Mühlviertler Blut. Eva Reichl

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mühlviertler Blut - Eva Reichl страница 10

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Mühlviertler Blut - Eva Reichl

Скачать книгу

sich für den Tipp mit der Pfarrersköchin, trank sein Bier aus und verabschiedete sich von der geselligen Runde. Es war ein langer Tag gewesen, und er war hundemüde.

      Grünbrecht hatte seine Reisetasche vor der Tür der Gaststube abgestellt. Er hatte nur wenige Sachen eingepackt, da er ja gehofft hatte, dass sie in ein paar Tagen den Fall aufgeklärt hätten. Wenn er sich da nur mal nicht täuschte! Die Liebenauer schienen zwar ein geselliges Völkchen zu sein, aber wenn es um einen aus ihren Reihen ging, hielten sie zusammen wie Pech und Schwefel.

      Stern nahm die Reisetasche und machte sich damit auf die Suche nach seinem Zimmer. Die Treppe hinauf und dann links, hatte die Wirtin gesagt und auch, dass er und Grünbrecht die schönsten Gästezimmer bekommen hätten. Zwischen den Zeilen glaubte Stern herausgehört zu haben, dass das Gasthaus nicht voll belegt war, da das im Ort befindliche Hotel dem Brücklwirt gehörig Konkurrenz machte und immer wieder Gäste wegschnappte. Gerade im Sommer kamen viele Touristen nach Liebenau, um in einer völlig intakten Natur zu wandern und die Ruhe und die gute Luft zu genießen. Das Ortszentrum war das höchstgelegene in ganz Oberösterreich, und mit seinen 76 Quadratkilometern war Liebenau die größte Gemeinde im Mühlviertel. Doch der wahre Anziehungsmagnet für die Menschen stellte das Tannermoor dar, welches zu den größten Latschenhochmooren Österreichs zählte und mit einem Reichtum an seltenen Pflanzen und Tieren aufwarten konnte. Das alles hatte Stern aus den Zeugenaussagen im Pfarrsaal erfahren, nur nicht, wer den Priester ermordet haben könnte.

      Vor der Tür mit der Nummer Sieben angelangt steckte er den Schlüssel ins Schloss, drückte die Klinke nach unten und betrat das Zimmer. Möbel aus hellem Holz empfingen ihn sowie ein mindestens 43 Zoll großer Flachbildfernseher. Da hatte der Dienststellenleiter ausnahmsweise einmal recht gehabt, als er Stern prophezeit hatte, dass es ihm in Liebenau nicht an Fernsehgeräten mangeln würde. Den Boden zierte ein roter Teppich, und ebenso farbige Vorhänge säumten seitwärts das Fenster, das einen Blick hinaus auf Liebenau gewährte. Das Zimmer strahlte Gemütlichkeit aus, fand Stern, und wäre nicht der Mord an dem Pfarrer, so könnte er sich hier durchaus wohlfühlen. Er warf rasch einen Blick in das Badezimmer, welches weiß gefliest war und ziemlich neu aussah. Dicke rote Handtücher lagen in einem schmalen Regal, und ein frischer Duft drang aus einem unter dem Spiegel stehenden Potpourri aus getrockneten Obstschalen und Blütenblättern.

      Stern stellte die Reisetasche neben dem Bett ab. Indem er mit dem jeweils anderen Fuß auf seine Fersen stieg, schlüpfte er aus den Schuhen und ließ sich rücklings in das Bett fallen. Die Decke raschelte und würde es ihm schwermachen einzuschlafen. Am Nachttisch lag eine Bibel. Dieser ungewollte Fingerzeig auf den Mord am Pfarrer entlockte Stern einen tiefen Seufzer. Am Kopfpolster war mittig eine Schokoladenpraline platziert, ein gern gesehener Willkommensgruß, gerade heute, wo Sterns Magen lediglich mit Bier gefüllt war und er noch immer Hunger verspürte. Er nahm die Schokolade und löste sie aus dem Papier. Dann steckte er sie in den Mund und ließ sie auf der Zunge zergehen. Grünbrechts Aussage, dass sich zu dieser Zeit jedes Gramm, das man verzehrte, doppelt um die Hüften anlegte, fiel ihm wieder ein. Aber wie viel wog schon so eine Praline? Zwei Gramm. Oder waren es fünf? Bestimmt war ihr Gewicht kaum der Rede wert.

      Nachdem die süße Verführung Sterns Gaumen passiert und die Speiseröhre hinuntergerutscht war, kreisten seine Gedanken wieder um den Mord. Es quälte ihn, dass sie noch keine handfesten Hinweise hatten. Es schien, als säßen er und Grünbrecht für längere Zeit in Liebenau fest, wenn nicht etwas Unvorhersehbares geschah. Dass dieses Unvorhersehbare längst geschehen war, wusste er natürlich nicht.

      3. Kapitel

      Am nächsten Morgen saßen Stern und Grünbrecht in der Gaststube des Brücklwirts und frühstückten. Während Stern drei Semmeln mit Butter und Marmelade auf seinen Teller lud, pickte Grünbrecht, wie erwartet, ein paar Körner aus einer Müslischüssel. Der Chefinspektor hatte schlecht geschlafen. Ihm hatte der Straßenlärm, der ihn in seiner Wohnung in der Linzer Herrenstraße jede Nacht sanft in den Schlaf lullte, gefehlt. Hier war es in der Nacht mucksmäuschenstill. Kein einziger Laut war zu hören gewesen, außer dem Knistern des Bettzeugs. Nun saß er übelgelaunt am Frühstückstisch, woran auch die zweite Tasse Kaffee nichts ändern konnte, während Grünbrecht heiter an ihrem Kräutertee nippte. In solchen Situationen spürte er, dass der Zahn des Alterns an ihm nagte und er nicht mehr ganz so fit und belastbar war wie früher.

      »Wir müssen noch mal mit der Pfarrersköchin reden«, sagte er mit vollem Mund.

      »Mit dieser Herta Bachmeier?« Grünbrecht blickte kurz von ihrem Haferflockengemisch auf.

      Stern nickte, ließ aber keine weitere Erklärung folgen.

      »Wollen Sie jetzt doch wissen, welche Gefühle sie gehabt hat, die sie uns eventuell hätte erzählen wollen«, stichelte Grünbrecht und nahm einen weiteren Schluck von ihrem Tee.

      »Die Männer von der Stammtischrunde haben gestern gemeint, dass sie alles wüsste, was es in Liebenau zu wissen gibt«, erklärte Stern seine Absichten, ohne auf die Anspielung von Grünbrecht wegen der Gefühle der Pfarrersköchin einzugehen. »Das impliziert auch Fakten rund um den Tod des Pfarrers.«

      »Sie haben sich also mit der hiesigen Stammtischrunde angefreundet«, schlussfolgerte Grünbrecht.

      »Angefreundet ist zu viel gesagt, aber man kann ja nie wissen, für was das gut ist, wenn man Kontakte in der Bevölkerung knüpft.« Stern biss in die Semmel, die dick mit Butter und Marmelade bestrichen war, und genoss die Süße des Aufstriches. Das üppige Frühstück entschädigte ihn für den schlechten Schlaf.

      »Dann holen wir die Bachmeier halt noch einmal zur Vernehmung her.« Grünbrecht trank den Rest ihres Tees aus und stellte die Tasse zurück auf den Tisch. Dann zog sie ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer des Revierinspektors.

      »Plattlbauer!«, meldete der sich nach dem ersten Läuten.

      »Guten Morgen, Herr Kollege, hier ist Mara Grünbrecht. Bitte bringen Sie uns doch die Pfarrersköchin zur Vernehmung ins Pfarramt, sagen wir in zehn Minuten?«

      Stern bekam große Augen. Eine Semmel lag noch unberührt auf seinem Teller, und er beabsichtigte, sie auf jeden Fall zu verspeisen. Was wusste er schon, wann er das nächste Mal etwas zu essen bekäme? Aber ob er das in der kurzen Zeit schaffte und dann schon im Pfarramt anwesend war, wenn die Bachmeier eintraf, konnte er nicht sagen.

      »Gut, dann bis nachher.« Die Gruppeninspektorin beendete das Telefonat und sah Stern an.

      »Was?«, fragte er. Ihm war zwar Grünbrechts durchdringender Blick aufgefallen, dennoch wollte er sein Frühstück nicht halb aufgegessen zurücklassen.

      »Wir müssen gehen«, erinnerte Grünbrecht ihn an das eben geführte Telefonat mit dem Revierinspektor.

      »Ich bin auch gleich fertig.« Stern schob die letzten Reste der zweiten Semmel in seinen Mund.

      »Wir haben keine Zeit mehr, Chef. Plattlbauer bringt die Pfarrersköchin in zehn Minuten ins Pfarramt. Außerdem haben Sie eh schon zwei von denen verdrückt.« Grünbrecht deutete auf das letzte verbliebene Gebäck auf Sterns Teller. In ihrer Stimme lag Tadel. Sie stand vom Tisch auf und blieb daneben stehen. Hastig schnitt Stern die Semmel in der Mitte auf, klatschte Butter und Marmelade hinein, trank nebenbei seinen Kaffee aus und legte dann das Oberteil des Gebäcks auf das Unterteil. Wenn dieser Fall in Liebenau noch länger dauerte und er mit Grünbrecht hier zusammen festsaß, würde er bald ein paar Kilos weniger auf den Rippen haben, dachte er wehmütig, wenngleich das seiner Figur nicht schaden würde. Er griff nach der Semmel und verzehrte sie auf dem Weg ins Pfarrhaus.

      Als sie durch Liebenau gingen, fiel ihm die Ruhe auf, die heute herrschte. Der Trubel

Скачать книгу