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die in den Himmel aufragte und von dem Stein ausging, der ihm als Kissen diente. In seinem Traumbild beobachtete Jakob, wie einige Engel die Leiter hinaufstiegen und andere wieder herabstiegen. Und als er das sah, sagte er: „Gewiss, der HERR ist an diesem Ort, und ich wusste es nicht! … Dies ist nichts anderes als Gottes Haus, und dies ist die Pforte des Himmels“ (28,16.17). Für Jakob war diese Begegnung mit Gott so bedeutsam, dass er dem Ort den Namen Bethel gab, das bedeutet „Haus Gottes“. Zweifellos war Jakob vertraut mit Gott, dem Allmächtigen, der im Himmel wohnt, aber in Bethel entdeckte Jakob etwas Bemerkenswertes und Neues an Gott. Die Vision ließ ihn ausrufen: „Gewiss, der HERR ist an diesem Ort“; er entdeckte, dass Gott direkt neben ihm war – und nicht auf der Spitze der Leiter, sondern am Boden der Leiter, genau da, wo Jakob ruhte. Gott regierte das Universum sozusagen von dort aus, wo Jakob war.

      Die übrige Symbolik unterstützt diese Vorstellung, denn das Tor einer altertümlichen Stadt war nicht nur ihr Eingang; es war der Ort, wo die einheimischen Regierungsbeamten saßen und ihre Treffen abhielten, um sich um die Belange der Stadt zu kümmern. So saß zum Beispiel Lot im Tor Sodoms; das bedeutet, dass er ein Beamter in der örtlichen Regierung war. Das Tor des Himmels war daher der Ort, von dem aus Gottes engelhafte Amtsträger ihre Befehle erhielten, sie ausführten und für weitere Befehle zurückkehrten. Mit anderen Worten, Jakob befand sich in Gottes Regierungszentrum. In diesem Zusammenhang trägt der Begriff „Haus Gottes“ eher die Bedeutung von Gottes Herrschaft, und nicht so sehr von Gottes Aufenthaltsort. Wenn man in Großbritannien vom Haus Windsor spricht, meint man auch nicht den Palast als Wohnort der Queen, sondern vielmehr ihre Regierung, ihr Regierungsgebäude.

      Gott spricht mit Jakob und beeindruckt ihn mit seiner Nähe und seiner Bereitschaft, bei ihm zu sein. Er verspricht, Jakob in seine Zukunft zu führen. Jakob, der immer auf ein Geschäft aus ist, versucht mit Gott zu verhandeln; wenn Gott dieses und jenes für ihn tut, dann wird Er Jakobs Gott sein. Das scheint eine ziemlich unangemessene Reaktion zu sein und deutet wahrscheinlich auf einen Wunsch tief in Jakobs Herzen hin, Gott auf Abstand zu halten, vielleicht um sich selbst mehr Spielraum zu schenken. Wir wissen nur zu gut, dass das menschliche Herz so ist. Selbst wenn uns Gott erscheint und seine Führung und Leitung anbietet, und wir wissen, dass es echt ist, kann diese betrügerische und im Prinzip teuflische Vorstellung auftauchen, dass Gott unseren Lebensstil irgendwie einengen will.

      In den folgenden Jahren wird Jakob oft auf die harte Tour lernen müssen, dass Gott für ihn überwältigend ist. Gott gibt ihm Anweisungen und behandelt ihn doch würdevoll als ein verantwortliches menschliches Wesen. Gott wird ihn über die Natur seines Herzens unterrichten, und dieser Prozess ist teilweise schmerzhaft. Jakob sollte der Anführer einer Nation mit einer einzigartigen Rolle in der Welt sein. Je mehr wir ihm und seiner Familiengeschichte folgen, desto mehr finden wir Hinweise auf die Komplexität seiner Beziehung zum HERRN.

      Jakob verlässt sein Zuhause und geht zu Laban

      Jakob setzte seine lange Reise fort, bis er zu einem Brunnen kam, wo er Rahel, die wunderschöne Tochter seines Onkels Laban traf. Die Begegnung ähnelte sehr der des Dieners seines Großvaters Abraham, der Rebekka als Frau für Abrahams Sohn Isaak fand. Rebekka wurde schließlich Jakobs Mutter.

      Jakob, der dies als ein Ereignis der Vorsehung angesehen haben muss, verliebte sich in Rahel und traf schnell eine Abmachung mit Laban: Er würde sieben Jahre für Laban arbeiten, um Rahel als Ehefrau zu bekommen. Doch am Morgen nach der Hochzeit fand Jakob zu seinem Erstaunen und Entsetzen heraus, dass er nicht Rahel, sondern ihre ältere Schwester, Lea, in seinem Zelt hatte. Jakob war wütend und warf Laban vor, ihn betrogen zu haben. Laban entgegnete, dass es nicht der Brauch ihres Stammes sei, die jüngere Schwester vor der älteren zu verheiraten.

      Jakobs betrügerischer Charakter hatte ihn selbst eingeholt. Jahre zuvor hatte Jakob als der jüngere Sohn vorgegeben, sein älterer Bruder Esau zu sein, um seinen Vater Isaak zu täuschen – der Jüngere war dem Älteren vorausgegangen. Doch nicht nur das, Lea besaß auch nicht Rahels Schönheit (so wird es zumindest angenommen). Jakob machte nun die schmerzvolle Erfahrung, wie es war, betrogen zu werden – im gewissen Sinne ein echter Geschmack seiner eigenen Medizin, die er seinem Vater gereicht hatte. Friedrich von Logau erfasst dies in seinem Epigramm treffend:

      Gottes Mühlen mahlen langsam,

      mahlen aber trefflich klein,

      ob aus Langmut Er sich säumet,

      In 1. Mose werden keine Einzelheiten von Jakobs Reaktion beschrieben, aber man kann sich leicht vorstellen, dass die Lektion für ihn nicht umsonst war. Hier war Gott am Werk. Gott behandelt Jakob als vollständig verantwortlich für sein Verhalten seinem Vater und Bruder gegenüber, aber nun sorgt Gott dafür, dass das Zusammenspiel der Umstände es erzwingt, dass Jakob genau die gleiche Art von Verhalten erleben muss.

      Wie komplex das ist, sehen wir daran, dass es ein lokaler Brauch war, nicht die jüngere Tochter vor der älteren zu verheiraten. Diese Tradition hatte es wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten gegeben, doch wir sind aufgefordert, die Hand Gottes dahinter zu sehen. Tatsächlich nutzt Paulus in Römer 9–11 in seinen langen Ausführungen über die Beziehung zwischen Gottes Souveränität und menschlicher Verantwortung Jakob und Esau als Beispiel für die Vielschichtigkeit von Gottes Handeln.

      Laban würde noch Lektionen über Täuschung und List lernen müssen, als er dann wiederum von Jakob überlistet wurde (und auch von Rahel), aber zu diesem Zeitpunkt gab es eine weitere bittere Lektion für Jakob. Isaak konnte wegen seiner schlechten Augen nicht zwischen Jakob und Esau unterscheiden. Vermutlich gab es genug Licht; das Problem waren Isaaks Augen. Weiterhin gab es vermutlich kein Problem mit Jakobs Augen, als er in seiner Hochzeitsnacht in das Zelt hineinging, aber er konnte nicht zwischen Lea und Rahel unterscheiden, weil es kein Licht gab. Im Dunkeln sehen die Menschen gleich aus (und unter diesen Umständen können wir auch sagen: fühlen sich gleich an); Stimmen werden nicht erwähnt, also müssen wir annehmen, dass sowohl Lea als auch Jakob in dieser Nacht nicht sprachen. Jakob musste wie sein Vater Isaak vor ihm die Gefahren erkennen, die darin liegen, auf die eigenen Sinnesorgane zu vertrauen, wenn man die Identität einer Person bestimmen will.

      Wir können hier die prinzipielle Frage stellen: Was erzählt uns diese Geschichte von Jakobs Ansichten über Frauen und die Ehe? Uns wird nur gesagt: „Rahel aber war schön von Gestalt und schön von Aussehen“ (1Mo 29,17), eine Beschreibung, die auch für Joseph im Zusammenhang mit der versuchten Verführung durch Potiphars Frau verwendet wird (1Mo 39,6). Rahels Schönheit muss solch einen Eindruck auf Jakob hinterlassen haben, dass er sofort entzückt ist, als er sie trifft.

      Die körperliche Anziehungskraft folgt dem Auge, und die Geschichte im ersten Buch Mose interessiert sich sehr für dieses Organ. Von Rahels älterer Schwester Lea heißt es nur, ihre Augen waren „matt“ (29,17). Dieser Mangel an Details lässt uns Rahels Schönheit mit Leas Augen vergleichen. Manche denken, dass Lea wirklich schwache Augen hatte und kurzsichtig war, so dass ihre Gesichtszüge dadurch schlecht aussahen; aber was ist, wenn das nicht so sehr der Fall wäre, sondern sie eher Augen hatte, die die Aufmerksamkeit auf sich selbst zogen, weil sie der Spiegel einer zarten Seele waren?

      Könnte es sein, dass hier auf den Unterschied zwischen dem Inneren und dem Äußeren einer Person hingewiesen wird, zwischen der Tiefe der Seele im Gegensatz zum oberflächlichen Glanz? Am Ende entschied sich Jakob für den Glanz. Es ist nicht so, dass der Wunsch nach Schönheit und die Empfänglichkeit dafür falsch wären, aber es ist bemerkenswert, dass der Text über die wichtige Frage schweigt, ob Rahel als Ehefrau für Jakob geeignet war.

      Der schlaue Laban sah, dass Jakobs Herz für Rahel schlug, und er nutzte diese Tatsache, um einen weiteren Handel abzuschließen, der diese Situation – und damit Jakob – ausnutzte. Die Abmachung lautete, dass Jakob direkt nach der Woche der Hochzeitsfeierlichkeiten

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