Initiale Topiks und Foki im gesprochenen Französisch, Spanisch und Italienisch. Christoph Hülsmann

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Initiale Topiks und Foki im gesprochenen Französisch, Spanisch und Italienisch - Christoph Hülsmann Orbis Romanicus

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geht die Topik-Kommentar-Gliederung einerseits auf die Unterscheidung zwischen kategorischen und thetischen Urteilen zurück. Erstere bestehen aus zwei sukzessiven Schritten, nämlich der Nennung einer Entität sowie der Zuschreibung einer Qualität. Die Nennung der Entität dient der Identifikation und – nach heutigem Standpunkt – der kognitiven Fokussierung auf diese, die Zuschreibung der Qualität der näheren prädikativen Beschreibung der genannten Entität. Thetische Urteile sind im Gegensatz dazu einfach. Sie zeichnen sich durch das Fehlen der Herausstellung einer Entität aus. (cf. Konerding 2003, 211–212) „[N]o argument is picked out as a predication base; the entire situation, including all of its participants, is asserted as a unitary whole.“23 (Sasse 1995b, 4–5) Da thetische Äußerungen keine Topikkonstituente aufweisen, werden sie auch als Anti-Topik-Sätze bezeichnet. Diese Sätze machen zwar Aussagen, worüber jedoch wird, wie etwa in Satz (46), nicht explizit genannt.24 (cf. Musan 2010, 30–31)

(46) dt. Es kamen viele Gäste. (Musan 2010, 30)

      Vallduví (1990) nennt zwei mögliche Gründe, aus denen ein Topik nicht versprachlicht wird. Entweder nimmt der Sprecher an, dass das Topik dem Hörer bereits bekannt ist, womit die Notwendigkeit es zu realisieren wegfällt, oder es ist ganz einfach kein konkretes Topik verfügbar. (cf. Vallduví 1990, 63) Gundel (1988a, 36) hingegen schlägt vor, in Fällen wie (46) die jeweilige Situation, d.h. die temporale und lokale Verankerung, auf die sich die Äußerung bezieht, als Topik heranzuziehen.25 Aber auch wenn ein Topik verfügbar ist, hat der Sprecher offensichtlich – je nach pragmatischem Kontext – die grundsätzliche Möglichkeit einen Satz als zweigliedrig strukturierte Äußerung, und damit als Topik-Kommentar-Abfolge, oder als Ganzes, und damit als thetischen Satz, zu konstruieren. Markiert werden kann die getroffene Wahl, wie in (47) bzw. (48), durch die Akzentsetzung.26 (cf. Molnár 1993, 161) Féry (2010a) bezeichnet Sätze wie (46) und (48), die ein Ereignis in unzergliederter Form einführen, als eventiv.27 Ihr Beispielsatz (49) verdeutlicht, inwiefern mit den jeweiligen informationsstrukturellen Gliederungen auch unterschiedliche Lesarten erzielt werden können. In eventiver Lesart ist der Satz (49) laut Féry etwa eine Erklärung für eine Verspätung und nicht unbedingt eine Aussage über das Auto. (cf. Féry 2010a, 3–4)

(47) en. The CAT is MIAOWING. (kategorisch)
(48) en. The CAT is miaowing. (thetisch) (Molnár 1993, 161)
(49) dt. Mein Auto ist kaputtgegangen. (Féry 2010a, 3)

      Andererseits basiert die Ebene der Topik-Kommentar-Gliederung auch auf den semantisch orientierten Ansätzen von Reinhart (1981) und Heim (1988). In diesen Modellen entsprechen Topiks file-cards, auf denen die Information, die durch den Kommentar zum Ausdruck kommt, abgelegt wird. Jede indefinite Nominalphrase stellt eine eigene file-card dar, während definite Nominalphrasen oder Proelemente – im Modell von Vallduví (1990) auch links genannt28 – auf bereits vorhandene file-cards verweisen.29 Dieser Ansatz kann auch als Modell der mentalen Speicherung von Information im laufenden Diskurs seitens des Rezipienten verstanden werden.30 (cf. Konerding 2003, 212–213) So reiht sich etwa auch Krifka (2007) in diese Forschungstradition ein, indem er das Topik anhand des common ground (CG) als jene Einheit definiert, unter der die im Kommentar ausgedrückte Information im CG content gespeichert werden soll. (cf. Krifka 2007, 41)

      Eine systematische Analyse der in der Literatur als Topik bezeichneten Elemente nimmt Jacobs (2001) vor. In seinem Beitrag zeigt er, dass die aboutness nur eine von insgesamt vier relevanten Topik-Dimensionen darstellt. Die erste Dimension besteht für den Autor in der informationellen Trennung von Topik und Kommentar. Diese ist in vielen Topikdefinitionen, wie etwa in der von Hockett (1958, 201: „The speaker announces a topic and then says something about it“), bereits impliziert und unterscheidet Topik-Kommentar-Konstruktionen von den bereits erwähnten Anti-Topik-Sätzen wie jenen in (50), die nur einen satzphonologischen stress-Akzent aufweisen.31 (cf. Jacobs 2001, 641–642) Da jedoch Nicht-Argumente, wie etwa das satzinitiale Adverbial in (51), immer informationell vom restlichen Satz getrennt sind, kann die Separation nicht als alleiniges Merkmal von Topik-Kommentar-Konstruktionen angesehen werden. (cf. Jacobs 2001, 646–647)

(50) dt. Die PoliZEI kommt.
(51) dt. Mit SICHerheit wird Peter ZUstimmen. (Jacobs 2001, 646)

      Die zweite Dimension betrifft die Prädikation. Topik-Kommentar-Strukturen zeichnen sich demnach, wie in Satz (52), durch die Präsenz eines semantischen Subjekts (Peter) und eines semantischen Prädikats (schläft) aus. Ersteres ist dabei ein Element der semantischen Valenz von zweiterem. Auf die Präpositionalphrase (PP) in Beispiel (51) trifft dies nicht zu. (cf. Jacobs 2001, 647)

(52) dt. PEter SCHLÄFT. (Jacobs 2001, 647)

      Da nun weder die Separation noch die Prädikation stets aboutness inkludieren, muss eine weitere Dimension angenommen werden, die Jacobs Adressierung nennt. Das erste Element ist demnach jenes, unter dem die Information, die durch die folgenden Elemente zum Ausdruck kommt, abgespeichert wird. (cf. Jacobs 2001, 650)

      Als vierte und letzte Dimension führt Jacobs die Rahmensetzung an. So kann das satzinitiale Element in (53) nicht durch Adressierung erklärt werden. Es setzt vielmehr einen Rahmen, auf den die Aussage des restlichen Satzes beschränkt ist. (cf. Jacobs 2001, 655–656)

(53) dt. Körperlich geht es Peter gut. (Jacobs 2001, 655)

      Diese Art von Topik wird im Allgemeinen als Rahmen(setzungs)topik bezeichnet. Mit der Frage, welche Adverbien als Rahmentopiks in Frage kommen, hat sich Wandruszka (1982) näher auseinandergesetzt. Für ihn muss auch hier die Voraussetzung gegeben sein, dass eine Aussage über die Topikkonstituente (bei Wandruszka Thema) gemacht werden kann. Mit diesem Kriterium fallen bereits manche Adverbien als potenzielle Topiks weg. Während etwa temporale und lokale Konstituenten wie in (54) als (Rahmen-)Topiks fungieren können, ist das bei den Elementen in (55) nicht der Fall. (cf. Wandruszka 1982, 167–168)

(54) dt. Er redet über 1980/heute/damals/hier.
(55) dt. *Er redet über manchmal/häufig/trotzdem/deswegen/wahrscheinlich/leider.32 (Wandruszka 1982, 168)

      Das entscheidende Kriterium für die Topikfähigkeit der Konstituenten ist, so Wandruszka, ihre unabhängige Existenz. Das Denotat des Adverbs muss als solches eindeutig identifizierbar sein, damit das Adverb als Topik fungieren kann. (cf. Wandruszka 1982, 168) Mit diesem Kriterium wiederum korreliert für den Autor die Verwendbarkeit der betreffenden Konstituenten in W-Fragen: „Thema ist das, worüber geredet wird, und geredet werden kann nur darüber, worüber etwas gefragt werden kann. […] Worüber man nichts fragen kann, kann man auch nicht reden.“ (Wandruszka 1982, 168) Während nicht topikfähige Elemente wie manchmal demzufolge nur mit Entscheidungsfragen kompatibel sind (56), können Topiks auch in W-Fragen wie in (57) realisiert werden. (cf. ibid.)

(56) dt. *Was macht Peter manchmal?33
(57) dt. Wie geht es Peter körperlich?

      Die Rahmensetzung

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