funktioniert hatte, klappte auf einmal gar nicht mehr.“

      „Und dann hat jemand die Zwillinge getötet?“

      „Du kennst die Geschichte doch?“, fragt Baro überrascht.

      „Nein, aber das war nicht schwer zu erraten. Mord ist in solchen Fällen die bevorzugte Vorgehensweise der Verlierer.“

      „Hm. Du erstaunst mich. Und du hast tatsächlich recht. Die Zwillinge wurden umgebracht, der Täter konnte nie gefunden werden. Aber für den Diagadas-Clan, also Niasman Kadula, stand fest, dass jemand aus H305 dafür verantwortlich war. Und weil der Täter nicht ausgeliefert

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