Irren ist göttlich. Daniel Sand

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Irren ist göttlich - Daniel Sand

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und auf den Boden fiel. Er versuchte nicht einmal, ihren Sturz zu verhindern und blieb wie festgefroren sitzen. Als er Thariel kurz in die Augen sahen, merkte sein Gast, dass sogar diese grau waren.

      »Warum ... es gibt, das ist so, also es gibt nur einen, ähm, Grund dafür. Thromokosch hat Sie, Thariel, also, genau genommen … verflucht.«

      »Warum?«

      »Können Sie das in meiner Scherbe überprüfen, das wäre nett. Ich bin den ganzen weiten Weg aus dem Sumpfdorf gekommen, um eine Antwort zu bekommen.«

      Den Glasmeister sackte in seinem Sitz langsam zusammen.

      »Versuchen kann ... ich ... es.«

      »Weit oben ... also ein Glasmeister ... ähm ... sollte eigentlich Flügel haben ... um da hin zu ... ähm ... fliegen ... Ein ... ähm ... Glasvogel.«

      Wieder lachte er, aber etwas lauter. Diesmal klang es, als würde ihn jemand erwürgen.

      Irgendwann verschwand er endgültig in der Dunkelheit, die die Decke des Zimmers verbarg. Thariel wunderte sich, warum ausgerechnet eine so sensible und unsichere Gestalt von Thromokosch eine so wichtige Aufgabe anvertraut bekam. Andererseits musste der Glasmeister vor allem sorgfältig und ohne Murren die Aufgaben erfüllen, die Thromokosch ihm mitteilte. Und offenbar konnte er das. Nach einer halben Ewigkeit hörte Thariel ihn wieder die Leiter hinuntersteigen. Unter seinem linken Arm glitzerte etwas. Thariels Herz pochte stark. Das war seine Scherbe, sein Leben.

      »Schauen wir, schauen wir ... mal«, meinte der Glasmeister, als er die Scherbe vor sich auf den Schreibtisch legte.

      »Genau«, stimmte der zu und bemerkte einen Schatten, der durch seine Scherbe huschte.

      »Was war das?«, meinte er erstaunt, während sich schon wieder etwas bewegte.

      »Äh ... was?«

      »Das eben«, erneut diese Bewegung, »das!«

      Er zeigte jetzt mit dem Finger darauf.

      »Ähmm ... also ... das ist dein Leben ... ähm ... das spiegelt sich ... ähm ... in der Scherbe.«

      »Jedes Wort von mir findet sich auch da drinnen wieder?«

      Wie zuvor auch, schwebte der Schatten durch das Glas.

      » ... ja«, murmelte der Glasmeister.

      »Warum sieht man mein Leben nicht, das sind ja alles nur Worte?«, meinte er und beobachtete, wie diese Worte in die Scherbe eintauchten.

      »Oh, ähm, man kann es ... also ... sehen, wenn man ... also ... sehr gute ... also ... Augen ... ähm ... hat.«

      »Wie gute?«

      »Nun ... also ... ähm ... so gute, wie Thromokosch ... und die ... ähm ... haben wir ... also nicht.«

      »Schade.«

      » ... Ja«, murmelte der Glasmeister, ohne dass es ihn wirklich zu stören schien, »lassen Sie mir ... ähm, ein paar Augenblicke, ich studiere ... gerade mal ihren Fall.«

      Thariel wartete geduldig und beobachtete dabei die Schweißperlen auf der Stirn seines Gegenübers. Es dauerte zwar mehr als ein paar Augenblicke, aber er traute sich nicht, etwas zu sagen. Der Glasmeister blickte konzentriert in die Scherbe, in der immer wieder Lichtreflexe auftauchten als wären es Fische, die kurz die Wasseroberfläche streifen und dann wieder in den Tiefen verschwinden. Endlich hob er den Blick. Verlegen rieb er sich die Augen.

      »Sind Sie sicher, wirklich nichts ... ähm ... ein bisschen und ohne Absicht ... angestellt zu haben?«

      Thariel dachte nach. Er dachte gründlich nach, doch ihm wollte nichts einfallen.

      »Manchmal ziehe ich die Stiefel nicht aus, wenn ich nach Hause komme«, meinte er schließlich etwas ratlos.

      »Stiefel ... gut ... Stiefel ... und dann, also dann ... treten Sie mit den Stiefeln dann vielleicht ... also auf andere Leute ein?«

      Hoffnung schimmerte in den grauen Glasmeisteraugen.

      »Nein, ich ziehe sie dann später aus.«

      »Ohne jemanden ... also zu treten ... nie?«

      »Nie.«

      »Hmmm«, der Glasmeister starrte lange auf die Wolke, ganz so, als wolle er ihr auf diese Weise ihr Geheimnis entlocken.

      »Wer bist ... du ... Wer ... ähm ... bist du?«, wendete er sich jetzt direkt an sie, was wohl ein Witz sein sollte, wofür sein röchelndes Lachen sprach. Unruhig lief die geduckte Gestalt durch den grauen Raum.

      »Bitte kommen Sie, also ich werfe Sie nicht raus ... aber kommen Sie bitte heute Nachmittag wieder. Das wäre, also das wäre wirklich, also am besten. Ich vertiefe mich dann noch, ähm, in Ihren Fall ... und wenn ich ... in ihm nicht, also nicht verloren gehe, sehen wir uns nach der Mittagspause ... also nicht in der Tiefe des Falls ... verloren gehe. Das meine ich.«

      Offenbar sollte die letzte Bemerkung wieder ein Scherz sein. Warum versuchte sich der Glasmeister ständig an Witzen, fragte sich Thariel, bevor er sich verabschiedete.

      »Bis heute Nachmittag also und vielen Dank für Ihre Mühe«

      »Vorausgesetzt«, setzte der Glasmeister wieder an, »ich, also ... verliere mich ... im Fall ... ähm, verliere mich nicht im …«

      Thariel schloss die Tür hinter sich, bevor der Glasmeister seinen Witz beenden konnte. Als er im Flur stand, überlegte er kurz, ob er wieder durch all die Türen gehen oder einfach geradeaus laufen sollte. Er entschied sich schließlich doch für die sichere Variante. Rechts, links, rechts, links und so weiter.

      Im Eingangsbereich saß immer noch die junge Frau. Sie verdrehte die Augen, als sie Thariel kommen sah.

      »Entschuldigung, muss man eigentlich wirklich durch all die Türen, obwohl am Ende des Flurs das Büro des Glasmeisters liegt?«, fragte Thariel freundlich.

      Die Frau begutachtete ihre Fingernägel.

      »Nein, Sie können auch einfach geradeaus durchgehen.«

      »Warum haben Sie mir dann vorhin diesen komplizierten Weg genannt?«

      »Ich kann Sie nicht leiden.«

      »Aber

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