Fiona - Liebe. Zsolt Majsai
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Er nickt erneut. Ich mustere ihn. Er sitzt vor mir und ist förmlich in sich zusammengesunken, während ich mich über ihn beuge.
Tief durchatmend richte ich mich auf und setze mich neben ihn.
„Ich verspreche dir, dass wir dir nichts tun, wenn du uns hilfst. Ich glaube, die beiden können dir bestätigen, dass ich immer mein Wort halte.“
„Oh ja“, sagt Katharina. „Selbst wenn du dir damit manchmal schadest ...“
„Beispiele?“ Ich sehe sie fragend an, doch sie schüttelt nur den Kopf.
Achselzuckend wende ich mich wieder dem Lustwächter zu. „Also, wie sieht es aus? Erleichterst du uns allen das Leben?“
„Habe ich eine Wahl, wenn ich je meine Familie wiedersehen will?“
„Wie melodramatisch“, bemerkt Katharina.
Was ist denn mit der los?
„Ja, hast du“, antworte ich nach kurzem Zögern. „Je hilfreicher du bist, umso eher sind wir bereit, dich zu verschonen.“
„Was genau meinst du mit hilfreich?“, fragt er misstrauisch. „Soll ich mit euch allen Sex haben?“
Oh mein Gott! Katharina wendet sich prustend ab, Loiker verdreht nur die Augen. Ich starre Roakan entgeistert an.
„Das ist nicht nötig“, erwidere ich schließlich, nachdem ich meine Sprache wiedergefunden habe. „Um genau zu sein, das tust du auf keinen Fall. Wieso zum Teufel denkst du eigentlich ständig an Sex? Ja, ich weiß, Sex ist in dieser Welt irgendwie besonders wichtig, aber trotzdem!“
„Ohne Sex gebe es uns gar nicht.“
„Schon klar. Künstliche Geburten und so kennt ihr vermutlich nicht.“
„Darum geht es nicht. Die Menschheit wäre ohne Sex nicht überlebensfähig. Sex ist notwendig, damit wir zum Beispiel Strom haben.“
„Hm“, mache ich. „Das hast du schon mal erwähnt, aber ganz verstanden habe ich das nicht. Was meinst du damit?“
„Ist es hilfreich, wenn ich euch das erkläre?“
Der ist ja gar nicht so doof, wie ich zwischendurch mal gedacht habe.
„Sehr sogar!“
Katharina setzt sich neben mich und legt den rechten Arm um meine Schulter. Wir sehen beide den Lustwächter erwartungsvoll an. Loiker vermutlich auch, aber den habe ich nicht im Blickfeld.
„Also gut. Dass beim Sex Energie entsteht, genauer gesagt, beim Orgasmus, die wir speichern können, habe ich schon erwähnt. Diese Energie wird letztendlich Ygok zugeführt und wir bekommen von ihr dafür Strom.“
Ich sehe Katharina an. „Erinnert dich das an irgendwas?“
Sie nickt und gemeinsam blicken wir zu Loiker. Der zuckt die Achseln. „Scheint ein weltenübergreifendes Prinzip zu sein.“
„Ihr kommt aus einer anderen Welt?“, erkundigt sich Roakan mit leuchtenden Augen.
„Das ist kompliziert“, erwidere ich. „Ein einfaches Ja würde nicht ganz die Wahrheit wiedergeben und für die Wahrheit fehlt uns gerade die Zeit. Aber jedenfalls sind wir erst seit Kurzem in dieser Welt und haben keine Ahnung, wie sie funktioniert.“
„Wie sie funktioniert?“
„Na ja, was hier wichtig ist. Sie ist definitiv ganz anders als die, die wir kennen. Ich höre zum ersten Mal in meinem Leben davon, dass Sex direkt oder indirekt zur Stromgewinnung genutzt wird.“
„Aber ihr kennt Sex?“
„Durchaus“, antworte ich lächelnd.
„Zu dritt?“
„Nein. Nicht wirklich. Okay, erzähl uns von … was du vorhin erwähnt hast, diesem Ding, dem die Sexenergie zugeführt wird.“
„Ygok. Aber Ygok ist kein Ding! Ygok lebt in der Decke von jedem Skeg. Sie ist eine Wurzel, die sich durch jeden Skeg zieht.“
„Wurzel?“ Ich muss unwillkürlich an den Erdenbaum denken, und an die Wurzeln, die ich benutzt habe, um mich von Welt zu Welt hangeln. Den Ewigen Turm gibt es in diesem Universum auch, vielleicht sogar die Wurzeln? In unserem alten Universum war der Turm die physische Manifestierung der Weltenübergänge, die Wurzeln existierten aber in der Verborgenen Welt.
Das passt also nicht. Hm.
„Schätzchen, aufwachen!“
Ich starre Katharina an, die mich grinsend ansieht. Kopfschüttelnd wende ich mich dann wieder Roakan zu.
„Also gut, eine Wurzel, die sich durch fast siebzigtausend Skegs zieht?“
Er nickt.
„Gehören alle Skegs zusammen? Oder gibt es … Länder?“ Als er mich verständnislos anstarrt, fahre ich fort: „Haben alle Skegs eine Verwaltung?“
„Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Ja, alle Skegs gehören zusammen. Alle Menschen auf den Skegs gehören zur Liebesgesellschaft, die von Szoki Bucca vor über 40 Generationen gegründet wurde.“
„40 Generationen?!“, entfährt es Katharina. „Wie alt ist er denn?“
„Etwas mehr 45 Generationen.“
„Was hat er denn die 5 Generationen davor gemacht?“
„Darüber nachgedacht, wie die ideale Gesellschaft beschaffen sein muss. Dann hat er seine Ideen umgesetzt und unsere Gesellschaft gegründet.“
„Aha.“ Ich beschließe, darüber nicht zu diskutieren. Letztlich haben wir keine Ahnung, wie diese Gesellschaft tatsächlich beschaffen ist und wenn sie wirklich seit ungefähr 3200 Jahren existiert, dann kann er nicht alles falsch gemacht haben. Allerdings fällt es mir schwer zu glauben, dass die Zeitangaben stimmen. „Also gut, du hast gesagt, die Menschen auf den Skegs gehören zu dieser Gesellschaft. Was ist mit den Menschen unten?“
„Teilweise. Sie sind die Lustlosen, die nicht in der Lage sind, zu unserer Energiegewinnung beizutragen. Manche sagen offen, dass wir ohne sie besser dran wären.“
Verdammte Scheiße, sind Menschen wirklich überall gleich dämlich? Hier gibt es also auch diese ideologische Scheiße von unwertem Leben! Das ist ja echt zum Kotzen!
Mein Gesichtsausdruck muss sehr erschreckend wirken, denn Roakan sieht plötzlich aus, als würde er befürchten, ich bringe ihn gleich um.
„Ich … ich war doch hilfreich!“
„Ja, klar“, murmele ich. „Ich will dir nichts tun.“
„So sahst du aber grad nicht aus“, stellt Loiker stirnrunzelnd fest.
„Loiker, was