Störtebekers Erben. Susanne Ziegert

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Störtebekers Erben - Susanne Ziegert

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saßen schon im Ratssaal und waren mit ihren Computern beschäftigt, er war gespannt, wie sie auf seine Entdeckung reagieren würden. Doch in der Sitzung, die die Menkendorf kurz darauf anberaumte, kam er gar nicht mehr zu Wort.

      Es war ausgerechnet diese Neue aus dem Osten, Mareike Schmidt, die ihm die Schau stahl. Denn die hatte eine Beschreibung des mutmaßlichen Mörders: »Ein durchtrainierter Typ in schwarzer Windjacke mit einem Pferdeschwanz und ausrasierten Schläfen und Nacken.« Zwei befreundete Paare, die abends am Deich entlang spaziert waren, hatten ihn auf den Friedhof der Namenlosen gehen sehen. Sie hatten ein Fernglas und Kameras dabei, da sie Vogelbeobachtungen machten, und ihn eindeutig identifiziert, als er den beleuchteten Mittelweg entlanggelaufen war. Sie hatte die Vernehmungen aufgenommen und spielte sie ihnen vor. Beide Paare waren sich vollkommen sicher, und sie hatten ihn zudem noch zufällig mit abgelichtet, als sie die dreiarmige Straßenlaterne mit dem Wappen Hamburgs fotografiert hatten, die am Anfang des Mittelwegs stand.

      Der Mann, so folgerte die Menkendorf, musste Paul Conelly sein, den hatten sie beim Frühstück gesehen, und die Beschreibung passte sehr genau. Die Zeugen hatten ihn auf einem Handybild zudem erkannt. Er hatte alles abgestritten und dann gar nichts mehr gesagt, aber nach der Durchsuchung seines Zimmers im Leuchtturm waren sie überzeugt, den Richtigen gefunden zu haben. Ihm blieb ein Zweifel, das war einfach zu schnell gegangen. Aber er hatte ja sowieso nichts zu sagen. Und wenn die Menkendorf sich blamierte, konnte das nur gut für ihn sein.

      Kapitel 11

      Sie hatten ihm tatsächlich Handschellen angelegt. Mit den Händen auf dem Rücken war es mühsam, die ausgetretene Holztreppe am Turm hinabzugehen. Gegenüber dem gepflasterten Platz stand der Hubschrauber startbereit auf der Wiese. Paul hatte den tosenden Fluglärm gehört, als er noch beim Frühstück saß, und sich gefragt, ob es irgendeinen Notfall gab. Dann war alles ganz schnell gegangen.

      Die von Menkendorf und ihr etwas kurz geratener Kollege, dessen Namen er vergessen hatte, standen vor ihm und hatten ihm erklärt, dass er festgenommen sei und nach Hamburg überstellt werde. Der Polizist half ihm, in den Hubschrauber einzusteigen, löste seine Handschellen, um ihn anzuschnallen, und fixierte ihn dann am Sitz. Ihm gegenüber nahm die Menkendorf Platz, an seiner Seite deren jüngere Kollegin.

      Der Hubschrauber stieg senkrecht in die Höhe, bis er sich weit über der grünen Spitze des Turms befand, drehte einen Kreis in Richtung der nördlich gelegenen Vogelinseln Scharhörn und Nigehörn, die unter ihnen gelblich aus dem Wattenmeer ragten. Hunderte von Vögeln waren, von ihrer Ankunft aufgeschreckt, losgeflattert und flüchteten sich in einer beeindruckenden V-Formation in die Ferne. Der Pilot drehte über die grau-silbern glitzernde Landschaft in Richtung Festland ab. Paul sah hinab auf das Meer, das gerade begonnen hatte, sich zurückzuziehen, und die kleine grüne Erhebung mit dem roten Turm. Insel meiner Hoffnung – er lächelte bitter. Wie kurz hatte er vor dem Ziel gestanden, und nun?

      Unter anderen Umständen hätte er den komfortablen und schnellen Transport in seine Heimatstadt durchaus geschätzt. Aber mit den Handschellen am Sitz fixiert war ein Helikopterflug nicht wirklich ein Vergnügen. Er sah zur Kommissarin gegenüber, die mit unbewegtem Gesicht in einem Aktenordner las. Die hatte sich in ihn als Verdächtigen Nummer 1 verbissen.

      Sie hatte ihn mit nüchternem Magen schon vor dem Frühstück zur ersten Vernehmung gebeten und ihn später verhaftet, nachdem ihn mehrere Menschen durch die Tür hindurch angesehen und heftig genickt hatten. Offenbar hatten die ihn am Todesabend von Hein gesehen, er hatte daher auch nicht länger seine zwei Besuche auf dem Friedhof geleugnet. Sie wollte ihm jedoch nicht glauben, dass er Peter Hein bei seinem zweiten Grabungsversuch an dem Abend dort tot aufgefunden hatte.

      Er musste an Störtebeker denken, der vor über 600 Jahren ebenso unfreiwillig die Reise nach Hamburg angetreten hatte. Das war zumindest eine der unzähligen Geschichten, die über den Piraten erzählt wurden. Einer der Überlieferungen zufolge soll der Anführer der Vitalienbrüder im April 1401 bei Helgoland seinen Verfolgern wortwörtlich ins Netz gegangen sein, nachdem ein Verräter flüssiges Blei in die Schiffssteuerung gegossen hatte und die Kogge danach manövrierunfähig war. Die Soldaten der Hanse hatten das Schiff geentert und ein Netz über den gefürchteten Kämpfer geworfen, um ihn so außer Gefecht zu setzen. Nach der Ergreifung hatten sie ihn im Keller des Neuwerker Turms eingesperrt, bevor er seine letzte Reise zur Hinrichtung auf dem Grasbrook in Hamburg antrat.

      Wie gut, dass das Mittelalter vorüber war, so musste Paul zumindest nicht mit Ketten an den Füßen herumlaufen. Er fragte sich, ob er die U-Haft auch Margo zu verdanken hatte. Schließlich hatte die Pittbull-Frau sie auch in die Mangel genommen und war nicht gerade zimperlich, diese ehrgeizige Karrieristin. Wollte ihren adligen Namen wohl in Kürze durch den davorstehenden Dienstgrad Hauptkommissarin aufpolieren.

      Er dachte wieder an Margo und bedauerte, dass er sich von der Insel entfernen musste. Sie war seine absolute Traumfrau. Er dachte an den tiefgründigen Blick ihrer blauen Augen und ihre seidigen langen Haare, die ihr wie ein glänzender Umhang über den Rücken fielen, an ihre weibliche Figur. Er hatte noch nie solche hageren Emanzen, wie die Kommissarin eine war, gemocht, die sicher ihren Körper durch stundenlanges Training im Fitnessstudio und Marathons stählte. Wie anders war doch Margo, einerseits sehr weiblich, ein Genussmensch mit einer leicht extravaganten Note, wie ihre Kleidung verriet. Gleichzeitig war sie hochintelligent, witzig und schlagfertig, er musste beim Gedanken an seinen nächtlichen Besuch lächeln. Naiv war sie wirklich nicht, und irgendetwas führte sie im Schilde, diese geheimnisvolle erotische Frau.

      Und wenn sie ihn verraten hatte, dann würden die Bullen bald mit Heins Karte wedeln, oder? Er hatte ein Gespräch mitgehört, das sie mit der Kommissarin geführt hatte, und sie hatte sich nicht im geringsten die Butter vom Brot nehmen lassen.

      Doch wie waren sie sonst auf ihn als ihren Hauptverdächtigen gekommen und hatten die Gegenüberstellung und eine Hausdurchsuchung machen können? Dabei hatten sie das Geld gefunden, das er in seiner grenzenlosen Dämlichkeit mit einer Quittung von Hein in seiner Tasche liegen lassen hatte. Er ärgerte sich über seine eigene Nachlässigkeit.

      Natürlich wären 50.000 Euro wohl für den einen oder anderen ein Motiv. Das wäre mehr als sein offizielles Jahreseinkommen. Gebrauchen konnte er dieses Geld natürlich, seine Forschungen und Expeditionen verschlangen Unsummen und er musste immer neue Finanzquellen anzapfen. Doch diese entsetzliche Grausamkeit des Mörders, niemals wäre er dazu in der Lage, auch nicht für den größten Fund seines Lebens.

      Unablässig dachte Paul über ein Detail nach. Warum war der Leichnam auf diese Weise zugerichtet und genau dort abgelegt worden? Er dachte an den aufgespießten Kopf und fragte sich, ob sich dahinter eine Botschaft an ihn verbarg. Hatte es etwas mit seiner Suche zu tun, wollte der Täter eine Warnung abgeben oder Mitwisser vernichten? Dann war er selbst in Gefahr.

      Kapitel 12

      Glücklich schloss Rike die Tür ihres weißen Hauses auf, öffnete die Fensterläden und ließ etwas Luft hinein. Diese duftete noch immer nach Lavendel und Rosen, zumindest diese Pflanzen ihrer geliebten Großmama hatte sie nach deren Tod retten können.

      Jetzt lebte sie schon seit 14 Jahren in dem früheren Fischerhäuschen im Treppenviertel von Blankenese. Damals schien ihr Hamburg einfach wie die große weite Welt, und sie war froh, bei der Omama eine Bleibe zu finden, als sie als unerfahrenes Erstsemester vom Lande in die Großstadt kam. Zwölf Jahre hatten sie zusammengelebt, und es waren die glücklichsten Jahre in Rikes Leben. Die Omama hatte ihr beigestanden, als sie sich traute, ihren eigenen Weg zu gehen.

      Es war eine schwierige Entscheidung, die sie noch stärker von ihrer Familie in Soltau, einem südlich von Hamburg in der Lüneburger Heide liegenden Städtchen, entfremdet hatte, als sie beschloss, die Juraausbildung an den Nagel zu hängen und sich an der Polizeiakademie zu bewerben.

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