Fiona - Liebe. Zsolt Majsai

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Fiona - Liebe - Zsolt Majsai Die Kristallwelten-Saga

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euch! Schnell!“ Dann wendet er sich wieder uns zu. „Tretet ein, Lustwandler!“

      Katharina deutet ein Nicken an und setzt sich in Bewegung. Wir folgen ihr.

      „Wo hat sie das gelernt?“, fragt Loiker flüsternd.

      „Das willst du nicht wissen“, antworte ich.

      „Aber du weißt es?“

      „Ja, allerdings. Und im Übrigen kann ich das auch.“

      „Na gut. Ihr scheint professionelle Göttinnen zu sein.“

      Katharina zuckt kaum merklich, auch mir fällt es schwer, nicht loszuprusten.

      „Lass den Scheiß, Loiker!“, flüstere ich ihm dann zu.

      „Entschuldigung“, murmelt er.

      Ich mustere nachdenklich den Teller, der vor mir steht. Darauf irgendetwas, was Obst sein könnte. Farblich passt es jedenfalls perfekt zur Flora dieser Welt. Nach einem kurzen Blick auf Katharina nehme ich etwas, das aussieht, wie eine verunglückte Kreuzung aus einer Banane und einer Orange, und beiße vorsichtig hinein.

      Die Lustwächter starren mich entgeistert an. Der Grund wird mir schnell klar, denn wie die beiden Obstsorten besitzt auch dieses Wasauchimmer eine Schale.

      Ich schenke den Jungs ein Lächeln, mein süßestes. „Ich wollte herausfinden, ob die Schale die richtige Konsistenz hat. Ich denke, ja.“ Dann suche ich die Stelle, an der ich anfangen muss, die Schale zu öffnen. Bananen haben so eine Stelle, Orangen auch. Das hier anscheinend nicht.

      Da ich merke, dass ich beobachtet werde und mein Umgang mit diesem Problem entscheidend sein könnte, lasse ich mir von Katharina mein Schwert geben, lege das Ding auf den Tisch und teile es mit einer lockeren Bewegung des Schwertes aus meinem Handgelenk heraus in zwei Hälften.

      Das Innere der Frucht ist gelb und rot und läuft als Saft heraus.

      Ich nehme eine Hälfte und fahre mit der Zunge über das Fruchtfleisch. Im schlimmsten Fall habe ich danach vorübergehend keine Zunge mehr, aber das dürfte eher unwahrscheinlich sein. Obwohl, wer weiß, was diese Robenträger den Lustwandlern zutrauen.

      Ich habe Glück. Weder meine Zunge noch meine Geschmacksnerven werden angegriffen oder gar zerstört. Eigentlich schmeckt es sogar ganz gut. Mit einer etwas eigenwilligen Note nach Zimt, ganz hauchzart nur, erinnert mich der Geschmack an Blutorange und Traube. Also nichts mit Banane. Aber immerhin lag ich mit der Orange gar nicht so verkehrt.

      Ich nicke den Lustwächtern lächelnd zu und knabbere das Fruchtfleisch aus der Schale heraus. Anschließend dürfte ich wie ein kleines Kind aussehen, aber das ist mir egal.

      Katharina nimmt mein Schwert und öffnet zwei weitere Früchte auf meine aus der Sicht der Robenträger vermutlich unkonventionelle Art, reicht dann eine Loiker, die andere verspeist sie selbst genüsslich.

      In der Zwischenzeit sehe ich mich um.

      Der Tempel ist innen großzügig gebaut, eine runde Halle nimmt fast den gesamten Raum ein. In deren Mitte steht der Tisch, an dem wir gerade sitzen. Die Wand ist rundherum von einem Gebilde bedeckt, das mich an Waben in einem Bienenstock erinnert. Bei genauem Hinsehen erkenne ich, dass es Schlafkojen sind. Ziemlich viele. Und in den meisten befinden sich Menschen. Vermutlich all die, die sich verstecken mussten. Grob geschätzt 50.

      „Wie oft sind wir uns schon mal begegnet, Roakan, erinnerst du dich?“, frage ich, einer Eingebung folgend, plötzlich den Obersten Oberen Lustwächter.

      Er sieht mich verwundert an. Vorsichtig ausgedrückt.

      „Ich sehe Euch zum ersten Mal“, erwidert er. „Es ist noch niemals vorgekommen, dass ein Lustwandler herabgestiegen ist!“

      Das dachte ich mir. Deswegen ja meine Frage. Weder sie noch wir wissen, welches Verhalten richtig ist. Mich beschleicht das doofe Gefühl, dass wir nur verlieren können. Ich wünschte, Loiker wäre nicht mitgekommen, mit Katharina allein würde ich mir weniger Sorgen machen. Doch dann bereue ich meinen Gedanken. Zurückzubleiben hätte für Loiker vermutlich den sicheren Tod bedeutet. Auch wenn er für mich zuerst nicht mehr als Mittel zum Zweck war, mag ich ihn inzwischen ja. Außerdem hat er uns geholfen.

      Wir müssen schnellstmöglich herausfinden, in was für eine Welt wir da geraten sind, und uns dann unauffälliger verhalten. Theoretisch wäre es auch eine Option, in den Ewigen Turm zurückzukehren, aber eine sinnlose. Ziemlich unwahrscheinlich, dass die Welt eine Ebene tiefer leichter zu händeln ist.

      Oder wir gehen nach Marbutan. Zwar müsste ich erst ein paar Gesetze ändern, damit ich mit Katharina zusammenleben kann, aber mit meinen neuen alten Fähigkeiten sollte das kein Problem sein. Loiker würde ich mit Shaka verheiraten. Er passt gut zu ihr, denke ich.

      Leider gibt es zwei Probleme dabei, von denen mindestens eins unüberwindlich sein dürfte: Die Götter werden dagegen sein und ich könnte keine Nacht mehr ruhig schlafen, wenn wir Sarah und Thomas ihrem Schicksal überlassen, ohne wenigstens versucht zu haben, sie zu finden.

      So eine verdammte Scheiße.

      Ich zucke zusammen, als jemand mich berührt.

      Katharina starrt mich an. „Was ist denn mit dir los? Du reagierst ja nicht einmal mehr auf Schläge!“

      Ich werfe einen Blick in die Runde und bemerke, dass mich alle anstarren, nicht nur Katharina.

      Nicht so gut.

      „Ich … ich musste an etwas denken.“

      „Mir scheint, diese Menschen hier erwarten von Göttinnen, dass sie nicht weinen“, bemerkt Loiker in lockerem Plauderton.

      „Was …?“ Ich berühre mein Gesicht. Nochmal Scheiße.

      „Ich denke, wir sollten uns geordnet zurückziehen“, stellt Katharina fest.

      Sie hat recht. Die Obersten Lustwächter wirken nicht mehr so ehrfurchtsvoll wie gerade eben noch. Dafür spricht unter anderem, dass sie den anderen, die sich in ihren Kojen verstecken, irgendwelche Zeichen geben. Vermutlich ist das für uns kein gutes Zeichen.

      Ich schiebe das Schwert, das vor Katharina liegt, möglichst unauffällig zu Loiker hinüber, während ich lächelnd zu Roakan sage: „Nun werden wir aufbrechen. Wir haben eure Gastfreundschaft genug in Anspruch genommen. Habt Dank für die Früchte.“

      „Ihr wollt schon gehen?“, erwidert er. „Wir haben gehofft, Euch länger als unsere Gäste begrüßen zu dürfen.“

      „Dringende Geschäfte rufen uns. Wir brechen auf.“ Ich lasse das Lächeln verschwinden und hole den Gesichtsausdruck hervor, den Katharina vorhin auch hatte. Loiker soll ruhig sehen, dass ich das wirklich ebenfalls kann.

      „In dem Fall bitten wir Euch, dennoch weiterhin unsere Gastfreundschaft zu genießen. Wir sind noch nie Lustwandlern begegnet und möchten so viel von Euch lernen.“

      Das klingt unerwartet energisch. Freundlich zwar, für den Fall, dass wir doch Götter sind, aber deutlich genug, falls wir unerwarteterweise nur gewöhnliche Menschen sind.

      Zeit für eine kleine Demonstration.

      Ich

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