Irren ist göttlich. Daniel Sand

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Irren ist göttlich - Daniel Sand страница 18

Irren ist göttlich - Daniel Sand

Скачать книгу

das habe ich ihnen schon mal gesagt«, reagierte die Frau gereizt, »wenn, mache ich es aus Freundlichkeit. Ich muss hier gar nichts!«

      Sie ließ einen schweren Ordner auf den Boden fallen, der Thariels Fuß nur deswegen verfehlte, weil er schnell zur Seite sprang. Ratlos stand er vor der Frau mit den blonden Haaren.

      »Natürlich müssen Sie hier etwas, sonst könnten Sie jetzt auch einfach gehen!«

      »Könnte ich.«

      »Nein.«

      »Doch.«

      »Nein.«

      »Zu den Aufgaben einer Empfangsdame gehört es, höflich zu den Gästen zu sein, oder?«, änderte sie ihre Taktik.

      »Allerdings.«

       »Und man sollte nicht schlecht über seinen Chef sprechen.«

      »Sicher.«

      Jetzt schaute sie Thariel direkt ins Gesicht, »der Glasmeister ist der größte Spinner von allen, gleich nach Ihnen!«

      »Also«, Thariel suchte nach Worten, »ich werde mich über Sie beschweren.«

      »Beim Glasmeisterspinner? Mir egal, er ist nicht mein Chef und ich arbeite hier nicht.«

      Und so gingen sie auseinander. Die Frau, die hier nicht arbeitete, blieb sitzen und Thariel fing an, durch die Gänge des Gebäudes zu laufen. Ohne Ziel und Grund und nur in der Hoffnung, dass die Wartezeit auf diese Weise schneller verging.

      Thariel irrte durch graue Gänge ohne Fenster und Türen. Er hatte die Orientierung vollkommen verloren und wusste nicht, ob er vielleicht schon zum dritten oder vierten Mal dieselben Gänge entlanglief. Darum war er erleichtert, als er um eine weitere Ecke bog und diese rote Leiter entdeckte. Eigentlich entdeckte er sie nicht, sondern sie explodierte förmlich in seinen Augen, so sehr fiel sie in dieser grauen Welt auf. Neugierig kletterte Thariel sie hinauf und gelangte so auf die nächste Plattform. Sein Herz klopfte heftig. Er wusste, wo er jetzt war. In der Thromokoschvilla.

      Sie strahlte Erhabenheit aus, Größe und Macht. Nicht zu vergleichen mit der Tristesse im Glasmeistergebäude. Rote Teppiche auf dem Boden, brennende Fackeln in verzierten Einlassungen an den Wänden. Der Duft exotischer Gewürze lag in der Luft. Mehrmals eilten Priester an Thariel vorüber, der sich dann hinter Altären oder breiten Zimmerpflanzen versteckte. Hier würde niemand einen Verfluchten dulden. Nach einem schier endlos langen Weg, der ganz aus Glas bestand, folgte eine Empore. Von ihr aus fiel der Blick auf einen kunstvoll eingerichteten Raum, der an einen Ballsaal mit goldenen Fackelhaltern und prächtigen Naturgemälden an den rot gestrichenen Wänden erinnerte. Im Zentrum des Saals befand sich ein roter Thron, um den herum die Pilger standen, die Thariel zuvor angegriffen hatten. Unter ihnen befanden sich auch mehrere Priester. Sie schienen auf etwas zu warten.

      Thariel beobachtete die Gruppe heimlich von der Empore aus. Schließlich öffnete sich eine goldene Türe, die er bis eben für das Gemälde einer mit Gold überzogenen Türe gehalten hatte, das vom Boden bis zur hohen Decke reichte. Zwölf Priester schritten hindurch, die sich an den Händen hielten und so aufreihten, dass sie schließlich die Entfernung bis zum Thron überbrückten. Der letzte Priester stand an der Tür und hielt sie auf.

      »Thromokosch!«, riefen sie dann vereint und zeigten mit der freien Hand zur Tür. Alle Augen ruhten nun auf ihr. Zuerst passierte gar nichts, dann immer noch nichts und als auch danach nichts passierte, blickten sich die zwölf Priester ratlos an. Sie alle trugen schwarze Zauberhüte und endlich schob einer seine Kopfbedeckung zurecht und löste sich aus der Händekette, um durch die Türe zu gehen. Kurz darauf kam er zurück und versuchte die Ruhe zu bewahren, während er verstört mit seinen Zauberkollegen flüsterte. Manche schüttelten nur den Kopf, andere schlugen die Hände vor ihr Gesicht.

      »Thromokosch!«, riefen sie erneut und dieses Mal passierte wirklich etwas. Schritte hallten aus der geheimen Welt hinter der Türe herüber, Thromokosch näherte sich. Thariel konnte sich vor Aufregung kaum in seinem Versteck halten. Thromokosch!

      Plötzlich war er da. Langsam, aber elegant schwebte er ganz leicht über den Boden und an seinen Priestern vorbei. Er trug einen pechschwarzen Zylinder, in einem so intensiven Schwarz, als ob er die tiefste Nacht darin gefangen hielt. Daneben trug er einen prunkvollen, aber viel zu langen roten Umhang, der über den Boden schleifte. Sein Kopf hatte etwas Ovales und im Gesicht funkelten zwei rote Augen. Auch der Bart wies eine beeindruckende Länge auf und schleifte ebenso über den Boden wie der Umhang. Außerdem trug Thromokosch eine schwarze Lederrüstung ... und fing plötzlich an zu schwanken. Die Pilger erstarrten, zwei Priester eilten zur Hilfe, doch zu spät, schon hatte Thromokosch das Gleichgewicht verloren und stürzte ab.

      »Verdammt noch mal!«, rief er ärgerlich, als er auf dem Boden lag und sich das Knie hielt, doch er fing sich schnell wieder und meinte in die eifrig nickende Runde: »Das ist ja gerade noch einmal gut gegangen, was? Da könnte man sich blaue Flecken und Knochenbrüchen holen, bei so einem Sturz, meine Güte.«

      Es

Скачать книгу