Das Haus in den Dünen. Ulrich Hefner
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Читать онлайн книгу Das Haus in den Dünen - Ulrich Hefner страница 12
Vukovic wies auf einen roten Lastwagen, der über einer Grube in der Werkstatt stand. »Der soll heute Mittag auf Tour nach Italien. Hat noch immer Probleme mit dem Getriebe. Ich wollte ihn fertig machen und mich dann um den Wagen von Hans kümmern. Die Inspektion vorbereiten. Weil ich dachte, es wird heute wieder heiß, und weil Wochenende ist, wollte ich bis drei Uhr fertig sein, damit ich noch etwas an den Fliegerdeich kann.«
Till Schreier warf Alex Uhlenbruch einen Blick zu und erhob sich.
»Eine Frage noch«, sagte Alex. »Gab es in letzter Zeit etwas Ungewöhnliches, einen Vorfall im Zusammenhang mit Hans Kropp?«
Vukovic schaute fragend drein, dann schüttelte er den Kopf. Die beiden Kripobeamten bedankten sich. Bevor sie den Aufenthaltsraum verließen, meldete sich Vukovic noch einmal zu Wort. »Doch, da war etwas. An dem Tag, als er losfuhr. Er meinte irgendjemanden gesehen zu haben. Er erzählte von einem Gefühl.«
»Was meinen Sie damit?«
»Na ja, jetzt, wo ich es mir recht überlege … Er glaubte, dass ihn jemand beobachtet. So ein Gefühl eben.«
»Wer sollte das gewesen sein?«
»Ich weiß nicht, er sagte nur, dass er ein komisches Gefühl habe. So etwas wie Angst, glaube ich, obwohl er einen ordentlichen Schlag hatte und Kräfte wie ein Büffel. Aber er sagte öfters so seltsame Dinge. Einmal behauptete er, er habe die Gabe des zweiten Gesichts. Was immer das auch bedeutet.«
5
Draußen heizte die Mittagssonne die Mauern und den Asphalt auf, so dass die Luft vibrierte. Vom reinigenden Gewitter der letzten Nacht war nichts mehr zu spüren.
Im großen Konferenzraum der Wilhelmshavener Kriminalinspektion in der Peterstraße stand die Luft unbeweglich. Neben Kleinschmidt, Beck und Trevisan hatten sich die Mitarbeiter des FK 1 und die zugeordneten Kollegen aus dem dritten Fachkommissariat um den großen Tisch versammelt. An der Tafel prangten die ersten Tatortbilder der vergangenen Nacht.
»Wir müssen von einem gezielten Anschlag auf den Fernfahrer ausgehen«, referierte Trevisan und wies auf die Tafel. »Nach dem festgestellten Spurenbild hat der Täter oder eine Tätergruppe hinter den Containern an der Westseite des Areals auf den LKW-Fahrer gelauert. Wir gehen davon aus, dass der Fahrer seinen LKW gegen 22.41 Uhr dort abstellte, nachdem er von einer Tour aus Spanien zurückgekommen ist. Seine Rückkehrzeit war in der Firma nicht genau bekannt, aber er wurde für den gestrigen Abend erwartet. In der Firma galt Kropp als zuverlässig, wenn auch ein wenig eigenbrötlerisch. Niemand unterhielt einen engeren Kontakt zu ihm und von Bekannten oder Freunden ist keinem in der Firma etwas bekannt. Weiterhin müssen wir davon ausgehen, dass Kropp Drohbriefe erhielt.«
»Und in die Firma wurde nicht eingebrochen?«, unterbrach Dietmar Petermann Trevisans Vortrag.
»Es gibt dafür nicht die geringsten Anhaltspunkte«, antwortete Kleinschmidt. »Wir haben alles untersucht und fanden keinerlei Spuren. Weder an Fenstern noch an Türen.«
»Gibt es denn etwas Wertvolles in der Firma zu holen?«, fragte Monika Sander.
Trevisan zuckte die Schulter. »Kommt darauf an. In einer Spedition werden zeitweise teure Elektroartikel oder Fernsehapparate gelagert. Kropp transportierte Maschinen nach Spanien und brachte Kunststoffmuffen auf seiner Rückfahrt mit.«
»Wer braucht schon fünfzehn Tonnen Kunststoffmuffen?«, kommentierte Dietmar lächelnd.
Kleinschmidt räusperte sich. »Kollegen, wenn ich euch sage, dass es keine Aufbruchspuren an den Türen gibt, dann ist es so. Und wer bricht in eine Firma ein und trägt ein Gewehr über seinen Schultern? Man wollte Kropp umbringen, davon bin ich überzeugt. Sonst hänge ich morgen meinen Job an den Nagel.«
Monika nickte. »Das glaube ich auch.«
»Was wissen wir über den Toten?«, meldete sich Kriminaloberrat Beck zu Wort.
Trevisan blätterte in seinem Aktenordner. »Hans Kropp, geboren am 14. August 1964 in Werdum. Alleinstehend. Hat eine Stiefschwester in Dornum. Er ist geschieden, seine Frau wohnt in der Gegend um Pasewalk im Osten. Dort arbeitete er von 1995 bis 1998, bis er wieder nach Wilhelmshaven zurückkehrte. Er hat einen Sohn, der bei der Mutter lebt. Offenbar kam es damals in der Ehe zu Handgreiflichkeiten. Zumindest steht das so in seinen Akten. Er ist bereits mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten. Zweimal wegen Körperverletzung, unter anderem hat er seine Exfrau krankenhausreif geschlagen. Auch damals hat er im Osten für eine Spedition gearbeitet und ist Touren nach Polen und in die Tschechei gefahren. Zweimal wurde er wegen gewerbsmäßigem Zigarettenschmuggels angezeigt. Aktuell liegt eine Anzeige wegen Verstoßes gegen die Unterhaltspflicht vor, aber die Ermittlungen liegen auf Eis. Warum auch immer. Er zahlt zwar für seinen Sohn, aber den Unterhalt für die Frau spart er sich.«
Dietmar trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. »Dann gibt es also Motive genug.«
Trevisan nickte. »Ich denke, wir sollten bei seinen Familienverhältnissen beginnen. Es soll Schwierigkeiten mit den Brüdern seiner Exfrau gegeben haben, berichten der Mechaniker und der Disponent der Firma. Ich denke, das ist ein guter Ansatzpunkt.«
Beck nickte. »Das sieht mir eindeutig nach einer Beziehungstat aus. Meiner Meinung nach ist der Fall mit ein paar gezielten Recherchen der Pasewalker Kollegen schnell aufgeklärt, wir dürfen nämlich nicht den Brandstifter vergessen. Der Serientäter hat Vorrang, dass wir uns da klar verstehen.«
Trevisan hob beschwichtigend die Hand. »Wir putzen den Fisch erst, wenn wir ihn im Netz haben. Aber ich denke, Beck hat recht, der Brandstifter ist immer noch da draußen unterwegs und wir wissen nicht, ob er mittlerweile Gefallen am Tod von Menschen gefunden hat. Ich schlage deswegen vor, dass wir uns aufteilen. Ich kümmere mich mit Tina und Alex um Kropp und ihr sucht weiter nach dem Brandstifter.«
Dietmar räusperte sich. »Wir zahlen aber kein Essen, wenn ihr euren Mörder zuerst gefasst habt«, sagte er scherzend.
Trevisan schaute in die Runde und bemerkte Becks zufriedenen Blick. »Gibt es sonst noch etwas?«
Die Männer und Frauen des FK 1 schüttelten die Köpfe.
»Also dann, ran an die Arbeit!«
*
Der September begann mit einem weiteren heißen Tag. Am Himmel zogen kleine, weiße Wölkchen vor einem leuchtend blauen Himmel ihre Bahn.
Er atmete tief ein.
Sie war wieder zurück. Seit zwei Wochen schon. Zurückgekehrt, nach Hause gekommen, heimgekehrt – gescheitert.
Er war mit ihr aufgewachsen. Sie hatten zusammen gespielt, gelacht und sich manchmal gestritten. Sie gehörten zusammen wie der Wind und die Wolken, damals zumindest, als Jugendliche. Er hatte ihre weiche Haut geliebt, ihren Duft, der ein wenig an eine Blumenwiese erinnerte. Er hatte sich gewünscht, die Zeit würde nie enden. Doch die Tage waren viel zu schnell vergangen.
Einmal, als er ihr von Gott und dem reinigenden Feuer erzählte, hatte sie geantwortet: »Du bist schon ein sonderbarer Kauz. Und zu oft mit dem alten Josef zusammen. Der macht dich mit seinen Geschichten und seinen Sprüchen noch ganz wirr im Kopf.«
Sie hatte gelächelt und er hatte gewusst,