Morgen kommt der Weihnachtsmann. Andreas Scheepker

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Morgen kommt der Weihnachtsmann - Andreas Scheepker

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ich es Ihnen auch erzählen«, begann die Witwe das Gespräch, ohne dass Roolfs überhaupt eine Frage gestellt hatte. »Unsere Ehe war nicht in herkömmlichem Sinne glücklich. Wir haben uns oft gefetzt, mein Mann und ich. Tammo war kein einfacher Mann. Er suchte immer die Reibung. Das war seine Art, mit den Leuten in Kontakt zu kommen. Aber trotzdem haben wir uns geliebt, und in all unseren Jahren haben wir uns nie richtig gestritten. So etwas gab es nicht. Wir waren dreiundvierzig Jahre verheiratet.« Sie sprach, als ob ihr Mann schon lange tot sei.

      Klaus Tjarksen kam mit einem Tablett herein und stellte zwei Kaffeebecher, Zuckerdose und Sahnekännchen auf den Tisch.

      »Trinkst du nicht mit uns Kaffee?«, fragte seine Mutter.

      »Ich gehe nach oben, Mutti. Ich wollte noch ein paar Papiere durchsehen.«

      »Herr Tjarksen«, sagte Gerrit Roolfs, »ich habe da auch noch ein paar Fragen an Sie. Sind Sie nachher noch hier?«

      »Klaus wohnt hier bei uns«, belehrte ihn Renate Tjarksen. »Er hat oben eine kleine Wohnung.«

      »Ich stehe Ihnen gern zur Verfügung, Herr Hauptkommissar«, sagte ihr Sohn. »Ich glaube, der Kaffee müsste gleich durch sein.« Er ging wieder in die Küche.

      »Er hat ja noch keine Frau«, erklärte Renate Tjarksen. »Warum soll er dann allein irgendwo eine Wohnung nehmen? Das kostet ja nur unnötig Geld. Manchmal übernachtet er in seinem Zimmer in Oldenburg. Da arbeitet er für ein paar Tage im Monat. Aber zu Hause ist er hier bei uns.« Sie zündete sich eine neue Zigarette an. »Wir haben ein super Verhältnis. Sehr harmonisch.«

      Klaus brachte eine Thermoskanne mit Kaffee und einen Teller mit Keksen. »So, ich gehe jetzt nach oben.«

      Betriebsweihnachtsfeier

      »Ich weiß, das ist jetzt sehr schwer für Sie. Wenn Sie das Gefühl haben, dass unser Gespräch zu anstrengend ist, sagen Sie mir das bitte«, bat Roolfs die Witwe, nachdem Klaus Tjarksen gegangen war. »Aber je eher und schneller wir mit unseren Ermittlungen anfangen, umso wahrscheinlicher ist es, dass wir den Mörder fassen.«

      »Sie müssen sich nicht entschuldigen. Sie machen Ihren Job. Ich hoffe, dass Sie das Schwein kriegen, das meinen Mann auf dem Gewissen hat.« Renate Tjarksen führte ihre Kaffeetasse zum Mund, setzte sie aber gleich wieder ab, ohne zu trinken. »Im Fernsehen wird immer als Erstes die Ehefrau nach ihrem Alibi gefragt. Wir drei, also Tammo, Klaus und ich, waren auf einer Adventsfeier in unserem Stammgeschäft in Norden. Wir machen mit den Belegschaften aus jedem größeren Geschäft eine eigene kleine Feier, und die Mitarbeiter aus den kleineren Filialen holen wir dann mit dazu. Das sind vier bis fünf Feiern pro Jahr. Tammo wollte das immer so, das ist ein bisschen persönlicher.« Sie trank einen Schluck Kaffee. »Klaus und ich sind gegen Mitternacht nach Hause gefahren. Tammo bleibt als Chef immer bis zuletzt.«

      »Und Sie haben Ihren Mann gar nicht vermisst?«

      »Nein. Wenn Tammo spät nach Hause kommt, dann schläft er im Zimmer neben seinem Büro, damit er mich nicht stört.«

      »Und am Sonnabendmorgen?«, fragte Roolfs.

      »Sonnabends schlafe ich immer aus. Ich bin so gegen halb zehn nach unten gekommen, und da stand schon Ihr Kollege vor der Tür und klingelte.«

      »Oberinspektor Janssen«, erklärte Roolfs.

      »Ja, richtig. Er war auch gestern Nachmittag hier, aber ich war ihm sicher keine große Hilfe. Ich war fix und alle. Das bin ich jetzt auch noch, ehrlich gesagt.« Tränen traten in ihre Augen, und schnell zündete sie die nächste Zigarette an. »Also, ein richtiges Alibi habe ich nicht. In der Nacht habe ich geschlafen, und da mein Mann nicht da war, kann das niemand bezeugen. Ich habe allein in meinem Bett gelegen.«

      Zum ersten Mal lächelte sie. »Aber Klaus hat sein Schlafzimmer genau über unserem. Und wenn ich in der Nacht das Garagentor geöffnet hätte und mit dem Auto weggefahren wäre, hätte er das sicher gehört. Er hat einen leichten Schlaf. Das hat der Junge von mir.«

      »Dann ist Klaus so eine Art Alibi für Sie?«, fragte Roolfs.

      »Wenn Sie so wollen. Möchten Sie noch eine Tasse Kaffee?«

      Spekulatius

      »Nehmen Sie auch einen Keks!«, forderte Renate Tjarksen den Hauptkommissar auf, nachdem sie Kaffee nachgeschenkt hatte. Sie hielt ihm einen Teller mit Spekulatiusgebäck hin.

      Roolfs winkte ab. »Vielen Dank, es wird zu viel gegessen in diesen Tagen. – Die Tatwaffe ist eine Pistole, wie sie im Krieg viele deutsche Offiziere besaßen. Eine Walther PPK. Gibt es eine solche Waffe im Haus?«

      »In diesem Haus gibt es überhaupt keine Waffen. So etwas würde ich niemals dulden!«

      »Hatte Ihr Mann Feinde? Können Sie sich vorstellen, wer ihm so etwas angetan haben könnte?«

      Renate Tjarksen spielte mit dem Feuerzeug. »Wenn Sie mich so fragen, weiß ich gar nicht, was ich antworten soll. Mein Mann hatte viele Gegner. Er war ein knallharter Geschäftsmann. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Konkurrent ihn umgebracht hätte. Er war hart, aber fair.«

      »Und einer von seinen Angestellten?«

      Renate Tjarksen schüttelte den Kopf. »Er war als Chef nicht immer einfach, er hat von seinen Leuten viel verlangt. Aber er hat gute Arbeit auch gut bezahlt.«

      »Bitte denken Sie noch einmal darüber nach, ob es irgendwelche Anrufe oder Briefe gab. Ist etwas Außergewöhnliches passiert? Hat er sich irgendwie bedroht gefühlt? Hatte er Angst?«

      »Tammo und Angst? Angst kannte der nicht. Der ist immer auf alles losgegangen. Der ist keinem Streit aus dem Weg gegangen, dieser Sturkopf.« Renate Tjarksen konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie betupfte ihre Augen mit einem Taschentuch, um die Wimperntusche nicht zu verschmieren. »Ich glaube, ich möchte jetzt einen Moment allein sein. Ich rufe Sie an, wenn mir noch etwas einfällt.«

      Roolfs nickte. Er gab ihr seine Karte und dachte darüber nach, wie oft er diesen Satz in all seinen Dienstjahren schon gehört hatte.

      Licht

      Gerrit Roolfs tastete sich im dunklen Flur die Treppe hoch und ging auf eine Tür zu, unter der ein Streifen Helligkeit durchschimmerte. Er stolperte. Die Tür wurde geöffnet.

      »Machen Sie sich doch Licht, Herr Hauptkommissar.« Klaus Tjarksen drückte einen Wandschalter. »Sie kommen ja noch zu Fall.« Er machte eine einladende Handbewegung, und Gerrit Roolfs trat ein.

      Der Raum war eine Mischung aus Jugendzimmer und Seniorenappartement, die Möbel in Eiche rustikal gehalten, über dem Sofa das unvermeidliche Stickbild vom pfeiferauchenden Seemann im Ölzeug mit Kappe. In der Schrankwand waren Gläser, Sammeltassen und die ebenfalls unvermeidlichen noch eingeschweißten Pflichtexemplare aus dem Bücherklub versammelt.

      Auf dem Schreibtisch stand ein riesiger Computermonitor, und ein Bücherregal war vollgestopft mit DVDs und Computerspielen. An den fast zwei Quadratmeter großen Fernseher war eine Playstation angeschlossen, wie Gerrit Roolfs sie von seinen beiden Neffen kannte. Die Tür an der gegenüberliegenden Wand schien ins Schlafzimmer zu führen. Diesen Raum hätte Gerrit Roolfs gern inspiziert.

      »Sie leben noch bei Ihren Eltern?«

      »Ja,

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