Joseph. John C. Lennox

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Joseph - John C. Lennox

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target="_blank" rel="nofollow" href="#ulink_08a28d6b-8e4f-53bf-a646-1bf55d80e2eb">4 Siehe mein Buch Gott im Fadenkreuz: Warum der Neue Atheismus nicht trifft, Witten (SCM R. Brockhaus), 2013.

      Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs

      Wir erwähnten bereits, dass es im ersten Buch Mose sechs große Abschnitte gibt. Die letzten drei Abschnitte widmen sich der Familiengeschichte der Urväter. Nach der bekannten Abschnittseinteilung „Dies sind die Geschlechter der Söhne Noahs …“ (1Mo 10,1) behandelt der vierte große Teil des Buches zunächst rasch die Generationsfolgen und beschreibt die Anfänge der großen Zivilisationen des alten Orients und seiner Städte wie Babel und Ninive, die berühmte Zentren großer Reiche werden sollten.

      Dem aktiven Eingreifen Gottes in Babel, um die Sprachen der Völker zu verwirren, folgt wieder eine besondere Konzentration auf das Samen-Projekt und somit auf die Nachkommen Sems (1Mo 11,10) und schließlich auf Tarah und seinen Sohn Abraham (1Mo 11,27). Abraham war eine wichtige Figur, die nicht nur das erste Buch Mose, sondern den gesamten biblischen Handlungsverlauf überspannt. Er war außerdem Josephs Urgroßvater, und man kann davon ausgehen, dass Josephs Kindheit von den Berichten über Abrahams Großtaten erfüllt war. Um Josephs Geschichte zu verstehen, wird es daher notwendig sein, die Geschichten und Erinnerungen zu skizzieren, die seine Kindheit erfüllt und wohl eine prägende Rolle in seinem Leben gespielt haben dürfen. An dieser Stelle werden wir die Handlung nachzeichnen und später nur Details hinzufügen, wenn sie wichtig werden.

      Abschnitt 4: Abraham und seine Söhne (1. Mose 10,1–25,11)

      Der Bericht des Lebens Abraham beginnt, als Gott ihm eine Verheißung schenkt, die enorme Auswirkungen auf die nachfolgende Geschichte der Welt hat: „Und ich will dich zu einer großen Nation machen und dich segnen, … und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!“ (1Mo 12,2.3). Der Rest des ersten Buches Mose, ja der ganzen Bibel, berichtet uns davon, wie dieses Versprechen erfüllt wurde und noch erfüllt wird. Doch in 1. Mose haben wir mit Joseph das erste Anzeichen des Ausmaßes dieses Segens, als sich der Handlungsverlauf von der nomadischen Familie Abrahams, seinen Kindern und Enkeln auf Joseph ausweitet, der in eine wichtige Position als Verwalter des ägyptischen Reiches katapultiert wird und in dieser Funktion einem großen Teil der alten Welt Hilfsgüter verschafft.

      Die Verheißung, eine große Nation zu werden, implizierte natürlich, dass Abraham und seine Frau Sara Kinder haben würden, und doch wurde es bald offensichtlich, dass in ihrem Fall etwas mit den organischen Abläufen, Leben weiterzugeben, fehlschlug. Wie viele andere Paare schienen sie unfähig, Kinder zu empfangen. Es ist dieser Umstand, der den anfänglichen Schwerpunkt auf eines der wichtigsten Themen des ganzen Buches richtet: Gottvertrauen.

      Der HERR erschien Abraham in einer Offenbarung und sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht, Abram; ich bin dir ein Schild, dein sehr großer Lohn“ (15,1). Abrahams Antwort zeigte, wie sehr ihn seine Kinderlosigkeit schmerzte: „Herr, HERR, was willst du mir geben? Ich gehe ja kinderlos dahin“ (15,2). Abraham wies darauf hin, dass ohne einen eigenen Nachkommen sein Diener Elieser sein rechtmäßiger Erbe werden und die Familie aussterben würde. Doch der HERR erwiderte: „Nicht dieser wird dich beerben, sondern der aus deinem Leib hervorgehen wird, der wird dich beerben“ (15,4). Dann ließ der HERR Abraham die Sterne zählen und sagte: „Blicke doch zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst! Und er sprach zu ihm: So wird deine Nachkommenschaft sein“ (15,5). Abrahams Reaktion war genauso kurz wie tiefgründig: „Und er glaubte dem HERRN; und er rechnete es ihm zur Gerechtigkeit“ (15,6).

      Mit dieser Aussage haben wir das zentrale Thema von 1. Mose erreicht: Vertrauen auf Gott und sein Wort. Hierin steckt eine mächtige Logik. Das verhängnisvolle falsche Abwenden von Gott bestand darin, das eigene Vertrauen in eine andere als Gottes Stimme zu legen – eine fortwährende Gefahr für uns alle in einer Welt, wo wir ständig von einer Vielzahl an Stimmen bombardiert werden, die sich alle um unsere ungeteilte Aufmerksamkeit reißen. Der Weg zurück zu Gott muss daher darin liegen zu lernen, auf seine Stimme zu hören und dem zu vertrauen, was Er sagt.

      Abraham wird uns in dem biblischen Bericht als ein besonderes Vorbild vorgestellt, wenn es darum geht, Gottes Verheißungen zu vertrauen. Als Ergebnis seines Glaubens an Gott wurde Abraham als gerecht angesehen. Das heißt, Gott sagte von ihm, dass Abraham in einer richtigen Beziehung mit Ihm stand. In der Sprache des Neuen Testamentes war er gerechtfertigt aus Glauben.

      Abraham ist zwar die herausragendste, aber nicht die erste Person in 1. Mose, die Gott vertraut. Die Aufzählung der Männer und Frauen des Glaubens in Hebräer 11 umfasst Abel, Henoch und Noah, die vor Abraham lebten. Abraham ist auch nicht die letzte Person des Glaubens, denn ihm folgen in diesem Bericht seine Frau Sara, dann sein Sohn Isaak, Isaaks Sohn Jakob und schließlich (zumindest in 1. Mose) Jakobs Sohn Joseph.

      Aus dem biblischen Bericht wird sofort klar, dass das Samen-Projekt zwei Dinge erfordert, die gleichzeitig funktionieren. Es gibt die körperliche Weitergabe des Lebens durch die uns allen vertrauten genetischen Prozesse. Kinder werden ohne ihre Erlaubnis in die Welt geboren. Jeder von uns wacht sozusagen auf, um festzustellen, dass man bereits da ist. Das ist der erste Vorgang. Das zweite Element in diesem Samen-Projekt ist überhaupt kein körperlicher Vorgang und geschieht auch nicht automatisch. Es hat mit einem persönlichen Glauben an Gott zu tun.

      Das Neue Testament erfasst diesen Unterschied sehr gut. Johannes sagt, dass der Glaube eine unerlässliche Voraussetzung dafür ist, dass man von neuem geboren wird. Von Jesus wird gesagt: „Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an; so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind“ (Joh 1,11–13).

      Die Weitergabe des physischen Lebens hängt von der Entscheidung der potenziellen Eltern ab. Kinder haben bei ihrer leiblichen Geburt kein Mitspracherecht. Es ist etwas völlig anderes, wenn es darum geht, von neuem geboren zu werden, denn es ist kein derartiger physischer Prozess. Die Menschen werden von Gott mit der wunderbaren Fähigkeit ausgestattet, Beziehungen einzugehen, wie wir es im zweiten Teil von 1. Mose gesehen haben. Sie können Ja oder Nein sagen; sie können sich entscheiden, einander zu vertrauen oder es eben nicht zu tun. Die wesentliche Frage für sie ist, ob sie diese Beziehungsfähigkeit nutzen, um Gott zu vertrauen. Daher nahmen einige Menschen Christus nicht auf, als Er in die Welt kam. Sie lehnten es aus freien Stücken ab, ihre gottgeschenkte Fähigkeit, Ihm zu vertrauen, zu gebrauchen. Andere wiederum setzten diese Fähigkeit, Gott zu vertrauen, freiwillig ein, und weil sie Ihm vertrauten, erhielten sie das ewige Leben als ein unverdientes Geschenk von Gott.

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