Fiona - Spinnen. Zsolt Majsai
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„Offensichtlich nicht!“
„Sind sie tot?“
„Nein!!“
„Dann hast du gewonnen! Komm hoch!“
Unter den Jubelrufen des anscheinend etwas wankelmütigen Publikums verlasse ich die Arena und begebe mich wieder nach oben, wo ich von einem lachenden Baro empfangen werde. Cou reicht mir ein Glas mit irgendeiner alkoholischen Flüssigkeit darin. Geschmacklich wie Scotch, aber gepanscht und ausgewürgt. Egal.
Die drei aus dem ursprünglichen Team wirken etwas eingeschüchtert. Vielleicht interpretiere ich das aber auch nur falsch. Ist eigentlich ebenfalls egal.
„Du hast mit den beiden nur gespielt, oder?“, erkundigt sich Maroin. „Ich denke, du hättest sie sofort am Ende erledigen können.“
„Dem zahlenden Publikum steht eine gute Show zu“, erwidere ich und setze mich ihm gegenüber auf eine Couch.
„Die Show kann aber auch mal anders ausgehen“, bemerkt Cou.
Ich zucke die Achseln.
„Leute, habt ihr gerade nicht zugesehen?“ Maroin schüttelt den Kopf. Er ist der Jüngste des Quartetts und vermutlich derjenige mit der besten Nahkampfausbildung. Er sieht mit seinen schulterlangen, dunkelblonden Haaren gar nicht mal schlecht aus. In meinen wilden Jahren hätte ich alles drangesetzt, ihn wenigstens einmal zu ficken. Dass er schwul ist, hätte mich nur zusätzlich motiviert.
Wenn ich ehrlich bin, verhalte ich mich, seitdem ich in dieser Welt bin, fast so idiotisch wie damals. Trotzdem werde ich diesen Jungen nicht verführen. Nein, nein, nein.
„Was sollen wir gesehen haben?“, fragt Cou. „Fiona hat die beiden vorgeführt, aber es gab Momente, die waren kritisch, da hätte das Ganze kippen können.“
„Echt jetzt?“ Ich mustere ihn nachdenklich, während ich mit meinem Glas spiele. „Meine Show war wohl wirklich überzeugend. Ich kann dir versichern, es gab keinen einzigen kritischen Moment. Keinen. Die beiden hatten zu keinem Zeitpunkt auch nur den Hauch einer Chance, nicht einmal, wenn sie beide doppelt gewesen wären.“
„Du hast es nicht nötig, so anzugeben. Wir haben ja gesehen, was du kannst.“
„Nein, habt ihr nicht.“
„Davon gehe ich auch aus“, mischt sich Maroin wieder ein. „So wie sie die Axt aufgefangen hat … Dazu gehören mehr als nur Reflexe.“
„Stimmt.“ Ich proste ihm zu. „Mich interessiert, ob ich heute noch einen Auftritt habe.“
„Das kommt darauf an, wie lange die anderen brauchen“, antwortet Baro. „Höchstwahrscheinlich aber erst morgen wieder.“
Wir blicken jetzt auf einen Mann, der auf die Tribüne kommt. Er ist Baros Buchmacher, das weiß ich bereits. Er grinst mich an.
„Die Wetten stehen gut, was zwar unseren Verdienst schmälert, aber! Da niemand außer uns beim ersten Kampf auf dich gewettet hat, haben wir bereits mehr eingenommen als sonst während des ganzen Wettbewerbs!“
„Das ist doch mal eine gute Nachricht!“, ruft Baro. „Auf Fiona!“
Alle rufen meinen Namen und heben die Gläser. Ich hebe mein Glas auch, dann schütte ich das kaum trinkbare Zeug hinunter.
Ich glaube, es wird höchste Zeit, intensiv darüber nachzudenken, wie ich Katharina finde.
„Für dich war es sicher langweilig?“
Ich denke über die Frage nach, während ich hinter Baro die Treppe hinunter gehe. War es das? Es ist viel Blut geflossen, es sind etliche Knochen gebrochen worden, und nur wenige haben die Arena nicht als Krüppel verlassen. Eigentlich müsste ich darüber empört sein, mich aufregen, entrüsten, wütend beschließen, dem ein Ende zu bereiten.
Aber nichts von dem ist der Fall. Mal ganz abgesehen davon, dass zwei der Krüppel auf mein Konto gehen. Habe ich mich wirklich so verändert? Wodurch? Oder hat es damit zu tun, dass ich einfach keine Kriegerin mehr bin? Die Götter haben mit dem Löschen meines Universums im Grunde genommen jeden Anspruch auf Moral ebenfalls gelöscht. Und warum habe ich dann Marbutan beschützt? Wegen Kian? Askan? Siana? Hätte ich genauso gehandelt im Vollbesitz meiner Erinnerungen?
Ich glaube, dass ja. Aber ganz sicher kann ich mir dessen nicht sein.
„Fiona?“
Baro sieht mich fragend an. Und nicht nur er.
„Äh … Es tut mir leid, ich musste gerade über etwas nachdenken. Doch, irgendwie schon. Brechende Knochen sind nur interessant, wenn ich die Ursache bin.“
Baro lacht auf. „Diese Antwort habe ich von dir erwartet! Du gefällst mir wirklich! Kommt, wir feiern!“
Niemand erhebt Widerspruch, also ist unser nächstes Ziel die dritte Kreo. Der Sündenpfuhl.
Den Mittelpunkt der dritten Kreo bildet eine riesige Disco, die sich wie ein Ring um die zweite Kreo legt und mehrere Ebenen hat. Die unterste Ebene hat eigentlich nichts mit einer Disco zu tun, sie ist ein ganz ordinärer Puff, wie mir schnell klar wird. Um aber dorthin zu gelangen, muss man sich erst einmal eine Eintrittskarte in die Disco besorgen. Zumindest, wenn man nicht Baro heißt oder mit ihm gemeinsam ankommt. Wir bekommen umsonst unsere Stempel auf die Handrücken. Baro braucht nicht einmal den, ihn kennt jeder. Mich aber auch viele, das merke ich an den Blicken, mit denen ich beobachtet werde. Es sind viele Zuschauer aus der zweiten Kreo hier, die gesehen haben, wie ich Stiernackenmonster und Flutschie degradiert habe.
Sie sind mir egal. Ich will tanzen und trinken, auch wenn das Trinken nicht hilft, es sei denn, ich trinke in kurzer Zeit sehr viel, aber dann muss ich dauernd pinkeln gehen. Irgendwie ist das Scheiße.
Der Einzige, für den ich eine Ausnahme machen würde, wäre der grünäugige Maroin. Aber der will ja nicht, der hat nur Augen für seinen Meister, für Baro.
Ich tanze lange. Die Musik erinnert mich an Punkrock, die Texte sind hart, brutal, voller Aufrufe zur Gewalt, hasserfüllt. Ich blende sie irgendwann aus und konzentriere mich nur noch auf den Rhythmus.
Als ich irgendwann Richtung Bar gehe, muss ich den halben Block umrunden. Ich komme an den Separees vorbei. Viele haben zugezogene Vorhänge, die Geräusche verraten, warum. Doch nicht alle machen sich die Mühe. In einigen Separees geht es zur Sache und den Beteiligten scheint es egal zu sein, wenn sie dabei beobachtet werden.
Das erinnert mich an meine wilden Jahre, vor allem nach dem Tod von Phil, als ich mir geschworen hatte, mich niemals wieder zu verlieben. Auf mancher Party war es auch mir scheißegal, wer was sieht. Am harmlosesten war es noch, wenn ich halbnackt auf irgendwelchen Tischen getanzt habe. Und frustrierend war es, denn die wenigsten Jungs hatten eine Ahnung, wie ein Mädchen zum Orgasmus kommt. Die meisten dachten, wenn sie zwei Minuten wie wild rammeln, dann ist das toll für mich. Und wenn ich ab und zu mal ausrastete wegen ihrer Frage, ob es für mich auch so geil war wie für sie, dann wunderten sie sich und hielten mich für hysterisch.
Ich spüre, wie es in meinem Unterleib warm wird. Aber ich bin keine 19 mehr und werde mich auch nicht so benehmen.
Nein. Nein. Nein!