Mühlviertler Blut. Eva Reichl

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mühlviertler Blut - Eva Reichl страница 12

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Mühlviertler Blut - Eva Reichl

Скачать книгу

sitzt … Wem gefällt so etwas schon? Mir nicht, das können S’ mir glauben.«

      »Und wie ist der Pfarrer so als Chef gewesen?«, mischte sich Grünbrecht in die Befragung ein. Sie hatte sich dezent im Hintergrund gehalten, wollte aber auch diese Seite der Pfarrer- und Pfarrersköchin-Beziehung durchleuchten.

      »Ganz okay, würde ich meinen.«

      »Und mit Ihrem … Erscheinungsbild …«, Stern deutete auf die bunten Klamotten der Frau, »hat er kein Problem gehabt?«

      »Nein, das ist ihm egal gewesen. Für die Leute, die anders sind und anders denken, hat er schon immer ein offenes Ohr gehabt.« Die Frau strich eine Falte in ihrer Weste gerade und lächelte. Wahrscheinlich dachte sie an so manche Begebenheiten mit dem Pfarrer in dieser Angelegenheit.

      »Sein offenes Ohr für solche Dinge hat ihm doch sicher ein paar Kritiker eingebracht.«

      Das Lächeln aus dem Gesicht der Pfarrersköchin verschwand. »Davon weiß ich nichts. Mir gegenüber hat er nie etwas erwähnt, dass irgendjemandem das nicht gepasst hätte.«

      »Hat der Pfarrer möglicherweise ein Alkoholproblem gehabt?«, fragte Grünbrecht.

      »Ist doch irgendwie naheliegend, oder? Wenn einer plötzlich ständig ins Wirtshaus pilgert.« Die Pfarrersköchin redete nicht weiter, aber es war ihr anzusehen, was sie davon hielt.

      In diesem Augenblick läutete Sterns Handy. Normalerweise schaltete er es während einer Vernehmung ab, aber hier in Liebenau hatte er nicht damit gerechnet, dass ihn überhaupt ein Anruf erreichen würde, wegen möglicherweise fehlender Handymasten.

      »Entschuldigen Sie bitte«, sagte er und blickte auf das Handy. Dominik Weber, der Gerichtsmediziner. Da musste er rangehen. Er stand auf und wischte gleichzeitig über das Display.

      »Grüß dich, Weber. Was gibt’s?« Er stellte sich ein wenig abseits, um ungestört telefonieren zu können.

      »Grüß dich, Stern. Recht viel Neues gibt es nicht, aber der Pfarrer ist tatsächlich verblutet, so wie ich es dir schon gesagt habe, und zwar durch die Ruptur seiner Halsschlagader. Ein Einstich mit einem spitzen Gegenstand hat sie perforiert, sodass es eine Weile gedauert hat, bis es zum tödlichen Blutverlust gekommen ist. Die beiden Einstiche liegen circa dreieinhalb Zentimeter auseinander, aber nur einer hat die Schlagader erwischt. Der Mörder hat sein Opfer vorher betäubt und demnach ein leichtes Spiel gehabt. Außerdem hat dadurch das Herz weiterhin geschlagen, und das Blut wurde bis zum Exitus aus der Wunde gepumpt, deshalb auch die ganze Schweinerei am Tatort. Der Verlust von eineinhalb Litern Blut führt zu Durst- und Schwächegefühl, die Atmung beschleunigt sich, der Betroffene verspürt Angst. Ich kann nicht sagen, ob unser Opfer davon etwas mitbekommen hat, wir haben Ketamin in seinem Körper gefunden, und das nicht zu wenig. Mit zwei Litern Blutverlust fühlt man sich dann schon verwirrt, schwindelig und verliert schließlich das Bewusstsein. Wenn zu jener Zeit keine Hilfe kommt, erfolgt der Zusammenbruch des Blutkreislaufes.«

      »Und die Tatwaffe?«

      »Ein langer, spitzer Gegenstand wie eine dünne Stricknadel, ein Stichel, Schraubenzieher, eine Kanüle, etwas in der Art.«

      »Stricknadeln und Schraubenzieher gibt es doch in jedem Haushalt. Das schränkt den Täterkreis nicht besonders ein.«

      »Nein, da hast du recht. Aber es könnte auch ein Vampir gewesen sein.« Der Gerichtsmediziner lachte am anderen Ende der Leitung.

      Stern verdrehte die Augen. »Danke dir trotzdem, Weber.« Dann legte er auf.

      »Ich besitze keinen Schraubenzieher, nur Stricknadeln«, sagte Herta Bachmeier wie beiläufig. Sie hatte jedes Wort mitgehört, obwohl Stern während des Telefonats ein paar Schritte zur Seite getreten war. »Aber ich bin mir sicher, dass irgendwo im Pfarrhaus auch ein Schraubenzieher zu finden sein wird. Vielleicht sogar zwei.«

      »Dann können wir Sie als Täterin leider nicht ausschließen«, antwortete Stern und wartete gespannt auf die Reaktion der Pfarrersköchin. Die hielt ihm die Hände entgegen und sagte: »Dann sperren S’ mich halt ein! Und Sie kommen gleich mit, weil S’ das Kreuz gestohlen haben.«

      »Welches Kreuz?« Stern war verwirrt und sah zuerst die Bachmeier und dann Grünbrecht an. Die zuckte mit den Schultern. Und Plattlbauer hatte sowieso keine Ahnung, was gerade los war.

      »Na, das einmal dort hinten an der Wand gehangen hat!« Herta Bachmeier deutete auf die Mauer hinter den Kripobeamten, wo ein heller Fleck in Form eines Kreuzes zu sehen war. Anscheinend hatte das Kreuz viele Jahre dort gehangen, ohne dass es jemand abgenommen hatte. Zumindest, bis sie hier aufgetaucht waren.

      »Warum denken Sie, dass wir das Kreuz gestohlen haben?«, hakte Grünbrecht nach.

      »Das hat mir die Hintersteinerin erzählt«, kicherte die Bachmeier. »Und Sie wissen schon, dass das unser Herr Jesus Christus ist, Sie Atheisten, Sie! Den kann man nicht einfach verschwinden lassen, nur weil er nicht mehr an der Wand hinter einem hängt. Der sieht dich überall, ganz egal, wo man selber steckt und wo man das Kruzifix hinlegt. Wissen S’ denn gar nichts? Wie wollen S’ dann bloß diesen schlimmen Mord aufklären?« Ratlos blickte Herta Bachmeier unter ihren stark getuschten Wimpern von Stern zu Grünbrecht. Beinahe sah es aus, als hätte sie Mitleid mit den Kripobeamten, die offenbar glaubten, wenn man das Kreuz von der Wand nahm, verschwände auch Jesus. »Wissen S’ was, ich helfe Ihnen!«

      Wieder läutete Sterns Handy.

      »Wie es aussieht, schaffen S’ das alleine ja sowieso nicht. Außerdem brauchen S’ eine Sekretärin, sonst bringen S’ außer ständig zu telefonieren und Kreuze abzunehmen gar nix zustande«, meckerte die Bachmeier, bevor Stern das Gespräch annehmen konnte. Er starrte auf den hellen Fleck an der Wand und hoffte, dass, wenn es einen Gott gab, ihn der von dieser Frau, die sich gerade zu einer Nervensäge entwickelte, befreien würde.

      »Stern!«, brüllte er in das Handy, als träge der Anrufer die Schuld an seiner schlechten Laune.

      »Bormann hier. Warum brüllen Sie denn so, Stern?« Der Dienststellenleiter dachte bestimmt, dass Stern noch immer sauer auf ihn war, weil er ihn ins tiefste Mühlviertel geschickt hatte. Jedoch hatte sich der Ärger des Chefinspektors beim Anblick der Leiche auf dem Altar in Luft aufgelöst, da er erkannt hatte, dass hier tatsächlich seine Anwesenheit vonnöten war. Grünbrecht hätte den Fall allein niemals übernehmen können, dafür war sie noch nicht lange genug beim LKA, und außerdem konnte er sich die Fußballspiele der Weltmeisterschaft auch später in der Mediathek des österreichischen Fernsehens ansehen.

      »Ach, Sie sind es, Chef. Was gibt es denn?« Stern wusste nicht, ob er sich über den Anruf des Dienststellenleiters freuen sollte oder nicht. Einerseits musste er sich für ein paar Augenblicke nicht mit der Pfarrersköchin abgeben, das machte jetzt Grünbrecht, andererseits bedeutete es nichts Gutes, wenn Bormann persönlich anrief. Bestimmt erkundigte er sich nicht nach seinem Wohlbefinden. Stern sah erneut Unheil am Horizont heraufziehen.

      »Wir haben einen zweiten Mord«, ließ Bormann auch schon die Bombe platzen.

      »Einen zweiten Mord?«, wiederholte Stern unwillkürlich. Grünbrecht und Herta Bachmeier verstummten. Beide spitzten die Ohren wie Deutsche Schäferhunde. Der Chefinspektor war sich dessen bewusst und verließ den Pfarrsaal. Grünbrecht eilte ihm hinterher. Auf dem Weg zur Tür fragte er: »Wo?«

      »Hier in Linz, genauer gesagt im Bergschlösslpark.«

      »Gut, wir kommen!«

Скачать книгу