Joseph. John C. Lennox

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Joseph - John C. Lennox

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Dostojewski in Die Brüder Karamasow: „Wenn Gott nicht existiert, so ist alles erlaubt.“3 Dostojewski wollte damit natürlich nicht behaupten, dass Atheisten nicht eines moralischen Verhaltens fähig seien. Das wäre eine beleidigende Lüge. Aus der biblischen Perspektive gesehen sind schließlich alle Menschen im Bild Gottes geschaffen und somit moralische Wesen, ob sie nun an Gott glauben oder nicht. Somit können Atheisten (oder jeder andere sonst) andere Menschen durch die Qualität ihres moralischen Verhaltens in den Schatten stellen. Dostojewski behauptete vielmehr, dass es keine rationale Grundlage für Moral gibt, wenn Gott nicht existiert; ein Thema, das heute genauso heiß debattiert wird wie die entsprechende Frage, ob das Universum selbst eine Schöpfung Gottes ist oder nicht. Dieses Buch ist nicht der richtige Ort, um diese beiden Themen zu diskutieren.4

      Wichtig an dieser Stelle ist, dass zur Moral die Entscheidungsfähigkeit gehört, ob man einer Anweisung gehorcht. Das erste Buch Mose führt hier die moralische Ordnung auf Gott zurück, der die ersten Menschen in den Garten setzte und ihnen die Erlaubnis gab, von allen Bäumen im Garten zu essen, mit einer Ausnahme – dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.

      Es ist offensichtlich, dass das Gebot, nicht von den Früchten des Baumes der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen, bedeutungslos gewesen wäre, wenn die Menschen nicht die Freiheit gehabt hätten, sie zu essen. Obwohl die Menschen in vielfältiger Weise deutlich eingeschränkt sind (sie haben zum Beispiel nicht die Freiheit, mit 100 Kilometern pro Stunde zu rennen), ist es somit ganz offenkundig, dass sie nicht als vorherbestimmte Roboter geschaffen wurden. Sie hatten eine echte Wahl; sie konnten sich entscheiden, Gottes Wort zu gehorchen oder nicht, die verbotene Frucht zu essen oder nicht. Diese Fähigkeit zwischen Alternativen zu wählen wird oft (etwas irreführend) als „libertäre Freiheit“ beschrieben.

      1. Lehrt die Bibel beides: dass Gott regiert und dass die Menschen einen bestimmten Grad an Freiheit haben?

      2. Wenn die Antwort „Ja“ lautet, wie kann das sein?

      Wenn wir zwischen diesen Fragen nicht unterscheiden, besteht die Gefahr, dass eine nicht zufriedenstellende Antwort auf Frage 2 zu einem Zögern führen kann, Frage 1 bejahend zu beantworten. Diese Reaktion ist etwas seltsam, denn es gibt viele Dinge in der Natur, die wir nicht vollständig verstehen. Zum Beispiel wird von Wissenschaftlern anerkannt, dass das Licht sowohl als Partikeln als auch als Wellen vorkommt. Doch genau zu verstehen, wie dies funktioniert, ist eine völlig andere Angelegenheit.

      Wir sollten hierbei festhalten, dass die Annahme, dass menschliche Freiheit Teil der Menschenwürde ist, zum Kern aller zivilisierten Gesellschaften gehört. Dies zeigt sich ganz deutlich an der Tatsache, dass solche Gesellschaften die Menschen für ihr Handeln für verantwortlich und rechenschaftspflichtig halten; daher gibt es Rechtsinstitute und Verfahren für die Einhaltung der Gesetze. Die Analogie von der oben genannten Wissenschaft schafft vielleicht eine mögliche Herangehensweise an die Frage der göttlichen Souveränität und menschlichen Freiheit, und zwar, wie sich beides tatsächlich in den Details des täglichen Lebens auswirkt, wie es in der Bibel berichtet wird. Es ist kein Zufall, dass das Neue Testament in Bezug auf dieses Thema unsere Aufmerksamkeit direkt auf den späteren Teil des ersten Buches Mose und die Berichte von Isaak, Jakob und ihren Söhnen lenkt (siehe Römer 9–11). Es wird daher Teil unserer Geschichte sein.

      Mehr zu gegebener Zeit. An dieser Stelle ist es wichtig zu verstehen, dass das zentrale Merkmal der Moral, wie es hier in 1. Mose geschrieben wird, sich auf den Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes konzentriert. Damit meine ich, dass die Menschen nur Gottes Wort hatten, das ihnen sagte, dass der Genuss der Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen potenziell tödlich sei. Die wichtigste Frage für sie lautete einfach: Waren sie bereit, Gottes Wort zu vertrauen? Darauf zielte auch die Versuchung der Schlange ab: „Hat Gott wirklich gesagt …?“ (1Mo 3,1). Die Schlange stellte Gott unterdrückerisch und tyrannisch dar: „Ihr werdet durchaus nicht sterben, sondern Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses“ (1Mo 3,4.5). Dies war eine teuflisch listige Halbwahrheit, die mit der anscheinend unwiderstehlich ästhetischen und intellektuellen Attraktivität der einen verbotenen Frucht in dem wunderschönen Garten reizte.

      Die ersten Menschen nahmen die Frucht, aßen sie und starben – nicht zuerst im körperlichen Sinn, aber das würde schließlich folgen, denn der Tod ist die Auflösung des Lebens. Das Leben in seiner höchsten Form ist eine reine und geistliche Beziehung mit Gott, die verbunden ist mit dem Vertrauen und Gehorsam gegenüber seinem Wort. Nach einer unerbittlichen Logik begann der Tod also mit dem Bruch dieser Beziehung. Jedoch endete er damit nicht. Der Verfall und der körperliche Tod folgten zu gegebener Zeit, aber der Tod hatte seine grausame Tyrannei begonnen, und die Menschen flohen vor der Gegenwart Gottes. Und seitdem, so könnte man hinzufügen, sind wir weggelaufen und haben uns versteckt.

      Das Thema der Täuschung durchzieht tatsächlich den gesamten biblischen Handlungsverlauf. Besonders in der Geschichte Josephs wird es eine wichtige Rolle spielen, dem Sohn Jakobs, dessen Name eigentlich „Betrüger“ bedeutet.

      Der biblische Bericht, wie die Sünde in die Welt kam und Unheil mit sich brachte, blieb nicht ohne Kritiker. Tatsächlich weigern sich viele Menschen nicht nur, diesen ernstzunehmen, sondern sie denken auch, dass er Gott als jemanden darstellt, der gegen das Wissen und gegen den Intellekt sei, in der Absicht, die Menschen in einer naiven und unwürdigen Abhängigkeit versklavt zu halten. Ich behaupte, dass dies eine sträfliche Verdrehung der Tatsachen ist, die daher rührt, dass man nicht genau liest, was in 1. Mose eigentlich steht.

      Nirgends sonst ist diese Falschdarstellung deutlicher zu sehen, als bei einem faszinierenden Kunstprojekt im Freien, auf dem Campus der Universität von Kalifornien in San Diego. Es nennt sich der Snake Path (Schlangenpfad) und wurde entworfen und verwirklicht von der namhaften Künstlerin Alexis Smith. Er ist Teil der Stuart-Kollektion, und auf der dazugehörigen Internetseite steht darüber:

      Auf der Webseite steht weiterhin:

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