Störtebekers Erben. Susanne Ziegert

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Störtebekers Erben - Susanne Ziegert

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Wir haben miteinander Geschäfte gemacht, das war alles.«

      So richtig konnte sich Margo auch nicht vorstellen, dass er ein Mörder war. Warum sollte er den Inselkaufmann wegen irgendwelcher alter Papiere, so spektakulär diese auch sein mochten, umbringen? Allerdings hatte er ihre Nachfrage geschickt umgangen.

      »Also nochmal: Was sind das für Unterlagen? Ich werde ja nicht selbstgedruckte 500er oder Heins Testament verstecken und die Insel per Heli in Handschellen verlassen?«

      »Och, das sind also … ähm … ein paar historische Dokumente für meine Mittelaltervorlesung.«

      Jetzt riss Margo der Geduldsfaden. Für wie dämlich hielt er sie eigentlich, dieser Typ, der mit Mitte 40 immer noch den großen Jungen gab und seinen Charme für unwiderstehlich hielt. Natürlich hatte sie ihn amüsant gefunden, als er mit seinem trockenen norddeutschen Humor über seine Reisen zu Ausgrabungsstätten sprach und berichtete, über welche Umwege er manchmal an sein Ziel kam. Aber ansonsten hatte sie gerade genug von Männern, die in erster Linie sich selbst liebten.

      »Dann brauche ich ja nichts zu verstecken. Die gänzlich unspektakulären historischen Dokumente für die Mittelaltervorlesung, typisches Skandalthema auf Seite 1 der ›Bildzeitung‹, sind für die Polizei sowieso völlig irrelevant.«

      »So unspektakulär sind sie nun auch wieder nicht«, sagte Paul zerknirscht. »Wenn sich das als echt erweist, wäre es eine wissenschaftliche Sensation. Das wäre eine Riesenchance für mich, einen Lehrstuhl zu bekommen.«

      Misstrauisch hakte Margo nochmals nach: »Und worum geht es dabei?«

      Paul zögerte: »Das muss aber streng geheim bleiben. Ich sage nur ›Störtebeker und seine Zeit auf Neuwerk‹.« Dann wurde er nachdenklich und fragte sie:

      »Im Übrigen: Was willst du eigentlich mit dem Foto?«

      Touché, dachte Margo. Aber er wäre der Letzte, den sie in ihre persönlichen Probleme einweihen würde. Ein Glas zu viel an der Bar und ein tiefer Blick der Adelszicke, und der würde wahrscheinlich alles brühwarm weitererzählen. Wenn die Frau nicht immer so verkniffen wäre, würden Männer die große Blondine sicher attraktiv finden. Auf jeden Fall wollte sie es nicht darauf ankommen lassen, Paul einzuweihen, lieber wollte sie seine Papiere verstecken. Dann könnte sie immer noch selbst einen Blick darauf werfen und später entscheiden.

      »Okay, es gibt eine geheime Tür im Keller, die in eine Art unterirdisches Labyrinth führt. Das waren einmal Fluchtwege für die Turmbesatzung im Fall eines Angriffs. Dort können Sie die Dokumente ablegen.«

      Paul drängte, das umgehend zu tun, und fragte nochmals: »Auf dem Bild, sind das nicht Hein und seine Jugendfreunde? Das habe ich übrigens vor der Rezeption auf dem Boden gefunden, es gehört dir doch?«

      Margo überlegte kurz, ihn in das Labyrinth einzuschließen, allerdings hätte sie sich dann wohl verdächtig gemacht, und sagte resigniert: »Dann wollen wir mal in die Unterwelt hinabsteigen.«

      *** Das kleine Holzschiff mit der Kerze schaukelte auf den Wellen, bis die ablandige Strömung seinen Rumpf umschlang und das Licht immer kleiner wurde. Einen Moment tanzte es noch auf den Wellenkämmen, während es vom auflaufenden Wasser in die Unendlichkeit des offenen Meeres getrieben wurde. Die drei Männer standen bewegungslos und still am Ufer und sahen dem Flackern hinterher, bis es nur noch ein ganz kleiner leuchtender Punkt war, der sich schnell gen Norden bewegte. Keiner sagte ein Wort. Sie sahen dem Licht noch nach, bis es außer Sichtweite war. Dann griff einer der drei Gefährten zu seiner Gitarre und stimmte ein Lied an, in das die beiden anderen brummend einfielen.

      My boat’s by the tower, and my bark’s on the bay,

      and both must be gone at the dawn of the day.

      The moon’s in her shroud, and to light thee afar

      On the deck of the daring’s a lovelighted star.

      So wake, lady wake, I am waiting for thee,

      Oh, this night or never my bride thou shalt be,

      So wake, lady wake, I am waiting for thee,

      Oh, this night or never my bride thou shalt be.

      »Du warst unser Bruder, leb wohl«, sagte einer der beiden kleineren Männer, der bis dahin geschwiegen hatte. Alle drei senkten ihre Köpfe und blieben für eine Weile stehen. »Jetzt sind nur noch wir drei übrig«, sagte der Dritte. Schweigend umarmten sie sich, und ihre Schatten verschwanden in der Dunkelheit.

      Kapitel 9

      Margo stand ruckartig von ihrem Stuhl im Frühstücksraum auf und schloss das Fenster. Draußen hob sich der dichte milchige Morgennebel nur langsam.

      »Ich wüsste nicht, was Sie mein Privatleben angeht«, sagte sie schnippisch. »Oder soll das ein Verhör werden?« Irgendjemand hatte dieser Adelszicke etwas von ihrem Treffen mit Hein gesteckt. Wahrscheinlich dessen hysterische Tochter, vielleicht war es auch Paul, den sie einmal nach einem Besuch bei ihrem Nachbarn getroffen hatte und der sie voller Neugier gefragt hatte, ob sie mit Peter Hein befreundet sei. Sie fragte sich noch immer, ob er es war, dem sie im Dunkeln begegnet war. Ob er ihr nachspionierte? Sie glaubte nach ihrem nächtlichen Gespräch aber nicht, dass er sie bei der Polizei anschwärzen würde. Ganz klar, die tappten bei ihren Ermittlungen komplett im Dunkeln und suchten nun krampfhaft einen Verdächtigen. Sie wollte sie nur ganz informell als Zeugin vernehmen. Statt sie in die Rats­etage zu einer förmlichen Vernehmung einzuladen, hatte die Kommissarin sie am Frühstücksbüffet überrascht und sie gebeten, am Tisch ihr gegenüber Platz zu nehmen. Das war wahrscheinlich deren persönliche Taktik.

      »Praktisch, so ein Sugar-Daddy, dann muss man keine Betten mehr machen, um seine Miete zu bezahlen«, sagte die Kommissarin spitz. Heute schien die Gute sogar Reißzwecken gefrühstückt zu haben. Vielleicht sollte sie ihr mal einen Hanftee kochen, damit sich die Dame etwas entspannen konnte.

      Margo ließ einen kurzen verächtlichen Zischlaut hören, dann besann sie sich, ging zum Büffet zurück und begann, die Schälchen mit Konfitüren zu füllen. Das war doch ein ziemlich durchsichtiger Trick, um sie zu provozieren. »Sehr praktisch, ganz genau. Sie scheinen ja beste Erfahrungen zu haben mit Sugar-Daddys.« Sie lächelte kühl. »Aber mit einem Familienschloss im Hintergrund muss man sich ja über so etwas keine Gedanken machen«, giftete Margo zurück.

      Die von Menkendorf schwieg, die Lippen zusammengepresst. Hatte sie einen wunden Punkt erwischt, obwohl sie einfach nur ihrer Fantasie mit ein paar Adelsklischees freien Lauf gelassen hatte? Die Dame kam also wirklich aus einem Schloss, wollte dies aber unter allen Umständen geheim halten, vermutete Margo.

      »Wie nah standen Sie dem Opfer, hatten Sie eine Liebesbeziehung?«, wechselte die Polizistin abrupt das Thema.

      Margo war sonst selten um eine Antwort verlegen, doch von dieser Frage so verblüfft, dass sie plötzlich in der Bewegung stoppte und der Tellerstapel, den sie gerade auf das Büffet stellen wollte, ihr aus der Hand glitt und klirrend zu Bruch ging. Wütend fegte sie die Scherben mit einem Handfeger in einen Eimer, dessen Inhalt sie dann geräuschvoll in einen Müllsack pfefferte.

      Das grenzte an üble Nachrede, sie fragte sich, ob sich das die Menkendorf ausgedacht hatte oder jemand von der Insel? Sie ging nochmals zum Tisch zurück, an dem diese noch immer saß und in ihren Laptop tippte. »Was wollen Sie eigentlich von mir? Glauben Sie, dass ich einen Menschen hinrichten könnte?«

      Dann

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