Fiona - Liebe. Zsolt Majsai
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Fiona - Liebe - Zsolt Majsai страница 9
Wohin wir gehen, ist eine andere Frage. Aber wir haben ja einen Fremdenführer.
Katharina scheint denselben Gedanken gehabt zu haben, denn sie zwingt den Obersten Lustwächter, vorzugehen. Ich sehe ihm an, dass er keine Ahnung hat, wohin wir wollen. Sind wir schon mal zu viert.
„Wollt ihr denn zurück nach oben?“, fragt er verwirrt.
„Auf keinen Fall“, antworte ich. „Wohin geht es da lang?“ Ich deute in die entgegengesetzte Richtung.
„Dort ist die Brücke auf den nächsten Skeg. Was wollt ihr dort?“
„Was gibt es denn da?“
„Dort wohnen unsere Familien. Sonst ist da nichts!“
Ich mustere ihn mit hochgezogenen Augenbrauen und glaube ihm nicht. Das mit den Familien kann schon sein, aber das ist nicht alles, da wette ich sogar darauf, ganz entgegen meiner sonstigen Angewohnheiten.
„Dann gehen wir dorthin. Los jetzt!“
Und als er zögert, packt Katharina von der Seite seine Nase und drückt sie zu. Mit einem blubbernden Geräusch geht Roakan in die Knie. Als Katharina ihn nach gut zehn Sekunden wieder loslässt, gehorcht er sofort. Dabei wischt er sich mit dem Ärmel die aus der Nase laufenden Rotze ab.
Scheiße.
Nach einigen Minuten erreichen wir die Brücke.
Es ist tatsächlich eine Brücke. Der Skeg, was das auch immer bedeuten mag, scheint frei zu schweben und nur durch diese Brücke mit dem nächsten Skeg verbunden zu sein, der auch einfach so schwebt.
Nach einem Blick auf Katharina gehe ich vor und betrete die Brücke. Sie wirkt stabil, das ist gut. Darunter geht es tief abwärts, das ist nicht so gut. Oder vielleicht doch. Ganz sicher bin ich mir nicht.
Unter uns schimmert es rötlich. Eigentlich ist es ein einziges rotes Meer. Ich glaube allerdings nicht, dass es Wasser ist. Ich schätze mal, das sind einige Kilometer nach unten, aus dieser Perspektive würden Städte zu Flecken verschwimmen.
Ich nicke den anderen zu und sie folgen mir.
„Gibt es hier eigentlich auch noch etwas anderes als diese … Platten?“ Wir befindet uns etwa auf der Mitte der Brücke, deren Länge ich auf 200 Meter schätze. Von hier aus ist gut zu erkennen, dass das, was wir gerade hinter uns gelassen haben, genauso aussieht wie das, auf das wir zulaufen. Ich schätze die Breite auf wenige Kilometer, die Bodenplatte auf höchstens 50 Meter dick. Eine zweite Platte schwebt in grob geschätzt auch 200 Meter Höhe über der Bodenplatte, auf diese sind wir aus dem Turm heraus gelangt.
„Die Ghettos“, antwortet unser unfreiwilliger Fremdenführer und spuckt aus.
„Ghettos?“ Katharina wirkt genauso überrascht wie ich, dieses Wort zu hören. „Wo sind sie denn?“
„Da unten!“, erwidert Roakan und deutet mit dem Kinn nach unten.
Katharina und ich sehen uns an. Das scheint ja eine Parallele zur Spinnenwelt zu sein. Ist den Scheißgöttern etwa an dieser die Stelle die Kreativität ausgegangen? Irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen.
„Und was ist da?“, fahre ich mit meiner Fragerei fort.
„Die Lustlosen!“
Aha. Das passt ja irgendwie. Lustwächter, Lustwandler, Lustlose, Energiemessung beim Orgasmus … In was für eine Welt sind wir da geraten?
„Wieso wisst ihr das alles eigentlich nicht?“, fragt Roakan plötzlich.
Kopfschüttelnd wende ich mich ab und gehe weiter. Roakan protestiert kurz, doch das hört schnell auf. Wieder gibt es das blubbernden Geräusch. Katharina scheint ein neues Lieblingsargument gefunden zu haben. Widerlich.
Je näher wir dem nächsten Skeg kommen, umso aufmerksamer mustere ich die Gegend. Der Übergang von der Brücke auf das, was hier halbwegs festen Boden ausmacht, sieht aus, als wäre Erstere in Zweiteren eingehängt. Allerdings so fest, dass die Brücke kein bisschen am Schwingen ist, wenn jemand auf ihr geht.
Seltsam. Scheiße, aber seltsam.
Nach dem Verlassen der Brücke stehen wir auf einer kleinen, roten Lichtung, die von Wald umgeben ist.
„Was machen wir mit dem hier?“, erkundigt sich Katharina, während sie den Obersten Lustwächter betrachtet.
„Wir schicken ihn ins Ghetto“, schlägt Loiker mit völlig ernstem Gesicht vor.
„Das wäre mein Tod!“
„Echt jetzt?“, erwidere ich. „Warum sollten wir darauf Rücksicht nehmen?“
„Wir haben euch auch am Leben gelassen!“
„Eine interessante Sichtweise“, bemerkt Katharina amüsiert. „Okay, du Lustiger, befindet sich auch deine Familie auf diesem Skeg?“ Und als Roakan nickt, fährt sie fort: „Schön. Dann führe uns zu ihr. Wenn du keinen Ärger machst, passiert niemandem was. Aber andernfalls ...“ Sie greift ansatzweise nach seiner Nase, was Roakan zurückspringen lässt.
„Meine Familie hat euch nichts getan!“
„Das stimmt“, sage ich und nicke. „Deswegen tun wir ihnen auch nichts. Aber Katharina könnte dir zum Beispiel die Nase abreißen, wenn du nicht brav bist.“
„Genau“, bestätigt Katharina.
„Ich werde brav sein“, sagt er düster. „Doch ich glaube nicht, dass wir das nächste Mal so gnädig mit euch verfahren wie vorhin!“
„Da haben wir ja direkt Glück, dass es kein nächstes Mal geben wird“, entgegne ich amüsiert. „Los jetzt, wir haben nicht ewig Zeit!“
Katharina gibt ihm einen leichten Stoß, und als wir hinter ihm her gehen, sieht sie mich fragend an.
„Was?“
„Wieso haben wir keine Zeit?“
„Ich muss pissen, habe Durst, Hunger und brauche Sex. In dieser Reihenfolge.“
Ihre Augenbrauen schießen hoch. „Wirklich in dieser Reihenfolge?“
„Na ja, über das Trinken und Essen ließe ich mit mir reden ...“
„Aha. So, so ...“ Sie wirft einen Blick nach hinten, auf Loiker, dann sieht sie mich wieder an.
„Weise Entscheidung“, stelle ich fest.
„Ihr seid grausam!“, konstatiert Loiker. „Als wenn das nicht schon ausreichen würde!“
Ich betrachte ihn kurz, dann wende ich mich hastig ab und beiße auf meine Unterlippe. Verfluchte Scheiße, er braucht dringendst vernünftige Kleidung! Das Schlimmste ist, es macht mich auch noch an. Ich erinnere