Mami Jubiläum 9 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Mami Jubiläum 9 – Familienroman - Patricia Vandenberg страница 6
»Das ist etwas anderes. Tante Gretels Themen kenn ich schon in- und auswendig. Euch sehe ich ja so selten. Hoffentlich bleibt ihr nicht nur ein paar Tage.«
»Nein, wir bleiben länger, wenn es dir recht ist«, sagte Angela. »Wolfgang ist für längere Zeit auf Konzertreise.«
»Ganz plötzlich und nicht mal Wiedersehen hat er mir gesagt. Wie findest du das, Opa?«
»Da hast du sicher noch geschlafen«, meinte Eberhard Jäger aufs Geratewohl. »Und du hast wohl wieder mal nachts Koffer gepackt, Angi? Du siehst müde aus. Leg dich ein bisschen nieder.«
Bleischwer waren ihre Glieder, sie war froh, sich ausstrecken zu können. Ihr Kopf schmerzte, der Rücken auch, und die Tränen saßen ihr schon wieder in der Kehle.
»Ich gehe schon ein bisschen in deinen schönen Garten«, sagte Babsi. »Darf ich doch?«
»Du darfst. Ich komme gleich nach«, sagte ihr Opa zärtlich. Er fühlte, dass Angela ihm etwas sagen wollte.
»Bitte, stell mir keine Fragen jetzt, Paps«, sagte sie mit müder Stimme. »Aber wenn Wolfgang anrufen sollte, gebrauche irgendeine Ausrede. Ich erkläre es dir dann später. Babsi braucht es nicht zu hören.«
Also war seine Ahnung richtig gewesen. Bekümmert blickte er seiner Tochter nach.
Babsi war unbekümmert. Sie war glücklich, bei ihrem Opa zu sein. Sie freute sich, dass er einen so schönen Garten hatte und so ein hübsches Haus. Sie plauderte munter drauflos.
»Wohin ist Papi denn diesmal gefahren?«, fragte Eberhard Jäger vorsichtig.
»Nach Italien und in die Schweiz«, berichtete Babsi. »Eigentlich wollte er aber erst übermorgen fahren. Weiß nicht, was da wieder dazwischengekommen ist.«
Ja, was wohl, überlegte Eberhard Jäger. Er verstand sich mit seinem Schwiegersohn ganz gut, aber in einer Konfliktsituation hätte er leidenschaftlich die Partei seiner Tochter ergriffen. Allerdings war er ein besonnener Mann, der alles durchdachte, bevor er eine Entscheidung traf. Und so war Angela eigentlich auch. Es musste schon besondere Gründe haben, dass sie überstürzt das Feld geräumt hatte.
Er lauschte, ob das Telefon läutete, das er leise gestellt hatte, damit Angela nicht gestört wurde, aber er hörte nichts.
Gegen ein Uhr erwachte Angela. Sie hatte von Wolfgang geträumt, Er hatte etwas zu ihr gesagt, was sie emporschreckte. Mit dem Erwachen hatte sie es jedoch vergessen, und nun kam ihr plötzlich der Gedanke, dass er gar nicht anrufen, sondern kommen würde.
Aber sie wollte ihn jetzt nicht sehen. Sie wollte Abstand gewinnen, innerlich wieder zur Ruhe kommen.
Sie nahm ein Bad und kleidete sich an. Ihr Vater und Babsi saßen auf der Terrasse.
»Bist ja schon wieder munter, Mami«, sagte Babsi.
Angela zwang ein Lächeln um ihre Lippen. »Ich habe Hunger«, sagte sie. »Wie wäre es, wenn wir irgendwohin zum Essen fahren würden?«
»Wir könnten in den Gasthof Seeblick gehen«, schlug ihr Vater vor. »Das ist ganz nahe.«
»Ich würde eigentlich lieber ein bisschen weiter wegfahren«, sagte sie gepresst.
Er warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. »Dann fahren wir zum Forsthaus Gutenbrunn. Das liegt direkt im Wald und wird Babsi Spaß machen. Da gibt es ein Rehlein.«
»Ein lebendiges?«, fragte Babsi.
Er nickte. »Wir nehmen aber meinen Wagen, der ist bequemer.«
»Mir wäre es lieber, wenn wir mit meinem fahren würden«, sagte Angela schnell.
»Ach was, du bist für heute genug gefahren. Deinen Wagen stellen wir in die Garage.« Er ahnte schon, dass Angela die Befürchtung hegte, Wolfgang könnte kommen, und anscheinend wollte sie ihm nicht begegnen, und alles vermeiden, was auf ihre Anwesenheit hindeuten könnte.
Sie drängte voller Unruhe zum Aufbruch. Babsi sah sie ganz verwundert an. »Du musst aber mächtigen Hunger haben, Mami«, sagte sie.
Davon war allerdings nichts zu merken, als sie nach halbstündiger Fahrt das hübsch gelegene Forsthaus erreicht hatten und ihnen dort ein delikates Wildgericht serviert wurde.
»Schmeckt es dir nicht, Mami?«, fragte Babsi. »Es ist doch so gut, und du hattest solchen Hunger.«
Angela quälte sich ein paar Bissen hinunter. Zu hastig trank sie dann den Wein. In jeder Bewegung war ihre Nervosität zu spüren.
Babsi verzehrte mit gutem Appetit auch noch den Nachtisch. Angela hatte sich eine Tasse Mokka bestellt.
»Darf ich jetzt zu dem Rehlein gehen?«, fragte Babsi.
»Aber nicht weglaufen«, wurde sie von ihrem Opa ermahnt.
»Mach’ ich doch nicht! Ich kenne mich hier doch gar nicht aus«, erklärte sie.
»Wie verständig sie schon ist«, bemerkte Eberhard Jäger.
»Sie ist ein Stadtkind«, sagte Angela. »Für sie wäre es besser, wenn wir auch ein Haus mit Garten hätten.«
»Und warum entschließt ihr euch nicht dazu?«
»Wolfgang ist so viel auf Reisen. Er macht sich immer Sorgen«, sie unterbrach sich, »er machte sich früher Sorgen, muss ich wohl sagen. Er meinte, in einem Mietshaus wären wir sicherer.«
»Und jetzt meint er es nicht mehr?«, fragte ihr Vater behutsam.
»Es hat sich manches geändert, Paps«, sagte Angela leise. »Ich lasse mich scheiden.«
»Na, na, so schnell schießen die Preußen nicht«, sagte er. »Was ist denn los, Kind?«
»Seine Jugendliebe ist aufgetaucht. Früh verwitwet, aber eine recht lustige Witwe«, sagte sie bitter. »Wolfgang war voller Mitgefühl. Er hat sich einwickeln lassen von ihr.«
»Bist du sicher?«
»Natürlich. Er ist heute Nacht nicht nach Hause gekommen.«
»Er kann doch auch mal mit Kollegen versumpft sein. Welchem Mann passiert das nicht mal.«
»Nein, das hat er nie gemacht, aber diese Intrigantin hat es innerhalb kürzester Zeit fertig gebracht, ihn umzukrempeln.« Tränen standen wieder in ihren Augen. »Soll er mit ihr glücklich werden.«
»Das meinst du doch nicht ernst, Kleines«, sagte Eberhard Jäger. »Mir brauchst du nichts vorzuspielen. Ich weiß genau, wie dir jetzt ums Herz ist.«
»Was soll ich denn machen, Paps?«, fragte sie kläglich.
»Erst einmal ruhiger werden. Ich verstehe, dass du die Sachen gepackt hast, aber nach einer fast siebenjährigen Ehe gibt man doch dem Partner eine Chance. Es sei denn, dass du innerlich schon sehr weit entfernt von ihm bist, aber das glaube ich nicht.«
Angela