Kalte Nacht. Anne Nordby

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Kalte Nacht - Anne Nordby

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ist es heiß wie am Fuße der Pyramiden von Gizeh. Jeder Atemzug fühlt sich an, als atme man in einen Föhn. Skagen setzt sich ins Auto, das einem Backofen gleicht, und dreht den Zündschlüssel. Erleichtert hält er sein Gesicht in den kalten Strom aus der Lüftung, während er im Internet nach der Adresse von Klaus und Ellen Nowak sucht. Bargstedt liegt circa 30 Kilometer westlich der Hansestadt mitten im Niemandsland zwischen Hamburg und Bremerhaven.

      Bei dem Gedanken an das, was ihm bevorsteht, schnürt es ihm die Brust zusammen. Todesbotschaften zu überbringen sind mit das Unangenehmste, was seine Arbeit als Polizist bereithält. Um damit besser umgehen zu können, hat er Seminare besucht, in denen er für solche Situationen geschult wurde. Doch das bereitet einen nur auf einen Bruchteil an Reaktionen vor, die Betroffene zeigen können. Meist sind diese sowieso vollkommen anders, als man sie sich vorher ausgemalt hat. Erst recht, wenn es um den verschärfenden Faktor Kinder geht. Er würde auf jeden Fall einen Polizeiseelsorger mit hinzuziehen. Mit Verstärkung an der Seite käme er sich nicht ganz so furchtbar vor, während für die Angehörigen eine Welt zusammenbricht. Doch vorher muss er Göran Berg anrufen und ihm mitteilen, dass er den ungefähren Standort von Nowaks Ferienhaus ermittelt hat. Skagen wählt die Nummer des schwedischen Polizisten und wischt sich den Schweiß von der Stirn.

      »Polizeiinspektor Göran Berg!«

      »Hej hej, Tom Skagen von Skanpol hier.«

      »Ach, Sie.« Mehr sagt er nicht.

      »Ich habe ein Foto von dem Haus, das den Nowaks gehört«, erklärt Skagen. »Es steht in Hultsjö. Also nicht weit weg von der Unfallst…«

      »Wissen wir schon.«

      »Wissen Sie schon?«

      »Hultsjö ist klein.«

      »Ja, und?« Skagen spürt, dass die Konversation mit Berg ihm mehr Geduld abverlangt, als er im Moment aufbringen kann.

      »Wir haben im Supermarkt in Hultsjö nachgefragt. Die kannten die Familie. Herr Nowak hat sich dort nach einem Tischler erkundigt. Sie wollten das Haus renovieren. Wir sind gerade vor Ort und durchsuchen das Gebäude.«

      »Okay, und wissen Sie …?«

      »Nein, wir wissen noch nicht, wo sich Frau Nowak aufhält. Wir …«

      »Sie heißt Tina«, unterbricht diesmal Skagen. »Christina Nowak. Und ihre Nachbarn in Hamburg sagen, dass sie mit nach Schweden gefahren ist.«

      Durch das Telefon hört er im Hintergrund eine Frauenstimme. Berg scheint sich einen Moment auf sie zu konzentrieren, dann wendet er sich wieder an ihn: »Wir haben etwas gefunden. Ich muss auflegen.«

      »Warten Sie. Ich … Polizeiinspektor Berg?«

      Die Verbindung ist unterbrochen.

      Irritiert starrt Skagen auf das Telefon.

      5

      Maja sieht, wie Göran das Gespräch mit dem deutschen Polizisten beendet und das Handy in die Tasche seiner Uniform steckt.

      »Was hast du da?«, fragt er.

      »Scheint ein Tagebuch zu sein, allerdings in Bildern.« Maja hält ihm einen DIN-A4-Collegeblock entgegen. Vorn auf dem Einband prangt in unbeholfener Schrift »Ronja, das Trollkind«. Er blättert die Seiten auf, die voll krakeliger Filzstiftzeichnungen sind.

      »Was heißt ›Trollkind‹?«, fragt Göran. »Ich kann kein Deutsch.«

      »Trollbarn, glaube ich. Sieh mal, da hat das Mädchen einen großen dicken Troll gemalt. Und das soll bestimmt das Haus darstellen, in dem wir gerade sind. Es ist umringt von Trollen. Ob das etwas bedeutet?«

      »Kann sein. Vielleicht ist es bloß Fantasie. Wir nehmen das Ding mit. Jemand, der Ahnung davon hat, soll es sich ansehen.« Er gibt Maja den Block zurück, und sie steckt ihn in einen papiernen Beweismittelbeutel.

      »Der Typ von Skanpol, mit dem du eben telefoniert hast – könnte der nicht herkommen und uns helfen?«, fragt Maja.

      »Wieso?«

      »Ist dieses Skanpol nicht genau für solche Angelegenheiten da?«

      »Kann sein.«

      Maja guckt ihren Kollegen an. »Ich hatte ebenfalls eine kurze Nacht, Göran. Wäre schön, wenn du deine schlechte Laune nicht an mir auslässt.«

      Göran wendet sich ab und geht nach nebenan ins Schlafzimmer. Hinter seinem Rücken rollt Maja mit den Augen, bevor sie ihre Suche im Wohnzimmer des kleinen Häuschens fortsetzt und sich bis in die Küche vorarbeitet. Auf der Anrichte liegt ein Handy. Ein Oldschool-Gerät mit Tasten. Wer benutzt denn heutzutage noch so was? Sie lässt es erst mal liegen und öffnet die Schränke, nimmt alles genau in Augenschein. Sogar in die Müslipackungen schaut sie rein.

      »Hoppla«, sagt sie und fischt einen Gegenstand heraus.

      »Ich hab was!« Göran tritt aus dem Schlafzimmer und wedelt mit zwei roten Reisepässen und zwei Kinderausweisen. »Die IDs und zwei Geldbörsen. Eine lag im Zimmer der Eltern, die andere bei der Jugendlichen.«

      »Und ich hab zwei Handys. Das eine war seltsamerweise im Müsli versteckt.« Sie hält ein Smartphone hoch.

      »Wirklich? Das ist ungewöhnlich.« Göran nimmt ihr das Telefon ab und guckt auf die pinkfarbene Hülle mit einem Einhorn darauf. »Gehört bestimmt der älteren Tochter. Jedenfalls müssen da die Techniker ran, es ist ausgeschaltet.«

      »Vielleicht ist nur der Akku leer.« Maja schiebt Göran das andere Telefon hin.

      »Ist das ein Seniorenhandy?«, fragt er und untersucht das kleine schwarze Gerät. Maja zuckt mit den Schultern, während ihr Vorgesetzter darauf herumdrückt, aber das Handy scheint eine Tastensperre zu haben, die nur mit einem Code aufgehoben werden kann. Göran legt es zu den anderen Fundstücken und blättert in den Pässen. Laut liest er die Namen vor: »Jochen Nowak, Christina Nowak und die Kinder Eva-Lotta und Ronja. Bingobongo, würde ich sagen!«

      Bingobongo? Gott, wo hat er denn das her? Maja öffnet eine der Geldbörsen. Sie gehört Christina Nowak. Leider befindet sich darin nichts, was einen Hinweis darauf gibt, wo Frau Nowak stecken könnte.

      »Mann, was für ein Chaos«, sagt Göran mit Blick auf das Wohnzimmer.

      »Sieht aus wie ›Wohnen auf der Baustelle‹ mit dem frischen Durchbruch zur Küche. Die Nowaks wollten den Raum wohl erweitern.« Maja dreht sich um sich selbst. »Was ist hier bloß passiert?«

      »Dem Typen sind die Sicherungen durchgebrannt, und er hat seine Familie umgebracht, das ist passiert.«

      »Wo ist dann die Leiche der Frau? Außerdem fehlen hier jegliche Spuren eines Kampfes. Etwas, das darauf hindeutet, dass Christina Nowak sich gegen ihren Mann zur Wehr gesetzt hat.«

      »Vielleicht hat er sie ja hinterrücks erschlagen und entsorgt.« Göran zupft an seinen Latexhandschuhen.

      Maja seufzt. »Die arme kleine Ronja.«

      »Du meinst das Mongo-Kind?«

      »Mensch,

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